Frage: „Wozu sind wir auf Erden?“
Antwort: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“
Frage Nr. 1 aus dem „Grünen Schulkatechismus“ von 1955
Themen und Meldungen:
Der hl. Longinus
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- 17. März 2017
Am Mittwoch, den 15. März, versäumten wir den Blick ins Martyrologium der alten Ordnung. Das ist schade, weil dieser Tag eine lange Liste von Märtyrern aus der Frühzeit der Kirche präsentiert – beginnend mit dem hl. Longinus: Zu Caesarea erlitt den Märtyrertod der Soldat Longinus, dem befohlen ward, die Seite des Herrn mit der Lanze zu durchbohren.
Im Johannesevangelium (19,34) wird erwähnt, daß einer der Soldaten des Hinrichtungskommandes die Seite des Gekreuzigten öffnete, um sich seines Todes zu vergewissern; bei Matthäus ist überliefert, daß daß dies Soldaten angesichts des Erdbebens und der Sonnenverfinsterung beim Tod Jesu bekannten: „Wahrlich dieser war Gottes Sohn“. In beiden Fällen wurde kein Name genannt, in der frühen apokryphen Literatur, namentlich den „Pilatusakten“ (Evangelium des Nikodemus) aus dem frühen 4. Jahrhundert taucht dann erstmals der Name Longinus auf.
Spätere Überlieferungen, die dann in der Legenda Aurea des Jacobus de Voragine zusammenfließen, wissen noch mehr zu berichten als die Evangelien:
Etliche schreiben, daß er sonderlich sei gläubig geworden, da das Blut Christi, das an der Lanze herablief, von ungefähr seine Augen berührte, die von Krankheit oder Alter schwach waren, und ihm alsbald sein klares Gesicht wieder gab.Also sagte er aller Ritterschaft ab und empfing von den Aposteln die Lehre des Glaubens. In der Stadt Caesarea im Lande Cappadocien lebte er 28 Jahre gleich einem Mönche und bekehrte viele Menschen mit seinem Wort und seinem Beispiel.
Eine als Lanze des Longinus angesehene römische Lanzenspitze gehörte seit dem hohen Mittelalter zu den Reichskleinodien und Insignien des Heiligen Römischen Kaisers. Diese Reliquie wurde im frühen 11. Jahrhundert zusammen mit einer großen Kreuzreliquie Bestandteil des Reichskreuzes, das heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt wird.
Zuviel ist zuviel
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- 16. März 2017
Die in Rom zu Anfang des Jahres eingerichtete Kommission zur Überprüfung der Instruktion Liturgiam Authenticam nimmt Konturen an. Inzwischen gibt es eine auf „gut unterrichtete Kreise“ zurückgehend inoffizielle Mitgliederliste – und die bemerkenswerte Information, daß die Kommission ohne Mitwirkung und sogar ohne vorherige Information von Liturgie-Präfekt Sarah eingerichtet wurde, obwohl die Kommission unter dem Dach der Liturgiekongregation arbeiten soll.
Alles, was sonst noch über die Kommission bekannt geworden ist, deutet darauf hin, daß nicht der überlieferte Ritus – der ja ausnahmslos in lateinischer Sprache zelebriert wird – Gegenstand ihrer Arbeit sein soll, sondern die sprachlichen Voraussetzungen zur „Inkulturation“ der Liturgie in den verschiedenen Sprach- und Kulturräumen der katholischen Welt. Das Bugnini-Consilium der wilden Jahre1965-69 hatte in dieser Hinsicht bereits sehr weitgehende Konzepte entwickelt, die seinerzeit in dem Dokument „Comme le prevoit“ (hier eine englische Übersetzung) niedergelegt worden waren.
Methodischer Ansatz der Instruktion ist das in der Sprachwissenschaft der 60er Jahren modische Prinzip der „dynamischen Äquivalenz“ - das bedeutet: Die Angemessenheit einer Übersetzung entscheidet sich ganz konkret zu einem bestimmten Zeitpunkt und gegenüber einer bestimmten Hörer- bzw. Leserschaft - heute auf dem Dorf und morgen in der Stadt kann das sehr verschieden ausfallen. (Abschnitt 7 u. 36) Großes Gewicht wird darauf gelegt, Experten einzubeziehen, um die „wahre Bedeutung“ von Texten zu ermitteln (9) – als ob diese Bedeutung nicht längst festliegen würde. Fernziel der Verfasser ist es, möglichst viel Verantwortung für die „Gestaltung“ der Liturgie in die Hand der Gemeinden zu geben, die ihren Gottesdienst einschließlich der Formulierung aller Gebete innerhalb eines lockeren Rahmens selbst gestalten. (Abschnitt 20 u. 43) Gegenüber der Verwendung von gehobener Sprache werden klare Vorbehalte angemeldet (15), die Gottesdienstteilnehmer werden - wie so oft von den Liturgiereformen - für Idioten gehalten, wenn man davor warnt, den Ausdruck „Ort der Kühle und der Erfrischung“ in nördlichen Ländern wörtlich zu übertragen (23).
Die unter der Verantwortung des damaligen Präfekten der Liturgie-Kongregation Kardinal Medina Estevez erarbeitete Instruktion „Liturgiam Authenticam“ hatte demgegenüber die Bedeutung einer möglichst engen Orientierung der Übersetzungen am lateinischen Original unterstrichen und gefordert, die Messtexte in einer betont vom Alltag abgesetzten Sprachebene anzusiedeln. Das war ein äußerst wirkungsvoller Ansatz, um zwei der Lieblingsstrategien der Liturgierevolutionäre entgegenzuwirken: Die Ansiedlung der Liturgie im gewöhnlichen Lebensumfeld der jeweiligen Gemeinde und die Angleichung ihrer theologischen Aussagen an die je nach Zeit und Ort verschiedenen modernistischen Ersatzdogmen. Bekanntestes Beispiel: „Für Viele“ oder „für alle“.
Diese mit viel Mühe errichtete Barriere gegen die formale und inhaltliche Zersplitterung der Liturgie soll jetzt wieder eingerissen werden. Damit würde der einzige praktisch zumindest teilweise verwirklichte Ansatz zu einer „Reform der Reform“ – besser gesagt: zu einer Rückkehr zu der von den Konzilsvätern ursprünglich intendierten maßvollen Erneuerung der Liturgie – wieder aufgegeben. Das wäre durchaus im Sinne dieses Papstes, der den Begriff „Reform der Reform“ nicht mehr hören will und eine durchgänge Regionalisierung der Kirche mit weitgehender Einebnung in ihre jeweiligen sozialen Umfelder anstrebt – ohne dabei auf vielen bisher für „unverhandelbar“ gehaltenen Grundverpflichtungen des Glaubens zu bestehen.
Das kann man bedauern und sogar für verhängnisvoll halten. Andererseits kann man von der sicheren Position der überlieferten Liturgie aus den Entwicklungen auch eine positive Sicht abgewinnen. Je deutlicher der Charakter der neuen Liturgien als „banales Produkt des Augenblicks“ erkennbar wird, desto größer ist die Chance, daß mehr von denjenigen, denen diese Banalität zugemutet wird, das auch erkennen. Katholiken, die es mit ihrem Glauben ernst meinen – und die gibt es natürlich auch in den ganz normalen Gemeinden mit manchmal ganz normalen Liturgien – sind heute nicht mehr so lähmend autoritätsfixiert wie in den 60er Jahren. Und was zuviel ist, ist zuviel.
Latein und Volkssprache
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- 15. März 2017
Immer wieder hört man zur Begründung der Feier des Gottesdienstes in der Volkssprache die Behauptung, schließlich habe auch Rom, nachdem die griechische Sprache dort als Sprache der Gebildeten außer Gebrauch gekommen war, die bis dahin auf Griechisch gefeierte Liturgie ins Lateinische übersetzt. Wie selbstverständlich wird dabei impliziert, daß es sich dabei um die lateinische Volks- und Umgangssprache des 4. Jahrhunderts gehandelt habe.
Das ist ein Irrtum, und wenn Liturgiewissenschaftler, die so argumentieren, nicht noch ungebildeter sind, als man ohnehin annehmen muß, eine bewußte Irreführung. Fr. John Hunwicke vom Ordinariat ULF von Walsingham veröffentlicht in diesen Tagen eine Reihe von Artikeln über das Werk der bedeutenden niederländischen Altphilologin Christine Mohrmann (1903 – 1988), die sich große Verdienste um die Erforschung der unterschiedlichen Sprachschichten des Griechischen und des Lateinischen von den vorklassischen Zeiten bis ins spätmittelalterliche Gelehrtenlatein erworben hat.
Mohrmann hat bereits vor Jahrzehnten nachgewiesen, daß das liturgische Latein eine höchst artifizielle Sprache darstellte, die in enger formaler Anlehnung an uralte (und dem einfachen Volk längst fremd gewordene) Sprachmuster gestaltet wurde - eben um den Unterschied zwischen der Alltagssprache und einer Sprache für den Sakralen Raum zu betonen und sinnfällig zu machen. Sie hat auch eine einleuchtende Erklärung dafür gegeben, warum die Römer sich so viel Zeit für die Entwicklung einer lateinischen Liturgiesprache ließen: Die Christen mußten sich zunächst die lateinische Sprache soweit als Ausdruck des Christenglaubens aneignen, daß sie in der Lage waren, alte Formen zu assimilieren, ohne damit unzulässige Gleichklänge oder gar Gleichsetzungen mit den Gebeten zu riskieren, die etwa lauteten: „Vater Mars, ich flehe Dich an, Du mögest alle sichtbaren und unsichtbaren Krankheiten und Nöte sowie alle verheerenden Mißgeschicke und Notfälle von mir durch Dein Gebot fernhalten.“
Diese Sprache hatte nichts „umgängliches“ an sich, sie war nicht und mußte auch nicht Wort für Wort „verständlich“ sein – sie diente der Abgrenzung eines sakralen Geschehens vom Alltag, und sie wurde dadurch und insoweit „verstanden“, daß den Menschen neben dem ungefähren Inhalt eben der Unterschied zwischen säkular und sakral immer gegenwärtig war – nicht als wissenschaftliche Abstraktion, sondern als gelebte und erfahrene Religion.
Die erste der bisher 3 Beiträge von Fr. Hunwicke zum Thema findet sich hier: http://liturgicalnotes.blogspot.de/2017/03/recent-liturgical-shenanigans-in-rome.html
Vom verdeckten ins offene Schisma
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- 13. März 2017
Am 13. März 2013 wählten die Kardinäle den Argentinier Jorge Bergoglio zum Bischof von Rom. Bereits bei seinem ersten Auftritt auf der Loggia des Petersdoms machte Bergoglio unmißverständlich klar, daß er von diesem Amt radikal andere Vorstellungen hat als seine sämtlichen Vorgänger der letzten Jahrhunderte, und das hat er seitdem täglich aufs neue demonstriert. Innerhalb von nur vier Jahren hat der vom argentinischen Peronismus geprägte Papst damit dieses Amt und die Kirche in eine der schwersten Krisen ihres Bestehens geführt. Heute stehen Kardinäle gegen Kardinäle, Bischöfe gegen Bischöfe, Theologen gegen Theologen und Laien gegen Laien im Streit um die Ausdeutung päpstlicher Aussagen, deren Inhalt – soweit überhaupt faßbar – oft nur noch mit akrobatischen Anstrengungen vor dem offenen Widerspruch zur Lehre der Kirche zu bewahren ist.
Wie der Jubiläumsaufsatz auf der offiziellen Website der katholischen Bischöfe in Deutschland zeigt, enthält dieser Ansatz das Potential, die Lehre Christi in postmoderner Willkür aufzulösen:
Franziskus stellt die Kirche mit seiner neuen Lesart des Papsttums vor eine Herausforderung. Doch diese ist durchaus ihrer Zeit gemäß. Die Ära des bipolaren Realismus ist schließlich nicht nur in der Politik vorüber. Auch die Kirche kann in einer globalisierten und individualisierten Welt nicht länger auf harte Grenzen zwischen richtig und falsch setzen; die meisten Gläubigen leben selbst irgendwo dazwischen. Papst Franziskus übersetzt das auf seine Weise in die Theologie: Nicht harte Doktrin und nicht sanfte Beliebigkeit, sondern immer dazwischen.
Sollte das zur in Rom offiziell vertretenen Linie werden, wäre es die schmachvolle Kapitulation vor der seinerzeit von Josef Ratzinger angeprangerten „Diktatur des Relativismus“. Damit würde die Lehre Christi zwar nicht von dieser Welt verschwinden – ein zweitausend Jahre lang treu gebliebenes Lehramt hat die verläßlichen Fundamente ihrer Bewahrung gelegt. Aber die Umwandlung des seit Jahrzehnte schwärenden verdeckten Schismas in eine offene Form wäre die eher früher als später unvermeidliche Konsequenz.
Wie ernst diese Situation auf der Seite derer eingeschätzt wird, die glauben, daß Christus seine Kirche nicht für einen Schlingerkurs „immer zwischen Doktrin und Beliebigkeit“ gestiftet hat, ist auf den material- und gedankenreichen Artikeln von Edward Pentin auf NCR-Blog, Steve Kojec auf OnePeterFive, Christopher Ferrera auf „The Remnant“ und Phil Lawler auf CatholicCulture zu ersehen.
Die 10. Woche
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- 11. März 2017
Kommunikation ganz allgemein ist eine schwierige Sache, wie man seit dem Experiment von Babel weiß, und in diesem Sinne sagen wir diese Woche zunächst einmal, wozu wir nichts sagen wollen: Zu der Frühjahrstagung der deutschen Bischofskonferenz, die immer weiter damit vorankommt, die Deutsch-Katholische-Kirche in eine NGO zu verwandeln, und auch nicht zu der am Beginn des 5. Jahres des bergoglianischen Pontifikats giftig aufwallenden römischen Gerüchteküche, in der anscheinend nichts mehr undenkbar ist – bis hin zu Spekulationen, ein Teil der Kräfte, die Franziskus ins Amt gehievt hätten, betreibe nun seine Ablösung, da sein erratisches Vorgehen die Verwirklichung ihrer Ziele nicht länger befördere.
Mit römischen Gerüchten konnten wir soeben wieder einmal die Erfahrung machen, daß sie zwar meist nicht völlig grundlos sind, aber selten verläßliche Informationen über das enthalten, was wirklich geschieht. Wie Bischof Fellay am 3. März während eines Besuches in Polen mitgeteilt hat, trifft es nicht zu, daß die Bruderschaft den Komplex der Immaculata all‘ Esquilino erworben hätte. Der Bischof bestätigte zwar, daß die Bruderschaft auf der Suche nach einer Immobilie in Rom sei, ließ jedoch gleichzeitig erkennen, daß dieses Vorhaben sich recht schwierig gestaltet: Die schrumpfenden Gemeinschaften, die über in Frage kommende Immobilien verfügen und diese zwecks Altersversorgung der verbliebenen Mitglieder auch durchaus verkaufen würden, benötigen für solche Geschäfte die Genehmigung der Ordenskongregation – und die gehört, wie der Bischof andeutete, zu den erbittertsten Gegnern einer Rückkehr der Bruderschaft in die volle Einheit.
Auf der anderen Seite scheint sich auf der Seite der Glaubenskongregation eine erfreuliche Veränderung dahingehend abzuzeichnen, daß sie der Bruderschaft offenbar keine Erklärungen mehr abfordern will, die diese nicht abgeben kann. Tatsächlich habe Kardinal Müller – so Bischof Fellay – die Bruderschaft ausdrücklich aufgefordert, sich seinem Kampf gegen den Modernismus anzuschließen. Woraus er folgert:
Es gibt viele Widersprüche, es gibt Kämpfe zwischen den Bischöfen, zwischen den Kardinälen – das ist eine neue Lage. Rom ist nicht länger eins, Rom ist gespalten. Es ist dahin gekommen, daß einige begreifen, daß die Dinge zu weit gegangen sind. Und nun sagen sie „Man muß etwas tun, man muß Widerstand leisten“.
Im Übrigen bleibt Bischof Fellay bei seiner bisherigen Linie des vorsichtigen Vorangehens.
In dieser Situation können wir keinesfalls vorpreschen, wir müssen sehr vorsichtig agieren und uns für die Zukunft so absichern, daß wir in keiner denkbaren Falle gefangen werden können. Deshalb übereilen wir nichts.
Das Thema samt den darauf bezüglichen Gerüchten wird uns also noch einige Zeit erhalten bleiben.
Dann haben wir noch zwei durchaus erfreuliche Meldungen, die in den letzten Februartagen bekannt geworden sind Es geht um die offizielle Errichtung von zwei neuen benediktinische Gemeinschaften der Tradition nach diözesanem Recht durch den jeweiligen Ortsbischof. Das eine sind die „Benediktiner der ewigen Anbetung des allerheiligsten Sakraments des Altares“ von Silverstream in der irischen Diözese Meath. Prior der derzeit 7 Mönche zählenden Gruppe ist der den Anhängern der überlieferten Liturgie wohlbekannte Dom Mark Kirby. Die Errichtung ihrer Gemeinschaft ist unter dem Datum vom 25. Februar bereits erfolgt. Zweite Gruppe sind die „Benediktiner der Immakulata“ in der norditalienischen Diözese Albenga-Imperia, derzeit ebenfalls 7 Mönche. Die Gründung der Gemeinschaft geht noch auf die Zeit des traditionsfreundlichen Bischofs Olivieri zurück, der kürzlich auf Befehl des Papstes in den Ruhestand geschickt worden war. Sein Nachfolger gilt als wenig traditionsfreundlich, hat sich jedoch bereit erklärt, die Gemeinschaft zuzulassen und in seiner Diözese arbeiten zu lassen. Datum der offiziellen Errichtung soll der kommende 21. März sein. (Quelle)
Zum Abschluß noch zwei Fundstücke aus dem Umfeld der Komunikationsspezialisten von Radio Vatikan, die einen Einblick in die Zukunft des römischen Kommunikationswesens im postkatholischen Zeitalter gewähren. Babel ist nicht fern.
Auf einer Zusammenkunft der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa am Weltfrauentag hat der ständige Repräsentant des Heiligen Stuhles bei der OSZE, ein gewisser Msgr Urabanczyk, eine Stellungnahme zur Gender-Gerechtigkeit beim Militär abgegeben. Wie Radio Vatican meldete, sagte der Monsignore unter anderem:
Der Heilige Stuhl unterstützt uneingeschränkt die gleichberechtigte Teilnahme der Frauen an allen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Angelegenheiten. Das schließt selbstverständlich auch die gerechte Beteiligung von Frauen in den Streitkräften ein, um so den unverzichtbaren Beitrag der Frauen zur Gesellschaft und der internationalen Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen.
Das zweites Fundstück verdanken wir Bernd Hagenkord S.J., Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatican. Unter der Überschrift „Papst ZweiPunktNull“ sieht er mit Franziskus geradezu den Anbruch einer neuen Epoche der Kirchen-, ja der Weltgeschichte gekommen, und bestimmt deren wesentliches Kennzeichen nach einem freilich schon wieder leicht angejahrten Paradigma der Kommunikationstheorie. Danach bedeute Kommunikation nicht mehr, eine Botschaft von A nach B zu bringen (also z.B. von Paulus nach Korinth), sondern (ganz im Sinne postmoderner Kommunikationstheoretiker), die Etablierung eines kommunikativen Prozesses zunächst unbestimmten oder unbestimmbaren Inhalts.
Was (Franziskus) macht und sagt und wie er mit Gesten umgeht, transportiert nicht eine wahre Botschaft, die es außerhalb dieser Kommunikation gibt, sondern die Bedeutung liegt in dieser Kommunikation selber, sie entsteht erst in der Kommunikation.
Das sei schwer zu verstehen, räumt Hagenkord ein, wenn man noch altmodisch „analog“ denke:
Wenn man eine vom Menschen und seiner Kommunikation – Zeugnis und Verkündigung – unabhängige Botschaft festlegen möchte. Eine Denkweise, die uns das analoge Denken vorschlägt, das Gedanken druckt und ins Regal stellt, die dann auch noch in hundert Jahren dieselben sind, sprich Gültigkeit für sich beanspruchen, unabhängig von der Kommunikationssituation.
Was den Papst auch zu einem „ZweiPunktNuller“ macht ist die Frage nach der Wirklichkeit. Die digitalen Medien sind nicht virtuell in dem Sinn, dass sie nicht real seien. Sie sind real, weil sie Wirkung haben, weil sie unsere Welt verändern. Das tun sie aber nicht über das Argument, sondern über den kommunikativen Prozess. Auch der Papst wirbt, predigt, begegnet in Prozessen, dort findet Veränderung statt, wenn man die denn zulässt.
Vom Inhalt und dem Ziel der Veränderung, so müssen wir Hagenkord wohl verstehen, braucht man dabei gar nicht viel zu reden – das ändert sich je nach den Umständen, nach der Zeit, nach der Kommunikationssituation. Hauptsache, Bewegung.
Und am Ende bleibt dann NullPunktNull – Point Zero Babylon.
Die frohe Botschaft
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- 10. März 2017
Der Mittwoch, der heutige Freitag und der Samstag dieser Woche sind die Quatember-Tage in der Fastenzeit. Die Sünde, die durch die Erbsünde in die Welt kam, und die Gebote Gottes, die uns sagen, was richtig und was falsch ist, stehen im Zentrum der liturgischen Texte dieser Tage, die einen überaus ernsten Ton anschlagen: „Wer (selbst) gesündigt hat, soll sterben“ – so die heutige Lesung mit den Worten des Propheten Ezechiel (Ez 18, 20-28). Doch das harte Urteil wird gemildert durch das Erbarmen Gottes, von dem Ezechiel sagt: „Wenn aber der Gottlose Buße tut für alle Sünden, die er begangen hat, wenn er alle Meine Gebote hält und Recht und Gerechtigkeit übt, soll er leben und nicht sterben.“
Das oben eingeklammerte „selbst“ steht ganz ohne Klammer so im Text, um die Aussage abzugrenzen gegenüber die im alten Judentum durchaus geläufige Vorstellung, daß Gott die „Sünden der Väter“ auch an den Nachkommen strafe „bis ins siebte Glied“. Das Wissen um die Individualität des Menschen und seine je einzigartige Verantwortung ist erst langsam gewachsen. Diese Verantwortung, so betont es Ezechiel in der heute gelesenen Passage, lastet auf dem Menschen, solange er lebt. Es gibt keinen einmaligen Akt, der die Rettung garantiert – und auch keinen, der unwiderruflich ins Verderben führt. Das war anscheinend auch den Juden der Zeit Ezechiels nicht ganz klar, denn der Prophet beschließt die heute vorgelesene Ermahnung mit den Worten:
So höre doch, Haus Israel: Ist etwa Mein Weg nicht gerecht; sind nicht vielmehr eure Wege verkehrt? Wenn der Gerechte sich abwendet von seiner Gerechtigkeit und Böses tut, so wird er darin sterben; um der Ungerechtigkeit willen, die er begangen hat, soll er sterben. Doch wenn der Gottlose sich abwendet von seiner Gottlosigkeit, in der er gelebt hat, und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird er sich das Leben erhalten. Weil er in sich gegangen und sich von allen Freveln, die er verübt, abgewendet hat, wird er das Leben haben.“
Nur die Verfasser der angeblich reichhaltigeren Leseordnung des Novus Ordo werden wissen, warum diese Mahnung des Ezechiel in ihrem Evangliar nirgendwo einen Platz gefunden hat.
Lohn für die guten und Strafe für die bösen Taten der Menschen sind auch Hauptthema der insgesamt 5 Lesungen am morgigen Quatembersamstag, nach denen jeweils die verschiedenen Stufen der Weihe zum priesterlichen Amt gespendet wurden.
Besonders erwähnenswert aus der Liturgie dieser Quatembertage ist noch die Secreta vom Quatembermittwoch, die in der unübertrefflichen Präzision römischer Orationen den Inhalt des Messopfers zusammenfasst:
Hostias tibi, Domine, placationis offerimus: ut delicta nostra miseratus absolvas, et nutantia corda tu dirigas.
Wir bringen Dir, o Her, das Opfer der Versöhnung dar, hab drum Erbarmen, sprich uns los von unseren Sünden, und lenke Du unser unbeständigen Herzen.
Dieses Gebet wird ebenfalls in der Votivmesse zur Vergebung der Sünden gesprochen, es ist auch noch in der Novus-Ordo-Version dieser Messe enthalten.