„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Wie arianisch ist der Novus Ordo?
- Details
- 01. Dezember 2022
Die absurde Behauptung von Papst Franziskus in TC und seines Mitarbeiters Roche in den „Responsa ad Dubia“, daß der Novus Ordo die einzige „lex orandi“ des römischen Ritus darstellte, hat in traditionstreuen Kreisen zu einer verstärkten kritischen Untersuchung des Missales Bugninis und Pauls VI. geführt – in der Regel ohne zu bestreiten, daß die hl. Messe auch nach diesem Missale gültig und gnadenbringend gefeiert werden kann. Kann – aber in der Realität selten genug auch wird.
Im Vordergrund der Kritik steht meistens die empirisch belegbare Feststellung, daß der Novus Ordo durch den Abbau sakraler Formen das Bewußtsein der Gläubigen für die metaphysische Dimension des Geschehens am Altar vermindert und durch die als „aktive Teilnahme“ ausgegebene Einbeziehung der Gemeinde – oft reduziert auf aktivistische „Vorzugslaien“ – die Bedeutung des priesterlichen Handelns herabsetzt oder ganz unsichtbar macht. Abbau der Bereitschaft zur Teilnahme und Verlust zentraler Glaubensinhalte – Stichwort Realpräsenz – sind die zu Recht beklagten Folgen. Danach würde die Feier des Messopfers selbst durch die reformierte Liturgie zwar nicht beeinträchtigt – wohl aber die Fähigkeit der Gläubigen, Wert und Inhalt dieser Feier voll zu erfassen und die daraus hervorgehenden Gnadengaben zu nutzen. Ein wahrhaft paradoxes Ergebnis für eine Reform, die doch das Ziel proklamierte, diese volle und ertragreiche Teilnahme zu befördern.
So berechtigt diese Kritik auf pastoraler Ebene auch ist, so läßt sie doch außer Acht, daß es im Novus Ordo auch auf theologischer Ebene problematische Elemente gibt, die sich auf den Inhalt dessen, was da geschieht und geschehen soll, selbst auswirken können.
Advent und das Heil Israels III
- Details
- 29. November 2022
Der Advent ist die Zeit des Wartens auf die Ankunft des Messias. Vor allem als Erinnerung an sein erstes Kommen „im Fleisch“, aber auch in Erwartung seiner Wiederkunft als Weltenrichter „in Herrlichkeit“. Für die Christen dauert die Zeit der Erinnerung an das Warten auf sein erstes Kommen als Abschnitt des Kirchenjahres je nach Ritustradition vier oder sechs Wochen, bis die jeweiligen Kirchen die Geburt des Herrn in Bethlehem am 24. Dezember oder die Erscheinung des Herrn vor aller Welt am 6. Januar feiern. Für die Juden dauert das Warten auf sein Kommen – ein zweites haben sie noch nicht im Blick – seit dem Verlust des Paradieses und bis zum heutigen Tag an. Streng nach der orthodoxen Jahreszählung der Bibel berechnet wäre das seit 5783 Jahren, und ein Ende ist nicht abzusehen.
Für Juden wie für Christen ist der Messias der Erlöser, der sein Volk von aller Sündenlast frei machen und ihm seine königliche Stellung als „Krone der Schöpfung“ wiedergeben wird. Ihre erste Andeutung findet die Hoffnung auf diesen Erlöser in der heiligen Schrift an überaus passendem Ort: Unmittelbar nach der Bericht über den Sündenfall gibt der Herr der Menschenfrau das Versprechen: „Einer deiner Nachkommen wird ihr (der verführerischen Schlange) den Kopf zertreten (Gen 3, 15)“.
Die nächsten messianisch zu verstehenden Passagen des Pentateuch (Gen. 49, 10; Deut. 18, 15 ff) sind in ihrer genauen Interpretation umstritten, darüber, daß sie auf einen künftigen von Gott gesandten Erlöser hindeuten, besteht jedoch weitgehende Einigkeit. Ebenfalls im Hinblick auf den kommenden Messias wird der Bundesschluß Yahwehs mit David gedeutet, von dem 2 Samuel 7 berichtet: Das Königtum soll auf ewig bei David und seinen Nachkommen bleiben. Auch bei den Juden war diese Stelle stets messianisch verstanden, und im neuen Testament wird sie immer wieder angeführt, um Jesus von Nazareth aus dem Hause Davids als Messias zu beglaubigen.
Eine Fülle von messianischen Hinweisen findet sich im Buch der Psalmen, dessen endgültige Zusammenstellung in die Jahrhunderte nach dem Exil fällt, als messianische Hoffnungen durch die wunderbare Befreiung aus der Hand der Babylonier einen mächtigen Aufschwung nahmen. Der Inhalt dieser Hoffnungen war freilich wenig präzise bestimmt: Das Bild des erhofften Messias schwankt zwischen einem doch sehr weltlich vorgestellten Großkönigs und einem Erlöser aus Schuld und Sünde, der das Volk Israel wieder in seine unmittelbare Beziehung zu Gott führt.
Gute Zahlen von Petrus
- Details
- 26. November 2022
Die Petrusbruderschaft hat zu Beginn dieses Monats aktuelle Zahlen zur statistischen Entwicklung veröffentlicht, die insgesamt ein überaus erfreuliches Bild ergeben. Danacht hat die Bruderschaft, der nur Priester, Diakone und Seminaristen angehören, derzeit 542 Mitglieder, davon 365 Priester. Die Konfraternität St. Petrus, der sich auch Laien anschließen können, hat fast 9000 Mitglieder, die das Wirken der Bruderschaft durch Gebet und materielle Unterstützung fördern. Das gesamte Zahlenwerk ist auf der oben verlinkten Webseite zugänglich.
Wichtigste Aussage: Die Gesamtzahl der Mitglieder nimmt ungebrochen zu; auch bei den Seminaristen ist der zunächst befürchtete Knick nach Traditionis Custodes ausgeblieben. Im dritten Jahr hintereinander sind jährlich mehr als 160 junge Männer neu in eines der nunmehr drei Seminare (Wigratzbad, Denton und Sydney) eingetreten. Zu Priestern geweiht wurden in den vergangenen drei Jahren 14, 11 und 15 Diakone.
Bei den Mitgliedern liegt der deutsche Distrikt nach USA und Frankreich auf dem dritten Platz (s. Grafik oben links), die gleiche Reihenfolge ergibt sich auch für die meisten anderen Messgrößen. Eine interessante Ausnahme bildet die Zahl der Messorte. Hier liegt der deutschsprachige Distrikt mit 71 kurz vor Frankreich und den USA (Grafik oben rechts). Dagegen liegt die Zahl der „betreuten Diözesen“, in denen die Bruderschaft offiziell mit der Wahrnehmung seelsorgerlicher Aufgaben betraut ist, in Deutschland mit 15 deutlich hinter den USA (41) und Frankreich (40) zurück - aber auch hier noch an dritter Stelle. Wegen der deutlich unterschiedlichen Zahl der Katholiken und Diözesen in den jeweiligen Ländern ist die Aussagekraft dieses Messwertes allerdings begrenzt. In USA gibt es bei ca 70 Mio eingetragenen Katholiken 194 Diözesen; in Frankreich 40 Mio Katholiken in 94 Diözesen, in Deutschland 22 Mio in 27 Diözesen.
Weltweit betreut die Bruderschaft 47 Personalpfarreien mit Schwerpunkt in USA und England; die Zahl der Niederlassungen liegt bei 134, tendenz leicht steigend. Lediglich bei den Personalpfarreien und den „kanonisch errichteten Häusern“ (95) hat es in den letzten beiden Jahren TC-bedingt kein Wachstum gegeben. Hier wird sich wohl erst nach dem Ende des gegenwärtigen Regimes in Rom etwas bewegen können. Genug auf Grund von Gläubigenschwund und Priestermangel freigewordene Pfarrkirchen und Pfarrhäuser wird es dann sicher geben, besonders in Deutschland und Frankreich.
*
Zum morgigen 1. Adventssonntag verweisen wir auf unseren Artikel vom vergangenen Jahr, dem wir wenig hinzuzufügen hätten.
Warnschuss aus Rom
- Details
- 25. November 2022
Auf durchaus ungewöhnliche Weise hat Rom die deutschen Bischöfe davor gewarnt, ihren Weg ins synodale Schisma unbeirrbar wie bisher fortsetzen. Der Vatikan veröffentlichte am Donnerstag (24. 11) in mehreren Sprachen die Reden der Dikasteriums-Vorsitzenden Ladaria und Ouellet, mit denen die beiden Kardinäle die in Rom versammelten Bischöfe dazu aufgefordert hatten, ein „Moratorium“ für den Synweg auszurufen – im Klartext: Vor dem Abschluß der Weltsynode (geplant für 2024) dort keine Beschlüsse mehr zu fassen. Die Bischöfe bzw. deren vom Glauben abgefallene Mehrheit hatten zwar eine förmliche Verpflichtung auf ein solches Moratorium abwenden können. Anscheinend waren die Römer jedoch von den in dieser Hinsicht gemachten Zusagen nur begrenzt überzeugt, zumal Bischöfe wie Bätzing, Overbeck und Gerber schon unmittelbar nach ihrer Rückkehr ihr „Weiter so“ angedeutet hatten.
Nun liegen die römischen Kritikpunkte also auf dem Tisch, und es wird sichtbar: Da sind nicht nur einige gar von traditioneller Seite beeinflußte Hinterbänkler am Werk, sondern das ist die offizielle Linie – soweit man im Pontifikat der Wirrungen von Linie sprechen kann. Insbesondere Kardinal Ouellet hat in seiner Ansprache (hier der Wortlaut) die Kritik am deutschen Sonderweg in einer Klarheit ausgesprochen, wie man sie in den letzten Jahren aus Rom nicht mehr gehört hat. Sogar die Warnung vor einem drohenden Schisma und die Kritik daran, daß nur eine „begrenzte Gruppe von Theologen“ bei den Beratungen zu Wort gekommen ist, hat er sich zu eigen gemacht. Inhaltlich präsentierte Ouellet fünf Punkte, in denen er ein Abrücken von der Lehre der Kirche und Verstöße gegen die Einheit mit der Weltkirche diagnostiziert:
- Abschaffung des Zölibats und Weihe von Viri Probati
- Zugang von Frauen zu Weiheämtern (mit ausdrücklichem Verweis auf die Unabänderlichkeit von „Dominus Jesus“
- Neubewertungen in der Sexualmoral und der Sexualität strukturelle und funktionale Begrenzung des hierarchischen Prinzips
- Strukturelle und funktionale Begrenzung des hierarchischen Prinzips
- Vorschläge zur Änderung des Katechismus in wichtigen Punkten.
Der Kardinal schließt diese Aufzählung mit den Worten:
Kann die Kirche V-II überleben?
- Details
- 23. November 2022
Franz Norbert Otterbeck hat am gestrigen Dienstag auf Kath.net einige Anmerkungen zur „Pastoralen Klugheit des letzten Konzils“ veröffentlicht. Im großen Ganzen können wir uns dem durchaus anschließen und empfehlen den Beitrag gerne zur vollständigen Lektüre. Die Diskussion über die „eigentliche Bedeutung“ des 2. Vatikanums hat unter dem gegenwärtigen Pontifikat wieder neue Bedeutung erlangt. Da ist es schon erhellend, wenn Otterbeck zur „Deutungsgeschichte“ dieser Kirchenversammlung ausführt:
Die bewusste pastorale Klugheit des letzten Konzils wurde von der herrschenden Meinung erstaunlich frech ins Gegenteil verkehrt. Was deutsche, österreichische, schweizer und andere Theologiestudenten der letzten rund 50, bald 60 Jahre vom Konzil mitbekamen, das sind vorwiegend die konfessionspolitischen Parolen im Stil der "Einführungen", die Rahner/Vorgrimler ihrem Konzilskompendium zu jedem Text voranstellten. Der Begriff von Kirche, den 'Lumen gentium' zentral lehrt, wurde schon früh nicht mehr expliziert, speziell nicht in der tendenziell törichten "Pastoral" der deutschen Bischöfe seit 1968 ("Königstein"). Man darf inzwischen von einem fast völligen Fehlschlag der Konzilsrezeption in weiten Teilen der ehemals abendländisch geprägten Regionen der Weltkirche sprechen. Sakramente werden ins Nichts gespendet oder gar nicht. Gebet und Liturgie verkommen zu selbstreferenzieller Selbstbeschäftigung. Priesterausbildung ist paralysiert, Mission wird offen abgesagt.“
So ist das wohl – jede Sitzung des deutschen Synodalen Weges und viele Aussagen und Handlungen des gegenwärtigen Papstes können diesen vernichtenden Befund nur bestätigen. Doch die Diagnose, so richtig sie sein mag, ist für sich noch keine Therapie. Wie kommen wir denn wieder runter von dieser verkehrten Rezeption und verhängnisvollen Praxis, die die Kirche – zumindest wenn es nach den Architekten des Synodalen Weges ginge – bis an den Rand der Selbstauflösung führt? Und kann man wirklich von „pastoraler Klugheit“ sprechen, wenn das Konzil bzw. seine Dokumente es in der pastoralen Realität erlaubten, gerade das Gegenteil von dem durchzusetzen, was die große Mehrheit der Konzilsväter – denn das glauben wir auch – wirklich wollte. Das waren in den 70er und 80er Jahren nicht alles nur Flachköpfe und Dummerjahns, die auf die Taschenspielertricks der Vorgrimmler und Rahner hereinfielen und sich Dokument für Dokument und Absatz für Absatz vormachen ließen, dort stünde etwas, das gar nicht geschrieben und gemeint war.
Da muß auch mit diesen Dokumenten selbst und mit dem Geist aus dem heraus und mit der Sprache, in der sie verfaßt waren, etwas nicht in Ordnung gewesen sein, wenn diese Dokumente so die Umdeutung ermöglicht und zum Mißbrauch geradezu eingeladen haben.
Zweierlei Bischöfe
- Details
- 21. November 2022
In der vergangenen Woche waren die deutschen Bischöfe zu ihrem ad-limina-Besuch in Rom. Gleichzeitig hielt die Bischofskonferenz der USA (USCCB) ihre jährliche Herbstversammlung und wählte ihren neuen Vorstand. Die Unterschiede, ja sogar der Kontrast zwischen den Botschaften, die von beiden Veranstaltungen ausgingen, könnten kaum größer sein. Die deutschen Bischöfe boten in Rom das übliche Schauspiel: Reformversessene Besserwisser aus dem Lande Luthers gegen den Vatikan. Einen eigenen Kommentar dazu ersparen wir uns und verweisen statt dessen auf eine von der Initiative „neuer Anfang“ veröffentlichte Stellungnahme, die soweit wir das sehen alle wichtigen Gesichtspunkte erfasst und in erfreulicher Klarheit ausspricht, was hier auszusprechen ist. Ebenfalls empfehlenswert ist der diesem Thema gewidmete Montagskick von Peter Winnenmöller auf Kath.net.
Die amerikanischen Bischöfe haben bei ihrem Treffen für den Vorstand der USCCB ausnahmslos Männer gewählt, die innerkirchlich auf Ausgleich bedacht sind und an der überlieferten Lehre der Kirche (wenn auch nicht vielleicht an all ihren Traditionen) festhalten wollen. Man kann sie zu Recht als „Konservative“ bezeichnen. Neuer Vorsitzender wurde der Erzbischof der Militärdiözese Timothy Broglio, der in Sachen Lehre keine Kompromisse eingeht. Insbesondere in Fragen der Abtreibung und der Genderei hat er stets unzweideutige Position bezogen – auch gegenüber der Regierung.
Für ausführlichere Informationen zur Herbsttagung der USCCB verweisen wir auf die Berichte im National Catholic Register (etwa hier). Den Kontrast dazu bildet der antikatholische National Catholic Reporter (den Namensmißbrauch hat er mit katholisch.de gemein), der seinen Artikel zu den USCCB-Wahlen mit der Überschrift präsentierte: „Die Bischöfe wählen einen Anti-Franziskus-Erzbischof zum neuen Vorsitzenden“.
Das ist natürlich der Unfug, wie ihn die Linke immer von sich gibt, wenn es nicht nach ihrem Willen geht. Unter den amerikanischen Bischöfen gibt es keine „Anti-Franziskus“-Bischöfe, und wenn der „Reporter“ meint, das Festhalten an der Lehre sei „Anti-Franziskus“ – nun, das ist das sein und vielleicht auch Franziskus’ Problem. Aber Tatsache ist, daß kein einziger Vertreter der Progressiven, die sich für alle Posten zur Wahl gestellt hatten, eine Mehrheit bekam. Ausgesprochen Tradis hatten erst gar nicht kandidiert – damit war der Weg frei für die Repräsentanten einer „konservativen katholischen Mitte“ frei. Einer katholischen Mitte, wie es sie in Deutschland nur noch in von der linken Mehrheit erbarmungslos marginaliserten Restbeständen gibt. In der Bischofskonferenz oder auf dem Synodalen Weg hat sie praktisch keine Stimme mehr.
Angesichts dieses Befundes ist es angebracht, nach möglichen Ursachen für diese doch recht unterschiedliche Situation in USA und Deutschland zu fragen.