„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Alte Formen für die neue Liturgie?
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- 31. Januar 2023
Die neue Liturgie ist gültig und gnadenvermittelnd – wenn sie in würdiger Form gefeiert wird. Dem stimmen fast alle zu – aber was bedeutet „würdige Form“? Eine Zeit lang verstand man darunter die Verwendung möglichst vieler Kennzeichen der alten Form, beginnend mit Gewändern, Weihrauch und Altarschmuck bis hin zur Körpersprache des Zelebranten, nach Möglichkeit ergänzt durch die Zelebrationsrichtung „ad Dominum“, gregorianischen Gesang und „möglichst viel Latein“.
Die Vertreter dieses Ansatzes – beispielhaft vorgeführt etwa in Heiligenkreuz und im Brompton-Oratory von London – konnten sich für den Versuch zur Beibehaltung möglichst vieler äußeren Merkmale der überlieferten Form auf die mehrfachen Aussagen Pauls VI. stützen, wonach sich am Inhalt der Liturgie durch die Reform nichts ändern solle. Warum dann also die alten Formen generell verwerfen? Dabei sahen sie sich aber mit dem Widerspruch konfrontiert, daß der gleiche Paul VI. z.B. in seinen Predigten zum Inkrafttreten seines Missales hervorgehoben hatte, man müsse viele Formen und Schätze der Vergangenheit aufgeben, darunter auch die Gregorianik, um den vollen Reichtum seines Reformwerkes zu erschließen.
Die Liturgiekongrgation hat dann später den von ihr als Mißstand betrachteten Versuch der Beibehaltung einiger alter Formen und Gebeten, die nicht ausdrücklich „abgeschafft“ worden waren, zurückgewiesen: Nur das sei erlaubt, was tatsächlich in den Rubriken des neuen Missales positiv erwähnt werde – alles andere sei endgültig Vergangenheit. Nachdem inzwischen der gegenwärtig glücklos herrschende Papst die überlieferte Liturgie für unvereinbar mit dem erneuerten Kirchenverständnis des II. Vatikanums erklärt hat, ist damit jede Grundlage für diesen Versöhnungsversuch entfallen.
Was sonst noch geschah (KW 4)
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- 28. Januar 2023
Der Aufreger der Woche war die Zuspitzung im Streit zwischen Rom und Limburg (samt umliegenden Ortschaften) um die vom Synodalen Weg auf eben diesen gebrachte Einbindung und Unterordnung der Bischöfe in „demokratische Strukturen nach westlichem Verständnis“. Dieser Streit hat eine bislang zwischen – angeblich – papsttreuen Bischöfen und der Zentrale unerhörte Schärfe erreicht. Es sind nicht mehr nur die Berufslaien – als musterhafter Lebenslauf dieser Sorte mag die in Wikipedia geschilderte Funktionärslaufbahn von Stetter-Karp gelten – die hier voll gegen Lehre und Tradition der Kirche anrennen, sondern eine Mehrheit der Bischöfe ist mit dabei. Die Apostasie wird öffentlich. Das hat auch zahlreiche fast ausnahmslos höchst kritische Stellungnahmen in katholischen Medien in aller Welt ausgelöst.
Am Konflikt selbst ist wenig überraschendes – man muß wohl ein Möchtegern-Powerplayer wie Bätzing sein, um jetzt mit naivem Augenaufschlag festzustellen, daß auch der Papst die deutschen Pläne ablehnt. Natürlich hat Bätzing recht, wenn er Franziskus jetzt vorwirft, in der Vergangenheit verwirrende und teilweise sogar in entgegengesetzte Richtung weisende Signale gesetzt zu haben. Daran ist doch nichts Überraschendes – das ist Franziskus Regierungsstil. Er läßt Chaos wuchern, solange es in eine ihm genehme Richtung zu gehen scheint, wobei das „ihm genehme“ weniger von theologischen Inhalten, als von kirchen(macht)politischen Erwägungen abhängt. Und wenn er im Chaos irgendeine Herausforderung seiner Machtansprüche wittert, schlägt er zu. So einfach ist das.
Womit noch lange nicht gesagt ist, daß Franziskus auch übermorgen bei dieser als „hart“ wahrgenommenen Haltung bleibt. Wenn sich das Umfeld wandelt, wandelt sich ein Bergoglio mit.
Berichte von der Peripherie
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- 27. Januar 2023
In diesem Video von Preserve The Latin Mass berichtet die Farmer-Familie Klein aus der früher von Kardinal Burke geleiteten Diözese La Crosse über die Schwierigkeiten und das Leid, das die Umsetzung von Franzuiskus’ Traditionis Custodes durch Bischof Callahan vom aussterbenden Franziskanerorden über seine Familie und die anderen Familien der Gemeinde gebracht. Unter Leitung eines der Tradition aufgeschlossenen Pfarrers waren an ihrem Wohnort innerhalb einer Gemeinde zwei durchaus miteinander verbundene Gruppierungen entstanden, von denen eine sonntags an der neuen, und die andere an der überlieferten Liturgie teilnahm – soweit wir sehen beide gefeiert vom gleichen Priester. Dieses Zusammenspiel, wie Papst Benedikt sich das wohl vorgestellt hatte, ist mit der Aufkündigung aller Feiern im überlieferten Ritus in Pfarrkirchen durch den dienstbeflissenen 'ich führe doch nur Befehle aus'-Bischof zerstört – je nach Alter, Familienstand und Wohnort fällt es dem „altrituellen“ Teil der Gemeinde überaus schwer, neue und für ihr und ihrer Kinder Heil förderliche Gottesdienste zu finden.
Das Klein-Video ist nur eines aus einer ganzen Serie von Zeugnissen einfacher Gläubiger „von der Peripherie“, die schildern, welche Auswirkungen die brutalen Maßnahmen – die ja offenbar demnächst noch weiter verstärkt werden sollen – auf die Menschen in den Gemeinden haben. Doch die Dampfwalze der Kirchenzerstörer rollt unbeeindruckt weiter. Möge Psalm 51 ihnen eine Warnung sein:
Den ganzen Tag sinnst du auf Unheil, scharf ist deine Zunge wie ein Schermesser;
Das Böse ist dir lieber als das Gute, und du redes Unrecht mehr als Recht;
Du trügerische Zunge, du liebst alle verderblichen Reden;
Deshalb wird Gott dich auf immer verderben, dich wegraffen aus deinem Zelt und herausreißen aus dem Land der Lebenden.
Allzuviel Zeit hat Franziskus der Unbarmherzige nicht mehr, um sich diese Mahnung zu Herzen zu nehmen, und mit dem Land der Lebenden ist nach christlicher Lesart nicht nur die Gegend zwischen Buenos Aires und Rom gemeint.
Novus Ordo – abschaffen und verbieten
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- 26. Januar 2023
Früher als unsererseits geplant gibt ein Artikel von Erzbischof Vigano auf LifeSiteNews Gelegenheit und zeigt wohl auch die Notwendigkeit, sich mit der nicht nur von dem kämpferischen Erzbischof schon früher erhobenen Forderungen nach einem „Verbot“ des Missales Pauls VI. zu befassen. Und das nicht nur deshalb, weil eine dahingehende Forderung angesichts der aktuellen kirchenpolitischen Verhältnisse einigermaßen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Die Gründe, eine solche Forderung nicht aufzustellen und überhaupt mit Rufen nach „Abschaffung“ zurückhaltend zu sein, gehen tiefer als kirchenpolitische Überlegungen. Doch der Reihe nach.
Der Artikel von Erzbischof Viganò, der als früherer Nuntius in den USA eine wichtige Position im Kirchenmanagement bekleidet hat, besteht im Prinzip aus zwei Teilen: Einmal einer eher allgemeinen Konzilskritik, gefolgt von der in der Verbotsforderung gipfelnden Kritik an der Liturgiereform der 70er Jahre. Die Schärfe dieses Teils ist nicht zuletzt in einer Verärgerung über die deutlich gemäßigtere Position des mehrfach namentlich genannten Priors und Liturgiewissenschaftlers Alcuin Reid zu sehen. Eines Mannes, der immerhin wegen seine Widerstandes gegen die praktischen Auswirkungen von Traditionis Custodes von Rom mit der Strafe der Suspendierung belegt worden ist.
Im ersten Teil mit der Konzilskritik bleibt Erzbischof Viganò im Wesentlichen im Rahmen der bisher bekannten und nicht nur von tridentinischen Glaubenstreuen geteilten Kritik an der Vieldeutigkeit vieler Dokumente und der modernistischen Verfälschung des Pastoralkonzils zum Superdogma, das vielfach als Auftrag zur Neugründung der Kirche ausgelegt wird. Allerdings verzichtet er auf die nicht zuletzt von Benedikt XVI. betonte Unterscheidung zwischen Konzil und Konzilsgeist bzw. „Konzil der Medien“ – er verwirft das Konzil in Bausch und Bogen und kommt so schließlich zu der Forderung, daß ein künftiger „frommer und rechtgläubiger Papst“ das II. Vatikanum für illegitim, ungültig und nichtig erklären möge.
Vieles, was der Erzbischof zur Untermauerung dieser Forderung anführt, ist zustimmungsfähig oder zumindest diskussionswürdig.
Kein anderes Evangelium!
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- 24. Januar 2023
Die Überschrift „gehört“ einer evangelischen Bewegung, die sich vor allem gegen die moderne Bibelwissenschaft des Protestantismus (die inzwischen von der katholischen Staatstheologie übernommen worden ist) wendet, und mit der Katholiken sicher in manchem nicht einer Meinung sind. Aber der Name stimmt, und das Programm, das er zum Ausdruck bringt, ist auch das Unsere. Wenn einer daherkommt – und sei es ein Prälat in rot oder gar in weiß – und uns ganz plump unter „heute würde Jesus sagen“ etwas unterjubeln will, was der heutige Jesus, sollte er nicht inzwischen schizophren geworden sein, ganz sicher nicht sagen würde – nicht mit uns. Da sind wir ganz bei Paulus im 1. Brief an die Galater: „Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.“
„Kein anderes Evangelium!“ - das wäre der Kriegsruf (denn ja, wir sind im Krieg), unter dem sich die glaubenstreue Katholiken treffen können, auch wenn sie in Sachen „Alte Messe“ unterschiedlicher Meinung sind. Es reicht völlig, wenn sie darin übereinstimmen, daß es nicht gut für die Gläubigen und die Kirche insgesamt ist, wenn das, „was früheren Generationen heilig war“, nicht auch uns Heutigen „heilig und groß“ bleibt. Also das unveräußerliche Existenzrecht der überlieferten Liturgie anerkennen.
Leider ist diese Übereinstimmung noch nicht einmal unter denen eine Selbstverständlichkeit, die „kein anderes Evangelium“ wollen. Keine Sekunde lang wollen wir die Glaubenstreue z.B. der zisterziensischen Gemeinschaft von Heiligenkreuz bestreiten – auch wenn deren Mitglieder sich immer wieder unverständlicher- und völlig unnötigerweise gegen die Fortführung der überlieferten Liturgie wenden, wie der damalige Rektor Karl Wallner bereits im Zusammenhang mit dem Erlass von Summorum Pontificum 2007 oder der gegenwärtige Abt Heim im vergangenen Sommer vor dem Kongress „Freude am Glauben“ in Regensburg. Auch Beifall soll er dafür bekommen haben – von dieser Zuhörerschaft. Nun gut – Mönche, die ein besonderes Gehorsamsgelübde abgelegt haben (und das in Heiligenkreuz wohl auch recht ernst nehmen), sind in dieser Sache ein Kapitel für sich. Aber es sind ja nicht nur Mönche wie Abt Heim, die die Tradis immer wieder auffordern, ihr angeblich die Einheit der Kirche verletzendes Festhalten an der überlieferten Liturgie aufzugeben, denn: „Die neue Messe, wenn man sie ordentlich feiert, ist das gleiche Kreuzesopfer“ – so Heim in Regensburg.
Der Einschub „wenn man sie ordentlich feiert“ ist verräterisch.
Was sonst noch geschah (KW 3)
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- 21. Januar 2023
Die freundlichste Meldung einer insgesamt eher unfreundlichen Woche war die aus Coburg, wo die Teddy Fabrik Hermann in memoriam Josef Ratzinger einen Papst-Teddy (s. Bild rechts) auf den Markt gebracht hat. Wer auch sonst zum Lachen eher in den Keller geht, mag Fragen von Pietät oder Gewinnstreben aufwerfen – unsereins findet jedenfalls den plüschigen Bärenpapst weitaus akzeptabler als die stählernen Leoparden, aus deren Kanonen neuerdings das Heil der westlichen Welt hervorgehen soll.
Die wirklich erfreuliche Meldung der Woche kommt aus der amerikanischen Hauptstadt Washington, wo derzeit nicht nur die Leoparden-Lobby auf den Tischen tanzt, sondern auch der durchaus entgegengerichtete „Marsch für das Leben“ eines der stärksten Signale der vergangenen Jahre gezeigt hat. Die Zahl der Teilnehmer ist bislang noch nicht einmal schätzungsweise anzugeben – aber die Videos auf LifeSiteNews zeigen, daß es sehr, sehr viele waren, wohl hunderttausend oder mehr.
Durchaus erfreulich auch einiges vom Büchermarkt. Auf Italienisch bereits erschienen ist eine Sammlung bisher unveröffentlichter Texte Benedikts XVI. aus seinen letzten Jahren, die sogar auf haeretisch.de eine einigermaßen sachliche Würdigung erfuhr, bevor ein bislang unbekannter evangelischer Theologe ebendort die „sehr düstere Sicht“ des Verstorbenen auf die Lieblingsprojekte der Ökumenianer beklagte und so alles wieder ins rechten Framing brachte.
Im Zusammenhang erwähnenswert: Nach Auskunft von Erzbischof Gänswein hat der verstorbene Emeritus verfügt, seine nicht explizit zur Veröffentlichung bestimmten Unterlagen zu vernichten.