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Ein Sommer der Wirrungen I

Bild: Website Settimo CieloDie Ghostwriter des Papstes

In bisher für ihn beispielloser Schärfe attackiert der renommierte Vatikanist Sandro Magister in seinem neuesten Artikel auf Settimo Cielo Papst Franziskus.und sein Umfeld. Der erste Satz setzt den Ton: „Die klassischen kommunistischen Parteien hatten ihre ‚organischen Intellektuellen‘. Papst Franziskus hat sie auch. Ihre Namen sind Antonio Spadaro, Marcelo Figueroa und Victor Manuel Fernández.“ Die ‚Organischen Intellektuellen‘ sind im Denken des marxistischen Theoretikers Antonio Gramsci zumeist dem Bürgertum entstammende Intellektuelle, die sich der Partei der Arbeiterklasse anschließen und unterordnen, um deren Ideologie so auszuformulieren, daß sie für gesellschaftliche Mehrheiten „anschlussfähig“ wird.

Magister fährt dann fort:

Der erste ist Italiener und Jesuit, Chefredakteur von „La Civiltà Cattolica“. Die beiden anderen sind Argentinier, und der letztgenannte ist noch nicht einmal Katholik, sondern Presbyterianischer Pastor. Trotzdem hat Franziskus ihn zum Chef der argentinischen Ausgabe des Osservatore Romano gemacht.

Spadaro hat „La Civiltà Cattolica“ in das Organ das Hauses Santa Marta – also des Papstes – verwandelt. Zusammen mit Figueroa hat er seinen Namen unter einen Artikel in der letzten Ausgabe gesetzt, der die Vereinigten Staaten wie ein Hurrikan getroffen hat, weil er katholische wie protestantische konservative Kreisen gemeinsam beschuldigt, dort eine Logik zu vertreten, „die sich nicht von der unterscheidet, die dem islamischen Fundamentalismus zugrunde liegt“ - gerade so wie Osame bin Laden und das Kalifat.

Und was ist – es spricht immer noch Magister, der seinerseits den Artikel im OR referiert – was ist also die den als „Neue Kreuzzügler“ verdächtigten Katholiken und Protestanten als Basis ihres Kampfes unterstellte Gemeinsamkeit? Es sind „Fragen wie Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehe und schulischer Religionsunterricht“ oder anders ausgedrückt „eine besondere Form der Verteidigung von Religionsfreiheit“. Und das Ergebnis ist – immer noch nach Spadaro/Figueroa – das Entstehen einer „Ökumene des Hasses“ und einer Nostalgie für „einen Staat mit theokratischen Zügen“. Also des genauen Gegenteils des Ökumenismus von Jorge Bergoglio, des Papstes „der Inklusion, des Friedens und der Begegnung“.

Im folgenden stellt Magister fest, daß der Kampf für das Leben, die Familie und Religionsfreiheit seit Jahrzehnten die Hauptkampflinie der amerikanischen Katholiken markiert und verweist auf einige überaus empörte Stellungnahmen aus dem amerikanischen Katholizismus, an der Spitze Erzbischof Chaput von Philadelphia und die sonst eher auf Ausgleich orientierte Publikation „Crux“, deren Autor Sosa meinte, in jeder anderen Redaktion wäre das von den Jesuiten veröffentlichte im Papierkorb gelandet.

Danach wendet sich Magister erneut den „organischen Intellektuellen“ Franziskus‘ zu:

Im Bereich der Lehre nimmt es P. Spadaro schon mal nicht so genau, wenn er meint, daß „in der Theologie 2 + 2 auch „5“ ergeben kann und sich in einer Pose der Unfehlbarkeit zu den großen und kleinen Revolutionen Bergoglios äußert. Freilich steht einer der Berater und Vertrauter des Kreises dem Papst noch näher als Spadaro, und das ist der Argentinier Victor Manuel Fernández – ein Theologe, der 1995 als erste und überaus aufschlußreiche Publikation das Buch vorlegte: „Heile mich mit Deinem Mund. Die Kunst des Küssens“. Kein Wunder, daß Rom nach diesem Auftakt und weiteren nicht weniger zweifelhaften Veröffentlichungen Widerspruch einlegte, als Fernandez zum Rektor der Katholischen Universität Argentinien ernannt werden sollte – bis 2009 sich dann doch der damalige Erzbischof von Buenos Aires durchsetzte, der mit Klauen und Zähnen für seinen Schützling gekämpft hatte.

Unmittelbar nach seiner Wahl 2013 machte Bergoglio Fernández dann sogar zum Erzbischof. Seitdem ist der Mann wohl mehr in Rom als in Argentinien und hat alle Hände voll als Ratgeber und Ghostwriter für seinen päpstlichen Freund zu tun. Große Teile des 8. Kapitels von „Amoris Laetitia“, also des Dokuments von Franziskus, das die Kirche erschüttert, sind komplett aus über 10 Jahre alten Artikeln von Fernandez übernommen.“

Soweit also gestern Sandro Magister, dessen Text im Original zahlreiche Verweise auf andere Artikel mit näheren Belegen und zusätzlichen Ausführungen enthält.

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