„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Absturz in die Bedeutungslosigkeit
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- 27. September 2022
Die Niederlande galten in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und des vergangenen Konzils als die große Zukunftswerkstatt der Kirche: hier wurde mit neuem Katechismus, Handkommunion und Pseudo-Diakoninnen am Altar erdacht und erprobt, was die Kirche in einen neuen Frühling führen sollte. Was daraus geworden ist, kann man heute nicht nur in den Niederlanden als umfassende Katastrophe besichtigen. Der Rede vom neuen Frühling hat das bislang wenig Abbruch getan hat – außer daß man vielleicht seit ein paar Jahren lieber von „Neuevangelisierung“ spricht, ohne daß das, was damit gemeint oder gewollt ist, im Reformlager jemals mehr Substanz gewonnen hätte als der verweltkte neue Frühling.
Bischof Jan Hendricks von Harlem-Amsterdam hat vor 14 Tagen seine noch verbliebenen 90 Pfarrei-Leiter (ob auch *innen, war nicht zu erfahren) um sich versammelt und ihnen den Fahrplan für das kommende Jahrzehnt mitgeteilt. Danach müssen 99 der bislang 164 Kirchen in der Diözese inenrhalb der nächsten 5 Jahre zugemacht werden – keine Priester für die Seelsorge, keine Menschen, die als Gläubige ihre Seelen für irgendeiner besonderen Sorge bedürftig erachten, kein Geld für Heizung und Unterhalt. 37 weitere Kirchen stehen dann für die nächsten 5 Jahre auf dem Absterbe-Etat – die dann noch übrigen 28 Schwerpunkt-Kirchen müssen reichen.
Bei der niederländischen Bevölkerungsdichte, Siedlungsstruktur und relativ gut ausgebautem Nahverkehr mag das auch reichen, denn während in den 50er Jahren dort noch 80% der Katholiken die Sonntagsmessen besuchten, sind es heute gerade noch einmal 3%. Bei 425 000 Taufschein-Inhabern wären das etwa 13 000 Gottesdienstteilnehmer – und der größere Teil davon ist heute schon deutlich über 70 Jahre alt und wird noch schneller wegsterben, als das Kirchenschließungsprogramm umgesetzt werden kann. Kirchlich geheiratet wird wenn überhaupt oft nur noch des Events wegen, Geburten gibt es wenige, und Taufen noch weniger. Grob geschätzt wären dann für 2032 in Haarlem-Amsterdam vielleicht 2 – 3000 Besucher der Sonntagsgottesdienste zu erwarten, also maximal 90 pro Schwerpunkt-Kirche – das werden die dann noch zur Verfügung stehenden Seelsorger*innen ja wohl noch schaffen, nachdem sie sich vom Ballast der „Altrituellen“, „Vorkonziliaren“ und sonstigen „Reformgegnern“ befreit haben.
Machen wir uns nichts vor: Was hier bevorsteht, ist kein gepflegtes „downsizing“ von der Volkskirche zur „Entscheidungskirche“ – das ist ein krachender Absturz in die Bedeutungslosigkeit einer Randgruppe, deren Angehörige sich gelegentlich zwecks Selbstbespiegelung zusammenfinden – weit hinter dem Tulpenzüchterverin und den Trainspottern, von den Moscheenvereinen ganz zu schweigen. Bedeutungslosigkeit nicht nur als Kenngröße im gesellschaftlichen Kräftespiel, sondern als Ausdruck der absoluten Unfähigkeit, Menschen zu erreichen, Werte zu vermitteln und Seelen auf dem Weg zum Heil zu unterstützen. Und mit überaus schädlichen Auswirkungen auch auf die zerstreuten Gruppierungen, die sich – wenn auch auf unterschiedliche Weise – um die Erhaltung der Substanz bemühen.
Angesichts solcher Perspektiven von „Neuevangelisierung“ auch nur zu träumen, ist Ausdruck höchsten Realitätsverlustes. Zumal der Absturz ja nicht auf die Niederlande beschränkt ist, sondern in den anderen mittel- und westeuropäischen Ländern im gleichen rasanten Tempo vor sich geht. Der Tiefpunkt ist noch nicht erreicht, wie die neuesten Meldungen aus den Niederlanden, von denflämischen Bischöfen Belgiens und dem Synodalen Weg der Teutonen erkennen lassen.
Das Elend des Episkopats
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- 26. September 2022
Heute beginnt in Fulda die Herbsttagung der deutschen Bischofskonferenz. Man kann gespannt sein, ob und wie lange noch es diesem Verein, der seinen inneren Zusammenhalt längst verloren hat, noch gelingt, zumindest den äußeren Anschein von Einheit aufrecht zu erhalten. Die Amtsversagen des stellvertretenden Vorsitzenden Bode und seine mangelnde Bereitschaft, dafür Verantwortung zu übernehmen, haben neue Bruchlinien sichtbar werden lassen.
Wir mußten uns in den vergangenen 14 Tagen mit einzelnen Aspekten des vor unseren Augen stattfindenden Zusammenbruchs der katholischen Kirche in Deutschland beschäftigen – mit ihrer beschleunigten Umwandlung in einen Sozialkonzern, mit dem Versuch zur Abschaffung der überlieferten Sexualmoral der Kirche und mit der Spaltung des Episkopats in eine Mehrheit von modernistischen linksgrünen Zeitgeistanbetern und eine Minderheit von Katholiken.
Peter Winnenmöller versucht heute auf kath.net eine Zusammenschau dieser und anderer Zerfallserscheinungen, und zwei Abschnitte, daraus haben uns besonders gefallen:
Die Krise der Kirche geht tiefer (als die Mißbrauchsdiskussion anzeigt). Was bitte nützte es uns, wenn wir einen Bode absetzen und einen jüngeren Bode-Klon auf der Kathedra von Osnabrück platzieren?
Dank an die Aufrechten
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- 24. September 2022
Es vergeht kein Tag, ohne daß die von der deutschen Bischofskonferenz ausgehaltenen Dreckschleudern, Verleumder und Rufmörder von nicht-genannt-soll-es-sein.de den Kölner Kardinal und Erzbischof mit meistens zum x-ten Mal aufgewärmten alten Angriffen und seltener mit neuen Attacken überziehen. Staunenswert, wie der Mann das aushält – und zum Erschaudern, mit welcher Skrupellosigkeit und virtuellen Mordlust seine Amtsbrüder in Christo diesem Treiben ja nicht nur zusehen, sondern es finanzieren und anstacheln. Und das alles nicht etwa deswegen, weil der Erzbischof einen betont traditionalistischen oder gar „gegen DAS KONZIL“ gerichteten Kurs steuern würde, sondern nur, weil er sich weigert, auf dem zur Apostasie und geradewegs ins Schisma führenden Weg der Mehrheit des deutschen Staatskatholizismus und seiner Staatstheologen mitzulaufen. Deshalb soll er vernichtet werden, so, oder so.
Natürlich ist der Kölner Kardinal nicht nur in Sachen Liturgie ein Produkt der nachkonziliaren Entwicklung, und in normalen Zeiten hätten Tradis sicher viel mit ihm zu diskutieren. Aber da, wo es nicht nur um Zweckmäßigkeit und Klugheit geht, sondern wo die Substanz von Glauben und Lehre berührt ist, steht er zusammen mit der Handvoll Amtsbrüdern aus Süddeutschland, einigen Weihbischöfen und den gerade noch zwei treu gebliebenen deutschen Kardinälen in Rom dann, wenn es darauf ankommt, auf der katholischen Seite. Und während die blasierten Nordlichter um Heeße, Genn oder Bode glauben, die glaubenstreuen Bayern als quantité négligeable abtun zu können – so sind sie halt, die Exoten von südlich des Weißwurstäquators – tut ihnen die Widerständigkeit des Kölner Erzbischofs richtig weh. Köln hat Gewicht, Köln zählt, nach Köpfen und Seelen, aber auch finanziell. Und so zetteln die Partisanen von DBK und ZDK einen Aufstand opportunistischer Subalterner und eine Pressekampagne nach der anderen an, um den letzten katholischen Erzbischof in Deutschland zu Fall zu bringen. Ein widerwärtiges Schauspiel – und es wird nicht leichter erträglich dadurch, daß das bergoglianische Rom dem nicht nur schweigend zuschaut, sondern mit zweideutigen Signalen Komplizenschaft andeutet.
Wir haben allen Grund zur Dankbarkeit, daß in der ansonsten fast ungebremst im Abfall begriffenen Deutschkirche – die Abstimmungsergebnisse auf dem synodalen Irrweg sprechen eine klare Sprache – neben einer unbekannten Zahl von Priestern „vor Ort“ dieses kleine Dutzend Bischöfe den wahren Glauben und die überlieferte Lehre nach Kräften verteidigt – gegen die überwältigende Mehrheit ihrer apostatischen „Amtsbrüder“ und der irrlichternden non-Professores an den Fakultäten der Staatstheologie. Von daher verbindet uns mit ihnen mehr, als uns die durchaus tiefreichen Meinungsunterschiede in Sachen Liturgie von ihnen trennen. Wenn die Anhänger der Tradition sich in vielem von der offiziellen Kirche separieren, dann nicht aus Dünkel, etwas Besseres zu sein, sondern aus der begründeten Sorge, dort mit in den Strudel des Niedergangs gerissen zu werden. Gerade Kardinal Woelki ist ein Beispiel dafür, wie schwer es selbst einem hohen Würdenträger fällt und gemacht wird, diesem Sog zu widerstehen. Doch wenn der Kölner steht, solange der Papst ihn nicht fallen läßt, wenn ein Bischof wie Bertram Meier von Augsburg Diakone der Petrusbruderschaft weiht und ein Kardinal wie Müller die Glaubensverderber im deutschen Episkopat als die Häretiker bloßstellt, die sie sind, besteht auch für die Kirche in Deutschland noch Hoffnung.
Da wäre es ein schönes Zeichen des sentire cum ecclesia und der Einheit über die Ritusunterschiede hinweg, am kommenden und an vielen kommenden Sonntagen in den Gemeinden der Tradition laut und vernehmlich für den kleinen Rest der deutschen Bischöfe zu beten, daß der Geist Gottes sie in ihrem Widerstand stärke und ihnen – und uns – den Weg zu einem neuen Frühling weise, der nicht auf Luf und Trug, sondern auf Wort und Weg des Herrn gebaut ist.
Schlechte Nachrichten aus Frejus-Toulon
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- 22. September 2022
Wie auf Gloria-TV gemeldet wird, hat der unter Kuratel gestellte Bischof Rey von Frejus-Toulon bei einem Priestertreffen weitere Restriktionen mitgeteilt, die ihm die Bischofskongregation nach dem Verbot der für Juli geplanten Weihen auferlegt hat.
♦ Sämtliche Orden und Gemeinschaften der Diözese müssen sich einer Visitation durch vatikanische Vertrauensleute unterziehen;
♦ Bischof Rey kann keine neuen Gemeinschaften mehr in der Diözese zulassen;
♦ Sämtliche Priester, die in der Diözese tätig sind, sind verpflichtet, bei der Chrisammesse zu konzelebrieren und „wenn erforderlich“ das Amt des Vorstehers bei NO-Eucharistiefeiern zu übernehmen;
♦ Für die Aufnahme neuer Priester in der Diözese ist die Zustimmung des Priesterrates erforderlich.
Diese Anordnungen, deren rechtliche Zulässigkeit durch Juristen zu überprüfen wäre, liegen jedenfalls konsequent auf der Linie von Traditionis Traditores und zeigen auf exemplarische Weise, mit welchen Mitteln Rom die sich als so überaus lebenskräftig erweisende überlieferte Liturgie doch noch vernichten will. Während die Häretiker des Synodalen Weges und der Pseudo-Ehe für gleichgeschlechtliche Paare unter allerhöchstem Augenzwinkern ihr Zerstörungswerk fortsetzen können, werden die Anhänger der Kirche von zwei Jahrtausenden marginalisiert und immer brutaler aus der Kirche herausgedrängt. In der neuen Kirche des Zeitgeistes soll nichts mehr an die Kirche des Heiligen Geistes in der Vergangenheit erinnern.
Natürlich wird das Unternehmen scheitern. Die Frage ist, wie lange es dauert, bis diese Einsicht auch in Rom Platz greift. Die zweite Frage ist, wie es den Gemeinden und Gemeinschaften, die die Treue zur überlieferten Lehre und Liturgie bewahren wollen, am besten gelingen kann dem Druck, der von den Glaubensverrätern von allen Seiten auf sie ausgeübt wird, zu widerstehen.
Apostasie im Vormarsch!
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- 21. September 2022
Der harte Kern der deutschen Glaubensverräter*innen mit und ohne Weihe nutzt den Synodalen Irrweg, um die Apostasie voranzutreiben und den endgültigen Bruch mit der Lehre der Kirche durchzusetzen. Ihre belgischen Gesinnungsgenoss*innen haben ein anderes Verfahren gewählt: Ohne, daß zuvor davon in der Öffentlichkeit viel zu vernehmen gewesen wäre, haben sie jetzt die Einführung von Segnungszeremonien für homosexuelle Paare angekündigt und die dafür vorgesehenen liturgischen Formulare vorgelegt. Damit verstoßen sie in einer grundsätzlichen Frage der katholischen Ehe- und Sexuallehre frontal und unversöhnbar gegen Lehre und Rechts der Kirche, wie die Glaubenskongregation erst im März 2021 ausdrücklich bekräftigt hat. Belgiens Bischöfe überholen damit ihre deutschen Amtsbrüder und -schwestern, die diesen Punkt in den Dokumenten des synodalen Irrwegs noch als „Vorschlag“ oder „Zielvorstellung“ getarnt haben, und gehen in den offenen Konflikt mit Rom.
Nicht, daß die Machthaber und Strippenzieher der deutschen Reformation 2.0 weit von diesem Konflikt entfernt wären. Kardinal Brandmüller hat dieser Tage noch einmal im Interview mit der amerikanischen LifeSite-News klar ausgesprochen, was Sache ist: Die von den Bischöfen auf dem synodalen Weg mit skandalösen Mehrheiten verabschiedeten Dokumente – auch das lediglich an einer Sperrminorität der letzten Aufrechten gescheiterte Grunlagenpapier 1 fand ja deutliche Mehrheiten – „kann man nur als Massenabfalll von Schrift und Tradition bezeichnen“. (Ganz und auf Deutsch auf kath.net). Die seit der Synodalsitzung bekannt gewordenen Wutausbrüche einzelner Bischöfe gegen ihre wenigen glaubenstreuen Amtsbrüder und das Dauerfeuer auf katholisch.de gegen alles, was auch nur entfernt der überlieferten und unaufgebbaren katholischen Lehre ähnelt, lassen keinen Zweifel mehr zu: Diese Bande fährt auf Bruch. Die Kirchensteuer (zur Not als Abfindung) und die Dome wollen sie behalten, den Papst – wenn er sich denn dreinfügt – als Frühstückspräsidenten vielleicht auch noch, aber für den Rest haben sie keine Verwendung. Das ist nur Ballast, weg damit.
Die Macht der Riten
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- 20. September 2022
Vier Milliarden Menschen, so ist heute zu erfahren, haben gestern die Videobilder von der Beisetzung der verstorbenen englischen Königin Elisabeth II. gesehen. Die wenigsten wohl ganz, und die meisten, weil sie sich ohnehin keinen Promi-Auftritt entgehen lassen oder fasziniert davon waren, wie sich hier vor ihren Augen Mittelalter-Live entfaltete. Nur, daß es eben kein Mittelalter-Spektakel war, kein Rollenspiel, sondern alles in echt – so echt das eben im 21. Jahrhundert noch sein kann. Und das ist nicht wenig.
Wer in die Aufzeichnung der kirchlichen Beisetzungsfeierlichkeiten in der Schloßkirche von Windsor hineinschaute, bekam vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben einen Eindruck von einer feierlichen Liturgie, wie sie über ein Jahrtausend lang die feierlichen Gottesdienste der römischen Kirche und trotz deren Abspaltung auch der anglikanischen Gemeinschaft prägt. Der Gottesdienst in Westminster Abbey war stark von der (heute nur noch fiktiven) Einheit von Staat und Kirche in der englischen Monarchie geprägt, die erste Lesung wurde vorgetragen von der Sekräterin des Commonwealth, die zweite von der soeben erst ins Amt gekommenen Premierministerin seiner Majestät. Dem säkularen Geist erscheint solches überaus befremdlich – nicht wenige Zuschauer mögen es als Provokation empfunden haben.
In Windsor war die Kirche quasi „bei sich“. Der Sarg der Königin, der von der ganzen Familie und den kirchlichen und weltlichen Würdenträgern begleitet wurde, war ein letztes Mal mit den Insignien der Königswürde geschmückt. Diese Insignien wurden am Ende der Zeremonie (im Video ab min 26) von den Verwaltern der königlichen Schatzkammer vom Sarg genommen und dem Dean der Schlosskirche überreicht, der sie feierlich auf dem Altar niederlegte: Die Königin von Gottes Gnaden gibt die Krone in die Hände Gottes zurück – erst dann kann der Sarg mit der sterblichen Hülle in die Gruft zu den anderen vor kürzerer oder längerer Zeit verstorbenen Familienmitgliedern herabgesenkt werden.