„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Bischöfe im Dilemma
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- 07. Juni 2023
In dem von ihr gewohnten unverschämten Ton hat die Vorsitzende des Politbüros des Zentralkommittess der Deutschen Katholiken-Funktionäre die leider immer noch über die Finanzvollmacht verfügenden Bistumsleiter wissen lassen, sie hätten jetzt aber sofort ein paar Millionen Euro lockerzumachen für den Synodalen Ausschuss. (Quelle) Das ist jener gegen Kirchenrecht und römische Weisung gebildete Rat der Hauptberuflichen, mit dem der stramm ins Schisma marschierende Synodale Weg „auf Dauer gestellt“ und zur einer gegenüber den Bischöfen weisungsberechtigten Räteregierung für das, was von der katholischen Kirche in Deutschland noch übrig ist, weiterentwickelt werden soll. Die Presse wird dann schon dafür sorgen, daß keiner von der Parteilinie abweicht.
Peter Winnenmöller hat in seinem „Montagskick“ dieser Woche auf Kath.net darauf aufmerksam gemacht, daß die Finanzierung dieses obersten Rates, der natürlich überwiegend aus Berufsfunktionären bestehen soll, trotz der Mehrheitsverhältnisse bei den Bischöfen, die zum größten Teil den Weg ins Schisma mitgehen oder vorantreiben, nocht nicht in trockenen Tüchern ist: Die Einrichtung einer solchen Dauer-Kostenstelle erfordert Einstimmigkeit, und damit wäre es jedem aus der Handvoll Bischöfe, die bei den Abstimmungen des Synweges nicht wie brave Parteisoldaten alle Zumutungen abgenickt haben, möglich, durch sein Veto die weitere Umwandlung des Kirchenrestes in eine Räterepublik der Hauptamtlichen zu blockieren. Eine Körperschaft, die sich – Winnenmöller bringt Beispiele – längst vom meisten verabschiedet hat, was katholisch ist, und nur noch darauf aus ist, mit den anderen NGOs ihren Platz am Trog der staatlichen Futterstellen zu behaupten.
Fr Hunwicke zum Kirchenkauf
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- 04. Juni 2023
Nicht, daß Fr. Hunwicke sich konkret zu unseren Überlegungen zum Erwerb von Kirchen für die „sichere“ Zelebration der überlieferten Liturgie geäußert hätte. Aber in England gibt es offenbar ähnliche Überlegungen – und historische Vorbilder und Anregungen dazu. Und so schreibt Fr. Hunwicke am 2. Juni:
Anscheinend gibt es da irgend ein dummes Gerücht, daß der katholische Bischof von East Anglia die Feier der Messe im authentischen Ritus in der Wallfahrtskirche von Walsingham verboten haben könnte. Ich kan keine verläßliche Quelle finden, was da geschehen ist – wenn überhaupt etwas geschehen sein sollte. Wahrscheinlich ist gar nichts passiert! Das hoffe ich jedenfalls! Und deshalb meide ich im Folgenden auch mit größter Sorgfalt alles, was irgendwie kritisch gegenüber seiner Exzellenz erscheinen und die aktuele Lage am Ende nicht korrekt wiedergeben könnte. Vivat Episcopus!
Um ehrlich zu sein, habe ich die „Versöhnungskirche“ außerhalb von Walsingham nie besonders gemocht, und die dazu gehörende „Sandalenkapelle“ war schließlich nie dazu gedacht, als Wallfahrtskirche genutzt zu werden. Gesetzt den Fall, wir Anhänger der authentischen Form des römischen Ritus würden tatsächlich vom Gebrauch dieser Anlage ausgeschlossen, würde das mich persönlich nur sehr wenig berühren.
Wir kennen – in einem allgemeineren Sinne gesprochen – das alles doch schon seit langem. Nichts wiederholt sich in der Geschichte auf genau die gleiche Weise, aber ich muß unwillkürlich daran denken, wie einst der (anglikanische) Bischof von Norwich vom damaligen Pfarrer von Walsingham, Hope Patten (1885 – 1958), verlangte, die Statue zu entfernen und den Wallfahrtsbetrieb einzustellen, die dieser in seiner (anglikanischen) Kirche eingeführt hatte. Hochwürden befolgte diese Anordnung, aber Stil und Art der „Entfernung“ verliefen möglicherweise nicht genau so, wie das gute Strohköpfchen Bischof Pollock (1863 – 1943) sich vorgestellt hatte:
Eine Prozession von über 1000 Gläubigen, alle mit einer brennenden Kerze, viele Frauen in blauen Schleiern, kleine Kinder in weiß, die Blumen streuten, Ordenschwestern und Mönche im dunklen Habit, über hundert Priester in Chorkleidung, der Abt von Pershore und Bischof O’Rorke mit Mitra voran. Dahinter viele hundert Menschen, die Marienlieder sangen, und in der Mitte der Menge hoch auf einem Tragegestell auf den Schulern von vier Klerikern in Dalmatik und überragt von einem blau-goldenen Baldachin, die Statue der hoch verehrte Lieben Frau, gekleidet in golddurchwirkten Stoff und mit der Silbernen Krone von Oxford gekrönt.
Pfarrer Patten hatte im Ort eine Replik des mittelalterlichen „Heiligen Hauses“ bauen lassen, und dort wurde die „entfernte“ Statue feierlich in einer Nische über dem Altar aufgestellt…“
Was also wäre zu tun, wenn – was Gott verhüten möge – jemals der Versuch unternommen werden sollte, den Gebrauch der authentischen Form in der Wallfahrtskirche zu untersagen? Die alte Anglo-Katholische Lösung, wie sie von der pro-römischen Generation von Fynes Clyton (1875 – 1959) durchgesetzt worden wäre, hätte vermutlich darin bestanden, im Ort eine bescheidene private Einrichtung mit ein oder zwei Altären zu schaffen, die vor dem Zugriff des Bischofs sicher gewesen wäre. Priester könnten dann in besagter Einrichtung einen Termin für die Feier der Authentischen römischen Liturgie vereinbaren und im Übrigen entweder die anglikanische Kirche oder die Ruinen des alten Klosters für zusätzliche Andachten oder Veranstaltungen nutzen.
Aber wahrscheinlich entspräche das denn doch ein wenig zu sehr dem zupackenden und lebendigen Geist der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.
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Anmerkung:
Wallfahrtskirchen (shrine) erfüllen in England und den USA eine etwas andere Funktion und haben eine offiziellere Stellung als in Mitteleuropa. Und die „Sandalenkapelle“ liegt eine Meile vor der nach der englischen Reformation zerstörteneigentlichen Wallfahrtskirche unserer Lieben Frau von Walsingham und hat ihren Namen davon, daß die mittelalterlichen Pilger dort ihre Wanderschuhe auszugen und das letzte Stück des Weges barfuß oder eben in Sandalen zurücklegten. Eine lesenswerte Einführung in Die Geschichte von Walsingham bietet John Sonnen im Liturgical Arts Journal. Dort fanden wir auch das oben gezeigte Photo.
Zur Pfingstquatember
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- 02. Juni 2023
Mittwoch, Freitag und Samstag dieser Woche sind die Tage der Pfingstquatember – der einzigen Quatember in der Oktav eines hohen Festes. Dieser Umstand prägt die Liturgie dieser Tage auf besondere Weise. Die Tagesgebete machen wie an den anderen Wochentagen der Oktav ausdrücklich den Heiligen Geist zu ihrem Thema, und die Schriftlesungen – zwei am Mittwoch, eine am Freitag und gleich fünf am Samstag – schlagen zunächst eine Brücke zurück von den Berichten über die Ausgießung des Geistes an die Jünger im Obergemach von Jerusalem zu den alttestamentlichen Prophetien über den Gottesgeist bei Joel. Von dort springen sie anscheinend unvermittelt zu Lesungen aus den Büchern Moses, die die traditionell am Quatembersamstag gespendeten niederen und höheren Weihen der Kleriker begleiten.
Die bei näherer Betrachtung sichtbar werdende Verbindung zum Heiligen Geist läuft über gleich zwei Stränge: Zum einen ist die Spendung der Sakramentalien und des Sakramentes der Weihe vorrangig eine Aktivität des Geistes. Zum zweiten enthalten die Prophetien Joels neben den Hinweisen auf die spirituellen Wirkungen des Geistes auch Aussagen zu dessen Rolle als dauernder Erhalter und Befruchter der Schöpfung – und genau da setzen die Lesungen aus Moses ein. Sie handeln von den Gott geweihten Erstlingen aller Schöpfung und verweisen damit zunächst auf die im Tempel dargebrachten Opfergaben aus der neuen Ernte. Die Quatembertage folgen ursprünglich dem Gang der Jahreszeiten und der Landwirtschaft, die freilich im Mittelmeerraum einem anderen Rhytmus folgen als im kühlen Nordeuropa. Weiterhin verweisen diese Lesungen auch die Priesterschaft „nach der Ordnung des Melchisedech“ selbst, die diese Gaben entgegen nimmt und auf dem Altar des Alten und später des Neuen Bundes darbringt. Auch sie sind in persona Christi „Erstlinge der Schöpfung“.
Das verweist auf eine weitere bedeutsame Linie der Kontinuität zwischen dem Alten und dem Neuen Bund.
Auch ein Papst kann kritisiert werden!
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- 01. Juni 2023
Erst jetzt haben wir (über Edward Pentin) von dem offenen Brief des österreichischen Philosophen und Autors Josef Seifert erfahren, den er vor bereits vier Wochen an die Kardinäle und andere Führer der Kirche gerichtet hat, um sie zur einer klaren Verteidigung des bedrohten „depositum fidei“ aufzufordern. Seifert nahm dazu als Vorlage einen privat an einen befreundeten Kardinal gerichteten Brief, der vom Empfänger zwar freundlich entgegengenommen worden war, jedoch keine erkennbaren Handlungen ausgelöst hat. „Angesichts des Todes von Papst Benedikt XVI“ schreibt Seifert im April, „und der Nachricht, dass Papst Franziskus schon eine Rücktrittserklärung von seinem Amt unterschrieben hat, die im Falle eines wesentlich verschlechterten Gesundheitszustandes in Kraft treten soll, und daher angesichts eines möglicherweise bald einberufenen Konklaves, denke ich, dass der Inhalt dieses Briefes alle Kardinäle und auch Erzbischöfe und Bischöfe angeht.“ Hier der vom Autor anonymisierte vollständige Text, der nicht nur den Kardinälen, sondern allen Katholiken eine klare Entscheidung abverlangt:
Eminenz, verehrter Kardinal …
Ich muss gestehen, dass mich eine angeblich von Dir stammende Äußerung über Kritik an Papst Franziskus besorgt und betrübt. Du sagtest in einem Interview, wenn man den Medien trauen darf, die Kritiken am Papst seien ein „entschieden negatives Phänomen, das sobald als möglich ausgemerzt werden sollte“ und Du betonst, dass der Papst „der Papst und Garant des katholischen Glaubens“ sei.
Wie kannst Du pauschal sagen, Kritiken am Papst seien ein Übel? Hat nicht der Apostel Paulus schon den ersten Papst Petrus heftig und öffentlich kritisiert? Hat nicht die hl. Katharina von Siena zwei Päpste noch schärfer kritisiert?
Du scheinst nicht zu begreifen, warum viele Katholiken an Papst Franziskus Kritik üben können, obwohl er doch „der Papst“ ist. Ich begreife umgekehrt nicht, wie allem Anschein nach alle Kardinäle außer den vier Dubia-Kardinälen schweigen und keine kritischen Fragen an den Papst richten. Denn es gibt vieles, was Papst Franziskus sagt und tut, das nicht nur kritische Fragen, sondern auch liebevolle Kritik hervorrufen sollte. Denken wir an die von Papst Franziskus gemeinsam mit dem Groß Imam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb unterschriebene Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen, in der es heißt:
Bischof Meier weiht für die Petrusbruderschaft
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- 31. Mai 2023
Termin und Ort für die diesjährige Priesterweihe der Seminaristen der Petrusbruderschaft sind schon seit längerem bekannt: 10. Juni in der Basilika St. Alexander und Theodor von Ottobeuren. Aber wer die Weihe erteilen würde, wurde bisher nur hinter vorgehaltener Hand weitergereicht – doch jetzt ist es quasi amtlich: Bischof Bertram Meier von Augsburg, in dessen Diözese das Wigratzbader Priesterseminar der Bruderschaft angesiedelt ist, wird die Weihe entsprechend dem Pontificale der überlieferten Liturgie spenden. Damit setzt Ortsbischof Meier, der selbst fast auf den Tag genau drei Jahre zuvor zum Bischof geweiht worden war, eine im vergangenen Jahr begründete Praxis fort: Im Mai 2022 hatte er in Lindenberg den Seminaristen aus Wigratzbad die Diakonenweihe erteilt. Es sind die gleichen jungen Männer, die ihm jetzt als Weihekandidaten der Priesterweihe erneut begegnen.
Nun wäre es sicher unangebracht, die Bischof Meier von Rom erteilte Genehmigung für die Vornahme der Weihen als Indiz eines „Tauwetters“ im manchmal ziemlich hitzigen Kalten Krieg der römischen Modernisten gegen die überlieferte Liturge zu betrachten. Wir hatten dazu im vergangenen Jahr bereits einige Überlegungen angestellt. Aber zumindest für die Diözese Augsburg und die Amtszeit von Bischof Meier wird man darauf hoffen dürfen, daß das Nebeneinander der beiden Ritusgemeinschaften durch Elemente eines verständnisvollen Miteinanders ergänzt wird. Und das wäre bei der gegenwärtigen Situation der Kirche gerade auch in Deutschland durchaus ein Gewinn – vielleicht mit Auswirkungen bis nach Rom.
Man wird sehen, ob Bischof Meier den Kurs des Ausgleichs gegenüber dem, was er in seiner Predigt zur Diakonenweihe im Vorjahr ausgeführt hat, noch bekräftigen kann. Er selbst hatte in den vergangenen zwölf Monaten ja auch einige Gelegenheit , wahrzunehmen, in welche verhängnisvolle Richtung die Radikalmodernisierer des Synodalen Weges die Kirche in Deutschland drängen wollen – und mit welchen Mitteln sie gegen alle vorgehen, die wie Bischof Meier diesen Kurs nicht bedingungslos mittragen wollen. Nicht nur ihm dürfte durch solche Erfahrungen eine Neubewertung der Tradition für die Kirche in der Gegenwart nahegelegt werden.
Chartres-Wallfahrt der Tradition
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- 30. Mai 2023
Auch in diesem Jahr hat die Wallfahrt der Tradition von Paris nach Chartres wieder in der gewohnten Form stattgefunden, nachdem es in den vergangenen Jahren wegen der Covid-Welle zu einigen Einschränkungen gekommen war. Damit kann diese große Heerschau der Katholiken, die an der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche festhalten, das 40. Jahr ihres Stattfindens feiern.
Der Begriff „Heerschau“ mag in einigen Ohren unangebracht klingen. Aber „Heerschau“ bedeutet ja noch lange nicht „Krieg“, und er erscheint umso angebrachter, da die überlieferte Liturgie inzwischen nicht nur von kirchlich-modernistischer Seite, sondern auch staatlicherseits unter Beschuss geraten ist. In den USA hat sogar der FBI wegen „staatsgefährdender Umtriebe“ gegen einige Gemeinden ermittelt. Und für die Franziskus/Roche Truppe ist es natürlich ein ständiges Ärgernis, daß diese Veranstaltung auch beim schlechtesten Willen nicht als Nostalgiefestival von Ewiggestrigen abgetan werden kann. Sieht man von einer Handvoll über 70-jähriger Ehrengäste ab, treffen sich hier – ebenso wie bei dem von der Piusbruderschaft veranstalteten Parallel-Ereignis Chartres-Paris – exakt die Katholiken der jüngeren und der mittleren Generation, die man bei den Sonntagsmessen mitteleuropäischer Pfarreien mit der Lupe suchen muß. Die Zahl der Teilnehmer wird auch in diesem Jahr wegen der dezentralen Organisationsstruktur der Veranstaltung erst in einigen Tagen vorliegen. Im letzten Jahr waren es über 20 000.
Vor einigen Jahren hatte es unter den Anhängern der überlieferten Liturgie Diskussionen gegeben, weil im Pontifikalamt zum Abschluß der Wallfahrt – es war von Kardinal Sarah zelebriert worden – die Lesungen nicht nach dem Pontificale von 1962 in lateinischer Sprache gesungen, sondern in der Landessprache – also Französisch – vorgetragen worden waren, wie das in Frankreich vielerorts praktiziert wird. In diesem Jahr – Zelebrant war der frühere Nuntius in der Schweiz Erzbischof Gullickson aus den USA, hier ein Video – erfolgte der Vortrag wieder in lateinischer Sprache und in der nach dem Ponifikale vorgesehenen Richtung: Die Epistel zum Altar hin als Element von Opfergabe und Opfergesinnung der Teilnehmer und das Evangelium gegen Norden als Absage Christi an die Götter und Dämonen der Heiden.
Wie schon die Diskussion von 2018 ergeben hat: Solche Details des Rituals sind nicht in dem Sinne wesentlich, daß man unter gar keinen Umständen darauf verzichten könnte. Aber sie gehören mit zum Reichtum der Formen und Symbole, die man nicht ohne guten Grund aufgeben sollte.