Chartres-Wallfahrt der Tradition
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- 30. Mai 2023
Auch in diesem Jahr hat die Wallfahrt der Tradition von Paris nach Chartres wieder in der gewohnten Form stattgefunden, nachdem es in den vergangenen Jahren wegen der Covid-Welle zu einigen Einschränkungen gekommen war. Damit kann diese große Heerschau der Katholiken, die an der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche festhalten, das 40. Jahr ihres Stattfindens feiern.
Der Begriff „Heerschau“ mag in einigen Ohren unangebracht klingen. Aber „Heerschau“ bedeutet ja noch lange nicht „Krieg“, und er erscheint umso angebrachter, da die überlieferte Liturgie inzwischen nicht nur von kirchlich-modernistischer Seite, sondern auch staatlicherseits unter Beschuss geraten ist. In den USA hat sogar der FBI wegen „staatsgefährdender Umtriebe“ gegen einige Gemeinden ermittelt. Und für die Franziskus/Roche Truppe ist es natürlich ein ständiges Ärgernis, daß diese Veranstaltung auch beim schlechtesten Willen nicht als Nostalgiefestival von Ewiggestrigen abgetan werden kann. Sieht man von einer Handvoll über 70-jähriger Ehrengäste ab, treffen sich hier – ebenso wie bei dem von der Piusbruderschaft veranstalteten Parallel-Ereignis Chartres-Paris – exakt die Katholiken der jüngeren und der mittleren Generation, die man bei den Sonntagsmessen mitteleuropäischer Pfarreien mit der Lupe suchen muß. Die Zahl der Teilnehmer wird auch in diesem Jahr wegen der dezentralen Organisationsstruktur der Veranstaltung erst in einigen Tagen vorliegen. Im letzten Jahr waren es über 20 000.
Vor einigen Jahren hatte es unter den Anhängern der überlieferten Liturgie Diskussionen gegeben, weil im Pontifikalamt zum Abschluß der Wallfahrt – es war von Kardinal Sarah zelebriert worden – die Lesungen nicht nach dem Pontificale von 1962 in lateinischer Sprache gesungen, sondern in der Landessprache – also Französisch – vorgetragen worden waren, wie das in Frankreich vielerorts praktiziert wird. In diesem Jahr – Zelebrant war der frühere Nuntius in der Schweiz Erzbischof Gullickson aus den USA, hier ein Video – erfolgte der Vortrag wieder in lateinischer Sprache und in der nach dem Ponifikale vorgesehenen Richtung: Die Epistel zum Altar hin als Element von Opfergabe und Opfergesinnung der Teilnehmer und das Evangelium gegen Norden als Absage Christi an die Götter und Dämonen der Heiden.
Wie schon die Diskussion von 2018 ergeben hat: Solche Details des Rituals sind nicht in dem Sinne wesentlich, daß man unter gar keinen Umständen darauf verzichten könnte. Aber sie gehören mit zum Reichtum der Formen und Symbole, die man nicht ohne guten Grund aufgeben sollte.
Rom wendet Zwangsmaßnahmen an
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- 08. Februar 2023
Natürlich nur gegenüber der katholischen Tradition.
Mehrere amerikanische Diözesen haben nach dem Erlaß von Traditionis Custodes unter Berufung auf can 87 §1 des Kirchenrechtes „aus pastoralen Gründen“ die Feier der überlieferten Liturgie in einer Pfarrkirche ihres Bistums gestattet. Mindestens eine davon ist jetzt durch Schreiben (weitere Dokumente hier) des römischen Liturgieverwalters Roche darauf hingewiesen worden, daß diese Rechtsvorschrift „nach dem Willen des Heiligen Vaters“ in Sachen des genannten Erlasses keine Anwendung finden und deshalb hier nicht herangezogen werden könne. Die Bischöfe hätten also unrechtmäßig gehandelt und um diesen Verstoß zu heilen, werden sie aufgefordert, in Rom eine ausdrückliche Genehmigung für die Nutzung einer Pfarrkirche für den überlieferten Ritus zu beantragen und dabei unter anderem anzugeben:
- wieviele Personen an den Messfeiern teilnehmen,
- wieviele Mesen im überlieferten Ritus wöchentlich und an welchen Tagen dort stattfinden,
- welche Schritte unternommen werden, um die Gläubigen, die der vorhergehenden Liturgie anhängen, dahin zu leiten, die Liturgie nach den vom zweiten Vatikanischen Konzil reformierten Büchern zu feiern.
Der Vorgang ist nicht nur deshalb bemerkenswert, weil „der Wille des Heiligen Vaters“ hier über das offenbar nur als Formalie verstandene Recht gestellt wird und es schlicht und einfach nicht möglich ist, die von Pauls VI. Consilium mit heißer Nadel gestrickte Reformliturgie dem II. Vatikanischen Konzil zur Last zu legen. Auch das Problem, daß gerade das II. Vatikanum die Stellung der Bischöfe als Inhaber apostolischer Autorität deutlich hervorgehoben hat – während diese jetzt in der Praxis immer öfter zu römischen Vollzugsbeamten degradiert werden – kann hier nur knapp angesprochen werden.
Die drei Fragen machen ein weiteres Mal deutlich, daß unter Traditionis Custodes jedes römische Entgegenkommen gegenüber den Verteidigern der überlieferten Liturgie (und Lehre, wie man immer betonter hinzufügen muß) nur das Ziel hat, diese Ewiggestrigen zur Reformliturgie zu konvertieren. Dabei denkt Rom in kurzen Zeiträumen – von ein oder höchstens zwei Jahren ist die Rede. Und präzise Angaben zur Zahl der Teilnehmer (werden demnächst auch Namenslisten gefordert?) sollen es den römischen Stellen ermöglichen, den „Fortschritt“ der Konvertierungsarbeiten genau zu verfolgen. Wehe, ihr seid nicht in drei Jahren bei Null!
Gute Zahlen von Petrus
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- 26. November 2022
Die Petrusbruderschaft hat zu Beginn dieses Monats aktuelle Zahlen zur statistischen Entwicklung veröffentlicht, die insgesamt ein überaus erfreuliches Bild ergeben. Danacht hat die Bruderschaft, der nur Priester, Diakone und Seminaristen angehören, derzeit 542 Mitglieder, davon 365 Priester. Die Konfraternität St. Petrus, der sich auch Laien anschließen können, hat fast 9000 Mitglieder, die das Wirken der Bruderschaft durch Gebet und materielle Unterstützung fördern. Das gesamte Zahlenwerk ist auf der oben verlinkten Webseite zugänglich.
Wichtigste Aussage: Die Gesamtzahl der Mitglieder nimmt ungebrochen zu; auch bei den Seminaristen ist der zunächst befürchtete Knick nach Traditionis Custodes ausgeblieben. Im dritten Jahr hintereinander sind jährlich mehr als 160 junge Männer neu in eines der nunmehr drei Seminare (Wigratzbad, Denton und Sydney) eingetreten. Zu Priestern geweiht wurden in den vergangenen drei Jahren 14, 11 und 15 Diakone.
Bei den Mitgliedern liegt der deutsche Distrikt nach USA und Frankreich auf dem dritten Platz (s. Grafik oben links), die gleiche Reihenfolge ergibt sich auch für die meisten anderen Messgrößen. Eine interessante Ausnahme bildet die Zahl der Messorte. Hier liegt der deutschsprachige Distrikt mit 71 kurz vor Frankreich und den USA (Grafik oben rechts). Dagegen liegt die Zahl der „betreuten Diözesen“, in denen die Bruderschaft offiziell mit der Wahrnehmung seelsorgerlicher Aufgaben betraut ist, in Deutschland mit 15 deutlich hinter den USA (41) und Frankreich (40) zurück - aber auch hier noch an dritter Stelle. Wegen der deutlich unterschiedlichen Zahl der Katholiken und Diözesen in den jeweiligen Ländern ist die Aussagekraft dieses Messwertes allerdings begrenzt. In USA gibt es bei ca 70 Mio eingetragenen Katholiken 194 Diözesen; in Frankreich 40 Mio Katholiken in 94 Diözesen, in Deutschland 22 Mio in 27 Diözesen.
Weltweit betreut die Bruderschaft 47 Personalpfarreien mit Schwerpunkt in USA und England; die Zahl der Niederlassungen liegt bei 134, tendenz leicht steigend. Lediglich bei den Personalpfarreien und den „kanonisch errichteten Häusern“ (95) hat es in den letzten beiden Jahren TC-bedingt kein Wachstum gegeben. Hier wird sich wohl erst nach dem Ende des gegenwärtigen Regimes in Rom etwas bewegen können. Genug auf Grund von Gläubigenschwund und Priestermangel freigewordene Pfarrkirchen und Pfarrhäuser wird es dann sicher geben, besonders in Deutschland und Frankreich.
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Zum morgigen 1. Adventssonntag verweisen wir auf unseren Artikel vom vergangenen Jahr, dem wir wenig hinzuzufügen hätten.
Erbschleicher und Leichenfledderer
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- 14. November 2022
Da der Schwerpunkt unseres Interesses auf der Liturgie und da - vielleicht unzulässig verengt - auf der Liturgie der hl. Messe liegt, geraten uns die der Tradition zuneigenden Frauengemeinschaften leicht aus dem Blickfeld. Zumal viele von ihnen bei aller Treue zu ihrem Gründungscharisma entweder in der Euphorie der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts oder auch später auf Druck aus Rom der Betreuung durch Priester zugestimmt haben, die im Novus Ordo zelebrieren. In der Regel erfolgen diese Zelebrationen in durchaus würdiger Form, und je traditionsorientierter sdie Frauenorden sind, desto weniger dringt von ihrer Liturgie und Spiritualität an die Öffentlichkeit. Manches erfahren wir nur unter der Bedingung, hier nichts darüber zu schreiben.
Das hat gute Gründe, denn das aktuelle Pontifikat hat insbesondere den kontemplativen Frauenorden einen ebenso erbitterten Kampf angesagt wie der „alten Messe“ – und zwar unabhängig davon, welche Liturgie dort gefeiert wird. Hauptinstrument zur Unterwerfung der Frauenorden unter den Konzilsgeist ist die Instruktion Cor Orans, über deren verhängnisvollen Einsatz wir vor ziemlich genau einem Jahr hier schon einmal berichtet haben. Auch über die Situation im traditionsreichen Kloster der Karmeliterinnen von Philadelphia war hier – in der Übersetzung eines Artikels von Fr. Hunwicke – schon zu lesen. Das Schicksal dieses Klosters ist nun seit diesem Frühjahr endgültig entschieden – es wird geschlossen, und die Immobilie (Wert geschätzt 10 Millionen $) fällt nach einigen darauf abzielenden Machinationen an die Diözese.
Das Thema stand bei uns auf der Liste, aber bevor wir uns dem umfangreichen Material zuwenden konnten, hat heute kath.net auf der Grundlage der von Maike Hickson auf LifeSiteNews veröffentlichten Informationen (hier einer ihrer jüngsten Berichte zum Thema) einen Artikel zu Philadelphia veröffentlicht, der einen ersten Überblick ermöglicht. Der Befund ist niederschmetternd – aber überaus aussagekräftig für den in diesem Pontifikat herrschenden Ungeist.
Und wenn von raffgierigem Ungeist die Rede ist, kommen wir nicht umhin, auch auf diesen Artikel von Sandro Magister vom 11. November zu verweisen, in dem beschrieben ist, mit welchen Polizeistaatsmethoden der ursprünglich von Franziskus selbst eingesetzte Finanzermittler Milone aus dem Spiel genommen wurde, als seine Ermittlungen den Interessen der Mafia-Mächtigen in die Quere kamen.
Machtmißbrauch und Seelenmord
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- 02. September 2022
Vor genau einem Monat, zum 1. August, hat Blase Cupich von Chicago den Priestern des Instituts Christus König in seinem Erzbistums die öffentliche Feier der Heiligen Messe und die Spendung der Sakramente nach dem seit weit über 1000 Jahren überlieferten Ritus der römischen Kirche verboten. Das im Oktober 2008 von Papst Benedikt mit dem Auftrag zur Pflege eben dieser überlieferten Liturgie errichtete Institut war so kühn, die von Cupich in Abstimmung mit Benedikts Nachfolger verlangte Erklärung zur Nicht-Existenz dieser Liturgie als „Lex Orandi“ des römischen Ritus zu verweigern und wird daher von jeder öffentlichen Seelsorge ausgeschlossen.
Dieser unerhörte Vorgang hat nach einem bereits einigermaßen gedämpften kurzen Aufschrei zum Termin selbst seitdem nur noch ein schwaches Echo gefunden – auch in der davon doch im Kern getroffenen weltweiten Gemeinde der an der Tradition in Lehre und Liturgie festhaltenden Katholiken. Das muß irritieren, weil die von Cupich in der (bisher) aggressivsten Weise vorgenommene Umsetzung des Unrechtsediktes Traditionis Traditores (so sollte es ehrlicherweise heißen: Verräter der Tradition) belegt, daß dieses Edikt darauf abzielt, den römischen Ritus und seine bis zur Zeit der Apostel zurückreichende Theologie aus der Kirche von Rom herauszudrängen und damit einen der letzten Anker zu zerstören, der das, was von dieser Kirche noch übrig ist, mit ihren Ursprüngen und dem Auftrag ihres Stifters verbindet. Das kann nicht auf Dauer beschwiegen werden.
Am lautesten, geradezu ohrenbetäubend, erschien das Schweigen des Instituts selbst zu dem ihm angetanen Unrecht: Außer einem knappen Anschlag an der Tür des für die Öffentlichkeit gesperrten Gotteshauses und einer noch knapperen Mitteilung auf der Website des Instituts ist uns bisher nichts bekannt geworden. Das wirft Fragen auf. Sie sollten auch nicht deshalb unterdrückt werden, weil es zweifellos wenig sinnvoll wäre, jetzt von außen her dem ICK sagen zu wollen, was es (vielleicht) falsch gemacht hätte und was (vielleicht) das richtige wäre. Nicht jede Gemeinschaft kann so frei von Rücksichten agieren wie die Benediktiner von St. Benoit. Es geht nicht darum, es (womöglich) besser zu wissen, sondern zu ergründen, in welcher Situation die traditionsverbundenen Institute und Gläubigen sich befinden – schließlich kann im Pontifikat des neu erfundenen „Gottes der Überraschungen“ jede Gemeinde schon morgen von ähnlichen Willkürmaßnahmen betroffen sein.
Der erste Gedanke beim Nachdenken darüber, warum sich das ICK wohl so verhalten haben könnte, wie es sich verhält, ist natürlich: Sie wollen es aussitzen.