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Die Hohenpriester des Alten und Neuen Bundes

Wikimedia Commons User 'ruge='Schon seit einigen Tagen liegt die wegen der Umstellung in der Schriftleitung ohnehin verspätet erschienene Ausgabe 2020/2 der UVK hier auf dem Schreibtisch und – was für gelegentliche Bezieher interessanter ist – auch zur Bestellung beim Verlag.

Im Zentrum der Ausgabe stehen zwei Beiträge von erheblicher Bedeutung für unser liturgisches Verständnis: Von Uwe C. Lay über die unterschiedlichen Wege der Herausbildung des jüdischen Synagogal-Gottesdienstes und des hl. Messopfers der Kirche, die schließlich zur Herausbildung von zwei – trotz der gemeinsamen Teile des Alten Testamentes – sehr unterschiedlichen Religionen geführt hat. Dann „Gedanken“ von Heinz Lothar Barth über die zur Verwendung in der überlieferten Liturgie neu zugelassenen Präfationen aus dem Messbuch Pauls VI.

Lay lenkt den Blick darauf, daß die heutige jüdische Religion nicht bruchlose das Erbe des im Alten Testament offenbarten Glaubens Israels antritt, sondern eine unter dem Eindruck der Zerstörung des Tempels – und wir ergänzen: Im Widerspruch gegen das sich herausbildende Christentum – entstandene in vielem durchaus neuartige Religion darstellt. Für das Judentum war mit der Katastrophe der Tempelzerstörung auch die Aufgabe des immerwährenden Opfers auf dem Zionsberg verbunden. Mit diesem Verlust vollzieht es gegenüber seiner eigenen Tradition sogar einen noch tiefer gehenden Bruch als das Christentum, das in seiner Liturgie neben dem transformierten Opfergedanken auch den Wortgottesdienst der synagogalen Tradition „beerbt“ hat. Zugrunde liegt dem die alles entscheidende Antwort auf die Frage, ob der seinem Volk verheißene Gesalbte und Erlöser, der Christos, bereits gekommen ist, oder nicht. Ohne Tempel kein Opfer, das ist schon richtig – aber mit Christus der ewige Hohepriester und sein immerwährendes Opfer.

In seinen Gedanken über die mit Quo magis neu bzw. allgemein zugelassenen Präfationen konzentriert sich Barth nicht auf philologische oder texthistorische Details – die sind in einiger Ausführlichkeit von Gregory di Pippo auf New Liturgical Movement behandelt - sondern arbeitet den theologischen Inhalt dieser auf sehr alte Überlieferungen zurückgehenden Texte heraus. Hier geht es weiter Der erste Teil seiner auf zwei Folgen angelegten Seria hat neben einführenden Überlegungen die Präfation vom allerheiligsten Altarsakramen zum Gegenstand. Die in diesem langen Abschnitt enthalten Ausführungen zu Kontinuitäten des christlichen Sakramentsverständnisses mit der alttestamentarischen Opfertheologie bilden – auch ohne daß dies beabsichtigt sein dürfte – eine glückliche Aufnahme und Weiterführung der im vorangehenden Artikel von Lay ausgedrückten Thesen von der „Aufhebung“ (Abschließung und Bewahrung) des Opfers im Tempel zu Jerusalem im heiligen Messopfer. Diese Überlegungen erhalten umso größeres Gewicht, je mehr sich der offizielle „Dialog“ zwischen (Staats-)Kirche und (Staats-)Judentum in globalpolitschen Plattheiten erschöpft.

Ursprünglich war als Erscheinungstermin der Ausgabe Mitte August mit Mariä Himmelfahrt angedacht – dem Thema widmet sich ein den Diskussionsstand zusammenfassender Beitrag von Manfred Hauke zu der Frage, ob die leibliche Aufnahme der Gottesmutter Maria in die himmlische Gegenwart ihres Sohnes erst nach ihrem Tode erfolgte, oder ob sie „umgewandelt“ wurde, ohne den Tod zu erleiden. Zur Illustration des Themas „Mariä Himmelfahrt“ biétet der Bilderteil 4 eindrucksvolle Beispiele. Der Geschichte der Una Voce Korrespondenz, die in diesem Jahr 50 Jahre wird, gelten die Erinnerungen von Rudolf Kaschewski an deren Gründer Albert Tinz.

Nach wie vor aktuell sind die kirchenrechtlichen Anmerkungen zu Verboten der Mundkommunion im Zuge der Covid-19-Pandemie von Gero P. Weishaupt. Das gleiche gilt für Heinz-Lothar Barths Ausführungen zu der Frage, ob und inwieweit Frauen nach der Rechtslage für die überlieferte Liturgie die Funktion von Messdienern bzw. Respondenten übernehmen können. Mitten hinein in die Auseinandersetzung um eine weitgehend durch Prostitution gegenüber dem Zeitgeist korrumpierte akademische Theologie führt der Beitrag von Norbert Clasen über den „Modernismus als ‚Sammelbecken aller Häresien‘ - Die Aktualität der Enzyklika Pascendi Pius‘ X.“ Daraus ein Kernsatz: „Wenn man die Enzyklika liest, ist man betroffen von der – fast möchte man sagen – prophetischen Hellsichtigkeit dieses Schreibens.Ja, es scheint beinahe, als ob hier viel stärker vom heutigen Modernismus die Rede ist als von jenem zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der lange nicht so tief und umfassend in das Kirchenvolk eingedrungen war wie der heutige.“ „Wahnsinn“ - so der hellsichtige Papst, war das damals, und Wahnsinn ist es heute – der Übergang vom Doktorhut zum Aluhut ist an den Fakultäten längst postmodern „fluide“ geworden. Clasen macht darauf aufmerksam, daß der Unfug auch in diözesanen „Akademien“ waltet, die vorgeblich der Glaubensbildung und -weiterbildung katholischer Akademiker und Multiplikatoren dienen sollen.

Wie als weitere Illustration der Aktualität von Pascendi und der modernistischen Katastrophe in großen Teilen der Kirche erscheint in diesem Zusammenhang die Wiedergabe eines Artikels von Peter Kwasniewski zur Konzilskritik von Erzbischof Viganò, der bereits hier auf Summorum-Pontificum zu lesen war – samt den überaus kritischen Anmerkungen des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger zur Verbindlichkeit und gelegentlich auch Vergeblichkeit von Konzilsbeschlüssen.

Die traditionellen „Miszellen“ zu aktuellen Themen und Buchbesprechungen bilden den Abschluß der Ausgabe - bei den Buchbesprechungen werden zwei Neuerscheinungen mit Briefen und Predigten des gelehrten syrischen Mönchs Johannes von Dalyatha aus dem 8. Jahrhundert vorgestellt.

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Zu erhalten - am besten im Abonnement – ist die UVK über die Website der deutschen Una Voce.

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