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Festtag des Erzengels Raphael

24. Oktober 2023

3 - Heilige

Das ist der Alttext

Raphael ermahnt Adam und Eva

Unser bewährtes Martyrologium von 1927 verzeichnet für heute an erster Stelle das Gedenken des hl. Erzengels Raphael. Nach der neuen Ordnung hat Raphael keinen eigenen Feiertag mehr, sondern zusammen mit Michael und Gabriel gedenkt man seiner – wenn man es denn tut – am 29. September. Die moderne Kirche tut sich schwer mit den Engeln, dabei übt die Vorstellung der englischen Himmelsbewohner auch heute noch große Anziehungskraft auf viele Menschen aus. Doch statt daraus einen Ansatzpunkt für eine den Menschen ansprechende Pastoral zu enwickeln, überläßt man die Engel lieber den Produzenten kitschicher Nippesfiguren oder – noch verhängnisvoller – esoterischen Sekten, die aus dem wenigen, was die heilige Schrift über die Engel sagt, die abenteuerlichsten Theorien ableiten.

Die Lehre der katholischen Kirche ist hier insoweit ganz eindeutig, daß sie als namentlich bekannte Erzengel genau die drei Himmelswesen anerkennt, die in der hl. Schrift als solche benannt sind. Die mögliche Existenz weiterer Erzengel wie der in apokryphen Schriften vorkommenden und z.B. von einigen orthodoxen Richtungen akzeptierten) Uriel, Barachiel, Jehudiel und Selaphiel) wird nicht kategorisch bestritten, aber, da eben in der kanonischen Schrift nicht erwähnt, auch in keiner Weise „wahrgenommen“. Eine gottesdienstliche Verehrung, wie sie zumindest für „Uriel“ aus mittelalterlichen Schriften und Illustrationen (Kirchenfenster!) belegt werden kann, ist nicht zulässig.

Da die hl. Schrift hinsichtlich der Engel nicht sehr auskunftsfreudig ist, wissen wir auch nicht genau, was wir uns unter einem „Erzengel“ vorzustellen haben. Wir kennen die Vorstellung von den „Neun Himmelsrängen“ der angeli, archangeli, virtutes, potestates, principatus, dominationes, throni, cherubim und seraphim. Darauf gestützt sehen einige frühe Erklärer auch die drei namentlich bekannten Erzengel auf einer eher niedrigen Stufe der himmlischen und quasi nach militärischem Vorbild gedachten Rangordnung. Die Mehrheitsmeinung ist aber wohl die, daß die bekannten Erzengel eine ganz besonders hervorgehobene Stellung innehaben und weit über den „unteren“ Erzengeln stehen. Oft werden sie mit den mehrfach in der hl. Schrift erwähnten, aber immer namenlos bleibenden „Sieben Leuchter-Engeln“ vor dem Thron Gottes identifiziert. Die meisten Namenslisten von Erzengeln enthalten denn auch genau sieben Namen.

Die Erwähnung der Sieben Engel vor dem Thron Gottes geht übrigens nach der hl. Schrift genau auf Raphael zurück: Nachdem er Tobias auf seiner Reise von Israel nach Mesopotamien (und zurück) begleitet und in Gestalt eines schlichten Dieners auf vielfache Weise unterstützt hat, gibt er sich schließlich zu erkennen: Er sei einer von diesen Sieben und vom Herrn ausdrücklich zur Unterstützung des Tobias bei seiner Reise gesandt worden. Seine Menschengestalt sei nicht sein wirkliches Aussehen, und zum Beleg dafür verweist er darauf, während der ganzen Zeit nichts gegessen und nichts getrunken zu haben: Er ist ein Geisteswesen, das seine Gestalt frei wählen kann und auf irdische Nahrung nicht angewiesen ist. Die von uns sehr geschätzte Alttestamentforscherin Magaret Barker macht in ihrem empfehlenswerten Buch über die Engel darauf aufmerksam, daß man diese Auskunft als Hintergrund zu der Feststellung in Lukas 24 sehen muß, wonach der auferstandene Jesus vor den Augen seiner Jünger ein Stück Fisch ißt, um sie davon zu überzeugen, daß er kein – womöglich auch noch böser – Geist ist. Neben dieser sehr ausführlichen Erwähnung im Buch Tobit ist von Raphael im Alten Testament wenig zu erfahren. Aus einer apokryphen Quelle hat der englische Epiker Milton im fünften Buch von „Paradise Lost“ die Episode übernommen, wonach der Herr den Raphael zu Adam und Eva, als sie noch im Paradies wohnten, geschickt habe, um sie zur warnen: Nur solange sie im Gehorsam verharren, können sie am Glück der Engel teilhaben. Wir wissen: Es hat nichts geholfen. Der Mensch hat einen freien Willen – und macht daraus Eigensinn.

Wegen seiner Begleitung des Tobias wird Raphael vielfach als Schutzpatron der Reisenden angerufen.

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Aufgrund einer Namensverwechslung stand hier zunächst ein Beitrag über den hl. Erzengel Gabriel. Den haben wir auf einen entsprechenden Hinweis hin zurückgezogen und werden ihn zum richtigen Termin (24. März) erneut einstellen.