Erklärung von Erzbischof Raimond J. Burke, St. Louis, zu "Summorum Pontificum"

Erzbischof Burke
„Habt keine Furcht“
Zwei Formen des einen Messritus
Mit seinem Apostolischen Schreiben Summorum Pontificum hat Papst Benedikt zusätzlich zum Messritus von 1970, den Papst Paul VI.veröffentlicht hat und mit dem wir alle vertraut sind, den freieren Gebrauch der Form des Messritus der Zeit vor 1970 ermöglicht, wie er vom Seligen Papst Johannes XXIII 1962 veröffentlicht worden war. Diese Form wird oft auch als „Tridentinischer Ritus“ angesprochen, weil sie im wesentlichen seit den Reformen des Konzils von Trient unverändert geblieben ist. Dieser Ritus ist zwar über die Jahrhunderte hinweg immer wieder modifiziert worden, so eben auch im Missale Romanum von 1962, aber im Großen ganzen blieb er sich gleich.
Die andere Form bezeichnet man als den Novus Ordo oder die Neue Form der Messe. Sie behält zwar die wesentlichen Elemente aus dem tridentinischen Ritus bei, hat ihn aber doch ziemlich radikal vereinfacht. Es bleibt jedoch ein und derselbe Messritus.
Nach den Normen, die Papst Benedikt jetzt veröffentlicht hat, bleibt der Novus Ordo die ordentliche Form für die Feier der Messe. Die Form, die vor den Veränderungen durch den Novus Ordo in Kraft war, ist nun die „außerordentliche Form“; sie kann von jedem Priester ohne besondere Genehmigung unter den vom Papst gesetzten Bedingungen gefeiert werden. Durch die Einrichtung dieser „außergewöhnlichen Form“ des Ritus erinnert uns der Papst daran, daß das Missale Romanum des Sel. Papstes Johannes XXIII. „nie rechtlich abrogiert wurde und insofern im Prinzip immer zugelassen blieb.“(Begleitschreiben des Papstes)

Beim feierlichen Einzug zur Priesterweihe
Der Papst stellt fest, daß es eine größere Anhänglichkeit an den älteren Ritus gab, als man erwartet hatte, besonders unter den Gläubigen, die über „eine bedeutende liturgische Bildung und eine tiefe innere Vertrautheit mit der bisherigen Form der liturgischen Feier“ (ebenda) verfügten. Interesse und Anhänglichkeit für den früheren Ritus entwickelten sich auch da, wo die Reformen der Novus Ordo nicht seiner Ordnung getreu verwirklicht, sondern geradezu als eine Ermächtigung oder gar als Verpflichtung zur „Kreativität“ aufgefaßt wurden. Das führte, so der Papst, „zu kaum erträglichen Entstellungen der Liturgie“ (ebenda). Dabei spricht er auch von seinen eigenen Erfahrungen mit der Verwirrung und dem Schmerz, die manchmal mit der Einführung des Novus Ordo einhergingen.
Häufig treffe ich auch junge Menschen, die sich von der früheren Form der Messordnung angezogen fühlen, obwohl sie nicht damit in ihrer Jugend vertraut gemacht worden sind. Was sie anzieht ist die Schönheit und die Ehrerbietung, die die frühere Form so prominent zum Ausdruck bringt. Diese Schönheit und Ehrerbietung sollte auch die Feier des Novus Ordo kennzeichnen. Weil die reguläre Form so stark vereinfacht ist, müssen der Priester und seine Assistenz stets der sakralen Handlung, die dort stattfindet, bewußt sein und dürfen nicht in eine Formlosigkeit und Vertraulichkeit abgleiten, die die Natur der heiligen Liturgie beleidigen.
Mit Summorum Pontificum macht Papst Benedikt XVI. Die frühere Ordnung der Messe den Gläubigen, die dieser verbunden sind, leichter zugänglich. Gleichzeitig bestätigt er den Novus Ordo als die gewöhnliche Form der Messfeier. Es ist die ausdrückliche Hoffnung unseres Heiligen Vaters, daß der Gebrauch der außerordentlichen Form auch der gläubigen Feier der Messe nach dem Novus Ordo

Die Litanei zu allen Heiligen
Umsetzung der neuen Normen in der Erzdiözese
einige Gläubige haben die Befürchtung geäußert, daß der Gebrauch der Volkssprache in der Messe eingestellt werden könnte und daß man sie zur außerordentlichen Form der Messe zwingen könne, während sie sich doch der regulären Form verbunden fühlen. Beide Befürchtungen sind unbegründet. Die Feier der außergewöhnlichen Form erfolgt auf Wunsch einer Gruppe von Gläubigen und ist so einzuplanen, daß die anderen Gläubigen nicht an der Teilnahme einer Messe in der gewöhnlichen Form gehindert werden. Wenn Priester eine „Messe ohne Gemeinde“ feiern – also im Urlaub oder außerhalb des Pfarreiplanes – können sie frei zwischen beiden Formen wählen. Gläubigen steht es jederzeit frei, an dieser Messe teilzunehmen, unabhängig davon, in welcher Form sie gefeiert wird.
Die Erzdiözese St. Louis hat gegenwärtig bereits ein sehr effektives Apostolat für die Gläubigen, die sich dem außergewöhnlichen Ritus der Heiligen Messe nach dem Missale Romanum des Sel. Papstes Johannes XXIII. verbunden fühlen. Das Oratorium des h. Franz von Sales (Saint Francis de Sales Oratory) ist Zentrum dieses Apostolates und dient auf hervorragende Weise den Gläubigen, die die Feier der hl. Messe und der anderen Sakramente nach den Riten verlangen, die im Jahr 1962 gültig waren. Die Chorherren des Neuen Jerusalem (Canons Regular of the New Jerusalem) bieten an Sonn- und Feiertagen hl. Messen im alten Ritus inder Kapelle der Passionistinnen in Ellisville an. Zusätzlich feiern die Kanoniker entsprechend ihrer Form des geweihten Lebens täglich und öffentlich das Stundengebet in der Kapelle ihres Priorates in Chesterfield.

Die Handauflegung
Wenn zusätzlicher Bedarf nach regelmäßiger Feier des außerordentlichen Ritus der Messe gemeldet wird, werde ich zusammen mit den Priestern der Pfarreien darauf hin wirken, daß dem angemessen und großzügig entsprochen wird. Darüberhinaus werden für die Priester, die das wünschen, Liturgiekurse nach dem Missale Romanum des Sel. Papstes Johannes XXIII. eingerichtet. Die Seminaristen in unserem Kenrick-Glennon Seminar werden eine liturgische Ausbildung erhalten, die sie instand setzt, die Messe in der außerordentlichen Form zu feiern. Ihre Lateinstudien werden ebenfalls die Texte in der außerordentlichen Form berücksichtigen.
Dankberkeit für den Reichtum der Formen der Heiligen Liturgie
Zum Abschluß meiner kurzen Überlegungen zu Summorum Pontificum drücke ich im Namen von uns allen Papst Benedikt XVI. tiefste Dankbarkeit dafür aus, daß er so umfassend und so gut für die würdige und schöne Feier der heiligen Liturgie, insbesondere des Heiligen Messopfers, besorgt ist. Mit Papst Benedikt XVI. bin ich überzeugt, daß die reicheren Möglichkeiten zur Feier der Messe und der anderen Sakramente uns alle zu einem tieferen Verständnis der unermeßlichen Liebe Gottes zu uns und zu einer tieferen Antwort darauf von unserer Seite führen werden.
Teilübersetzung des Dokuments vom 20. 7. 2007, das auf der Website der Diözese St. Louis ungekürzt und in Englisch als PDF zu finden ist.