Am Rande Woche 37
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- 14. September 2020
„Ecclesia Dei“ am Ende?
(11. 9.)
Noch ist es nur ein Gerücht, aber wenn der oft – nicht immer – zuverlässig informierende Vaticanista Marco Tosatti Recht behält, sollen die Zuständigkeiten der vor einem Jahr vom Papst aufgelösten Kommission Ecclesia Dei künftig der Ordenskongregation zugewiesen werden. Organisationslogisch wäre das nur konsequent – die Folgen könnten jedoch, wie Tosatti spekuliert, verheerend sein. Den Artikel Tosattis auf Deutsch und einen ersten Versuch zur Einordnung bringt katholisches.info.
Die Ordenskongregation, die in den Händen ausgewiesener Feinde der Tradition ist, könnte ihr neu zugewiesene Vollmachten nutzen, die Gemeinschaften der Tradition auch ohne förmliche Aufhebung von Summorum Pontificum in größte Schwierigkeiten zu bringen. Sie könnte – wie sie das nicht nur bei den Franziskanern der Immakulata bereits getan hat – Visitationen anordnen, die in den Gemeinschaften oder einzelnen Gemeinden „ungesunde Spiritualität“ feststellen und deren Unterstellung unter Kommissare oder sogar die gänzliche Auflösung anordnen. Sie könnte die Feier der Liturgie und die Spendung der Sakramente nach dem über tausendjährigen Glauben der Kirche zwar nicht verbieten, ihr aber jeden innerkirchlichen Raum nehmen und ihre Anhänger damit in jene Grauzone verbannen, in der die Piusbruderschaft notgedrungen schon seit Jahrzehnten zu operieren gezwungen ist.
Ein solches Vorgehen wäre zwar nicht hundertprozentig im Sinne von Papst Franziskus, der den kanonischen Status der Piusbruderschaft durchaus verbessert hat, dürfte von ihm jedoch auch nicht abgewendet werden: Für die zunehmende Politisierung und NGO-isierung der Kirche des „Konziliaren Weges“ bilden die an der Tradition festhaltenden Einsprengsel des alten Glaubens ein Ärgernis, das auch nicht dadurch aufgewogen wird, daß der traditionelle Raum weitgehend von den Zerfallserscheinungen des „neuen Frühlings“ verschont bleibt. Das macht die Sache in den Augen vieler Modernisten nur noch schlimmer.
Wir werden uns auf rauhe Zeiten einstellen müssen.
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Im Winter des „neuen Frühlings“
(9. 9.)
Die Benediktinerabtei von Downside hat für die Katholiken in England ähnlich hohe emblematische Bedeutung wie der Kölner Dom für die deutschen. Nun haben die letzten acht Mönche bekannt gegeben, daß sie sich aus Altersgründen nicht länger imstande sehen, das Kloster zu erhalten. Zweifellos werden sie für ihre letzten Lebensjahre einen Platz in einem der klösterlichen Altersheime finden, in denen sich die letzten Überlebenden des monatischen Lebens in Europa auf den Abschied von dieser Welt vorbereiten.
Unter den glaubens- und traditionstreuen Katholiken Englands hat die Nachricht vom Ende von Downside Bestürzung ausgelöst. Joseph Shaw von der Latin Mass-Society in England und Wales veröffentlicht einen Brief eines früheren Chorleiters der in besseren Tagen mit dem Konvent verbundenen Schule sowie einen Aufruf an die Katholiken des Landes, Pläne zum Erhalt des Klosters zu entwickeln und - auch materiell - zu unterstützen.
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Neues Messbuch für Italien
(8. 9.)
Die italienische Übersetzung des NO-Missales ist in einigen Punkten überarbeitet worden. Produktion und Druck der ersten Auflage sind abgeschlossen, der Gebrauch der revidierten Version ist ab Ostersonntag des kommenden Jahres verbindlich.
Die neue Ausgabe enthält keine größeren Überraschungen. Ins Auge fällt die auf persönlichen Wunsch (vergleiche hierzu auch diesen Artikel zur Lehrvollmacht) von Franziskus zurückgehende Änderung des Vaterunser-Textes, in dem nun die sprachlich definitiv falsche und theologisch verflachende Übersetzung „und verlasse uns nicht in der Versuchung“ vorgeschrieben ist. Randbemerkung: Obwohl diese Variante auch von vielen deutschen Theologen bevorzugt wird, haben die deutschen Bischöfe bereits erklärt, daß sie diese „aus ökumenischen Rücksichten“ nicht einführen wollen.
Die ebenfalls sprachlich falsche und theologisch überaus bedenkliche Übersetzung des „für alle“ in den Wandlungsworten bleibt erhalten; im Übrigen halten sich sprachleiche Ver- und Verschlimmbesserungen die Wage. Sandro Magister hat sich die Mühe gemacht, die Veränderungen im Einzelnen nachzuverfolgen - hier sein Artikel auf Settimo Cielo in der englischen Fassung.