Am Rande - Woche 37
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- 23. September 2019
Sand im Getriebe
27. 9.
Es läuft nicht so, wie Machtmensch Marx sich das vorgestellt hatte: 12 Gegenstimmen auf der Bischofskonferenz gegen den Entwurf zum Statut des Synodalen Weges, mehrere öffentliche Gegenreden, neu von Weihbischof Schwaderlapp - das ist ungewöhnlich. Bei der DBK, die seit über 20 Jahren von Generalsekretär Langendörfer SJ zum Motor für die Reise in den Deutschkatholizismus hergerichtet wurde, ist Sand im Getriebe.
Auf längere Sicht vielleicht noch folgenreicher: Im Umfeld der Synodenvorbereitung ist ein bemerkenswerter Widerspruch zwischen Kardinal Kasper und Vertretern der deutschen Universitätstheologie sichtbar geworden. Kasper, der die römischen Zweifel an der Deutschen Theologie kennt und trotz eigener Neigung zur Irrlichterei scheinbar zu einem gewissen Grad teilt, war an der Abfassung der jüngsten römischen Mahnungen nicht unbeteiligt. Das hat ihm einen strengen Verweis des Freiburger Fundamental-Ja-was-denn Magnus Striet eingebracht, der ungeschickt (oder arrogant) genug war, in seinem Angriff auf Kasper sein letztlich zur „Gott-Losigkeit“ tendierendes Gedankengebäude in deutlichen Umrissen erkennbar zu machen. Kein Wunder, daß er und Umfeld nicht von der Neuevangelisierung reden wollen, ist ihr Ziel doch die völlige Ablösung des Maßstabs des Evangeliums durch das eigene Bild von der „Lebenswirklichkeit“ im Hier und Heute.
Kasper ließ sich die Steilvorlage nicht entgehen und putzte den Freiburger Hochschullehrer in seiner Replik herunter wie einen Studienanfänger, der im Proseminar den Mund zu voll genommen hat. Das demonstriert nicht zum ersten Mal den enormen Niveau- und Qualitätsunterschied zwischen den Theologen der Generation Ratzinger/Kasper und vielen heutigen Lehrstuhl-Warmhaltern. Und es läßt erwarten, daß die Skepsis gegenüber der Neo-Reformatorischen Theologie made in Germany weltweit zunimmt. Die Hoffnungen, der deutsche Synodale Weg werde Wegweiser für die Zukunft der Weltkirche aufstellen, haben in den letzten Wochen schwere Dämpfer erhalten.
Mehr zum vorsynodalen Konflikt:
■ NkF dankt den Bischöfen, die gegen Synodalen Weg gestimmt haben
■ Sternberg: "Synodaler Weg" hat Relevanz für die gesamte Weltkirche
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Klartext Bischof Voderholzer
26. 9.
In einer aufsehenerregenden Erklärung hat Bischof Voderholzer sich von der heute auf der Herbsttagung der Bischöfe verabschiedeten Satzung für den „Synodalen Weg“ distanziert und angekündigt, gegebenenfalls ganz auszusteigen.
Den ganzen Text hat kath.net - hier ein Abschnitt daraus:
„Ich bin im Übrigen auch der Meinung – und ich habe das immer gesagt – dass an der Wiege des Synodalen Prozesses eine Unaufrichtigkeit steht. Aus den Fällen des sexuellen Missbrauchs den Schluss zu ziehen, dass es bei der Erneuerung um die genannten Themen „Ehelosigkeit“, „Machtmissbrauch“, „Frauen in der Kirche“ und „Sexualmoral“ gehen müsse, ist angesichts fehlender wissenschaftlicher Studien in anderen Institutionen, also ohne wirklichen „Institutionenvergleich“, nur als pseudowissenschaftlich anzusehen. Die wissenschaftliche Diskussion der MHG-Studie und auch der neuerlichen Studien von Prof. Dressing stehen noch aus. Mein Verdacht, dass es sich angesichts dieser Weichenstellungen um eine „Instrumentalisierung des Missbrauchs“ handelt, ist nicht ausgeräumt. “
Später ist gemeldet worden, daß neben Kardinal Woelki und Bischof Voderholzer noch acht weitere Bischöfe gegen die Satzung gestimmt haben sollen, zwei weitere hätten sich enthalten. Quelle
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These crazy Irish
25. 9.
Nicht nur den Deutschen Bischöfen - von wenigen Ausnahmen abgesehen - ist der Verstand gänzlich abhanden gekommen. Ein vorderer Platz in der Reihe derer, die nicht wissen, was sie tun (oder wissen sie es vielleicht doch?), gebührt z.B. dem irischen Bischof Fleming von Killala. Der veranstaltete in seinem Sprengel einen „Prozess des Zuhörens“ mit diversen Abstimmungen. Die Ergebnisse waren wie zu erwarten, wo man nicht mehr auf dem hl. Geist, sondern dem eigenen Bauchnabel zuhört:
- 85% für verheiratete Priester
- 80% für Frauen als Diakone
- 69% für Priesterinnenweihe
- 86% für Anerkennung homosexueller Beziehungen
Statt seinen Schäflein die Leviten zu lesen, ließ seine Exzellenz wissen, die Politik seiner Diözese werde sich könftig an diesen Vorstellungen ausrichten und diese, soweit nicht bereits auf diözesaner Ebene umsetzbar, mit Nachdruck an die Bischofskonferenz und den Nuntius weiterleiten.
Näheres zur Gestaltung des Haltung des „Prozess des Zuhörens“ in Killala und zu der Nicht-Position des Bischofs bringt LifeSite News. Und zwei interessante Zusatzinformationen:
In der Diözese sind mehrere Veranstaltungen zu den üblichen Reformthemen angesetzt - die „Überwindung des allein Männern vorbehaltenen zölibatären Priestertums“ spielt dabei eine prominente Rolle, denn man will eine „inklusive“ Kirche, offen für alle.
Mit einer Ausnahme: Nach dem Erlass von Summorum Pontificum beschlossen Bischof und Priesterrat, in der Diözese keine Zelebration nach der überlieferten Liturgie zuzulassen. Davon wollten sie auch nach einer Intervention des damaligen Ecclesia-Dei-Präsidenten Kardinal HoYos nicht abrücken. Nur mit beträchtlichem römischen Einsatz konnte wenigstens einmal im Monat eine alte Messe (in Assumption, Ardag) durchgesetzt werden.
Also gerade so wie in vielen deutschen Bistümern auch.
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These crazy Germans II
23. 9.
Die USA sind sich in vielem selbst genug, das gilt auch für die US-Kirche, ausländische Entwicklungen interessieren dort zumeist nur am Rande. Doch wenn Sie erst einmal wirklich beunruhigt sind über das, was da in Übersee stattfindet, schauen die Amerikaner sehr genau hin. Und der so unbestimmt dahingesprochene Hinweis des Papstes bei seiner letzten Pressekonferenz im Flugzeug, er habe keine Angst vor einem Schisma, hat die US-Kirche beunruhigt. Zuerst hatten das viele als Replik auf amerikanische Kritiken am gegenwärtigen Pontifikat bezogen, doch inzwischen sieht man die deutsche Entwicklung als den eigentlichen Auslöser der Äußerung von Franziskus: Hier einige Pressestimmen aus den letzten 8 - 10 Tagen:
- Der National Catholic Register berichtet breit über den Warnschuss aus der Bischofskongregation gegen die Planung eines "verbindlichen" Synodalen Weges.
- In der New York Times analysiert Ross Douthat die Gefahr eines Schismas und ortet die Hauptrisiken in Deutschland.
- Das gleiche Thema greift Fr. Raymond de Souza im NC Register auf.
- Eine tiefgehende Analys des Kurses von Marx & Co veröffentlicht Ed Condon im Catholic World Report
- Michael Warren Davies schließt sich im Crisis Magazin den Autoren an, die die Warnung des Papstes nicht auf die Kritik aus den USA, sondern auf die deutsche Synodenplanung beziehen.
- LifeSite News stößt ins gleiche Horn und berichtet ausführlich über ein TV-Gespräch zwischen Edward Pentin vom NC Reporter und Damian Thompson vom Spectator zum gleichen Thema.
Währenddessen gehen in Deutschland die Planungen für den Synodalen Weg anscheinen völlig unbeeindruckt weiter.