Regensburg: Prima Klima in Lima
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- 28. Mai 2014
Heute beginnt in Regensburg der 99. deutsche „Katholikentag“, und die gute Nachricht ist: Auch während dieser vom letzten deutschen Zentralkomittee getragenen Veranstaltung kann man an immerhin zwei Tagen in Regensburg an einer hl. Messe in der überlieferten Form teilnehmen, und zwar in der Kapelle Maria Schnee am Rande der Innenstadt. Das ist der reguläre Platz für Messen im alten Ritus für Regensburg; die Liturgien in der außerordentlichen Form des römischen Ritus dort werden in Absprache mit dem Bistum von Pro Missa Tridentina organisiert, näheres findet man auf der Website roemische-messe-regensburg.
Im Programm des „Katholikentages“ selbst bzw. in der über das Internet angebotenen Programmdatenbank findet man darauf keinerlei Hinweis. Was nicht heißt, das die Benutzung dieser Suchmaschine völlig uninteressant wäre. Eine Suche nach dem Begriff „Liturgie“ fördert immerhin den Gottesdienst im byzantinischen Ritus zutage, der am Freitag in St. Emmeran stattfindet.
Die übrigen Ergebnisse der Suche sind eher komisch, aber doch aussagekräftig: Das „Zentrum Frauen und Männer“ informiert in Werkstatt und Podiumsdiskussion unter dem Titel „Betet, Schwestern und Brüder...“ über geschlechtergerechte Sprache in Bibel und Liturgie. In einer weiteren Veranstaltung bietet das Zentrum, jetzt freilich nur noch für das stärkere Geschlecht, ein „Sprech- und Bewegungscoaching für Frauen in der Liturgie“ an. Eine Religionslehrerein aus München referiert über „Die Feste des jüdischen Volkes im Klang ihrer Gebete“, und das Zentrum Kirche vor Ort führt ein Gespräch zum Thema „Sonntag feiern - ohne Priester, aber mit dem Herrn“. Im „Zentrum Jugend“ ist man „erlebnispädagogisch unterwegs“ mit dem Kreativ- und Mitmachangebot „Auf der Suche nach dem Schatz der Liturgie“ - da möchte man Mäuschen sein, oder doch lieber nicht. Die Werkstatt zum Schatz der Kirchenmusik ist ebenfalls „kreativ“ zugange mit Gesängen aus dem neuen Gotteslob, und die Creme der deutschen Liturgololologie diskutiert mal wieder über die Frage „Ist die Liturgiesprache heute noch verständlich?“ (© Theodor Bogler/Romano Guardini 1964/66). Heute in einem Dialogvortrag, versteht sich.
Das Übliche also, und man traut seinen Augen kaum, wenn man unter alledem den Hinweis auf ein Lektüreseminar findet: „Das Liturgieverständnis von Joseph Ratzinger“, angeboten von P. Sven Conrad FSSP - da muß jemand nicht richtig aufgepasst haben.
Ebenfalls erheiternd sind die zwei Ergebnisse der Suche nach dem Stichwort „Latein“, nach Sacrosanctum Concilium immerhin die offizielle Liturgiesprache der lateinischen Kirche: „Und Gemeinde geht doch!“ heißt die eine Veranstaltung, „Befreiungstheologie - Stachel im Fleisch bis heute“ die andere. Aha.
Bleibt nur noch zu klären, was die oben abgebildete Dame uns sagen will - wir finden sie als Hauptillustrationselement auf der Website des Kirchentages, der übrigens unter dem Motto „Mit Christus Brücken bauen“ steht. Doch als Brückenbauerin erscheint sie uns, welbst wenn eine im Stil der Fifties gehaltene Brücke den Hintergrund bildet, nach Outfit und Gestus eher weniger geeignet, und wir haben versucht, die Nachricht mit Hilfe des Winkeralphabets aus vorkonziliaren Zeiten zu entschlüsseln. „L wie Lima“ ist die offizielle Bedeutung des Signals, aber in der Suchmaschine fanden wir zwar anderthalb Dutzend Veranstaltungen zum Schlagwort „Klima“, aber nichts zur „Lima-Liturgie“ des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1982.
Der Ökonomismus des deutschkatholischen Kirchentages ist auch nicht mehr das, was er einmal war, und die „Liturgiefähigkeit“ der Amon, Kranemann, Selle GmbH&CoKG reicht wohl noch nicht mal fürs Lutheranische der 80er Jahre.