Es hängt an den Bischöfen.
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- 04. Oktober 2021
Schneller als erwartet hat der Synodale Weg mit seinem Beschluß, per Kommission überprüfen zu lassen, ob es in der Kirche künftig noch Priester braucht, das ihm von Anfang an innewohnende Potential zur Abspaltung voll entfaltet. Was bei dem ebenfalls jetzt in Frankfurt angenommenen „Grundtext“ zur Sexualmoral vielleicht noch durch Wortklaubereien verschleiert werden kann, liegt hier offen vor aller Augen: Eine starke Gruppe von Synodalen, die durchaus mehrheitsfähig ist, hat den katholischen Glauben in seinen Kernbeständen aufgegeben und geht dazu über, ihn offensiv zu bekämpfen. Und eine ebenfalls zahlenmäßig bedeutende Fraktion von Bischöfen unterstützt sie dabei aktiv oder nimmt ihr Treiben mit notdürftig verborgenem Wohlwollen zur Kenntnis.
In diese Situation erübrigt es sich, unsererseits noch detaillierte Analysen des Inhalts und möglicherweise vorhandener Deutungsvarianten solcher Texte anzustellen. Das einzige, was jetzt noch zählt, ist, ob und welche Bischöfe, die sich doch gerne als Nachfolger des Kreises der Apostel sehen, sich diesem Kurs offener Apostasie unmißverständlich widersetzen – oder nicht. Bisher war aus diesem Kreis nicht viel zu hören – mit Ausnahme des in allerhöchste Ungnade gefallen Kardinals Müller. Nun gut, es sind erst zwei Tage vergangen...
Für Gläubige, die einfach nur katholisch sein und bleiben wollen – und das auch ohne vorrangig über liturgische Fragen zu rechten – verlieren Bischöfe, die sich diesem Angriff auf das Priestertum gegenüber gleichgültig verhalten, jede Autorität, jedes Vertrauen und jeden Anspruch auf un konditionierten Gehorsam. Das schließt den Bischof von Rom ein, dessen Aufgabe es in erster Linie wäre, hier auf unmißverständliche und unrelativierbare Weise Grenzen zu setzen: Hüte meine Lämmer, weide meine Schafe. Wo Papst und Bischöfe nicht das getreulich weitergeben, was sie vom Herrn und der Kirche empfangen haben, sind wir zum Widerstand verpflichtet. Wir haben nicht die Kompetenz, sie ihrer Ämter zu entheben – auch nicht durch Vereinsbeschlüsse oder Pressekampagnen. Aber wir sind nicht verpflichtet, ihnen da zu folgen, wo sie den Weg der Apostel verlassen, der nach zweitausend Jahren Kirchengeschichte nicht nur in den groben Linien deutlich erkennbar vorgezeichnet ist.
Die einzige Pflicht, die wir ihnen gegenüber sonst noch haben, ist für sie zu beten, daß der Herr sie davor bewahren möge, den bereits eingeschlagenen Weg des abtrünnigen Apostels Judas bis zum Ende zu gehen und dessen schreckliches Ende zu teilen.
Für das Protokoll:
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- 03. Oktober 2021
Der Synodale Weg will eine Debatte über die Frage anstoßen, ob es weiter Priester braucht. Das ist ein Ergebnis der Beratungen über einen Grundlagentext. Die Arbeitsgruppe soll der Frage nachgehen, ob es Priester brauche. Der Text trägt den Titel "Priesterliche Existenz heute". Die Synodalen entschieden am Freitagabend mit knapper Mehrheit, dass die dafür zuständige Arbeitsgruppe der Frage nachgehen soll, ob es Priester in der katholischen Kirche braucht. Für den Antrag stimmten 95 Synodale, 94 stimmten dagegen, 9 enthielten sich.
Soweit unser wörtliches Zitat aus dem Bericht auf Domradio.de. Vorsitzender des Synodalforums von der priesterlichen (Nicht-)Existenz ist Felix Genn aus Münster. Als beim weiteren Fortgang der Veranstaltung die Zahl der Teilnehmer wegen des lockenden Wochenendes unter die Zwei-Drittel-Linie von 154 Anwesenden gefallen war, zog Amtskollege Bätzing die Notbremse und ließ die Beschlußunfähigkeit des ohnehin jeder kirchenrechtlichen Autorität entbehrenden Gremiums feststellen.
Hatte Lefebvre doch recht?
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- 05. Oktober 2021
Das ist die Frage, die derzeit viele Anhänger der katholischen Tradition und des rechten Glaubens umtreibt. Sie steht auch im Hintergrund des Interviews mit Martin Mosebach, das Maike Hickson für LifesiteNews mit dem Verfasser der „Häresie der Formlosigkeit“ geführt hat, und die Antwort ist deutlich: „Die Petrusbruderschaft muß jetzt eine schmerzhafte Lektion lernen: Sie hatte geglaubt, durch die Trennung von der Piusbruderschaft und durch Unterwerfung unter die Reformdiktate würden sie mit Sicherheit und Anerkennung belohnt – jetzt dürfte es für einige Priester der Gemeinschaft, hauptsächlich Deutsche, an der Zeit sein, Erzbischof Lefebvre Abbitte zu leisten“. Im übrigen glaube er nicht, daß die Seminaristen und jüngeren Mitglieder der Gemeinschaft, die den Weg der Tradition in vollem Wissen um die dort auf sie wartenden Risiken gewählt hätten, sich durch Befehle von oben von diesem Weg abbringen lassen würden.
Die Begründung für diese aufsehenerregende Aussagen ergibt sich aus dem Gesamtzusammenhang des Interviews, das wir hier in Erwartung der Veröffentlichung einer deutschsprachigen Originalfassung nur sehr gerafft oder in indirekter Rede referieren.
Ausgangspunkt für Mosebachs Darlegungen ist die von ihm geteilte vernichtende Kritik an Franziskus' Traditionis Custodes, in dem Mosebach – zusammen mit anderen Sachkennern – zahlreiche sachliche Fehler, Falschbehauptungen und ideologische Fehlkonzeptionen vorfindet. Mit tiefem Bedauern konstatiert er den groben Ton und den Zynismus des Papstes, ausgerechnet ein unverkennbar auf die Zerstörung der Tradition zielendes Dokument mit Traditionis Custodes zu überschreiben.
Daneben kritisiert der Schriftsteller das von Franziskus angeordnete brutale Vorgehen der römischen Kongregationen insbesondere gegen traditionstreue Frauenorden, das der ehemalige US-Nuntius Vigano dieser Tage in einer erschütternden Beispielsammlung als „nachgerade terroristisch“ und „geistlichen Mißbrauch“ charakterisiert hatte.
Nach seiner, Mosebachs, Überzeugung hätten die Nonnen jedes Recht, die Visitatoren des Hauses zu verweisen und die daraufhin zu erwartende Post aus Rom ungeöffnet an den Absender zurückgehen zu lassen. Nur eines sei wichtig: Das Eigentum der Gemeinschaften so abzusichern, daß es im Falle einer Auflösung, Suspendierung der Oberin usw. nicht von Rom konfisziert werden könne. „Dann müssen sie ein paar Jahre in legitimer Illegalität aushalten, aber sicher nicht so lange, wie die Piusbruderschaft aushalten mußte.“
In einiger Ausführlichkeit geht der promovierte Jurist Mosebach auf rechtliche Aspekten der Vorgaben von Traditionis Custodes ein und übt scharfe Kritik an den dem Kirchenrecht fremden positivistischen Rechtsvorstellungen des gegenwärtigen Papstes und vieler Bischöfe, die sie dazu nutzen, unter dem Anschein der Gesetzlichkeit ein Regiment der Willkür zu errichten (s. dazu auch der Beitrag über „kaltgestellte missliebige Priester“ auf OnePeterFive. In engem Zusammenhang damit sieht das Interview die dornige Frage des Gehorsams, den jeder Katholik, insbesondere aber die Priester und Ordensleute, ihren Oberen und dem Papst schulden. Mosebach unterschlägt nicht die Schwierigkeit, die es für jeden Priester bedeuten muß, die Messe im Widerspruch und Widerstand gegenüber der doch im römischen Kanon beschworenen Einheit mit dem Papst zu zelebrieren – und bleibt doch dabei, daß dieses zumindest als Gewissensentscheidung auf individueller Basis möglich und ratsam sein müsse. Die jüngere Kirchengeschichte gibt ihm dazu ein schwer entkräftbares Argument an die Hand: „Die unglückliche Lage der nachkonziliaren Kirche ist doch genau diese, daß man ihre höchsten Werte – Gehorsam – dazu genutzt hat, sie zu untergraben und ihren Niedergang zu betreiben“.
Die abschließende Frage von Maike Hickson nach dem Verhältnis von Gehorsam, Autorität und Tradition beantwortet Mosebach mit der Überlegung, daß man auch angesichts der schweren Herausforderungen der gegenwärtigen Situation – samt der Bereitschaft, in „legitime Illegalität“ zu gehen – nicht auf Autorität verzichten könne und müsse. Die ganze materielle und ideelle Glaubenswelt der Tradition, von der Architektur der Kathedralen über Choral und Polyphonie bis zu den Kirchenvätern aus alter und neuer Zeit, bilde eine „Wolke des Zeugnisses“ der wahren Autorität. „Jeder Papst kann seine höchste Autorität nur in dem Maß ausüben, solange er sich nicht in Gegensatz zu diesen ebenso beredsamen wie schweigsamen Zeugen der Tradition setzt. Nach 2000 Jahren der Kirchengeschichte kann man sagen: Die Autorität gibt es auch ohne Papst – und vielleicht ist es diese uneingestandene Befürchtung, die den gegenwärtigen Regenten so erbost.“
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Inzwischen ist auch eine anscheinend autorisierte Fassung des ganzen Interviews im Netz verfügbar, z.B. hier. <Permalink>
Wie klug sind Schlangen?
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- 28. September 2021
Die Krisen spitzen sich zu - in den Ortskirche, aber auch in Rom, wo das Pontifikat des nur noch Phrasen - hohl selbst da, wo sie fromm klingen - von sich gebenden Papstes von einem Tiefpunkt zum nächsten torkelt. Die große Frage ist: „Wie kann man überleben?“ - und Fr. Hunwicke stellt dazu Überlegungen an, die den Lesern von Summorum-Pontificum vertraut vorkommen dürften. Hier unsere Übersetzung seines Beitrags auf Mutual Enrichment von gestern:
Wie klug sind Schlangen?
Es wird berichtet, daß ein traditionsorientierter Karmeliterinnen-Konvent in den USA vor einer „Apostolischen Visitation“ steht.
Wir alle wissen, was diese unheilschwangere Formel für die Franziskaner der Immakulata bedeutete. Das Wort „apostolisch“ klingt zunehmend so bedrohlich wie das Wort „demokratisch“ aus dem Munde der Stalinisten oder „Gesundheitsfürsorge“ im Sprachgebrauch von Abtreibungsunternehmern.
Wie kann man überleben?
Auf jeden Fall müssen glaubenstreue Katholiken so klug sein oder werden wie jemals eine Schlange aus der Bibel gewesen ist. Neue religiöse Gemeinschaften sollten sich nicht um einen kanonischen Status bemühen. Ein kanonischer Status bedeutet nur, daß man sie dazu zwingen kann, die wenig zärtliche Unbarmherzigkeit einer Visitation zu erdulden. Neue religiöse Gemeinschaften sollten technisch gesehen den Status bewahren, bloße außer-kanonische Lebensgemeinschaften von Frauen oder Männern zu sein.
Nachdem Fr. Hope die Wallfahrt zu unserer Lieben Frau von Walsingham in der anglikanischen Pfarrkirche von Klein-Walsingham wieder aufgenommen hatte, gab es Schwierigkeiten mit dem evangelikalen Bischof von Norwich. Also baute Hochwürden eine Wallfahrtskirche (samt „Heiligem Haus“) auf einem Grundstück, das nicht dem Reich der Unfreiheit gehörte – und brauchte sich so auch nicht nach dessen Gesetz zu richten. Als Alternative wird für die absehbare Zukunft ein Angebot überflüssiger Kirchen bereit stehen, die von einer Vielzahl zusammenbrechender Sekten auf den Markt gebracht werden. (Es mag etwas List bei ihrem Erwerb erforderlich sein – vor einigen Jahren versuchte die Piusbruderschaft, eine aufgegebene anglikanische Kirche in Manchester zu erwerben, bis, nun ja...)
Man sollte jedenfalls alle möglichen rechtlichen und finanziellen Konstruktionen einsetzen, um Grundeigentum und Geld vor dem Risiko „apostolischen“ Zugriffes in Sicherheit zu bringen. Niemand kann daran zweifeln, daß PF selbst einen bestimmten Stil des Katholisch-Seins (und einen Stil von bestimmten Katholiken) zutiefst und prinzipiell verabscheut, aber es gab auch den Verdacht, daß es in Rom Leute gibt, deren „apostolische“ Motive eher finanzieller denn stilistischer Art sind.
Solcher Verdacht rückt die Kirche wirklich in kein gutes Licht.
Es ist unmöglich zu wissen, wie lange die Angriffe und Grausamkeiten dieser Art von „Apostolizität“ andauern werden. Als Arbeitshypothese sollte man davon ausgehen, daß es sich noch einige Zeit hinzieht.
Ganz davon abgesehen stelle ich die so leichthin zur Mode gewordene Verwendung des Begriffes „apostolisch“ für Gelegenheiten in Frage, bei denen „päpstlich“ gemeint ist. Wenn ich selbst ein Apostel wäre, würde ich vermutlich mit einem Rechtsanwalt darüber sprechen.
Ich denke, der Begriff war früher einigermaßen unschädlich, als man von „Apostolischen Vikaren“ sprach, aber er wird weniger akzeptabel, wenn er in Zukunft bedeuten soll: „Wir sind hinter dir her, und wehe, wenn wir dich kriegen!“.
Der Stuhl von Antiochien ist „apostolisch“, aber ich bezweifle, daß Seine Seligkeit sich damit beschäftigt, Lateinische Schwesternorden zu visitieren und zu schikanieren. Vielleicht sollte er seinen Bruder in Rom verklagen.
Ich sehe jedenfalls nicht, was daran falsch sein sollte, das Bistum von Rom weiterhin in guter alter Weise als den „Heiligen Stuhl“ zu bezeichnen – und sich ansonsten den Daumen zu drücken.
Wir glauben den Quatsch nicht mehr!
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- 09. September 2021
Als vor bald 20 Jahren die ultra-progressive „Bischöfin“ Katharine Jefferts Schori die Leitung der (inzwischen zur Bedeutungslosigkeit geschrumpften) amerikanischen Episkopalkirche übernahm, machten einige konservative Episcopalians ihrem Unmut mit dem hier abgebildeten Meme Luft: Es legt der im herrischen Business-Look daherkommenden Chefin die Worte in den Mund: „Sie glauben den ganzen Quatsch nicht? Wir auch nicht! Willkommen in der Episkopalkirche!“ Mit der Erinnerung an diese Internet-Karikatur beginnt der amerikanische Historiker und Publizist Derrick Tailor einen Artikel zu „Traditionis Custodes“ im Crisis-Magazine, den wir hier mit einem zum Verständnis von Nicht-Beobachtern der US-Szene leicht veränderten Einleitungsabsatz übersetzt haben. Er enthält trotz seines leichten Tones eine der umfassendsten und plausibelsten zusammenschauende Erklärungen dafür, was sich derzeit in der Kirche abspielt, die wir seit langem gelesen haben. Taylor schreibt:
Seit dem Ende des zweiten Vatikanums haben die Kirchenführer, die in seinem Gefolge hochgekommen sind, unaufhörlich dafür gekämpft, ihre Interpretation des Konzils als höchste Richtschnur für Leben und Lehre der Kirche durchzusetzen. Wie allgemein bekannt, verteilen sich diese Führer auf zwei Lager (natürlich gibt es auch Zwischenpositionen), die Benedikt XVI. mit den Begriffen der Hermeneutiken des Bruches bzw. der Reform beschrieben hat.
Als Benedikt die alte Römische Liturgie befreite – die nun unvermeidlich zu einem Symbol für all das geworden ist, was die Kirche seit dem zweiten Vatikanum in der Praxis hinter sich gelassen hat – sagte er damit, daß wir nicht alles aus der Zeit vor dem zweiten Vatikanum aufgeben und daß die Weiterexistenz genau das zum Ausdruck bringt. Mit Custodes Traditionis hat Franziskus dem ganz klar widersprochen: Nein, wir glauben „diesen Quatsch“ nicht mehr. Ich sorge dafür, daß das verschwindet, so wie schon die Lehre bezüglich der Geschiedenen und Wiederverheirateten verschwunden ist, und daß damit auch alle die verschwinden, die sich mit der neuen Ordnung nicht anfreunden wollen.
Das, so scheint es, ist zumindest seine Absicht – ob er diese brutale Operation tatsächlich mit seinem Befehl fertig bringt, steht auf einem anderen Blatt. Benedikt könnte ihm einiges davon erzählen, daß die bloße Veröffentlichung eines Motu Proprio noch lange nicht bedeutet, daß die Bischöfe es auch durchsetzen – so wie auch Summorum Pontificum nur von wenigen umgesetzt worden ist. Die Frage der überlieferten Liturgie hat wie kaum etwas anderes das Problem der päpstlichen Autorität und der Einheit der Kirche auf die Tagesordnung gebracht.
Können Päpste durch ihren bloßen Willen da einen einheitlichen Glauben durchsetzen, wo er nicht ohnehin schon vorhanden ist?