Vorsicht - Umleitung
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- 02. Juli 2022
Der zweite Teil der Video-Trilogie Mass of the Ages zur überlieferten Liturgie, der im Juni unter dem Titel „A perfect Storm“ erschienen war, ist derzeit auf Youtube nicht erreichbar. Stattdessen erscheint eine Mitteilung:
Dieses Video ist aufgrund einer Beschwerde wegen
Urheberrechtsverletzung von SME nicht mehr verfügbar
Ebenfalls auf Youtube haben die Macher des Videos eine Erklärung gepostet. Danach haben sie im Intro ihres Films einen 10 Sekunden langen Soundtrack aus einem 4-minütigen Stück geistl. Musik gebracht, an dem Sony Music Verwertungsrechte beansprucht. Die Macher sind davon ausgegangen, daß ihre Verwendung als Zitat im Rahmen von "fair use" nicht zu beanstanden wäre - aber darüber können Rechtsanwälte wohl lange (und teuer) streiten.
Jedenfalls hat Sony seine starke Stellung als Inhaber der Verwertungsrechte genutzt, Youtube zur Sperrung des Videos zu veranlassen. Die Filmemacher ihrerseits haben das Video zunächst zu Vimeo (erreichbar über Latinmass.com/watch) umgezogen. Dort ist es weiterhin abrufbar, erreicht aber einen wesentlich kleineren Kreis potentieller Interessenten als auf Youtube. Es ist zu hoffen, daß der Film demnächst wieder auf der größeren Plattform erreichbar ist - entweder durch eine Einigung zwischen den Produzenten und den Inhabern der Verwertungsrechte an den bewußten 10 Sekunden Sound - oder dadurch, daß die Filmemacher die umstrittene Passage durch eine rechtlich nicht beanstandbare Alternative ersetzen.
Der derzeit nur per Umleitung erreichbare 2. Teil des Filmprojektes zeichnet nach, wie der Novus Ordo entstanden ist, wie er - selbst wenn seine Urheber das vielleicht gar nicht wollten - zum Brandbeschleuniger der Zerstörung von Glauben und Kirche geworden ist, und was die Kirche und jeder Einzelne ihrer Gläubigen verloren hat, indem dieses missratene „Werk menschlicher Hände“ an die Stellung der über Jahrtausende vom Geist geformten Liturgie gesetzt worden ist. Die Videos sind absolut professionell und auf dem aktuellen Stand der Technik - auch der Erzähltechnik - gemacht. Die Originalsprache ist Englisch, das relativ leicht verständlich ist, da die Mitwirkenden - viele von Ihnen sind unseren Lesern bereits als Autoren amerikanischer Webseiten bekannt - sich erfolgreich um klare Sprache bemüht haben.
„Praedicate Evangelium“ und kuriale Schlamperei
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- 22. März 2022
Nun haben wir's also „from the horses mouth“, wie die respektlosen Amerikaner zu Äußerungen eines beauftragten Sprechers sagen: Die Erwähnung der „außerordentlichen Form“ des römischen Ritus in der neuen Grundordnung der Kurie „praedicate Evangelium“ war ein redaktioneles Versehen, das alsbald berichtigt werden wird. So Bischof Marco Mellino, Sekretär des Kardinalsrates (der im übrigen bei der Abfassung der Grundordnung wenig zu sagen hatte) bei der offiziellen Pressekonferenz zur Vorstellung am 21. März.
Kein Versehen hingegen ist die neue Bestimmung der Grundordnung, wonach auch Lai*innen als Häupter von Dikasterien mit den höchsten Leitungsämtern der Kirche betraut werden können – obwohl das im Widerspruch zu Abschnitt 129 des Rechtskodex der Kirche zu stehen scheint, der bestimmt: Can. 129 — § 1.
Zur Übernahme von Leitungsgewalt, die es aufgrund göttlicher Einsetzung in der Kirche gibt und die auch Jurisdiktionsgewalt genannt wird, sind nach Maßgabe der Rechtsvorschriften diejenigen befähigt, die die heilige Weihe empfangen haben. § 2. Bei der Ausübung dieser Gewalt können Laien nach Maßgabe des Rechtes mitwirken.
Das – so belehrte bei der Pressekonferenz der Jesuit Gianfranco Ghirlanda die stauenende Öffentlichkeit – bedeute nicht das, was da steht, sondern neuerdings etwas anderes, fortschrittlicheres: Die Leitungsgewalt in der Kirche kommt nicht vom Sakrament der Weihe, sondern von der „kanonischen Beauftragung“, d.h. von der Ernennung durch den Papst. Was für ein Glück, daß wir die Jesuiten haben: Die sakramententheologischen Implikationen dieser völlig aus der Luft gegriffenen „schwarz ist weiß“-Behauptung sind unerschöpflich.
Was sonst noch in „Praedicate Evangelium“ steht? Manches wird als sinnvolle zeitgemäße Anpassung von Organisationsstrukturen von einiger Dauer sein – die bis jetzt geltende Version hielt immerhin 50 Jahre. Anderes wird als dreister Ausdruck Franz’scher Allmachtsvorstellungen wohl schon von seinem Nachfolger korigiert werden. Entgegen seiner ständigen Beteuerungen, eine synodale und zuhörende Kirche errichten zu wollen, werden durch das neue Regelwerk immer mehr Entscheidungsabläufe auf den Papst hin ausgerichtet – eine Anleitung zum Zentralismus und zu Micromanagement, wenn man so will.
Eine höchst Informative Analyse der neuen Grundordnung bringt Andrea Cagliarducci auf TheCatholicWorldReport, deutsch beim Beiboot Petri.
Weihe Russlands und der Ukraine an das Herz Mariens
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- 16. März 2022
In einem überraschenden Schritt hat Papst Franziskus gestern angekündigt, am 25. 3. zusammen mit weiteren Bischöfen die in einen brudermörderischen Krieg verstrickten Länder Russland und Ukraine dem unbefleckten Herzen der Gottesmutter Maria zu weihen.
An diesem Schritt ist zunächst bemerkenswert, daß der Papst damit die auch in der Kirche virulente Tendenz überschreitet, diesen Krieg im Wesentlichen als als eine politische und innerweltliche Erscheinung zu betrachten, der hauptsächlich mit politischen Appellen und karitativen Aktionen zu begegnen wäre. Die Zahlen der von kirchlichen Würdenträgern und Institutionen abgegebenen Solidaritätserklärungen und die in den Kirchen abgehalten Gebetsnächte stehen, soweit wir das für unser Land überblicken, in einem bedauerlichen Mißverhältnis.
Zum zweiten ist bemerkenswert, daß die Ankündigung, beide kämpfenden Seiten in die Weihe einzuschließen – übrigens auf Anregung der ukrainischen Bischöfe – aus dem bislang dominierenden Schema ausbricht, der einen Seite alles Recht und der anderen Seite alle Schuld zuzuweisen. Es geht offensichtlich nicht um ein Gebet „für den Sieg der gerechten Sache“ oder das, was man dafür ausgibt.
Bemerkenswert – und in einem gewissen Umstand auch bedenklich – ist der Umstand, daß diese Weihe in gewisser Weise als Grenzüberschreitung wahrgenommen werden kann: In beiden Ländern sind die Katholiken in der Minderheit, und die orthodoxe Mehrheit – sofern es überhaupt noch eine christliche Mehrheit gibt – ist nicht über den Verdacht erhaben, die von Rom angekündigte Aktion als übergriffig mißzuverstehen. Das ist freilich bei allen Friedensaktionen so zu befürchten, die sich nicht in einer schlichten Parteinahme erschöpfen.
Synodale Irr- und Abwege
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- 01. Februar 2022
In der zweiten Hälfte dieser Woche tagt wieder einmal der „Synodale Weg“, der seit Wochen mit einem Trommelfeuer von Verlautbarungen, Positionspapieren und Forderungskatalogen vorbereitet wird. Besonders gut gefiel uns eine in diesem Zusammenhang ein auf Sie wissen schon wo referiertes Papier von vier Pastoralreferent:innen (Original hier), die ganz ungeniert herauslassen, wie die Kirche der Zukunft ihrer Meinung nach aussehen und wie Synodalität das bewerkstelligen soll: „Keine Angst vor römischer Zurückweisung, keine Sorge vor Spaltung und keine Rücksichtnahme auf traditionell Denkende darf uns aufhalten, wenn es um die Korrektur von Leid erzeugenden Machtstrukturen, Reformen in der Sexualmoral und um die Beendigung der Diskriminierung von Frauen in der Kirche geht“. Und gegen den Einwand, mancher könne fürchten, damit „rote Linien“ zu überschreiten, führen die Autor:innen an: „Wir sagen: Wer die Menschenrechte nicht akzeptiert, stellt sich gegen den Grundkonsens unserer demokratischen Gesellschaft – und gegen den Kern des Evangeliums. Darum müssen Lehrinhalte, die der Charta der Menschenrechte widersprechen, geändert werden. Das ist unsere rote Linie! Viele kirchliche Lehraussagen sind immer noch vom herkömmlichen Naturrecht geprägt, in Teilen diskriminierend, sexistisch und homophob. Und das darf nicht so bleiben!“
Herzlichen Dank für die klare Ansage. Die Entschlosenheit zur Etablierung einer neuen Kirche, die nicht mehr Kirche sein will, ist selten so präzis ausgedrückt worden. Und sie wird in Deutschland durchaus von mehr als einer Handvoll Bischöfen geteilt.
Womit wir das Thema eigentlich schließen könnten: das ist ein Weg, den wir nicht mitgehen werden, das betrifft uns nicht.
Wenn da nicht ein Umstand wäre, der wegen des lautstarken Furors, mit dem die Deutschsynodalen ihre große Reformation 2.0 vorbereiten, hierzulande leicht unterschätzt wird: Auch das Rom von Franziskus hat sich auf einen Synodalen Weg begeben. Ähnlich wie der deutsche wird er durch eine Fülle von Papieren vorbereitet, die noch ein Stück langweiliger und ermüdender zu lesen sind als die deutschen. Und so besteht die Gefahr, zu übersehen, daß die Ziele des römischen Synodalen Weges zwar nicht so deutlich ausgesprochen werden, aber letztlich doch in die gleiche Richtung gehen wie hierzulande: Zu einer Institution in Art einer NGO, die sich an den weltlichen Maßstäben orientiert, ihr Wirken mit innerweltlichen Motiven erklärt (und letztlich auch auf das so „Vermittelbare“ beschränkt) und sich von den Gesetzen und Wertsetzungen der Lehre, die Jesus Christus, Sohn Gottes und Erlöser, seinen Aposteln anvertraut hat, praktisch komplett befreit hat.
Eine steile These? Aus der deutschen Perspektive vielleicht, aber in den englischsprechenden Ländern, wo man es bisher nicht mit einem Generalangriff im Stil des deutschen Synodalen Weges zu tun hatte und statt dessen die römischen Papiere genauer gelesen hat, keine Außenseitermeinung. OnePeterFive bringt unter Datum vom 31. Januar einen ausführlichen Artikel des Autors Matt Gasper, der diese These mit ausführlichen Zitaten und Quellenangaben belegt. Und der den Blick darauf lenkt, wie sehr diese in der Synodenvorbereitung nun konvergierenden Tendenzen bereits in der Ekklesiologie DES KONZILS angelegt sind. Nicht alternativlos, nicht als alleinige Denkrichtung – aber als eine Art Baukasten oder Werkzeugsatz, aus dem sich die Handlanger der modernistischen Häresienjetzt nach Belieben bedienen können.
Katechon und Antichrist
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- 22. Januar 2022
Mit aktualisierenden Nachträgen zur Wahrnehmung in nat. und internat. Medien.
Was für eine Woche! Zuerst jeden Tag eine volle Dosis der inzwischen bei katholisch.de schon zum Alltagsgeschäft gewordenen und im Zuge des synodalen Irrwegs immer lauter vorgetragenenen Forderungen nach einem „Systemwechsel“: Am 15. fordert ein italienischer Jesuit eine „Neuberwertung“ der Euthanasie, am 18. erschrak sich ein Ethiker über das „häßliche Gesicht des Kapitalismus“, am 19. rief Kardinal Madariaga eine neue Etappe der Kirchengeschichte unter der Leitung von Papst Franziskus aus, und am 20. wandte sich Wucherpfennig SJ gegen die seiner Meinung nach grassierende „Überhöhung des Priestertums“. Am folgenden Tag stellte dann noch Luxemburgs Kardinal Hollerich den „Pflichtzölibat“ in Frage, während Essens Generalvikar Pfeffer die überlieferte Sexualmoral zur Wurzel aller Kirchenübel erklärte.
Doch da war die eigentliche Bombe bereits explodiert: Das Münchener Gutachten zur Aufklärung von 40 und mehr Jahren zurückliegenden Mißbrauchsfällen bzw. ihrer damaligen Behandlung durch die diözesanen Verantwortlichen war am 20. Januar veröffentlicht worden, und von BILD bis SPIEGEL und katholisch.de mittendrin war klar: Hauptangeklagter und für schuldig Befundener und Verurteilter in einem war Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. Der hatte es wohl tatsächlich – ganz im Stile der 70er und 80er Jahre – damals an Aufklärungseifer fehlen lassen und wurde nun in den Überschriften und Kommentaren wie einer attackiert, der selbst und höchstpersönlich die unerhörtesten Mißbräuche begangen hätte. Daß die von der anklageführenden Kanzlei angelegten Maßstäbe auf der Stimmung und Gesetzeslage im Jahr 2021 beruhten und die teilweise deutlich weniger anspruchsvollen Vorschriften der „Tatzeit“ außer acht ließen, blieb dabei selbstverständlich ebenso unbeachtet wie der Umstand, daß bei den inkriminierten Taten wie auch sonst weitaus überwiegend Jungen und junge Männer die Opfer waren: Die homophile Tendenz der Mißbrauchstäter darf unter keinen Umständen thematisiert werden.
Aber um die Sache selbst oder um die im höchsten moralischen Ton angeführte Not der damaligen Opfer ging es bei alledem auch am wenigsten, und die Wortführer der Anklage gegen den damaligen Münchener Erzbischof und späteren Papst ließen daran auch vom ersten Tag an nicht den geringsten Zweifel.