Wie überleben IV?
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- 10. Dezember 2021
Aus einem Schreiben von P. Zabaleta vom Institut Bon Pasteur
Zum 15. Jahrestag der Errichtung des Instituts vom Guten Hirten (am 8. Dezember 2006) hat sich dessen Generaloberer Luis Gabriel Barrero Zabaleta mit einem Brief an die Freunde und Wohltäter des Instituts gewandt, um ihnen für ihre Unterstützung zu danken und einige Gedanken zur weiteren Entwicklung und Tätigkeit der Gemeinschaft vorzutragen. Da dieser Text (vollständig und im französischen Original hier) hervorragend in unsere Überleben-Reihe passt, haben wir die wesentlichen Abschnitte daraus übersetzt und hier zusammenghestellt.
Als Ausgangspunkt zitiert der Generalobere die Zielbeschreibung des Instituts inseiner Gründungsurkunde:
Der Hauptzweck des Instituts ist die Verherrlichung Gottes durch die Weiterführung (perpétuation) des katholischen Priestertums, das wir von Christus am Gründonnerstag erhalten haben und das uns bis auf den heutigen Tag im Erbe des Stuhles Petri als dessen Quelle überliefert ist (Est. II, 1).
Zabaleta fährt dann fort:
Den Schlüssel für die Antwort auf die Zeiten, in denen wir leben, finden wir in unseren Statuten. Tatsächlich zeigen sie uns, was die Kirche von uns will. Dort können wir sehen, daß der eigentliche Grund unserer Existenz als Priester des Instituts vom Guten Hirten darin besteht, „das von Christus empfangene katholische Priestertum weiterzuführen“. Das heißt, daß das Priestertum unseres Herrn Jesus Christus, an dem wir Anteil haben, erhalten bleiben und von uns im Geist Christi selbst zur Errichtung seines Königtums ausgeübt werden muß. Und das „ das uns bis auf den heutigen Tag im Erbe des Stuhles Petri als dessen Quelle überliefert ist“ bedeutet, daß wir dabei der römischen Tradition treu bleiben, auf die wir nicht verzichten können.
Im Folgenden bringt der Obere dann einen längeren Abschnitt aus den bislang unveröffentlichten Ausführungen, die er beim Treffen der Ex-Ecclesia-Dei-Oberen im August in Courtalain (hier das Kommunique) vorgetragen hat:
Ich denke, der Zweck dieses Treffens liegt darin, unsere Kräfte um die Gemeinsamkeiten unserer Institute zu verbinden; nämlich unter anderem die Verwendung der überlieferten Katholischen Liturgie in der Ausübung unseres Priestertums und im Leben unserer Gemeinschaften, die Erhaltung sowohl der überlieferten Lehre der Kirche als auch der herkömmlichen Römischen Theologie (d.h. der theologischen Schulen Roms) auf der Grundlage der Lehre der Heiligen Kirchenlehrer und die theologische Tradition, wie sie dem Schatz der überlieferten katholischen Spiritualität und des pastoralen Handelns zugewachsen ist.
Ich sage, daß wir aufgerufen sind, uns unter diesen Gemeinsamkeiten zu verbinden, um der neuen Situation in der Kirche nach dem Inkrafttreten des Motu Proprio Traditionis Custodes zu begegnen, das offensichtlich zumindest auf lange Sicht dem Überleben unserer Institute eine Grenze setzt.
Allerdings glaube ich, daß die Entscheidung, fest bei dem zu bleiben, was unsere eigentliche raison d‘etre ausmacht, nämlich die Erhaltung der Liturgie aller Zeiten, der Lehre aller Zeiten und der katholischen Tradition, nicht nur von Wert für unsere Institute ist, sondern vor allem von Wert für die Kirche selbst: Wenn die Straßen unsicher und zeitweise höchst gefährlich werden, bedarf es meiner Ansicht nach mehr als je zuvor klarer Orientierungspunkte auf dem Weg, die wie ein fester Fels die Grundlage einer Evangelisierungsarbeit bilden, die auf seiner eigentlichen Wurzel, der Heiligen Tradition, beruhen.
Ganz besonders die Erhaltung der Überlieferten Messe erweist sich uns heute als Imperativ, wenn man das so sagen kann, damit die Kirche nicht in Gefahr gerät, vollständig (wenn das denn möglich wäre) die Verbindung zu dem zu verlieren, was sie zur Kirche macht – nämlich getreulich zu überliefern, was sie von unserem Herrn Jesus Christus erhalten hat.
Man muß nicht extra betonen, daß wir einfach Diener der Kirche sind, aber wenn Gott uns diese besondere Berufung im Leben der Kirche selbst gegeben hat, nämlich in ihr in und durch die Heilige Tradition zu leben, dann verlangt er von uns auch, alles, was in unserer Macht steht, zu tun, um dieses hohe Gut für die ganze Kirche zu erhalten.
Mir scheint daher, daß wir unser Charisma nicht ändern dürfen – und das aus Liebe für die Kirche selbst, aus Treue gegenüber dem Schatz der Tradition, insbesondere in der Liturgie, und auch aus Treue gegenüber dem Heiligen Stuhl selbst. Wir können die Beschuldigung, daß unsere Treue zur Messe eine Untreue gegenüber der Kirche oder dem Heiligen Stuhl wäre, nicht hinnehmen.
Die Priester unserer Institute, die Gläubigen, aber auch Diözesanprister und Priester anderer Gemeinschaften, die die Messe im alten Ritus feiern oder der überlieferten Liturgie nahestehen, verlangen ebenfalls, daß wir der Verpflichtung treu bleiben, die wir gegenüber der Kirche übernommen haben, gegenüber unserer ganz besonderen Berufung, bei der Bewahrung der Tradition mitzuhelfen. Sie erwarten von uns unseren Mut, das Licht der Dogmen und die Klarheit der seit unvordenklichen Zeiten bestehenden Lehre der Kirche. Sie verlangen von uns auch eine Verpflichtung zur Wahrheit und das Zeugnis für die Festigkeit im Priesteramt und im Ordensleben in Übereinstimmung mit dem, was wir unser ganzes bisheriges Leben lang gelebt und hochgehalten haben.
Selbstverständlich können wir nicht beanspruchen, die Retter der Kirche zu sein. Aber zum Heil der Seelen sind wir alle aufgerufen, uns an dem zu beteiligen, was uns zugefallen ist. Wir dürfen sie nicht in Stich lassen. Wir dürfen nicht aufhören, sie pastoral zu begleiten, und erst recht nicht dürfen wir weder unser besonderes Charisma aufgeben noch die besondere Berufung, die der Herr uns geben wollte.
Nach diesem langen Zitat vom Juni fasst P. Zabaleta das in seinem aktuellen Schreiben folgendermaßen zusammen.
Mir scheint, daß diese Überlegungen unmittelbarer Ausdruck der zentralen Prinzipien sind, wie sie in den Statuten als Zielsetzung für das Institut formuliert sind: Die dauernde Fortsetzung des Priestertums Christi, wie wir es aus der Tradition empfangen haben.
Im Schlußteil seines Briefes stellt P. Zabaleta den Gedanken der „Romanité“ ins Zentrum, der so in der Diskussion um TC wohl bisher noch noch nicht aufgetaucht ist:
Tatsächlich kann unser Institut auch in der gegenwärtigen Situation nicht umhin, seine grundlegende Romanité zu bekräftigen, und das ohne in Unterwürfigkeit nach der einen Seite oder in einen revolutionären Geist der Rebellion nach der anderen abzugleiten. Es ist außerdem sehr wohl in der Lage, das, was die Treue zum unfehlbaren Lehramt der Kirche verlangt, von dem zu unterscheiden, was seinem Wesen nach nur pastoraler Natur ist und daher veränderlich ist und worüber es untrschiedliche Meinungen geben kann.
Wir wollen nicht vergessen, daß unsere Statuten bei der Beschreibung des eigentlichen Wesens des Institutes betonen, „daß seine Mitglieder ihr Priestertum in der lehrmäßigen und liturgischen Tradition der Heiligen Römischen Katholischen Kirche ausüben wollen“. Denn da liegt unsere Stärke: in der Tradition der Kirche, die unvergänglich und unzerstörbar ist.
Laßt uns treu zu unserer Tradition stehen. Laßt uns unsere apostolische Arbeit fortsetzen, ohne es zuzulassen, daß wir uns vor den besvorstehenden Schwierigkeiten fürchten. Laßt uns immer tiefer eindringen in die Ausübung des Priestertums in der lehrmäßigen und liturgischen Tradition der Kirche. Laßt uns immer tiefer eindringen in die überlieferte Theologie und in die überlieferte Pastoral, mit der so viele Heilige Seelen bekehrten und die Christenheit aufbauten, in die überlieferte Spiritualität, die uns treulich die Lehre aus dem Herzen des Guten Hirten überliefert hat, in den Reichtum der Liturgie, die uns seit so vielen Jahrhunderten überliefert wird.
Das bedeutet selbstverständlich nicht, in einer nostalgischen Haltung gegenüber dem Alten zu verharren. Es bedeutet ganz im Gegenteil, von der ursprünglichen Quelle zu trinken, von der Quelle, die unser Herr Jesus Christus von Anfang an und sein ganzes Leben lang gegeben hat und so auf die Herausforderungen jeder Epoche vom soliden Felsen der Tradition aus zu antworten.“
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Noch Online-Stellung dieses Beitrags stellt sich heraus, daß inzwischen eine Übersetzung des Textes von P. Gabaleta auch auf einer deutschen Website des IBP erschienen ist. Ein erster Vergleich ergab keine ins Auge fallenden Differenzen, so daß wir, nachdem für die Übersetzung schon genug Zeit aufgewandt wurde, vorläufig davon absehen, die zitierten Absätze aus der quasi offiziellen Version mit p&c hierhin zu übernehmen.