„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Viele Einerseits und Andererseits um einen Rücktritt von Franziskus
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- 07. Juni 2022
In katholischen Medien, teilweise aber auch in der weltlichen Presse, gab es zu Pfingsten zahlreiche Spekulationen über einen möglichen Rücktritt von Papst Franziskus noch in diesem August. Auslöser war – neben den Bildern Franziskus’ im Rollstuhl – die Ankündigung einer Reise nach L’Aquila unmittelbar nach dem für den 27. August geplanten Konsistorium, auf dem Franziskus den Kardinälen seine Kurienreform erläutern will. In L’Aquila befindet sich das Grab von Coelestin V., des einzigen unter halbwegs regulären Umständen zurückgetretenen Papstes vor Benedikt XVI. Und auch Benedikt, der sein Amt mit der Bitte um die Kraft, nicht vor den Wölfen zu fliehen, angetreten hatte, war nach L’Aquila gereist, freilich bereits vier Jahre vor seinem Rücktritt.
An den daraufhin aufgebrochenen Spekulationen wollen wir uns nicht beteiligen – für eine Auflistung von Gegenargumenten verweisen wir auf einen Artikel des manchmal sehr scharfsichtigen und manchmal eher abseitigen Mundabor’s Blog. Stattdessen hier einige allgemeine Überlegungen zur Stellung und zum Gewicht des Papstamtes überhaupt nach bald 10 Jahren Franziskus, des „Diktatorpapstes“, als den ihn der Historiker Henry Sire in seinem aufsehenerregenden Buch von 2017 beschrieben hat.
Franziskus hat die Stellung seines Amtes in zwei gegensätzlichen Richtungen beeinflusst. Auf der einen Seite hat er durch sein gesamtes Handeln – in seiner offen zur Schau getragenen Verachtung aller Traditionen, in den von ihm verfassten oder in Auftrag gegebenen Texten, in seiner Personalpolitik, in der Art seines öffentlichen Auftretens und in oft despotischem und menschenverachtendem Agieren hinter den Kulissen – ein heute von vielen nicht für möglich gehaltenes Bild des Papsttums gezeichnet: Auch im 21. Jahrhundert kann ein Papst als unbeschränkter Herrscher auftreten, dessen Wille Gesetz ist und dessen Untergebene wie die Höflinge eines absolutistischen Herrschers der Willkür des Potentaten folgen oder in die Wüste gehen müssen.
Auf der anderen Seite hat er durch genau diesen Regierungsstil das Papsttum generell, dann aber auch sein eigenes Erbe, auf spektakulär Weise geschwächt.
Frohe Pfingsten!
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- 05. Juni 2022
Das Zentralbild – links unten gezeichnet mit einem der Monogramme Schmalzls und datiert 1889 – zeigt eine auf den ersten Blick höchst konventionelle Darstellung der Pfingstszene im Obergemach mit den um Maria versammelten zwölf Aposteln. Nach der inzwischen erfolgten „Nachwahl“ des Matthias (Apg 1, 21-26) sind es wieder zwölf. Beim näheren Hinsehen fällt auf, daß die Gottesmutter in ungewöhnlicher Weise hervorgehoben istz. Zwar fehlt sie auf keiner traditionellen Darstellung der Pfingstszene und hat dort auch sehr oft eine zentrale Stellung inne. Aber hier sitzt sie nach dem Vorbild einiger Ikonen des Ostens in reicher Gewandung auf einem prächtigen Thron, der durch das Sitzkissen mit höchster Ehre ausgezeichnet ist.
Gänzlich einmalig ist unserer ikonographischen Kenntnis nach der Schmuck dieses Thrones mit den Cherubim von der Bundeslade des Tempels. Die dort sitzt ist nicht mehr nur die – wenn auch hoch geehrte – Landfrau aus Nazareth, als die sie noch in früheren Ausgaben des Missales erschien. Hier ist sie die Himmelskönigin und Lade des neuen Bundes, Arca Foederis. Mit diesem Vorgriff auf die Maria der lauretanischen Litanei wird das eigentliche Thema, die Ausgießung des Geistes, hier in jeder Hinsicht an den Rand gerückt; die konventionellen Feuerzungen erscheinen fast zum Stirnschmuck reduziert. Wie zum Ausgleich dafür ist die obligatorische Geisttaube noch einmal mit einem Kranz von Feuerzungen umgeben. Es sind sieben – die Sieben Gaben des Heiligen Geistes.
Gar keine Weihen in Frejus-Toulon!
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- 02. Juni 2022
Der (noch) Bischof von Frejus-Toulon, Dominique Rey, hat heute eine Erklärung veröffentlicht, die zusammen mit einem Bericht in FamilleChretienne ein dramatisches Licht auf die weiteren Umstände der Weigerung des Bischofs zur ohne kirchliche Erlaubnis erfolgten Priesterweihe von Prior Alcuin Reid (hier) wirft: Die Bischofskongregation hat Bischof Rey bis auf weiteres sämtliche Weihen von Bewerbern aus dem Priesterseminar seiner Diözese untersagt – nach dem üblichen Brauch waren diese Weihen für Ende Juni vorgesehen. Das Verbot der Weihen folgt einer Visitation des Seminars durch Kardinal Aveline, Erzbischof von Marseille, die in den vergangenen Monaten auf Anordnung Roms durchgeführt worden war.
Das Seminar der kleinen Diözese hatte sich dadurch verdächtig gemacht, daß es in den vergangenen Jahren jeweils mit die meisten Absolventen unter allen französischen Seminaren zur Weihe geführt hatte: 6 Priesterweihen im Vorjahr, 8 im Jahr 2020. Nach Seminaristen (2019 waren das 66) liegt das Seminar seit Jahren ebenfalls auf einem der drei vorderen Plätze in der französischen Statistik. Gegenstände der Visitation waren sowohl die Zulassungsbedingungen des Seminars – es wird zu etwa einem Drittel seiner Studentenzahl von Angehörigen neuer Gemeinschaften und afrikanischer Diözesen besucht – als auch die Inhalte und Formen der Lehre selbst, die soweit wir wissen sehr stark von der überlieferten Lehre und Liturgie geprägt sind.
Von daher gesehen erscheint die Weigerung von Bishof Rey zur Weihe von P. Alcuin entweder als Vorgriff auf eine ihm bereits bekannte römische Anordnung oder als Versuch, den Erlaß einer solchen Anordnung in letzter Minute abzuwenden. Für die seitens der Kleruskongregation mehrfach angekündigte Neuregelung der Priesterausbildung in den Seminaren der traditionellen Gemeinschaften muß die Entwicklung in Frejus-Toulon erhebliche Befürchtungen hervorrufen.
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Einen wütenden Kommentar zum Thema mit weiteren Informationen und Zusammenhängen veröffentlicht Herausgeber Timothy Flanders auf OnePeterFive: Dictator Pope Regime Strikes Again: Alcuin Reid’s Bishop Targeted
Das Erdbeben von Toulon-Frejus
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- 04. Juni 2022
Die von Rom ausgesprochen Anordnung (von einer „Bitte“ des Papstes zu reden, ist unwürdige Schönrednerei) die für Ende des Monats angesetzten Priesterweihen in der Diözese Frejus-Toulon abzusagen, könnte sich für die verbliebenen glaubenstreuen Kräfte in der römischen Kirche als ein ähnliches Erdbeben erweisen wie die gleich zum Auftakt dieses elenden Pontifikats ins Werk gesetzte Zerstörung der Franziskaner der Immakulata. Die Webpublikation Le Salon Beige brachte bereits vorgestern eine Analyse von Guillaume de Thieulloy, von der wir erst heute auf dem Umweg über Marco Tosatti erfahren. Wir bringen im folgenden den Artikel von de Thieulloy vollständig auf Deutsch:
Eine verheerende Nachricht zu den Priesterweihen in Toulon.
Erstaunt und bestürzt habe ich die Erklärung von Erzbischof Rey, Bischof von Toulon, gelesen, der ankündigt, daß Rom von ihm verlangt, die für Ende Juni geplanten Weihen zu verschieben. Dies Mitteilung ist zu knapp gehalten, als daß der Leser alle Einzelheiten feststellen könnte, und als einfacher Gläubiger wäre ich vorsichtig sein, in eine schmerzhafte Kontroverse zwischen einem Bischof und dem Vatikan einzutreten, von der ich nur einen kleinen Teil kenne.
Aber ich kann klar sagen, daß das eine sehr schlechte Nachricht ist.
Vor allem für die Weihekandidaten. Wie herzlos muß man sein, um jungen Menschen, die sich seit 6 oder 7 Jahren vorbereiten, so abrupt und so kurz vor dem schicksalhaften Termin die lang ersehnte Weihe zu verweigern – ohne ihnen irgend eine "Alternative" anzubieten. Sollen wir glauben, daß die Kirche in Frankreich es sich leisten kann, neue Priester abzulehnen? Es steht in unserem schönen Land ja so überaus gut um Berufungen, nicht wahr?
Die Nachricht ist auch für das bischöfliche Amt selbst katastrophal. Wieder einmal sehen wir, daß klarere Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils von genau den Leuten, die uns zwingen wollen, an den nebligen Lehren des „Konzils der Medien“ festzuhalten, fröhlich mit Füßen getreten werden.
„Geheime“ Weihe für Alcuin Reid
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- 02. Juni 2022
Die Dinge sind, um es milde auszudrücken, verwirrend. Mit großer Freude haben wir in den vergangenen Tagen mitgeteilt und kommentiert, daß mit Bischof Meier von Augsburg zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten ein amtierender deutscher Bischof jungen Männern aus einem Seminar in seiner Diözese die Diakonenweihe nach der überlieferten Liturgie erteilt hat. Zur gleichen Zeit erreicht uns aus der Diözese Frejus-Toulon in Frankreich die Nachricht, daß, der Liturgiewissenschaftler und Prior einer von ihm gegründeten Benediktinischen Gemeinschaft Alcuin Reid „im Geheimen“, also letztlich illegal, von einem ungenannten Bischof die Priesterweihe empfangen habe, weil ihm sein Ortsbischof Dominique Rey von Frejus-Toulon die Weihe verweigert habe.
Das verwundert umso mehr, als Bischof Rey in der Vergangenheit nicht nur bei vielen Veranstaltungen als Zelebrant im alten Ritus und als Vortragsredner zu dessen Verteidigung aufgetreten ist, sondern seine eigene Diözese quasi „birituell“ organisiert hatte: Im Priesterseminar von Frejus-Toulon wurden alle Kandidaten mit beiden Formen der römischen Liturgie (so der Wortgebrauch von Papst Benedikt in Summorum Pontificum) vertraut gemacht, konnten in der einen oder anderen Form geweiht werden und wurden schließlich nach ihren Präferenzen schwerpunktmäßig für die eine oder die andere Form eingesetzt. Aus diesem Grund hatten sich seinerzeit Alcuin Reid und seine Confratres in Frejus-Toulon niedergelassen und dafür im Dezember 2011 auch die Genehmigung/Anerkennung von Bischof Rey erhalten. Prior Alcuin Reid war damals unseren Quellen nach Diakon (LifeSiteNews berichtet in diesem Punkt anderes) und nichts deutete darauf hin, daß er beabsichtigte, daran etwas zu ändern. Auch andere Gründer von Gemeinschaften waren nicht Priester; bekanntestes Beispiel ist der hl. Franziskus, der sein Leben lang Diakon blieb.
Für die Seelsorge im Kloster St. Benoît konnten die Mönche der kleinen Gemeinschaft jahrelang auf Priester aus der Umgebung zurückgreifen, doch das scheint sich spätestens seit dem Erlass von TC geändert zu haben.
Wie „birituell“ wird Augsburg?
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- 01. Juni 2022
Die Nachricht, daß der Augsburger Bischof Bertram Maier am Samstag 10 Diakone für die Petrusbruderschaft geweiht hat, ist eine sehr gute Nachricht. Uns scheint, Qualität und Gewicht dieses Ereignisses sind bisher in Tradiland noch nicht angemessen zur Kenntnis genommen worden, auch von einem Dank an den Bischof war bisher wenig zu hören.
Natürlich, in normalen Zeiten wäre es kaum der Rede wert, daß ein Ortsbischof im Priesterseminar einer in seiner Diözese nach Recht und Gesetz tätigen Gemeinschaft das Weihesakrament spendet. Aber die Zeiten sind nicht normal, und es ist noch kein ganzes Jahr her, daß TC die Botschaft brachte, daß einflußreiche römische Kreise und wohl auch der Papst selbst sich zum Ziel gesetzt haben, die Tätigkeit der „altrituellen“ Gemeinschaften einzuschränken und diese selbst eher früher als später „abzuschaffen“. Der überlieferte Ritus – nichts anderes sagt die von theologischen und liturgiehistorischen Analphabeten ersonnene Formel vom ritus modernus als der einzigen lex orandi der römischen Kirche – soll aus dem Leben der Kirche verschwinden. Dieses Ziel wird zwar angesichts des Zusammenbruchs, den die dem Geist des ritus modernus verschriebenen Bereiche der Kirche derzeit erleben, und angesichts der Widerstandsfähigkeit der Gemeinden und Gemeinschaften der überlieferten Lehre, nicht zu erreichen sein – aber der böse Wille ist unverkennbar.
Unter diesen Umständen ist es keine Selbstverständlichkeit, daß – erstmals seit vielen Jahrzehnten – ein amtierender Diözesanbischof das Selbstverständliche tut.