„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Palmsonntag und Karwoche
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- 28. März 2021
Die Karwoche steht ganz im Spannungsfeld zwischen dem triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“ und dem „Kreuzige ihn“ des Karfreitags.
Es wäre zu leicht, diese fast unerträgliche Spannung allein auf die „Unaufgeklärtheit“ oder den Wankelmut des Volkes von Jerusalem zur Zeit Christi zurückzuführen. Das messianische Bewußtsein der Juden war ja tatsächlich überwiegend bis ausschließlich durch die Stellen der Schrift geprägt, die den Messias als den Erneuerer des Priesterkönigtums der Vorzeit darstellen und von diesem „Gottessohn“ zunächst die Erlösung aus Irdischer Not und Befreiung aus nationaler Knechtschaft erwarteten. Das „im Namen des Herrn“ bezieht sich ganz offensichtlich auf das goldene Stirnband (oder die Krone!) mit dem unaussprechlichen Namen, das der Hohepriester bei seinem einmal im Jahr erfolgenden Besuch des Allerheiligtums am Sühnetag Jom Kippur trug, und die Palmzweige gehören zu der feierlichen Prozession, in der die Männer des Volkes an eben diesem Tag um den Brandopferaltar vor dem Heiligtum zogen. Beides zusammen gehört zum Bild des Priesterkönigs der Zeit Davids, das die Erwartung des Messias über die Jahrhunderte geprägt hatte.
Viel weniger einflußreich und im Bewußtsein des theologisch eher wenig gebildeten Volkes vermutlich überhaupt nicht präsent war das Bild des Messias als leidender Erlöser. Während der Messias des Volkes am Entsühnungstag im königlichen Ornat des Hohenpriesters als der „heute habe ich Dich gezeugt“ Sohn Gottes aus dem Heiligtum tritt, entsprach der Messias als leidender Erlöser doch viel mehr dem „Sündenbock“, dem der Hohepriester am gleichen Tag die Sünden des Volkes aufs Haupt legte, und der dann in die Wüste getrieben und von einem steilen Felsen zu Tode gestürzt wurde. Beide Bilder sind gegensätzlicher kaum zu denken – und kreisen doch um den gemeinsamen Bezugspunkt von Liturgie und Theologie des Entsühnungstages: Tag der Erlösung von den Sünden.
Auch der leidende Messias kommt im Alten Testament an mehreren Stellen vor, die jedoch im Bewußtsein des Volkes kaum präsent waren. Am bekanntesten ist das Lied vom leidenden Gottesknecht beim Propheten Jesaja, das in seinen eindrucksvollsten Stellen auch in die Liturgie der Karwoche (II. Lesung am Mittwoch) eingegangen ist.
Wir bringen einen Auszug aus dem sprachlich und inhaltlich schwieigen Text hier in der Übersetzung der Neuen Evangelistischen Übersetzung von Karlhein Vanheiden auf dem BibleServer – nicht, weil diese besonders genau einem Urtext (welchem? Dem griechischen, oder dem masoretischen, und in welcher Tradition?) entspräche, sondern weil sie gleichzeitig verständlich und dennoch relativ genau ist, ohne durch übertriebene oder auch nur vermeintliche Präzision Verständnishürden zu errichten.
[53] 1 Wer hat denn unserer Botschaft geglaubt?
Und an wem hat sich Jahwes Macht auf diese Weise gezeigt?
2 Wie ein kümmerlicher Spross wuchs er vor ihm auf,
wie ein Trieb aus dürrem Boden. / Er war weder stattlich noch schön.
Er war unansehnlich, / und er gefiel uns nicht.
3 Er wurde verachtet, / und alle mieden ihn.
Er war voller Schmerzen, / mit Leiden vertraut,
wie einer, dessen Anblick man nicht mehr erträgt.
Er wurde verabscheut, / und auch wir verachteten ihn.
4 Doch unsere Krankheit, / er hat sie getragen,
und unsere Schmerzen, / er lud sie auf sich.
Wir dachten, er wäre von Gott gestraft,
von ihm geschlagen und niedergebeugt.
5 Doch man hat ihn durchbohrt wegen unserer Schuld,
ihn wegen unserer Sünden gequält.
Für unseren Frieden ertrug er den Schmerz,
und durch seine Striemen sind wir geheilt.
6 Wie Schafe hatten wir uns alle verirrt;
jeder ging seinen eigenen Weg.
Doch ihm lud Jahwe unsere ganze Schuld auf.
7 Er wurde misshandelt, / doch er, er beugte sich
und machte seinen Mund nicht auf.
Wie ein Lamm, das zum Schlachten geführt wird,
wie ein Schaf, das vor den Scherern verstummt,
so ertrug er alles ohne Widerspruch.
8 Durch Bedrückung und Gericht wurde er dahingerafft,
doch wer von seinen Zeitgenossen dachte darüber nach?
Man hat sein Leben auf der Erde ausgelöscht.
Die Strafe für die Schuld meines Volkes traf ihn.
9 Bei Gottlosen sollte er liegen im Tod,
doch ins Steingrab eines Reichen legte man ihn,
weil er kein Unrecht beging
und kein unwahres Wort aus seinem Mund kam.
Das ist die ganze Leidensgeschichte der Karwoche - prophetisch beschrieben in einem Buch, das auch von der „kritischen Bibelwissenschaft“ in die Zeit um 540 v. Chr. datiert wird. Dieser sog. Deuterojesaja (Jesaja 40-55) ist zwar auch Bestandteil des hebräischen Kanons des alten Testaments, wurde aber nicht in die Haftara, das offizielle Lesungsverzeichnis für den Sabbat, aufgenommen: Das masoretische Judentum wartete weiter auf den Messias mit der Krone des Priesterkönigs.
*
Für die Tage bis Ostern sind keine weiteren Artikel auf Summorum Pontificum geplant. Als nach wie vor lesenswert können wir die Auszüge aus dem Buch von László Dobszay über die Reform der Liturgie in der Karwoche empfehlen, die wir hier 2009 erstmalig präsentiert haben.
Opferung oder Gabenbereitung III
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- 27. März 2021
Zum Abschluß der Artikelreihe über das in der neuen Liturgie zur „Gabenbereitung“ reduzierte Offertorium hier ein Blick auf das Zustandekommen dieses Reformschrittes in den Jahren 1976 – 1978. Der Text der neuen Offertoriumsgebete war schon einmal im Zusammenhang mit der (einigermaßen unberechtigten) Behauptung ihrer jüdischen Herkunft angesprochen. Diese Texte sind, wie die ganze Gabenbereitung, von ergreifender Schlichtheit, und das Auffälligste an ihnen ist für deutschsprachige Gottesdienstteilnehmer die Übersetzung des im Lateinischen noch vorhandenen „offerimus“ durch „wir bringen vor dein Angesicht“ - jeder Anklang an „Opferung“ soll vermieden werden. Als Option enthält auch der NO noch die Möglichkeit zur Inzensierung der Gaben, das Gotteslob bringt dazu die etwas gewundene Erklärung: „Die Ehre des Weihrauchs gilt Christus, der gegenwärtig ist in der Versammlung: Im Handeln des Priesters und in der Gemeinde sowie in den Christuszeichen Kreuz und Altar.“
Das ist nicht falsch, aber in zweifacher Hinsicht unvollständig. Zum einen gilt die Inzensierung natürlich ausdrücklich den Gaben, die in der Tradition gerade in dieser Geste aus dem säkularen Bereich herausgehoben werden: Wie der Rauch vom Opferaltar des Tempels sollen sie mit den Gebeten von Priester und Gemeinde zu Gott emporsteigen. Zum zweiten – und das tritt bei der Beweihräucherung von Klerikern und Gemeinde in den Vordergrund – hat der Weihrauch als Sakramentale eine über das bloße Symbol hinausgehende reinigende Bedeutung: In seiner Glut verbrennen Unreinheiten und Unvollkommenheiten der sich selbst mit den Gaben aufopfernden Gläubigen. Die überlieferten Gebete zur Inzensierung sind da ganz eindeutig – für den Novus Ordo wurden sie wohl gerade deshalb „abgeschafft“: der ganze Ritus erfolgt wortlos.
Es folgt das alte „Orate Fratres“ (mit einer Kurzfassung als Alternative) und ein feststehendes „Gabengebet“, das an die Stelle der veränderlichen Secret getreten ist. Der in vielen Secret-Texten enthaltene Hinweis auf die Opfergaben ist „neutralisiert“: Das Gebet bittet nicht mehr um die Annahme der Opfergaben, die in unbestimmter Weise als Zeichen der Hingabe der Gemeinde gedeutet werden, sondern um die darauf antwortende Heiligung der Versammelten durch Gottes Segen und Gnade. Damit ist für den NO die „Gabenbereitung“ abgeschlossen und es beginnt mit der Präfation das Hochgebet.
Diese Gabenbereitung – das geht aus Bugninis langer Rechtfertigungsschrift zur Liturgiereform hervor – ist das Ergebnis eines langen Tauziehens zwischen Papst Paul und Bugnini bzw. dessen Mitstreitern und Hintermännern. Wie Louis Boyer – der kurzzeitig im Consilium mitarbeitete – in seiner Autobiographie (The Memoirs, S. 224/5) mitteilt, soll Bugnini dabei vor keinem üblem Trick zurückgescheut haben: Mehrfach habe er zu strittigen Gegenständen dem Papst mitgeteilt, daß das Gremium auf bestimmten Positionen beharre, obwohl diese gar nicht der Fall war, und umgekehrt habe er dem Consilium „Wünsche des Papstes“ übermittelt, die der gar nicht geäußert und auch nicht angedeutet hatte. Im Ergebnis setzte sich so Bugnini weitgehend durch.
Widerstand und Widerspruch
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- 26. März 2021
Unbeeindruckt von der Anordnung des Staatssekretariats zum Verbot von Einzelmessen in St. Peter hat der polnische Kardinal Krajewski am gestrigen Donnerstag, wie es seit Jahren seine allwöchentliche Gewohnheit ist, am Altar mit dem Grab des h. Johannes Paul II. eine „Einzelmesse“ in polnischer Sprache für die polnische Gemeinde in Rom zelebriert. Zur Erinnerung: Kardinal Krajewski war es auch, der nach der vatikanischen Anordnung zur Schließung sämtlicher Kirchen bei der ersten Covid-Welle im vergangenen Frühjahr seine Titularkirche für die Gläubigen und die Messfeier offen hielt. (Quelle für Nachricht und Bild)
Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller hat in der Tagespost einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich den Protesten gegen die Neuregelung, wie sie zuvor bereits von den Kardinälen Müller und Burke geäußert worden waren, anschließt. Wie diese erklärt er die Anordnung für rechtswidrig und ungültig und verweist mit Nachdruck auf die Unangemessenheit der Maßnahme auch unter pastoralen Gesichtspunkten:
Darüber hinaus geht es in diesem Fall auch um berechtigte Anliegen der Seelsorge wie der Frömmigkeit, denen Rechnung zu tragen ist. Die Basilika über dem Grab des Apostelfürsten Petrus und den Gräbern vieler Heiliger ist auf dem Erdkreis einzigartig, Zentrum der Weltkirche und von frühesten Zeiten an Wallfahrtsziel der Gläubigen aus aller Welt.
Den vielen Pilgern, namentlich den Priestern, die in großer Zahl aus entfernten Gegenden der Welt nach Rom kommen, die Möglichkeit zur Feier der heiligen Messe gleichsam im Haus des Vaters vorzuenthalten, wäre schlechterdings nicht zu verantworten.
Hl. Dismas, bitte für uns
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- 25. März 2021
Das am 25. März begangene Fest der Verkündigung Mariens läßt mit gutem Recht einen Gedenktag in den Hintergrund treten, der im traditionellen Martyrologium Romanum für den gleichen Tag angegeben ist: Das Gedächtnis des sancti latronis, des heiligen Räubers, von dem im Lukasevangelium (23,43) berichtet wird, daß er zur Rechten Christi gekreuzigt - und gerettet - worden ist. Mehr als diese kurze Erwähnung ist der heiligen Schrift nicht zu entnehmen - eine schwer erträgliche Leerstelle, die denn auch im auf das 3. Jahrhundert zurückgehenden apokryphen Nikodemus-Evangelium (spätes 3. Jh.) auf bemerkenswerte Weise ergänzt wird.
Im Mittelpunkt dieser romanhaften Schrift steht der dramatische Bericht von der „Höllenfahrt“ des auferstandenen Christus und die Befreiung der Gerechten des Alten Bundes aus der Macht des Hades. Im Triumph ziehen die Stammeltern und die Väter der Vorzeit zum Paradies und haben eine bemerkenswerte Begegnung:
Als sie nun durch das Tor des Paradieses einzogen, kamen ihnen zwei Greise entgegen. Die heiligen Väter fragten sie: Wer seid ihr, daß ihr den Tod nicht gesehen habt und in den Hades nicht hinabgestiegen seid, sondern mit Leib und Seele im Paradiese wohnet?
Einer von ihnen antwortete: Ich bin Enoch, der Gottes Wohlgefallen erwarb und von ihm hierhin entrückt wurde. Und dieser ist der Thesbiter Elias. Wir sollen leben bis zur Vollendung der Welt. Dann aber sollen wir von Gott entsandt werden, damit wir dem Antichrist entgegentreten und von ihm getötet werden. Und nach drei Tagen sollen wir wieder auferstehen und auf Wolken dem Herrn entgegen entrafft werden.
Während sie so miteinander sprachen, kam ein anderer, ein unscheinbarer Mensch, der auf seiner Schulter ein Kreuz trug.
Ihn fragten die heiligen Väter: Wer bist du, der du das Aussehen eines Räubers hast, und was ist das für ein Kreuz, das du auf der Schulter trägst?
Er antwortete: Ich war, wie ihr sagt, ein Räuber und Dieb in der Welt, und deshalb ergriffen mich die Juden und überlieferten mich dem Kreuzestode zugleich mit unserem Herrn Jesus Christus. Als er nun am Kreuz hing, schaute ich die Zeichen, die geschahen, und glaubte so an ihn. Und ich rief ihn an und sprach:
Herr, wenn du herrschen wirst, dann vergiß mich nicht!
Und sogleich sprach er zu mir: Wahrlich, wahrlich, heute, sage ich dir, wirst du mit mir im Paradiese sein.
Mein Kreuz tragend, kam ich also zum Paradiese, fand den Erzengel Michael und sagte zu ihm: Unser Herr Jesus, der Gekreuzigte, hat mich hergeschickt. Führe mich also zum Tor des Gartens Eden! Und da das flammende Schwert das Zeichen des Kreuzes sah, öffnete er mir, und ich ging hinein. Dann sprach der Erzengel zu mir: Warte ein Weilchen! Denn da kommt auch der Urvater des Menschengeschlechts Adam mit den Gerechten, damit auch sie hier eintreten. Und da ich euch jetzt sah, ging ich euch entgegen.
Als die Heiligen das hörten, riefen sie alle mit lauter Stimme: Groß ist unser Herr, und groß ist seine Kraft!“
Und so begegnet uns in durchaus folgerichtiger Fortschreibung des Evangeliums der gute Schächer wieder, und im 10. Kapitel des „Nikodemus-Evangeliums“ wird denn auch „Dysmas“ als sein Name genannt.
St. Peter - nur ein totes Museum?
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- 23. März 2021
Seit gestern steht die Peterskirche unter dem Diktat einer rechtswidrigen und ungültigen (so die Kardinäle Müller und Burke) Anordnung, die „Einzelmessen“ verbietet und die überlieferte Liturgie des authentischen römischen Ritus in eine Kapelle mit 8 Plätzen in der Unterkirche verbannt. Zwei amerikanische Vatikan-Journalisten waren am Montag Vormittag vor Ort – Edward Pentin um kurz nach 7 Uhr, Courtney Mares gegen 8 Uhr 30. Beide melden den gleichen Befund: An den nach verbindlichem Zeitplan angesetzten jeweils zwei Konzelebrationen nehmen noch nicht einmal eine handvoll Priester teil, auch so gut wie keine Gläubigen. Leere und bleierne Stille in dem riesigen Gotteshaus, beide Journalisten fühlen sich in ein totes Museum versetzt.
Hoffnungen, durch Briefe und Mails an das Staatsekretariat die Anordnung zurücknehmen lassen zu können, haben sich nicht erfüllt. Der Apparat hat die Petenten noch nicht einmal einer Antwort gewürdigt. Er nutzte auch nicht die Woche bis zum Inkrafttreten der Anordnung, dieser eine zumindest den formalen Anforderungen eines Rechtsaktes entsprechende Form zu geben: Nach wie vor kommt der Ukas von einer für die Reglung der Liturgie unbefugten Stelle und richtet sich an die Hausmeisterei statt an den Erzpriester der Basilika als den zuständigen Kirchenrektor. Verachtung des Rechtes entwickelt sich zu einem Kennzeichen dieses unglückseligen Pontifikats, seitdem Franziskus nach seiner Amtsübernahme die zeremonielle Fußwaschung am Gründonnerstag einerseits auch für Frauen „aus dem Volk Gottes“ öffnete, andererseits aber selbst auch an moslemischen Gefängnisinsassen und -insassinen vollzog. Doch auch wenn der gegenwärtige Amtsverweser es anders sieht: der Papst steht nicht über dem Gesetz. Er kann Gesetze erlassen oder ändern – aber wenn er sie einfach ignoriert, wie das manche seiner Vorgänger in Renaissance und Barock gewohnt waren, beschädigt er aufs schwerste die Achtung vor dem Recht und das römische Erbe der Kirche - ebenso die Achtung seiner eigenen Person.
Zur Sache Konzelebration selbst haben wir bereits hier das Nötige gesagt. Bleibt uns noch der Verweis auf einen ausgezeichneten Artikel des amerikanischen Publizisten Robert Royal auf „The Catholic Thing“, in dem der Autor eine Passage aus einem Brief des hl. John Henry Newman aus dem Jahr 1846 zitiert – das war ein Jahr nach der Aufnahme Newmans in die katholische Kirche. Newman beschreibt darin, wie er die zahlreichen „Einzelzelebrationen“ an einem frühen Morgen im Dom von Mailand erlebt hat:
Ich habe schon vor Monaten gesagt, daß ich nie wirklich wußte, was Gottesdienst als objektives Geschehen bedeutet, bevor ich zur katholischen Kirche kam und Teilnehmer an ihrem öffentlichen Gottesdienst wurde. Nun sage ich das selbe über ihre Art der Nutzung von Kathedralen. Ich kann mich da nur schlecht ausdrücken und bin unsicher, ob sie mich verstehen, aber eine kaholische Kathedrale ist eine Art von Welt für sich, jeder geht seinen eigenen Geschäften nach , aber diese „Geschäfte“ sind spiritueller Art. Beter, in Gruppen oder einzeln, knien oder stehen an verschiedenen Plätzen, – einige an Schreinen, andere an Altären – sie hören die Messe und kommunizieren, Ströme von Gläubigen treffen aufeinander oder gehen aneinander vorbei – ein Altar nach dem anderen wird für die Messe erleuchtet, wie Sterne am Himmel – Glocken teilen mit, was an Stellen geschieht, die man nicht sehen kann – und während alledem singen die Kanoniker in ihrem Chor die Matutin und Laudes, zum feierlichen Abschluß steigen Wolken von Weihrauch vom Hochaltar auf – und so geschieht es in einem der schönsten Gebäude der Welt an jedem einzelnen Tag – und all das ohne Gekünsteltheit und Krampf, sondern jeder wie er es gewohnt ist, jeder kümmert sich um Seines und überläßt den anderen das Ihre.
Die höhere Einheit zum Lobe Gottes, die aus dieser Vielfalt hervorgeht, haben die Kollektivisten des 20. Jahrhunderts nie verstanden, ihre kläglichen Nachfolger und Nachplapperer im 21. Jahrhundert sind dazu offenbar noch weniger in der Lage. Rücksichtslos und ohne jede Achtung vor Tradition und Gesetz zerstören sie, was sie nicht begreifen – und da sie so gut wie nichts wirklich verstanden haben, ist nichts vor ihnen sicher. Die Peterskirche als Museum, mit Online-Ticketverkauf für die Romtouristen und Virenscanner am Einlaß – wer weiß, vielleicht wäre das genau nach ihrem Geschmack.
Konzelebration - ein Herzstück des NO
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- 19. März 2021
Die demonstrative Monopolisierung der Peterskirche für die Konzelebration im Novus Ordo bedeutet weitaus mehr als die damit einhergehende Verbannung der überlieferten Liturgie in die vielleicht 10 Plätze bietende Capella Clementina der Grotti. Diese Herabstufung ist wenig mehr als ein willkommener Seiteneffekt einer Maßnahme, die noch weitergehende Ziele verfolgt.
Die Konzelebration war und ist eine der Lieblingsideen des radikalen Flügels der Liturgiereformer der 60er Jahre. So, wie dieser Flügel es versteht, zielt sie darauf ab, den „Gemeinschaftscharakter“ der Eucharistiefeier zu verabsolutieren und die Rolle und Stellung des Priesters zu reduzieren und in der „um den Altar versammelten Gemeinde“ untergehen zu lassen. Damit soll nicht bestritten werden, daß Konzelebrationen nach der ganzen Anlage des Novus Ordo in bestimmten Ausnahmefällen einen diskutablen Sinn haben können – etwa als Ausdruck der Einheit des Presbyterates mit dem Bischof in der Feier der Chrisammesse oder auch der Priester mit ihren Confrates bei großen Versammlungen und Kongressen. Unter Hinweis auf solche Sonderfälle wurde die Neueinführung der Konzelebration den Konzilsvätern bei der Diskussion von Sacrosanctum Concilium schmackhaft gemacht, während gleichzeitig die Möglichkeit weiterer Ausdehnung eröffnet wurde. Der betreffende Abschnitt 57 der Konzilskonstitution ist ein Musterbeispiel für zielbewußt eingesetzte Ambivalenz.
Außerdem enthält er eine Aussage, die – wenn man sie nicht komplett als Unwahrheit bezeichnen will – zumindest auf ziemlich schwachen Füßen steht. Der Einleitungssatz behauptet: „Die Konzelebration ist in der Kirche des Ostens wie des Westens bis auf den heutigen Tag in Übung geblieben.“ - was für den Westen durchaus zweifelhaft ist. Die in diesem Zusammenhang regelmäßig angeführte „Konzelebration“ der gerade geweihten Neupriester mit dem Bischof in der Weihemesse wird vielfach nicht als tatsächlich sakramentale Konzelebration betrachtet, sondern als ein „gemeinsames Sprechen der Gebete mit dem Bischof“, ein ritualisiertes Überbleibsel einer letzten Einführung in die rechte Feier des Messopfers. Die Tatsache, daß die Neugeweihten dabei im überlieferten Ritus stets ein erfahrener Priester als Assistent begleitet, unterstreicht dieses Verständnis.
Eine zunächst überwiegend praktisch begründete Forderung nach sakramentaler Konzelebration wird nach unserer Literaturkenntnis erstmals in den 40er Jahren sichtbar.