„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Diakonenweihe für FSSP in Lindenberg
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- 30. Mai 2022
Am Samstag den 28. 5. hat Bischof Bertram Meier von Augsburg in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Lindenberg/Allgäu 10 Subdiakonen aus dem Seminar der Bruderschaft in Wigratzbad die Diakonenweihe erteilt. Die prächtige neubarocke (geweiht 1914) Kirche mit 1200 Sitzplätzen war etwa zu zwei Dritteln gefüllt. Neben den Familienangehörigen der Weihekandidaten aus mehreren mitteleuropäischen Ländern und Angehörigen der Gemeinde in Wigratzbad hatten auch zahlreiche Ortsansässige die Möglichkeit wahrgenommen, ein Pontifikalamt ihres Bischofs, dazu noch zelebriert im überlieferten Ritus, mitzufeiern. Die Weihe in Lindenberg war die erste Weihe im überlieferten Ritus, die von einem amtierenden Ortsbischof in Deutschland für Angehörige einer altrituellen Gemeinschaft erteilt worden sind.
Die Predigt von Bischof Meier findet sich im Wortlauf auf der Website der Diözese. Eine frühere Erklärung des Bischofs zu seiner Bereitschaft, für die FSSP zu weihen, haben wir hier bereits Anfangs des Monats veröffentlicht. Bildergalerien zur Weihe finden Sie auf der Website des Seminars von Wigratzbad und bei Pro Missa Tridentina, dort auch weitere Informationen und Links zur Weihe vom 28. Mai.
Christi Himmelfahrt im Missale
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- 27. Mai 2022
Zum Fest Christi Himmelfahrt zeigt das Pustet-Missale von 1900 im Zentralbild der Illustration Max Schmalzls eine zunächst durchaus konventionell anmutende Darstellung, die dennoch einige Besonderheiten aufweist. Am auffälligsten vielleicht ist die starke Konzentration auf die irdische Perspektive: Der Himmel ist nur durch die in der mittelalterlichen Kunst gebräuchlichen Sphären-Bänder einer unvollständigen Mandorla angedeutet, die sonst so beliebten Engel und Wolken fehlen ganz. Von der Jüngerschar sind elf Personen vertreten – offenbar nur die Apostel, ein Nachfolger für Judas war noch nicht gewählt. Ganz selbstverständlich ist die Anwesenheit Mariens, die ihrem entschwindenden Sohn in anbetender Haltung mit den Blicken folgt.
Nicht exzeptionell, aber in der westlichen Kunst eher ungewöhnlich ist die Darstellung des Steins mit den Fußabdrücken des Auffahrenden. Über den Stein tief gebeugt eine Frauengestalt mit unter dem Schleier hervorwallenden langem Haar: Sie soll sicher an Maria Magdalena erinnern, die einst die Füße des Herrn mit den Tränen über ihre Sünden wusch und mit ihren Langen Haaren trocknete. An der Vorderseite trägt der Stein die Künstlersignatur FMS. Diese Gestalt der Maria Magdalena und das Monogramm waren in einer früheren wohl ebenfalls von Schmalz gezeichneten Version des Auferstehungs-Bildes (Pustet 1884) noch nicht enthalten
Die Gegenstände der typologischen Vignetten ergeben sich bei diesem Thema von selbst: Links der gottesfürchtige Henoch, der von einem Engel in den hier als vollständige Mandorla symbolisierten Himmel begleitet wird: „Er ward nicht mehr gesehen, denn Gott nahm ihn weg“ (Gen 5, 24). Rechts die Wegführung des Elias von seinem Schüler und Nachfolger Elisäus: Da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte sie voneinander „(und Elias fuhr im Sturmwind auf zum Himmel)“ (4. Könige 2, 11). In den Eckvignetten kommen dann noch die im Mittelteil fehlenden Engel ins Bild; drei davon machen Musik, und der vierte hält ein Spruchband mit der Erläuterung: „Gott stieg empor unter Jubel, der Herr beim Schall der Hörner“. Das ist wörtlich zitiert aus Psalm 46 (Vulgata, Vers 6) und gibt dem ganzen seienen typologischen Rahmen.
Auf Synodalen Irrwegen nach Stuttgart
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- 25. Mai 2022
Dem gestrigen Artikel von Fr. Hunwicke zu den Bittagen entnehmen wir, daß diese Tage im mittelalterlichen England oft und jedenfalls ganz gegen den Willen der kirchlichen Obrigkeit in karnevaleskem Unfug, Zechereien und immer wieder auch in handfesten Schlägereien endeten. Ob das die deutschen Verbandskatholiken, die es ja mit Beten und Buße nicht so am Hut haben, dazu bewogen hat, den diesjährigen „Katholikentag“ heute, am letzten Bittag, beginnen zu lassen? Der Vorbereitung des Events in den Publikationsorganen des deutschen Neokatholizismus nach zu urteilen, wird es karnevalesken Unfug reichlich geben, und eine Suche im Onlineprogramm nach dem Schlagwort Gender brachte allein für die drei Haupttage stolze 57 Veranstaltungen. Unsere Empfehlung: Von Mirjam bis Maria tanzen– Mitmachtänze zu Frauen und Männern der Bibel (am Donnerstag Nachmittag).
Wer sich davon nicht angesprochen fühlt, versucht es vielleicht mit einem Besuch in der Gaming-Lounge des Kirchentages, wo Pfarrer Hanno Rother über „Gaming mit Gott“ sprechen wird. Wenn das kein Grund für eine Fahrt nach Stuttgart ist…
Allerdings spielen Modethemen wie Gender oder Gaming in der medialen Vorbereitung der Stuttgarter Zusammenkunft noch nicht einmal eine besondere Rolle. Da ging es die Leier rauf und runter immer wieder um den Synodalen Weg und seine Pläne zum Totalumbau der katholischen Kirche in Deutschland. Für das freilich wenig aussichtsreiche Herzensthema Frauenweihe wird der altkatholische Schismatiker-Bischof Ring als Zeuge herangezogen; gebetsmühlenartig wiederholt wird auf allen Kanälen die Forderung nach „Willkommenskultur beim Abendmahl“. Der anscheinend wissenschaftstheoretisch besonders kompetente Katholisch.de-Redakteur Ch. P. Hartmann erklärt langatmig „Warum der Vatikan die Wissenschaft ignoriert“ – denn dort zögert man noch etwas, sich dem neuesten Trend des humanwissenschaftlichen Voodoos anzuschließen.
Wir lernen: Der Marsch in die glänzende Zukunft duldet kein Zögern, das Alte muß weichen, und wenn es dazu eine Revolution braucht, dann machen unsere Professoren halt eine:
Prozessionen und Litaneien zu den Bittagen.
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- 23. Mai 2022
Am Donnerstag dieser Woche, dem 40. Tag nach der Auferstehung, feiern wir das Fest Christi Himmelfahrt – und den Anfang dieser Woche markieren traditionsgemäß die Bittage, an denen die Gläubigen mit Gottesdiensten und Prozessionen den Segen Gottes für die Erträge ihrer Arbeit erflehen. Über die bis ins 5. Jahrhundert zurückreichende Tradition dieser Gebetstage haben wir im vergangenen Jahr ausführlich berichtet. Dessen Lektüre können wir auch in diesem Jahr durchaus noch empfehlen. Gestern und heute hat nun Fr. Hunwicke zwei Beiträge veröffentlicht, in denen er einen Blick auf die vorchristliche Tradition dieser Tage zu werfen versucht. Im Mai beginnt sichtbar die Wachstums- und Reifezeit der Feldfrüchte, und daher hatten die vom Ackerbau lebenden Menschen in diesen Wochen schon immer das Bedürfnis, die höheren Mächte – ohne deren Zutun kein Wachstum und keine Ernte vorstellbar war – um ihren Segen für das Gedeihen der Äcker zu bitten. Die beiden Beiträge Fr. Hunwickes sind hier im Original und in deutscher Übersetzung beim Beiboot Petri nachzulesen. Wir zitieren daher hier nur die letzten Absätze des zweiten Beitrags, weil sie so gut zu unserem in der vergangenen Woche gebrachten Beitrag zum Thema Inkulturation passen:
Ich habe das Gefühl, daß die Bittage uns höchst wahrscheinlich in die verwirrende Welt der volkstümlichen römischen Religion in den Jahrhunderten vor der Ankunft des Christentums zurückführen, in eine Zeit, als die Menschen noch viel näher an der Erde und ihren Jahreszeiten lebten, ohne sich dazu eine Gaja, „Unsere gemeinsame Heimat“ oder Pachamama ausdenken zu müssen oder sich als Neu-Druiden und Wicca zu verkleiden.
Der Verlust dieser uralten inkulturierten Begängnisse in der Form, in der das Christentum sie transformiert und weiter überliefert hatte, ist nur eine weitere jener Verwüstungen, die die Leute hinterlassen haben, die nach dem Ende des Konzils die Macht an sich gerissen haben – in jener Periode, die nach den Worten des armen unwissenden Arthur Roche so große Bereicherung mit sich gebracht haben soll.
Löwenherz gegen die Heuchler
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- 21. Mai 2022
Die Entscheidung von Erzbischof Cordileone („Löwenherz“), die unter seine Jurisdiktion fallende Sprecherin des amerikanischen Repräsentantenhauses Pelosi vom Empfang der hl. Kommunion auszuschließen, hat in den USA mächtige Wellen geschlagen. Auch einige deutsche Medien haben den Fall aufgegriffen. Allerdings sprechen sie dabei von einem Streit um das „Recht auf Abtreibung“, das es zumindest nach deutscher Gesetzeslage nicht gibt: Immer noch ist in diesem Land die Tötung ungeborener Kinder rechtswidrig, allerdings verzichtet der Staat unter bestimmten Bedingungen (Beratungsschein) auf eine Ahndung. Das ist in den USA anders: Dort gehört das Rechts zum Kindsmord bis zur Geburt derzeit noch zu den höchstrichterlich anerkannten Freiheitsrechten, und für die emanzipatorische Linke ist es ein Eckstein ihrer Anstrengungen, die ehemals abendländisch-christlich geprägte Rechtskultur des Landes dem nihilistischen Zeitgeist zu unterwerfen.
Das wird in Deutschlabnd nicht so deutlich, zumal auch das Verhälnis von Politikern zu ihrer (tatsächlichen oder behaupteten) Religiosität ein grundsätzlich anderes ist: Seit vielen Jahrzehnten käme kein Politiker hierzulande mehr auf den Gedanken, mit dem öffentlichen und geradezu demonstrativen Empfang der hl. Kommunion im Wahlkampf Punkte machen zu wollen. Das ist in den USA anders. Insbesondere Spitzenpolitiker der Demokraten, die seit der Präsidentschaft Kennedys in dem Ruf stehen, besonders katholikenfreundlich zu sein, betonen vor Fernsehkameras und in Pressegesprächen immer wieder, daß sie praktizierende gute Katholiken seien – ohne sich dadurch im Geringsten von der Unterstützung der kirchenfeindlichen Ziele ihrer weit ins linksradikale abgedrifteten Partei abhalten zu lassen. Nancy Pelosi hat denn auch die vielfachen Ermahnungen ihres Erzbischofs, wieder zu Gottes Geboten zurückzukehren, gänzlich unbeachtet gelassen.
Dieser politischen Indienstnahme der religiösen Gefühle von Wählern, diesem Missbrauch des Allerheiligsten durch heuchlerischen Kommunionempfang, will Cordileone nun ein Ende machen – soweit es Politiker und Aktivisten unter seiner Jurisdiktion betrifft.
Pustet-Missale und Biblia Pauperum
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- 20. Mai 2022
Die Besonderheit der Messbücher von Pustet aus den Jahren 1870 bis fast 1960 sind die „typologischen Illustrationen“ für die Festtage, bei denen das meist aus dem Tagesevangelium genommene Zentralbild von Typoi, d.h.Vorgestalten aus dem alten Testament und von Verweisen auf entsprechende Schriftstellen umgeben ist. Damit wird der Festgedanke noch einmal unübersehbar in sein heilsgeschichtliches Umfeld eingebettet – „noch einmal“, weil dieses Umfeld dem Zelebranten Einbettung im Prinzip auch schon durch die Texte und Antiphonen der vorausgegangenen Stunden des Offiziums gegenwärtig sein sollte. Die Festtagsillustrationen wurden seit 1883 ausschließlich von Fr. Max Schmalz gestaltet und zumeist auch signiert, und es ist wahrscheinlich, daß auch einige der früheren von ihm stammen – schließlich war Schmalzl schon seit 1875 als gelegentlicher freier Mitarbeiter für Pustet tätig. Der „Erfinder“ des typologischen Illustrationsprinzips , das bei Pustet irgendwann zwischen 1863 und 1870 eingeführt wurde, war Schmalzl sicher nicht – diese Ehre kommt vermutlich dem bis 1874 als Hauptredakteur für Pustet tätigen Regensburger Domkapiturlar Maier oder einem von ihm beauftragten Künstler zu.
„Erfunden“ hat freilich auch von diesen keiner das typologische Illustrationsprinzip – es war schon seit dem Mittelalter in der sogenannten „Biblia Pauperum“ eingeführt und nach Erfindung des Buchdrucks in der ganzen katholischen Welt weit verbreitet. Die Übersetzung des Begriffs „Biblia Pauperum“ als „Armenbibel“ ist extrem irreführend. Auch in der Blütezeit der Armenbibeln nach dem 15. Jahrhundert waren sie für das gemeine Volk unerschwinglich, und es gibt viele Exemplare, die für den höfischen Gebrauch hergestellt und kostbar illuminiert und aufwendig ausgestattet waren. Außerdem waren es keine „Bibeln“, die Texte aus dem alten oder neuen Testament im Wortlaut brachten, sondern sie enthielten „biblische Geschichten“, die ausgewählte Ereignisse vor allem aus dem Leben Jesu, dann aber auch aus den Propheten, mehr oder weniger didaktisch aufbereitet nacherzählten. Ihr Hauptkennzeichen aber ist die Tatsache, daß sie in der Volkssprache abgefasst waren - viel passender wäre also die Bezeichnung „Laienbibeln“.