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Una Voce Korrespondenz 18-III

Scan des TitelsAußerordentlich aktuell und eingreifend kommt die Ausgabe 3-2018 der UVK daher, die Anfang der Woche in unserem Briefkasten aufschlug. Heute zunächst ein Überblick über diese aktuellen Aspekte der dort behandelten Themen.

Unter der Überschrift „Entweltlichung der Kirche‘ - ein Impuls“ nimmt Lutz Sperling Positionen zur Abwehr des seit Jahrzehnten voranschreitenden Verweltlichungsprozess der Kirch in Deutschland und Europa in den Blick. Ausgangspunkt ist natürlich die Freiburger Rede von Papst Benedikt. Sperling greift jedoch insoweit darüber hinaus, indem er ganz konkret Erscheinungen der Verweltlichung wie die Entsakralisierung, die Glaubensverwässerung, die Management-Orientierung des Episkopats und die Umwandlung der Kirche in einen Sozialkontern ins Auge fasst. Quasi nebenbei kommt dabei auch ins Blickfeld, daß von einer genuin katholischen Theologie oder Sozialwissenschaft und eigenständigen Positionen in der Bio- und Fortpflanzungsmedizin nicht mehr die Rede sein kann: Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben sich die entsprechenden Lehrstuhlinhaber oder Institute vollständig den gerade herrschenden Paradigmen unterworfen und angeschlossen. Da auch die Priesterausbildung davon betroffen ist – die aktuelle Auseinandersetzung um den Rektor der Jesuitenhochschule in Frankfurt bietet reichlich Illustrationsmaterial – ist mit einer Trendumkehr in Katechese und Glaubensverkündigung aus eigener Kraft nicht zu rechnen. Tatsächlich hat sich der Apparat nicht nur vom Glauben, sondern auch von der Existenz von Gläubigen weitgehend emanzipiert. Sperling zitiert dazu Wolfgang Ockenfels mit der bemerkenswerten Aussage: „Das würde einen Bürokraten der Kirche gar nicht stören, wenn die Kirchen leer wären, das läuft alles von allein“.

Ob und wie lange das so weiterlaufen kann, steht freilich auf einem anderen Blatt. Zwar glauben die Apparate, sich durch die weitgehende Umwandlung der Kirche in eine Sozialagentur „zukunftssicher“ gemacht zu haben – Walter Kardinal Brandmüller verweist in einer Mißzelle auf einen Schwachpunkt in der Rechnung: Die Gesellschaft ist ja nicht nur in einem Prozess leidenschaftsloser Entchristlichung – auch die explizit und kämpferisch antichristlichen Elemente werden stärker. Das nicht nur in Gestalt der traditionellen antikirchlichen Freigeisterei, sondern auch durch den massenhaft importierten Islam, der immer stärker auf Mitbestimmung im politischen Bereich drängt und seinerseits daran geht, Normen für das gesellschaftliche Zusammenleben durchzusetzen. „Auch Konkordate“ so Brandmüller, „sind nicht auf Fels gebaut, sondern beruhen auf jenen bestimmten kulturell gesellschaftlichen Voraussetzungen, unter denen sie abgeschlossen wurden“.

Zwei weitere Hauptbeiträge stellen Überlegungen an und bieten Materialien, die erklären, warum die Kirche dem so wenig entgegen zu setzen hat. Der hessische Pfarrer Ulrich Engel vom Geburtsjahrgang 1950, der den ganzen Abstieg der Kirche von einer – vermeintlich – gesellschaftsprägenden Kraft zu einem von Selbstaufgabe zerrütteten und Marginalisierung besdrohten Randgruppe miterlebt hat, beschreibt den „Verlust des Mysteriums in der Liturgie“ als einen der Gründe dafür, daß die Kirche immer weniger in der Lage ist, die Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte der Menschen anzusprechen, die nicht von anderen Sinngebungsagenturen vermeintlich überzeugender bedient werden. Besondere Aufmerksamkeit widmet er dabei der theologischen Wissenschaft, die sich einem flachen Rationalismus ergeben hat und kaum noch erkennen läßt, daß sie von übernatürlichen Begründungen getragen ist und den Blick der Menschen über das Alltägliche hinaus zu erheben imstande ist – oder sein sollte. Engels aus reicher Erfahrung geprägter Artikel zeigt auf bedrückende Weise, daß der umfassende Glaubensabfall der vergangenen Jahrzehnte nicht nur in aggressiven Abkehr von den großen Wahrheiten begründet ist, sondern ebenso von der gleichgültigen bis feindseligen Abwendung von all den vielfältigen „Begleiterscheinungen“ des geistigen und vor allem liturgischen Lebens, die den Glauben ausgedrückt und gestützt haben.

Die Abkehr von einer der „großen Wahrheiten“ bzw. die Analyse des Mechanismus von dahin gehenden Tendenzen ist Gegenstand eines Artikels von Heinz-Lothar Barth: „Wie Papst Franziskus mit Zitaten umgeht: Beispiel aus Paulus und Augustinus.“ Theologie, Ausdeutung der Kirchenlehrer, ist eben keine postmoderne Literaturwissenschaft, bei der man sich nach Gusto aus den Werken der Gewährsleute heraussucht, was man gerade brauchen kann. Sie muß immer in das Gesamt der Überlieferung eingebettet sein – sonst wird sie zur Willkür.

Ein weiterer wichtiger Beiträge des aktuellen Hefts, der sich exakt der skizzierten inhaltlichen Schwerpunktsetzung einfügt, ist die Wiedergabe eines umfangreichen Interviews mit Weihbischof Athanasius Schneider, das Eva Doppelbauer von Gloria-TV im Juni mit dem Bischof geführt hat: „Die Selbstprotestantisierung der Kirche, die Unterdrückung der überlieferten Messe und die Relativierung der Unauflöslichkeit der Ehe und des Zölibats“. Bischof Schneider kommt in dieser Ausgabe noch ein zweites Mal zu Wort mit der Wiedergabe eines Vortrags, den er ebenfalls im vergangenen Juni auf der Liturgischen Tagung in Salem, (Oregon, USA) gehalten hat: „Die Liturgie und ihre Kraft der geistlichen Erneuerung“. Dieser Text besteht zu großen Teilen aus Zitaten bedeutender Lehrer der Kirche von der Zeit der Väter bis in die Gegenwart (Dietrich von Hildebrand) und gibt damit zum einen eindrucksvollen Überblick über die Entwicklung des liturgischen Denkens und zum anderen wertvolles Rüstzeug für aktuelle Auseinandersetzungen.

Zu erhalten - am besten im Abonnement – ist die UVK über die Website der deutschen Una Voce.

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