„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
31 Neupriester für die Tradition
- Details
- 15. Juli 2021
Die Kollegen von messainlatino haben dieser Tage die Aufstellung der ihnen bekannt gewordenen Priesterweihen im ersten Halbjahr 2021 für den ürlieferten Ritus veröffentlicht. (Quelle - dort auch Links zu Aufstellungen früherer Jahre) Dabei kommen sie auf die (vorläufige) Gesamtzahl von 31. Auf das ganze Jahr hochgerechnet wäre demnach mit einer Zahl um die 60 zu rechnen – das entspräche in etwa der Zahl der Männer, die in den letzten Jahren in Ländern wie Frankreich oder Deutschland für die Diözesen geweiht werden konnten.
Betrachtet man die oben ermittelte Zahl nach nationaler und spiritueller Herkunft genauer, ergibt sich folgendes Bild: Mit je 10 Priesterweihen liegen die Petrus- und die Piusbruderschaft weiterhin vorne, doch das Institut Christus König und Hoherpriester mit 8 Neuweihen scheint – zumindest für dieses Jahr - zur Spitzengruppe aufzuschließen. Es folgen das Institut Bon Pasteur mit zwei Neupriestern und die Abtei Sainte Madelaine du Barroux mit der einen Weihe vom 11. Juli. (Bericht)
Nach Herkunftsländern sieht die Verteilung folgendermaßen aus: 10 der Neugeweihten kommen aus den USA, 6 aus Frankreich, 3 aus Deutschland und 2 aus Tschechien. Aus weiteren europäischen Ländern wie Österreich, Schweiz, Litauen, Spanien und Irland kommt je ein Neugeweihter – macht zusammen noch einmal 5. Aus Kanada und Neuseeland kommt ebenfalls je ein Neupriester, dazu dann noch je einer aus Mexiko und Brasilien. Auffällig ist, daß zumindest bis jetzt kein Italiener dabei ist – die Zerschlagung der Franziskaner der Immakulata und die Auflösung ihres Priesterseminars machen sich hier schmerzlich bemerkbar. Ebenso auffällig ist, daß die überwiegende Mehrzahl der Neupriester aus dem (mehr oder weniger zutreffend) um Nordamerika erweiterten „europäischen Raum“ stammt – Afrika, Indien und Asien sind zumindest in diesem Jahr und bis jetzt überhaupt nicht vertreten.
Nicht Athanasius war der Kirchenspalter!
- Details
- 14. Juli 2021
Es hat keinen Sinn, wenn traditionsorientierte Katholiken jetzt in Erwartung der Revision des Motu Proprio wie das Kaninchen auf die Schlange nach Rom blicken - auch wenn das schon ein veritabler Lindwurm ist, der dort sein hässliches Haupt erhebt. Aber die Kirche ist keine durch nichts gezügelte Despotie, selbst wenn das gelegentlich, auch in der Geschichte, so scheinen mag. Das Papstamt gibt keine Vollmacht zur Willkür. Wer den Gehorsam vor der Tradition und seinen Vorgängern im Amt verweigert, schwächt sein moralisches Recht, seinerseits bedingungslosen Gehorsam einzufordern – zumal nicht erst der aktuelle Pontifex seit Jahrzehnten jede Art von Ungehorsam ins Kraut schießen ließ, wenn dieser sich nur als Erfüllung der Einflüsterungen des Geistes DES KONZILS zu tarnen verstand. Doch dieser Geist ist selbst immer deutlicher als Ungeist (so Joseph Ratzinger, Zur Lage des Glaubens) erkennbar geworden. Wohin dieser Geist geführt hat, ist für jeden, der sich nicht in der Blase römischer Kurialstuben oder deutscher Ordinariatsbetriebe eingeschlossen hat, längst unübersehbar geworden: Zum Ende der katholischen Kirche sowohl in der Form, die wir aus der Geschichte kennen, als auch in der Form, die uns die falschen Propheten der permanenten Reform und des Gottes der Überraschungen versprochen haben. Sie sind bankrott, und die Gnadenfrist, für die sie den Offenbarungseid noch hinausschieben können, wird täglich kürzer.
Ganz so drastisch hat es wohl Joseph Ratzinger in seiner Rundfunkansprache von 1969 (Bericht) nicht erwartet, als er prognostizierte, daß nur ein kleiner rechtgläubiger Kern übrig bleiben werde – aber die Richtung hat er schon damals sehr wohl erkannt. Das Konzil (oder, für die Freunde der Wortklauberei: Seine Rezeption), das den neuen Frühling versprach, hat in die Wüste geführt
Nein, „Erfolg“ ist keiner der Namen Gottes, und die Kirche Christi wird weiter leben, selbst wenn es eines Tages (in Deutschland) keine Bischöfe mit Staatsekretärsgehältern mehr gibt, und selbst wenn der Petersdom und die vatikanischen Museen, von den Bankrotteuren verspielt, unter den Hammer kämen. Aber für die Gläubigen, die nichts anderes wollen, als am Glauben ihrer Väter festzuhalten, so wie er seit der Zeit Apostel überliefert worden ist, besteht auch keine Verpflichtung, in vermeintlich frommer Selbstaufgabe jedem Willkürakt aus Rom zu folgen, der die Kirche immer weiter von der Lehre Christi und der Überlieferung der Väter entfernt. Nicht der hl. Athanasius hat seinerzeit die Kirche gespalten, sondern ein abtrünniger Episkopat und ein dem Kaiser unterwürfiger Papst.
Le Barroux und der „Ritus von 1965“
- Details
- 13. Juli 2021
Die Nachricht von der Priesterweihe durch Kardinal Müller in Le Barroux im alten Ritus hat hier und da wieder den alten Vorwurf laut werden lassen, in diesem Kloster der Tradition werde ja „nur“ nach dem „Ritus von 1965“ zelebriert. Wer das über dreistündige Video sehr genau verfolgt, wird tatsächlich einige Abweichungen vom Gebrauch des Missales von 1962 feststellen. Gut zu sehen auf dem (von einer anderen Gelegenheit stammenden) Photo rechts von der Lesung, die „zum Volk hin“ erfolgt – oder sollte man nicht besser sagen: „zum Mönchschor hin“. Denn „Volk“, soweit es anwesend ist, hat seinen Platz noch ein gutes Stück weiter hinten im Kirchenschiff. Zum Thema „1965“ hier einige Informationen zum Vorder- und Hintergrund.
Die Liturgie in Le Barroux wird grundsätzlich nach dem Stand der Bücher von 1962 zelebriert – auch die hl. Messen, die alle Priestermönche regulär täglich an einem der Altäre der Kirche zelebrieren. Es gibt nur eine Ausnahme: In der Konventsmesse, und nur dort, gelten nach einem Rescript der Kommission Ecclesia Dei vom 22. Februar 1989 einige Sonderregelungen. Einige davon stimmen mit dem Gebrauch von 1965 überein (die dieser übrigens teilweise aus älterem monastischem Gebrauch übernommen hat). So gilt z.B. die Vorgabe, daß die Konventsmesse dann, wenn sie unmittelbar an eine Hore des Offiziums anschließt, direkt mit dem Introitus beginnt – ohne Stufengebete. Ebenfalls altem monastischem Gebrauch entspricht die mit diesem Rescript gestattete Praxis, daß der Zelebrant die oratio super oblata laut singt und das Paternoster von allen gemeinsam gesungen wird. Eine andere von Ecclesia Dei ausdrücklich nur als „Möglichkeit“ erwähnte Abweichung gegenüber 1962, die Einfügung von „preces universales“ vor dem Offertorium, wird unseres Wissens in Le Barroux regulär nicht praktiziert. Das „per ipsum“ und der Schlußsegen werden gesungen, das Schlußevangelium entfällt – auch das Rubriken, die zwar 1965 gegenüber dem Stand des 19. Jahrhunderts eingefügt worden sind, die aber eine lange mittelalterliche Tradition haben.
Kardinal Müller weiht Priester in Le Barroux
- Details
- 11. Juli 2021
Am heutigen Festtag des hl. Benedikt hat S.E. Gerhard Ludwig Kardinal Müller in der Abteikirche von Le Barroux einem Mönch des Klosters die hl. Priesterweihe erteilt. Wie nach den traditionellen Riten der Kirche vorgesehen, erfolgte die Weihe im Rahmen eine feierlichen Pontifikalamtes nach Missale und Ordnung der Bücher des überlieferten Ritus. Eine Aufzeichnung der heute vormittag life gestreamten fast 3 1/2-stündigen Zeremonie ist auf Youtube abrufbar.
(14. 7.) Inzwischen ist ein autorisierter Wortlaut der Predigt in deutscher Sprache verfügbar, erschienen auf kath.net. Neben tiefschürfenden Ausführungen zum Wesen des Priestertums äußerte sich der Kardinal auch zur Lage der Kirche allgemein. Wir zitieren daraus einige kurze Abschnitte:
Ich bewundere – menschlich gesagt – Ihren Mut und – geistlich gesprochen – Ihr Gottvertrauen. Als ein Sohn des hl. Benedikt treten Sie in einer Zeit an den Weihealtar, die an vergleichbar ist mit Untergang der Antike in ihrer eigenen Dekadenz und die uns Christen doch hoffen lässt auf einen neues Zeitalter des christlichen Humanismus. (...)
Nicht der Klerikalismus, was immer das sein mag, sondern die Abkehr von der Wahrheit und die moralische Zügellosigkeit sind die Wurzeln des Übels. Die Korruption der Lehre zieht immer die Korruption der Moral nach sich und manifestiert sich in ihr. Die schwere Versündigung an der Heiligkeit der Kirche ohne Gewissensbisse ist die Folge der Relativierung des dogmatischen Fundaments der Kirche. (...)
Denn die wirkliche Gefahr für die Menschheit von heute besteht in den Treibhausgasen der Sünde und im global warming des Unglaubens und des posthumanistischen Zerfalls der Moral, wenn niemand mehr den Unterschied zwischen Gut und Böse kennt und lehrt. Der beste Umweltschützer und Naturfreund ist der Verkünder des Evangeliums und seiner ewigen Wahrheit, dass es nur mit Gott ein Überleben gibt und zwar nicht nur limitiert und für demnächst, sondern für immer und ewig.
Eine Rituskirche für die Tradition?
- Details
- 10. Juli 2021
Peter Kwasniewski hat auf einige markante Schwächen des Motu proprio "Summorum pontificum" von 2007 aufmerksam gemacht, die allerdings auch von den Kritikern der relativen Freigabe der "alten Messe" bisweilen strapaziert werden. Die Redeweise von zwei Formen desselben Ritus wird von beiden Parteien als Wunschdenken empfunden. Papst Benedikt XVI. beabsichtigte vermutlich eine Konvergenz: der ältere usus sollte sich dem neuen öffnen, vor allem aber der neue wieder mehr wie der ältere zelebriert werden. Diese Perspektive war nicht tragfähig, vor allem weil der "novus ordo" immer weiter degeneriert. In keiner Fernsehmesse des ZDF kommt das Messbuch von 1970 selber zu Wort, allenfalls ungefähr. Die meisten Zelebranten im deutschen Sprachraum lösen die Form der "neuen" Liturgie noch immer weiter auf. Der Originaltext des Missale, auch auf Deutsch, enthält immer noch viel zu viel katholische Religion, um im Horizont der "Gegenwart" (d.h. des 'Neuen Dogmas') den Zuhörern zumutbar zu sein.
Allerdings wurde der "novus ordo missae" nicht einfach anlasslos aus böswilliger Experimentierfreude geschaffen. Zur Überraschung aller war mit dem Konzil und danach die überlieferte Liturgie zusammengebrochen. Warum dies nach so alter Tradition überhaupt geschehen konnte, wird von traditionsorientierter Seite zu schlicht mit einem Versagen der hierarchischen Autorität beantwortet. Papst Paul VI. ist mit der Reform von 1970 über die Vorgaben des Konzils hinausgegangen, weil diese Forderung "in der Luft lag". Klerus und viele Laien strebten über die Vorgaben noch hinaus, bis heute. Die liturgische Gesetzgebung um 1970 hatte also auch einen konservativen Zug, sollte den Schaden begrenzen, der längst eingetreten war.
Die Entwicklung der letzten 14 Jahre legt nahe, dass sich der liturgische Modernismus weniger denn je mit der Tradition anfreunden wird. Eine Konvergenz beider "Formen" der römischen Liturgie ist nicht in Sicht. In manchen Weltgegenden wird die "neue" Liturgie nur noch in das Absterben liturgischer Praxis einmünden, beispielsweise in vielen deutschen Diözesen. In anderen Weltgegenden 'funktioniert' das Glaubensleben mithilfe der "erneuerten" Liturgie in der Volkssprache und kaum jemand vermisst die lateinische Messe, egal ob alt oder neu. Insofern hat das pastorale Motiv für die Liturgiereform mancherorts Früchte getragen. "Bei uns" wäre das vielleicht auch möglich gewesen, wenn nicht gleichzeitig mit der liturgischen Sittenverwilderung die vorsätzliche Demontage der Theologie, Katechse und Moral der katholischen Kirche durchgesetzt worden wäre.
Konzelebration - der neue Kampfplatz?
- Details
- 09. Juli 2021
Die gemeinsame Zelebration, bei der zwei oder mehr Priester eine Messe feiern, ist seit langem Ursache von Auseinandersetzungen. Seit Jahrzehnten nach dem zweiten Vatikanischen Konzil fühlen sich Priester dazu gedrängt, an konzelebrierten Messen teilzunehmen, statt ihre eigenen Messen, vielleicht auch ohne Gemeinde, zu zelebrieren. In der Peterskirche in Rom ist die Konzelebration jetzt allgemeinverbindlich – damit endet die lange Tradition, daß viele Priester gleichzeitig ihre Messen an den Seitenaltären feierten. Außerdem wird die Konzelebration als Waffe gegen die Priester eingesetzt, die im überlieferten Ritus zelebrieren: Der Erzbischof von Dijon, Roland Minnerath, beendet das 23-jährige Apostolat der Petrusbruderschaft, weil die dort tätigen Priester nicht konzelebrieren wollen.
Viele Bischöfe, religiöse Obere und Rektoren von Seminaren schätzen die Konzelebration, weil sie ihnen wirksame Kontrolle über die Messfeier ihrer priesterlichen Untergebenen ermöglicht. Sie können darauf bestehen, daß diese Priester, wenn mehrere bei Versammlungen anwesend sind, nicht nur an einer Konvents- oder Gemeindemesse teilnehmen, sondern das auch in einer Weise tun, die sie an der Zelebration einer eigenen Messe hindert. Bei großen Zahlen anwesender Priester haben die meisten von ihnen bei Zelebrationen so gut wie nichts zu tun, und natürlich haben sie auch keinerlei Einfluß auf das Geschehen: Sie können weder zu einem früheren noch einem späteren Zeitpunkt zelebrieren, auch nicht in einer Kapelle, die ihnen besonders viel bedeutet, oder mit eignen liturgischen Intentionen, etwa bei einer Votivmesse. Die Konzelebration ist der Traum von Control-Freaks.
Die Theologie der Konzelebration ist einigermaße verwirrend, um es zurückhaltend auszudrücken. Was tragen die Konzelebranten zu den Abläufen bei? Warum soll man überhaupt die Feier einer gemeinsamen Messe der von mehreren Einzelmessen vorziehen? Wie können verschiedene Priester Stipendien für unterschiedliche Messintentionen annehmen, wenn doch nur eine Messe gefeiert wird? Die Konzelebration ist angeblich nach dem zweiten Vatikanischen Konzil „wiederbelebt“ worden, doch es ist ungewiß, ob es sie zu irgendeiner Zeit vor dem Konzil gegeben hat. Es gibt Zeugnisse aus weit zurück liegender Zeit, wonach der Papst bei der Messe von einigen seiner Priester unterstützt wurde, die einige der Gebete übernahmen, aber was das theologisch und sakramental bedeutete, ist umstritten, und die Vorstellung, daß Priester miteinander konzelebrieren und nicht mit dem Papst oder ihrem Bischof, ist völlig neu: Es gibt auch nicht den Schatten eines Hinweises darauf, daß es so etwas im Westen vor dem zweiten Vatikanum jemals gegeben hätte.