Mit grenzenloser Barmherzigkeit
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- 10. November 2021
„Um den Katholiken, die sich einigen früheren liturgischen Formen verbunden fühlen, die kirchliche Gemeinschaft zu erleichtern“ und „in Ausübung lebendiger pastoraler Nächstenliebe“ (wörtlich zitiert aus dem Schreiben des Generalvikars) hat das Generalvikariat der Diözese Rom im Anschluß an Traditionis custodes Regelungen für die Praxis der überlieferten Liturgie erlassen, deren Inhalt in wenigen Sätzen zusammengefaßt werden kann:
- Alle Priester, die die überlieferte Liturgie feiern wollen, auch die der Orden und Gemeinschaften, müssen dafür eine nach Ort und Zeit spezifizierte Sondergenehmigung des Generalvikariats beantragen;
- Alle Feiern und Zeremonien nach den alten Büchern sind verboten mit Ausnahme der Messfeier nach dem Missale von 1962, bei der die Lesungen auf italienisch nach dem Lektionar von 2008 vorzutragen sind;
- An den Tagen des Triduums dürfen keine Messen oder Liturgien nach den überlieferten Riten gefeiert werden, auch nicht in der Kirche der (aufgehobenen?) Personalpfarrei Santissima Trinità dei Pellegrini.
Das Original und eine englische Übersetzung des Schreibens des Generalvikars bringt Rorate Caeli. Eine Reaktion der Petrusbruderschaft, der Papst Benedikt die Seelsorge im überlieferten Ritus in ST d Pellegrini anvertraut hatte, liegt noch nicht vor. Ebenso wenig von anderer Seite.
Unser Kurzkommentar: Der Inhalt des Schreibens überrascht uns nicht, wohl aber dessen zeitliche Platzierung. Anscheinend geht es darum, angesichts der bisher zögerlichen Aufnahme und Umsetzung von TC in den meisten Diözesen der Welt ein Präzedenz zu setzen, zu dessen Beachtung dann die Ortsbischöfe mit den jeweils für angemessen erachteten Mitteln (vom persönlichen Telephonanruf bis zur Drohung mit der Entlassung) gezwungen werden sollen.
Ein zweites Ziel dürfte darin bestehen, die von den Päpsten Johannes Paul II und Benedikt XVI errichteten Gemeinschaften, zu deren Charisma die Pflege der überlieferten Liturgie gehört, durch die fortgesetzte Verhöhnung („kirchliche Gemeinschaft erleichtern“) und Demütigung entweder zur Selbstaufgabe zu zwingen oder aber dazu zu veranlassen, den Gehorsam zu verweigern und so einen Vorwand zu liefern, sie als Sünder gegen die kirchliche Einheit zu verurteilen.
Falls das dieses Mal noch nicht gelingen sollte, gibt es noch viele andere Mittel, um die Schlinge weiter zuzuziehen. Die Barmherzigkeit dieses Papstes kennt keine Grenze.
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Inzwischen ist eine deutsche Übersetzung der Anweisung des Generalvikars mit zusätzlichen Informationen auch auf katholisches.info erschienen.
Geistliche Orientierung v. M. Ramm
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- 20. Oktober 2021
Pater Martin Ramm von der Petrusbruderschaft ist in den vergangenen Jahren hauptsächlich als Übersetzer einer Neufassung des Missale Romanum von 1962 hervorgetreten – eine Neuauflage für die allmählich in die Jahre gekommenen deutschen Texte von Schott und Bomm.. Obwohl er derzeit keine leitende Funktion in der Bruderschaft bekleidet, hat e sich nun mit einer geistlichen Orientierung an die Mitglieder der Bruderschaft sowie Priester und Laien darüber hinaus gewandt. Der Text erschint uns wichtig genug, daß wir ihn hier nicht nur zum Erstveröffentlichungsort verlinken, sondern vollständig übernehmen.
„Es gab da ein Ereignis, das hat uns sehr getroffen, und es hat uns sprachlos gemacht. Seither hat es eine Menge von Reaktionen gegeben. Nun möchte auch ich mich äußern, und ich hoffe, damit Orientierung zu geben. Persönlich hat mich sehr bewegt, dass das Motu Proprio Traditionis Custodes genau zwei Tage vor dem dreiunddreißigsten Gründungstag unserer Bruderschaft erschien. Am 18. Juli 1988 wurde die Priesterbruderschaft St. Petrus gegründet, und schon am 18. Oktober 1988 hat Papst Johannes Paul II. sie anerkannt und kanonisch errichtet. Dieser Tag der Anerkennung unserer Bruderschaft jährt sich heute zum dreiunddreißigsten Mal. Wer sollte da nicht an das dreiunddreißigste Jahr unseres Heilands denken? Es war das Jahr seines Opfers und zugleich das Jahr der Erlösung! Das Wappen unserer Priesterbruderschaft St. Petrus ist von drei Tränen geziert. Im Moment erhalten diese Tränen einen neuen Sinn.
Feststeht, dass wir das von Papst Franziskus formulierte Anliegen, der Einheit und dem inneren Zusammenhalt der Kirche zu dienen, unbedingt anerkennen. Um dieser Einheit willen sind unsere Gründer nach Rom gegangen.
Im Jahr 1990, ich war junger Seminarist im Priesterseminar in Wigratzbad, hielt uns einer unserer Gründer einen Vortrag. Jemand hatte spöttelnd zu ihm gesagt: ,Ihr geht nach Rom, und man wird euch kreuzigen.‘ Darin liegt eine Anspielung auf eine berühmte Legende, die berichtet, wie zur Zeit des Kaisers Nero der heilige Apostel Petrus aus Rom floh, wobei ihm auf der Via Appia Christus erschien, und wie Petrus den Heiland fragte: ,Domine, quo vadis? – Herr, wohin gehst Du?‘ Jesus habe ihm geantwortet: ‚Romam venio iterum crucifigi. – Ich komme nach Rom, um wiederum gekreuzigt zu werden.‘ – An die Antwort unseres Gründers erinnere ich mich gut: ,Ja, wir gehen nach Rom, auch wenn man uns kreuzigt!‘ Diese Antwort ist richtig. Sie war richtig zur Zeit des heiligen Petrus. Sie war richtig im Jahr 1988. Sie ist noch immer richtig, auch im Jahr 2021.
Ja, der Papst und die Bischöfe sind ‚Hüter der Tradition‘. Das sollten sie zumindest sein. Sie sind nicht Herren, sondern Diener der Wahrheit. Wie der heilige Apostel Paulus seinem Schüler Timotheus schreibt, stehen sie in der Verantwortung, das ,anvertraute kostbare Gut‘ zu bewahren. Darüber werden sie einst Rechenschaft geben vor dem Herrn.
Wie überleben II
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- 14. Oktober 2021
Am Vernichtungswillen von Franziskus und seines Umfeldes gegenüber der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche ist kaum noch ein Zweifel möglich. Im großen zeigen die Dokumente zur anstehenden Synodensynode, im kleinen das exakt dem Muster der Zerstörung der FFI folgende Vorgehen gegen die amerikanischen Karmelitinnen, wo es hingeht. Um so drängender wird für diejenigen, die an dieser Lehre und Liturgie festhalten wollen, die Frage, wie sie in den anbrechenden Zeiten der Verfolgung den Zugang zu den von Christus der Kirche anvertrauten Sakramenten sicherstellen können. Von den „offiziellen Strukturen“ ist hier, wie die vom deutschen Synodalen Weg geforderte Diskussion über die (Nicht-)Notwendigkeit des Priestertums (und die ausbleibende römische Reaktion) offenbart hat, das Schlimmste zu befürchten. Woher sollen die Priester und Bischöfe kommen, die die Sakramente spenden, falls Rom den Gemeinschaften neue Weihen untersagt?
Nun kann man mit guten Gründen hoffen, daß die Bäume der Glaubensverderber von San Anselmo nicht in den Himmel wachsen. Die Lebenszeit von Franziskus ist absehbar begrenzt, und es ist noch lange nicht ausgemacht, daß es der „Mafia“ (so nach Daneels die Selbstbezeichnung des Kreises von St. Gallen, der Franziskus installiert hat) gelingt, auch den Nachfolger zu bestimmen. Es ist aber auch nicht unmöglich, und es ist gut denkbar, daß der Ratschluß des Herrn der Kirche noch weitere Leidenszeiten auferlegt, um sie zur Abkehr von den Irrtümern zu bewegen, denen sie sich seit fast einem Jahrhundert geöffnet hat.
Woher sollen die Priester und Bischöfe kommen, die denen, die für diese Abkehr kämpfen, auch eine längere Durststrecke zu überstehen ermöglichen? Es ist einer der Geburtsfehler der Ecclesia-Dei-Konstruktion von 1988, daß sie den Gemeinschaften der Tradition eigene Bischöfe vorenthält, so daß sie heute der Willkür von Kreisen ausgeliefert sind, deren Bosheit sich möglicherweise damals noch niemand vorstellen konnte. In diesem Zusammenhang weist Peter Kwasniewski auf OnePeterFive darauf hin, daß in der jüngeren Vergangenheit beileibe nicht nur die Piusbruderschaft gegen den ausdrücklichen Willen Roms Bischofs- und Priesterweihen durchgeführt hat – und daß die dafür Verantwortlichen keine geringeren waren als der damalige Kardinal Slipyj von der Griechisch-Katholischen Kirche der Ukraine und Kardinal Carol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II. Damaliger Kontext waren der „kalte Krieg“ und die Vatikanische „Ostpolitik“ von Papst Paul VI. und dessen Staatssekretär Casaroli. Diese waren in dem Bestreben, den „Roten Bären“ nicht zu reizen, dem Osteuropa beherrschenden atheistischen Kommunismus weit entgegen gekommen und hatten die Weihe regimekritischer Priester und Bischöfe offiziell und kirchenrechtlich verbindlich verboten. Ein Verbot, dem sich Slipyj und Wojtyla wegen des höherrangigen Gebotes zur Wahrung des salus animarum, des Heiles der bedrängten Seelen, widersetzten.
Wie überleben - I
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- 02. Oktober 2021
Nach wie vor hat die überwiegende Mehrheit der Bischöfe, in deren Diözesen bisher die Liturgie im überlieferten Ritus gefeiert werden konnte, darauf verzichtet, die ihnen von Traditionis Custodes gebotenen, je sogar aufgedrängten Möglichkeiten zur Schikanierung der traditionsorientierten Gläubigen und Priester zu nutzen. Das ist erfreulich und Anlaß zur Dankbarkeit - Grund zum Aufatmen ist es nicht. In mehreren Fällen sollen bereits „nachlässige“ Bischöfe durch Zuruf aus Rom zu Schritten gedrängt worden sein, die Ihnen widerstrebten, und in jedem Fall bietet die neue Kompetenzordnung in der Kurie, die den Kongregationen für den Gottesdienst und für die Ordensgemeinschaften alle Vollmachten gibt, Anlaß zur Besorgnis. Für diesen Monat wird mit weiteren „Ausführungsbestimmungen“ und zusätzlichen Einschränkungen vor allem für die Priestergemeinschaften gerechnet. Die Frage Fr. Hunwickes: „Wie kann man überleben?“ bleibt aktuell. Für die Gläubigen ebenso wie für die Gemeinschaften und ihre Mitglieder und Seminaristen.
Viele haben sich in dieser Situation ein klareres und mehr Orientierung gebendes Agieren der Oberen dieser Gemeinschaften gewünscht – das wenige, was da zu hören war, klang ihnen zu sehr nach Ergebenheitsadresse. Als Stilkritik sind solche Einwände berechtigt; kirchenpolitisch sieht vieles anders aus. Glaubt irgend jemand, man könne bei den für TC Verantwortlichen mit Argumenten etwas erreichen? Würde nicht jedes Anzeichen von Widerstandsbereitschaft zur Bestätigung dafür hergenommen, hier müsse einer gefährlichen schismatischen Gesinnung energisch Paroli geboten werden? Ins offene Messer zu laufen ist keine erfolgversprechende Strategie. Und es gibt noch andere Überlegungen, die es angeraten erscheinen lassen, die Füße ruhig zu halten und auf Zeit zu spielen.
In den Geschichten aus Tausend und Einer Nacht findet sich die Anekdote vom Großwesir, der beim Kalifen in Ungnade gefallen war und sich vor der bereits angesetzten Hinrichtung als letzte Gunst ausbot, dem Lieblingspferd des Potentaten die Kunst der Rede beizubringen. In einem Jahr, auf Tag und Stunde, wolle er Seiner Majestät das sprechende Pferd vorführen. Die Bitte wurde gewährt, aber die Freunde des so mit einer Gnadenfrist beschenkten Exwesirs waren nicht zufrieden: Wie könne er nur ein so irrsinniges Werk versprechen, jedermann wisse doch... Darauf erwiderte der dem Scharfrichter knapp Entronnene: „In einem Jahr kann viel geschehen. Ich alter Mann könnte sterben. Unser allergnädigster Herrscher, was Gott verhüten möge, könnte sterben. Das Pferd könnte sterben. Und vielleicht lernt es ja wirklich sprechen.“
Der Ausgang der Geschichte ist nicht bekannt, aber ihre Moral liegt auf der Hand und ist mit Leichtigkeit vom Hof in Bagdad auf den zu Rom übertragbar. Die Klugheit des Spieles auf Zweit und womöglich über Bande steht außer Frage – was die Beteiligten nicht der Mühe enthebt, rechtzeitig über Möglichkeiten und Spielräume nachzudenken. Ob einzelne Mitglieder von Priestergemeinschaften gut beraten sind, das in aller Öffentlichkeit zu tun, wie das Pfarrer Jackson FSSP von St. Marys in Providence soeben getan hat, müssen sie selbst beurteilen. Aber wenn sie es schon tun, darf man sich auch an ihren Überlegungen beteiligen.
Im Pfarrbrief für die letzte Septemberwoche beschreibt P. Jackson zunächst ohne jeden Versuch der Beschönigung die Widrigkeiten, mit denen er und seine Gemeinde rechnen müssen: Ja, der Bischof kann die Gemeinde auflösen und die „alte Messe“ verbieten, und ja, der Papst kann die Bruderschaft verbieten. Und er, P. Jackson werde zweierlei dann nicht tun: Er werde nicht „go independent“ (was in Nordamerika recht häufig ist), und er werde auch nicht „zu Pius gehen“ (wenn die ihn überhaupt haben wollten). Statt dessen werde er in Rente gehen, von seinen Ersparnissen ein bescheidenes Häuschen kaufen und von diesem Stützpunkt aus bei allen, die das wollen, Seelsorge betreiben und Hausmessen zelebrieren.
Aus unserer Sicht scheint er damit die Möglichkeiten und auch den bösen Willen der Feinde der überlieferten Lehre und Liturgie bei weitem zu unterschätzen.
Guadalajara, Le Havre, Dijon ...
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- 23. September 2021
Schneller als erwartet beginnen die ersten bergoglianischen Bischöfe damit, die Priesterbruderschaften – zunächst betroffen ist die Petrusbruderschaft mit den meisten Niederlassungen – unter den mit Traditionis Custodes vorgezeichneten Kurs zu zwingen. Bischof Brunin von Le Havre in Frankreich hat den in seiner Diözese tätigen Priestern der FSSP (hier die Website des Apostolats) zunächst untersagt, Taufen und Eheschließungen in der überlieferten Form durchzuführen (Quelle). Sie dürfen auch keinen Katechismusunterricht mehr durchführen – weder für Kinder, noch für Erwachsene.
Ein deutliches Stück weiter geht der Erzbischof des mexikanischen Guadalajara, Kardinal Robles-Ortega. Mit Dekret von gestern hat er die seit über 10 Jahren bestehende Personalpfarrei der Petrusbruderschaft aufgelöst, die Zahl der Messen im alten Ritus stark reduziert und weitere Reduzierungen für die Zeit „nach der Pandemie“ angekündigt. (Details zum Dekret auf katholisches.info und bei LifeSiteNews) Für die Priester der Diözese, die in Zukunft die hl. Messe nach der Liturgie des hl. Gregor feiern wollen, hat er ein nachgerade aberwitzig anmutendes Reglement eingeführt: Sie müssen einen ausführlich begründeten handgeschriebenen Antrag an den Erzbischof stellen, der
a) ein explizites Bekenntnis zur Gültigkeit des Novus Ordo und die volle Anerkennung des 2. Vatikanums und des päpstlichen Lehramtes (in franziskanischer Interpretation) enthält,
b) akzeptiert, daß die Liturgie nach den Büchern von Paul VI. und Johannes Paul II. einziger Ausdruck der der lex orandi des römischen Ritus sei und
c) klarstellt, daß ihre reguläre Zelebration ausschließlich nach diesen Büchern erfolgt. Deshalb sind die Ausnahmen auch für jeden Fall einzeln zu beantragen und zu begründen.
Der Petrusbruderschaft, die in Guadalajara ein großes Schulinternat und ein sog. Proseminar mit zusammen über 1200 Schülern (Quelle) unterhält, wird auferlegt, außerhalb der für die Reste der aufgelösten Personalpfarrei zugestandenen und nach Ort und Zeit genau vorgeschriebenen Messen nur noch die Angehörige der Einrichtungen zu den Meßfeiern in ihren Häusern zuzulassen. Für diese internen Zelebrationen kündigt der Erzbischof den bevorstehenden Erlaß spezieller Vorschriften durch die Ordens- und die Gottesdienstkongregation an. Wie inoffiziell zu erfahren ist, droht Robles-Ortega der Petrusbruderschaft bei Nichtbeachtung der Auflagen den Entzug der Genehmigung zum Betrieb ihre Schulen an. Was sind schon 1200 ohnehin zweifelhaft orientierte Schüler, wenn es um die Durchsetzung DES KONZILS geht?