„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Weißer Sonntag in Berlin
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- 25. April 2022
Am gestrigen Weißen Sonntag, dem 8. und letzten Tag der Osteroktav, konnten in der Berliner Kirche St. Afra des Institutes St. Philipp Neri sechs Kinder zum ersten Mal die hl. Kommunion empfangen. Soviele Kommunionkinder waren es noch nie - die vielerlei Wirrungen der vergangenen Jahre haben auch in Berlin dazu geführt, daß sich die Zahl der Teilnehmer an den Gottesdiensten in der überlieferten Liturgie und der dem Institut verbundenen Familien deutlich erhöht hat.
Der in der Hauptsache von Fr. Langenberger erteilte Kommunionunterricht hat den Kindern eine solide Grundlage für das Verständnis und die weitere Entwicklung ihres Glaubens vermittelt. Beten wir dafür, daß sie darauf auch in einer zunehmend feindseligen Umwelt mit dauerhaftem Erfolg aufbauen können.
Ostern im Missale von Pustet
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- 22. April 2022
Zum Ostertag, zur Osterwoche zeigt das Pustet-Missale von 1900 eine Illustration, die mit dem Monogramm „FMS“ (über dem linken Knie des Soldaten) als Arbeit Max Schmalzls gekennzeichnet ist. Die Darstellung hält sich auf den ersten Blick weitgehend im konventionellen Rahmen, insbesondere der Engel mit dem Stein vom Grabeseingang und die geblendet wehrlos gemachten Wachsoldaten. Als Zutat Schmalzels erscheint zunächst das Gewölk unter den Füßen des Auferstandenen. Man kann darunter einen Vorausblick auf die kommende Himmelfahrt sehen oder allgemeiner einen Hinweis darauf, daß dieser Christus schon nicht mehr von dieser Welt ist. Das wird freilich auch schon konventioneller durch die Mandorla zum Ausdruck gebracht, die die Gestalt des Siegreichen umgibt.
Auf den zweiten Blick fallen weitere Details ins Auge, die über die gewohnte Ikonographie der Szene hinausweisen. Die ganze Darstellung kreist um die Metapher von Tür und Portal. Hinter der Mandorla ist eine palastartige Portalarchitektur angedeutet, die offenbar den Eingang zur an den Seiten nur schmal angedeuteten Grabeshöhle bildet. Dazu passt die vom Engel gehaltene Steinplatte - sie ist kein runder Stein, den man wegwälzen muß, sondern eine aus den Angeln gerissene Steintür. Diese wiederum erinnert in der Darstellung einerseits an die auf vielen Auferstehungsbildern gezeigte Deckplatte des geöffneten Sarkophages, ruft andererseits aber auch das Bild des vom Sieger beim Abstieg in das Reich der Toten aufgesprengten Tür zum Reich des Hades hervor. Und das ist immer noch nicht die letzte Anspielung: Die beiden Palmen links und rechts vom Grabestor lassen dieses auch als die nun wieder geöffnete Tür zum Paradies erscheinen. Der Auferstandene öffnet alle Türen und Tore.
Die beiden typologischen Darstellungen neben dem Mittelbild greifen wieder höchst konventionelle Vorgestalten der Auferstehung auf: Links der starke Samson, der auf der Flucht vor den Philistern das versperrte Stadttor von Gaza aufgesprengt hat und die Reste mit Türflügeln, Pfosten, Flügeln und Schwellen davonträgt (Richter 16,3). Rechts der Prophet Jonas, der nach drei Tagen und Nächten im Bauch des Fisches wieder ans Ufer gespien wurde (Jonas 2,1). Die Engel in den vier Eckwignetten sind nicht typologisch, sondern liturgisch motiviert: Sie singen von links oben bis rechts unten den Allelujavers aus dem Graduale: „Surrexit dominus de sepulchro qui pro nobis pependit in ligno.“ — „Auferstanden ist der Herr aus dem Grabe, der für uns am Kreuzesholz gehangen.“
Resurrexit, sicut dixit
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- 20. April 2022
In der Liturgie wird das Fest der Auferstehung nicht nur am Ostersonntag und dem ihm als säkularer „sozialer Besitzstand“ folgenden Ostermontag gefeiert, sondern eine ganze Woche lang – bis zum „Weißen Sonntag“, an dem die in der Osternacht neu Getauften ihre weißen Taufkleider wieder ablegten. Von daher haben wir also allen Grund, uns für die (wenigen) in dieser Woche geplanten Beiträge auf Ostern zu konzentrieren und die unersprießlichen kirchenpolitischen Themen ganz außen vor zu lassen.
Einen ersten Anlaß, eher ist es ein veritabler Stolperstein, biete gleich der Introitus der Ostermesse, der (auch im Novus Ordo) mit dem Vers beginnt:
„Auferstanden bin Ich, und bin nun immerdar bei Dir, alleluja. Du legtest Deine Hand auf Mich, alleluja. Gar wunderbar ist Deine Weisheit, alleluja.“
Als Quelle – der Introitus wird immer aus den Psalmen genommen – ist dann Psalm 138, 18 u. 5 angegeben, und die Frage liegt nahe: Wie kommt dieser österliche Auferstehungsjubel von Vers 18 in die ganz entschieden vorösterlichen Psalmen? Zwar ist 138 sicher nicht so alt, wie die traditionelle Zuschreibung „von David“ angibt – aber um ein halbes Jahrtausend vor Geburt, Tod und Auferstehung des Herrn dürfte er schon entstanden sein.
Wer zur Anwort auf diese Frage nach einem der Standardwerke nachkonziliarer Psalmenerklärung greift, findet wenig Aufschluß. Zunächst muß er schon einmal wissen, daß die Neokatholiken die Psalmen wie die Juden und die Protestanten nach der masoretischen Bibel zählen und übersetzen – man muß also nach Psalm 139 suchen. Die Einheitsübersetzung gibt unter dieser Nummer den Text des Psalms, den man als eine Meditation über die Allgegenwart Gottes und seine umfassende Fürsorge für die Kleinheit des Menschen lesen kann, zu Vers 18 ohne jeden Kommentar mit „Ich erwache, und noch immer bin ich bei Dir“ wieder. Dem Kontext nach wäre das „Ich“, das hier erwacht, also der meditierende Beter – und das ist, wenn man den Blick auf den Entstehungszusammenhang des Psalms beschränkt, auch zu rechtfertigen, zumal es der wörtlichen Bedeutung des hier im Hebräischen stehenden Verbs durchaus entspricht. Und die Brücke von „erwachen“ zu „auferstehen“ ist auch nicht sehr schwer zu schlagen.
Allerdings wirft dieses „erwachen“ im engeren Kontext von Vers 18 ein gewisses Problem auf: Nirgendwo ist da die Rede von „schlafen“, sondern der meditierende Beter ist, wenn man das so sagen kann, sogar sehr beschäftigt: als Bild für die Unegründlichkeit Gottes hat er gerade die Unzählbarkeit der Sandkörner an einem Strand angeführt.
... auferstanden von den Toten
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- 17. April 2022
Tod und Leben, wie seltsam
Rangen beide im Wettkampf:
Des Lebens Herzog, ermordet,
Herrscht, lebendig geworden.
Aus der Ostersequenz des Wipo von Burgund, in der Übersetzung von Hans Rosenberg. Den Ganzen Text in Lateinisch und Deutsch bringt das Hymnarium. In wenigen Versen vom durchaus diesseitigen Frühlingslied bis an die Tore des nicht länger verschlossenen Paradieses führt die Ostersequenz des Adam von St. Viktor, 900 Jahre alt und frisch wie am ersten Tag. Das lateinische Original und die anderen Strophen finden sie auf dem Hymnarium.
Ihnen alle glaubensstarke und von daher frohe und gesegnete Ostertage!
...gekreuzigt, gestorben und begraben...
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- 16. April 2022
In der Berliner Kirche St. Afra des Instituts St. Philipp-Neri hat sich ein „heiliges Grab“ erhalten, wie es bis ins 20. Jahrhundert hinein in vielen Pfarrkirchen insbesondere in Mittel- und Ostdeutschland üblich war. Die fast lebensgroße Plastik des Gestorbenen ruht im Josefsaltar und ist das Jahr hindurch hinter der Frontplatte des Altartisches verborgen. Diese Abdeckung wird stets am Karfreitag weggenommen, so daß das hl. Grab zur Verehrung der Gläubigen sichtbar wird. In der Osternacht wird sie wieder angebracht.
Gleichzeitig dient der Josefsaltar in diesen Tagen als Sakramentsaltar zur würdigen Aufbewahrung des aus dem allen Schmuckes entkleideten Hochaltar entnommenen Sakraments. Das Bild des Begrabenen ist so nur eine Erinnerung an eine Realität die vergangen ist, denn Er ist damals wahrhaft auferstanden und nun immer bei uns.
Kosmischer Karfreitag
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- 15. April 2022
Der Karfreitag hat in unserem Pustet-Missale von 1900 keine eigene Vignette – dafür steht uns diese auf der Gegenseite zum Te Igitur ganzseitig ausgeführte Illustration, die das ewige Opfer in der kosmischen Liturgie versinnbildlichen soll. Nach einer bis in die vortridentinische Zeit zurückreichenden Tradition wurde der Buchstabe „T“ in der Initiale zu diesem Gebet oft als Kreuz, als Kruzifixus, umgezeichnet – daraus entwickelte sich dann die Gewohnheit, zum Anfang des Kanons eine ganzsseitige Illustration mit einer Kreuzigungsszene einzurücken. Dem folgen auch viele Missale von Pustet mit den typischen Holzschnitten von Schmalzl – nicht jedoch einige besonders prachtvolle Ausgaben aus der Zeit um 1900, die hier und im Frontispiz, zum Teil auch in den Initialen des Kanons, in aufwendigem Golddruck ausgeführt sind.
Statt des klassischen Kreuzigungsgruppe steht hier das Motiv des Gnadenstuhls im Zentrum. Der allmächtige Vater auf seinem Thron (daher der Name Gnadenstuhl) hält das Kreuz des geopferten Sohnes in Händen, darüber, seltener auch darunter, schwebt die Taube des Hl. Geistes. Wie es im Gebet vor dem Empfang der Kommunion heißt: Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, dem Willen des Vaters gehorsam, hast Du unter Mitwirkung des Hl. Geistes durch Deinen Tod der Welt das Leben geschenkt.
Dieser Gnadenstuhl ist – was wir so sonst nicht kennen – auf mehrfache Weise eingerahmt, in Bezug zu den Geheimnissen des Erlösungsopfers gesetzt. Unter dem Kreuz, wo in der klassischen Kreuzigungsgruppe die Mutter Jesu und der Jünger Johannes dargestellt sind, sehen wir hier zur Rechten das Sinnbild der Ecclesia, die in ihrem Kelch den Gnadenstrom aus der Seitenwunde des Erlösers auffängt. Links steht die Repräsentation der Synagoge, die sich traurig oder trotzig vom nicht anerkannten leidenden Messias abwendet. Das Banner ihres Bundes ist zerbrochen, die Lilien auf der Krone ihrer Erwählung sind geknickt. Ihre Augen sind mit einem Tuch verbunden – das ist der Schleier, von dem Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther (III, 15, 16) spricht: „Ja, bis auf den heutigen Tag liegt, wenn Moses gelesen wird, ein Schleier auf ihrem (der Juden) Herzen, wenn sie sich aber zum Herrn hinwenden, wird der Schleier weggenommen.“ Es besteht also Hoffnung.
Die Gestalt der Synagoge ist auf diesem Bild in keiner Weise verhäßlicht oder gar dämonisert.