Am Rande - Woche 41

Auf dem Holzweg

(24. 10.)

Bild: Andrew Medichini (AP) aus dem zitierten Artikel

„Die Stärke des Katholizismus liegt in seiner Klarheit. Die Krise der Kirche ist daher auch eine Krise der klaren Sprache. Der Streit um die Figuren schwangerer Frauen sorgte dabei nicht erst für Furore, als Unbekannte diese im Tiberwasser versenkten. Seit ihrem Auftauchen in den Vatikanischen Gärten sind sie zum inoffiziellen Symbol der Amazonas-Synode geworden: Keiner weiß, wen sie darstellen, keiner weiß, wer sie geschnitzt hat, keiner kennt ihre wahre Bedeutung. (...)

Gleich, was es mit Herkunft und Identität der mysteriösen Figuren auf sich hat: Ehrbezeugungen der Anwesenden in der vatikanischen Gartenzeremonie waren real. Die Verehrung von Konzepten wie „Leben“ und „Fruchtbarkeit“ ist in ihrer spirituellen Herkunft heidnisch. Der Verdacht, dass es sich um Idole handelt, liegt daher nicht nur nahe, sondern ist zwingend.

Zwei Sätze aus dem überaus lesenswerten Kommentar „Verzweifelte Gehversuche auf dem Holzweg“ von Marco Gallina auf Die Tagespost.

Gallinas Löwenblog, das der Autor mit „Venezianisch. Historisch. Ironisch. Eingetragener Hersteller von Löwenfedern seit 1476 A. D.“ bewirbt, können wir nur wärmstens empfehlen.

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Die Supersynode

(23. 10.)

P. Michael Heinz ist Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat - einer der Hauptvertreter des klerikal-ökonomischen Komplexes. Seine  Wahrnehmung und Erwartungen an die Synode fasst er wie folgt zusammen:

In Diskussionsrunden wird sich ausgetausch, wie die Lunge der Erde geschützt werden kann, wie das Leben der indigenen Völker unsere Gesellschaften und unsere Kirche bereichern kann. Und es wird diskutiert, wie es nach der Amazonien-Synode, diesem weltkirchlichen Aufbruch weitergeht. Der Begriff "Schluss-Dokument" für das Papier, das wir in dieser dritten Synoden-Woche beraten, ist irreführend. Am Ende der Synode steht hoffentlich ein „Anfangs-Dokument“. Es sollen ja neue Prozesse angestossen werden, sodass wir neue Wege betreten, wie es auch der Titel der Amazonas-Synode besagt.

Die Synode ist der Aufbruch, die kulturelle und spirituelle Viefalt in weltkirchlicher Einheit zu leben. Die Synode ist der Aufbruch, der weltweiten sozio-ökologischen Krise mit einer integralen Ökologie zu begenen, wie sie von vielen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Gruppen gefordert wird. Die Synode ist der Aufbruch, hierachisch festgefahrene Strukturen duch lebendige Netzwerke aufzubrechen.

Wie es scheint, sind die hölzernen Pachamamas unser geringstes Problem.

Ganz nachzulesen auf katholisch.de

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Liturgisches aus Fernost

(21. 10.)

Bild: aus dem im Text Verlinkten Artikel von Mainichi

Während der Westen alle Elemente traditioneller Metaphysik aus seinem Denken verbannt und die lateinische Kirche sich diesem Trend anzuschließen scheint – bei gleichzeitig demonstrierter globalistischer Offenheit gegenüber animistischem Aberglauben vom Amazonas – scheint Japan, zumindest offiziell, einen anderen Kurs zu verfolgen. Nach wie vor in Wissenschaft und Technik führend und in der gesellschaftlichen Funktionalität stark verwestlicht, gestattet sich das Land hinsichtlich seiner Monarchie bemerkenswerte historische Ungleichzeitigkeiten. Politisch machtlos, bewahren das Kaiserhaus und das kaiserliche Hofamt in seinen Liturgien Formelemente eines Gottkönigtums, die in den aktuellen Details zwar erst im 19. Jahrhundert nach der Restitution des Kaisertums festgelegt wurden – in Geist und Ritus aber fast zweitausend Jahre zurückreichen.

Mit der feierlichen Proklamation der Thronbesteigung (Text hier) und einem so nur im Zusammenhang damit begangenen großen Begängnis des Erntedankes gehen die Zeremonien zum Thronwechsel, die im April begonnen haben, in dieser Woche zu Ende. Nichts davon soll hier als Vorbild dargestellt werden. Die Theologie des Kaiser-Shinto, wenn man überhaupt davon sprechen kann, ist primitiv (im Sinne von ursprünglich), da ist nichts, woran man wirklich „glauben“ könnte oder müßte – außer einem tiefen Bewußtsein dafür, daß Formen eine Bedeutung haben und schon deshalb bewahrt zu werden verdienen, weil sie für die Prinzipien von Ordnung und Sinn vor jedem konkreten Inhalt stehen. So bleibt für uns als Denkanstoß nur Feststellung, daß die Frage: „Ist der moderne Mensch liturgiefähig?“ anscheinend nicht überall auf der Welt so nihilistisch beantwortet wird wie hierzulande.

Einen ersten Beitrag zum Thema brachten wir im Frühjahr zu Beginn der Feierlichkeiten.

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Stimmen zum Amazonas

(20. 10.)

Bild: aus dem genannten Artikel von katholisches.info

Die Amazonas Synode und ihr toxischer fall-out werden uns noch auf Jahre hinaus beschäftigen. Nicht unbedingt wegen des Schlußdokuments, das in der bewährten Redaktion von Kardinal „Silberzunge“ Schönborn vermutlich wenig enthalten wird, das offen zurückgewiesen werden muß - aber vieles, das Spielräume für abwegige Interpretationen eröffnet. Hier Links zu Publikationen, die Material für die anstehenden Auseinandersetzungen enthalten.

In einem kurzen Beitrag für kath.net hat Kardinal Brandmüller noch einmal zusammengefasst, was mit dem „kreativen“ Umgang des alktuellen Pontifikats mit Lehre und Tradition der Kirche auf dem Spiel steht: „Es geht nicht um den Amazonas - es geht ums Ganze“.

Inzwischen hat sich auch die Piusbruderschaft mit einer klaren Stellungnahme zu Wort gemeldet. Bis jetzt auf fsspx.news nur auf Englisch verfügbar: „Synod on the Amazon: The Worts Has Already Happened“.

Zwei andere lesenswerte Artikel bemühen sich um die Aufhellung der relativistischen Hintergründe der synkretistischen Zeremonien, die die Synode vom ersten Tag an begleiten: „Maria oder Pachamama - Was wird derzeit im Vatikan herumgereicht?“ fragt katholisches.info, und The Catholic NewsReport gibt eine Analyse unter dem schönen Titel: „Ein rosa Delphin, ein geschnitztes Bildnis und Inkulturation auf der Amazonas-Synode“ (englisch).

Die Lügengespinste des vatikanischen Presseamtes um die heidnischen Zeremonien versucht R. Casciogli zu entwirren - in deutscher Übersetzung beim Beiboot Petri.

Fr. Zuhlsdorf hat einen alten Beitrag (2016) auf der Satireseite The Onion ausfindig gemacht, in dem es um einen Gastauftrit des geflügelten Schlangengottes Kukulkan im Vatikan im Rahmen des Götter-Austausch-Programmes geht. Zitat: „Vatikanische Quellen haben bestätigt, daß innerhalb dieses Programm der allmächtige Gott unser himmlischer Vater den kommenden Monat beim taoistischen Donnergott Lei Gong im Wolkenreich über Tibet verbringen wird.“

Die Texte der anderen Randspalten dieser Woche finden Sie hier