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Widerspruch wird lauter

Montage auf Basis eines Screenshots von Youtube und einer Aufnahme von E. PentinIn scharfen Worten haben zwei Kardinäle die Selbstaufgabe des päpstlichen Lehramts kritisiert, die sie in der Nicht-Entscheidung der Anfrage deutscher Bischöfe zur Interkommunion erkennen müssen. Der niederländische Kardinal Willem Jacobus Eijk hat in einer lesenswerten theologischen Stellungnahme die Lehre und die Rechtslage der Kirche dargestellt, die der von der deutschen Bischofskonferenz mehrheitlich verabschiedeten „Handreichung“ entgegensteht. Dabei kommt er zu dem Schluß, daß in dieser Situation auch für den Papst und die Glaubenskongragation keinerlei Spielraum für irgendwelche Abwägungen oder Kompromisse besteht:

Was der Codex des Kirchenrechtes und der Katechismus der katholischen Kirche aussagen, hätte auch der Heilige Vater sagen müssen, der als Nachfolger des hl. Petrus „das das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ (LG 23) darstellt. Der Hl. Vater hätte der Delegation der Deutschen Bischofskonferenz klare Direktiven erteilen müssen, die auf der eindeutigen Lehre und Praxis der Kirche beruhen. .. Durch sein Versäumnis, solche Klarheit herzustellen, entsteht unter den Gläubigen große Verwirrung und kommt die Einheit der Kirche in Gefahr.“

Ähnlich Kardinal Müller im Gespräch mit dem Rom-Korrespondenten des National Catholic Register, Edward Pentin. Der Kardinal bezeichnete das Ergebnis der Romreise als „armseelig“, da es keine Antwort auf die zentralen und wesentlichen Fragen gegeben habe. „Es kann keine sakramentale Gemeinschaft ohne kirchliche Gemeinschaft geben“. Das Wohl der Kirche verlange einen „klaren Ausdruck der katholischen Lehre“, und der Papst müsse „den Glauben stärken“, insbesondere aber den „Glauben an die Eucharisitie, die tragende Säule unseres Glaubens“. Papst und Glaubenskongregation stünden in der Pflicht, eine eindeutige Orientierung zu geben, die „nicht auf persönlichen Ansichten, sondern auf dem offenbarten Glauben“ beruht. Quelle

Beide Kardinäle nehmen auch besonderen Anstoß daran, daß der Papst – der die Delegation übrigens nicht persönlich empfangen hat – die Glaubenskongregation zu seinem Briefträger für das „werdet euch selbst einig“ degradiert hat und ihr damit die Ausübung ihrer eigenlichen Kompetenz verwehrt. Pentin zitiert weitere, allerdings ungenannt bleibende, römische Beobachter, die darin einen Generalangriff auf die gesamte bisherige Struktur und Verfassung der Kirche sehen.

Die eigentliche Bedeutung des „werdet euch doch selbst einig“ bleibt bei alledem weiter umstritten. Einige Beobachter betonen den Aspekt der Schwächung der römischen Institutionen und einen positiven Schritt zur Dezentralisierung. Dem scheint auch das Sprachrohr der deutschen Bischöfe zuzuneigen und offensichtlich auch Positives abgewinnen zu können. Andere verweisen darauf, daß auch die Mehrheit der deutschen Bischofskonferenz ohne die von ihr erhoffte Rückenstärkung nach Hause fahren mußte. Das verringere ihre Möglichkeiten, Druck auf die glaubenstreu bleibende Minderheit auszuüben. Praktisch bleiben Marx & Co aber noch genug andere Mittel, um die Abweichler zum Nachgeben zu bewegen – nicht zuletzt die bereits hemmungslos ins Werk gesetzte Indienstnahme glaubens- und kirchenfeindliche Medien.

Der Kampf um die offenbarte Wahrheit hat, wie bereits zur Zeiten des arianischen Schismas, das Zentrum der Kirche erreicht – und Papst und die weitaus meisten Bischöfe stehen abwartend zur Seite, soweit sie nicht bereits vor den vermeintlich stärkeren Bataillonen kapituliert haben. Der Ausgang des Kampfes ist heute vielleicht noch offener als damals – denn der sensus fidei ist 50 Jahre nach dem Durchbruch der modernistischen Häresien bei der Masse der Getauften schwächer als je zuvor.

Der Erzbischof des Geburtsortes von Papst Hadrian VI. und der alten abendländischen Reichsstadt Utrecht, Kardinal Eijk, beschließt jedenfalls seine Überlegungen mit einem Ausblick, der nur begrenzt Mut machen kann:

Wenn ich sehe, daß die Bischöfe und vor allem der Nachfolger Petri selbst vor der Aufgabe versagen, das Erbe des Glaubens, wie es in der Heiligen Tradition und der Heiligen Schrift enthalten ist, treu und in Einheit zu bewahren und weiterzugeben, muß ich unwillkürlich an den Artikel 675 des Katechismus der Katholischen Kirche denken. „Vor dem Kommen Christi muß die Kirche eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird. Die Verfolgung, die ihre Pilgerschaft auf Erden begleitet, wird das ‚Mysterium der Bosheit‘ enthüllen: Ein religiöser Lügenwahn bringt den Menschen um den Preis ihres Abfalls von der Wahrheit eine Scheinlösung ihrer Probleme“.

Der zitierte Abschnitt geht dann übrigens noch einen Satz weiter, den mit zu zitieren wir uns hier allerdings ebenso versagen wollen wie der Kardinal.

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