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Wohin geht die Deutschkirche?

Bild: ScreenshotWer es bisher noch nicht wusste, findet erschöpfende Antwort auf diese Frage in zahlreichen Beiträgen, die in dieser Woche auf katholisch.de zu lesen waren. 

Erfreulicher – für die Redaktion – Auftakt der Woche war die mit der Abbildung einer merkwürdigen Versammlung im Dom zu Limburg illustrierte Nachricht (hier unser Kommentar), daß Kardinal Koch auf Dauer keine Koexistenz von Alter und Neuer Messe sehen kann. Im Vertrauen gesagt: Wir auch nicht.

Am Dienstag wurde dann der „Standpunkt“ vorgetragen: Aus der Sonntagspflicht sollte eine Einladungf zur Sonntagstreue werden“. Das hat was: Wenn schon die Verpflichtung zur ehelichen Treue nurmehr als Einladung verstanden wird, wäre es ungerecht, quasi ein Verstoß gegen das Gebot der Gleichstellung, dem Sonntagsgottesdienst eine bevorzugte Stellung einzuräumen. Die Tübinger Dogmatikerin (selten so gelacht) Johanna Rahner untermauert das gleichen Tags theologisch: Es gibt keine ewigen Wahrheiten, sind doch „Glaubensinhalte und Kirchenlehren nicht unveränderlich“.

Bei soviel kirchlichen Themen darf der Blick in die Welt nicht fehlen. Der bekannte konservative amerikanische Think-Tanker Steve Bannon hat in Italien ein aufgegebenes Kloster angemietet, um dort, wie katholisch.de undwiderstehlich formuliert, eine Akademie für Rechtspopulismus“ zu errichten. Sowas geht ja nun gar nicht, und deshalb hat eine rote Regionalregierung versucht, den Mietvertrag zu annullieren. Bannons Trägerverein klagt dagegen und hat jetzt bereits in zweiter Instanz Recht bekommen – die deutschen Linkskatholiken sind fassungslos. Apropos Auslandsberichterstattung: Wann haben wir bei katholisch.de eigentlich zum letzten Mal etwa über den in islamischen Ländern so beliebten Sport des Christenschlachtens gelesen? Wirklich erst im Dezember letzten Jahres? Seitdem alles in Butter auf‘m abrahamitischen Kutter?

Am Mittwoch war es ruhig in der Redaktion, aber am Donnerstag, da legten sie sich wieder mächtig ins Zeug: Hier geht es weiter

Immunologe warnt: Kommunion bei Messfeier weiterhin riskant“  gemeint und ausführlich zitiert wird der bekannte Liturgie-Immunologe Fauci.

Bistum Trier beauftragt erstmals Ehrenamtliche für Bestattungsdienst“ – klar, irgend was muß man ja gegen die Konkurrenz der oft erfolgreich agierenden freiberuflichen Pseudo-Zelebranten von Beerdigungen (und Eheschließungen!) unternehmen.

Begeistert berichtet die Redaktion unter der Überschrift „Warum kann ich nicht Bischöfin werden?“ über die französische Theologin (man sieht, die sind auch nicht besser als die unsrigen) Anne Soupa, die beim Nuntius in Paris ihre Initiativbewerbung für die Stelle der Erzbischöfin von Lyon eingereicht hat. Bravo!

Ein gewisser Herr Bätzing vom Regionalbüro Limburg fordert, nach Abschluß des Synodalen Weges in Deutschland die Ergebnisse „nach Rom zu transportieren“ und durch eine gesamtkirchliche Synode zu verallgemeinern – wenn ihm da nur mal nicht der Amazonas dazwischen kommt.

Harte Kritik („Verschwörungstheorie“) findet der (tatsächlich nicht unproblematische ) Vorschlag des Pastoraltheologen Wollbold, Kirchensteuerzahler an der Lenkung der Mittel zu beteiligen, so daß sie gezielt lebendige Gemeinden und Klöster unterstützen könnten. Die vielen Pöstcheninhaber, die sich in längst abgestorbenen Gliedern der Kirche sinekurisch eingerichtet haben, sehen sich bedroht.

Schließlich berichtet der Berliner Korrespondent Zimmermann unter viel einerseits und andererseits, daß das denkmalgetreu auf der Kuppel der Berliner Stadtschloss-Rekonstruktion angebrachte Kreuz zum Gegenstand des Streits zu werden drohe – und das hätte er doch lieber vermieden. Ein Kreuz als Zeichen der Auseinandersetzung? - wie unchristlich, intolerant und wenig weltoffen!

Am nächsten Tag – wir sind jetzt tatsächlich schon beim Freitag, darf er das Thema noch mal vertiefen. Es ist ja nicht nur das – seit gestern tatsächlich auf der Kuppel prangende – Kreuz, das Bedenken hervorruft. Rund um die Kuppel hatte der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. den aus zwei Bibelstellen kombinierten Spruch anbringen lassen, und die Rekonstruktion hat auch ihn wieder hergestellt: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Das rote Berlin hat ein Tobsuchtsanfällchen, und Zimmerman, der den Spruch „problematisch“ findet, fühlt sich erkennbar unwohl. Dazu zitiert er die ganze Reihe der Bedenkenträger von Süddeutscher Zeitung bis Frankfurter Rundschau, besonders wohlgefällig aber den Rabbiner Nachama, der die Entfernung dieses „Rückfalls in die Gedankenwelt eines Preußenkönigs“ fordert. Wilhelm oder Paulus - was macht das schon. Sind beide schon tot.

Wer solche katholischen Journalisten hat, braucht sich um die antichristliche Propaganda nicht zu besorgen.

Was noch am Freitag? Na ja, vor allem die Frauenfrage, die mit der beworbenen Erzbischöfin von Lyon natürlich noch nicht gelöst ist. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Agnes Wuckelt, greift eine Anregung von Regionalrepräsentant Bätzing auf, das Thema Frauenweihe auch gegen römischer Ablehnung auf der Tagesordnung zu lassen: „Die Berufung von Frauen auch zur Priesterin muss anerkannt und ihre Teilhabe muss aufrichtig gewünscht werden: Als eine Bereicherung für die gesamte Glaubensgemeinschaft.“

Und als weiteres Jede-Woche-Wieder-Thema: Der österreichsiche Kirchenhistoriker Maximilian Liebmann trägt im Ton ernster Wissenschaft vor, Papst Pius XII. sei über den Holocaus „bestens informiert“ gewesen, habe jedoch „aus Rücksicht auf das Konkordat bewusst geschwiegen“. Es folgt eine Aufzählung von weiteren Artikeln auf katholisch.de, die diese längst korrigierte Version wiederholen und bestätigen sollen.

Des weiteren bringt der Freitag die Nachricht daß der Würzburger Regionalrepräsentant Franz Jung mitgeteilt hat, in Folge der Corona-Krise seien dramatische Steuerausfälle zu befürchten. Dazu versichert sein Kollege Fürst am Samstag schon einmal prophylaktisch: „Wir haben die Menschen nicht in Stich gelassen“. Das wird weder den wirtschaftlich bedingten Rückgang der Kirchensteuereinnahmen aufhalten noch die vielen Menschen, die sich von staatstreu-ängstlichen Hirten in Stich gelassen sehen, davon abhalten, sich anders zu orientieren – auch finanziell.

So weit, so ärgerlich – und doch nur katholisch.de-business as usual. Wirklich erschüttert hat uns ein kurzer Bericht über den Regens der Paderborner Priesterausbildung Michael Menke-Peizmeyer. Nicht nur wegen der darin mitgeteilten miserablen Zahlen der Weihekandidaten – im traditionell frommen Paderborn bereiten sich in diesem Jahr gerade einmal zwei Diakone auf die Priesterweihe vor. Mehr noch, weil der Regens als einen Grund für die geringe Anzahl wahrgenommener Berufungen das schlechte Priesterbild in der Öffentlichkeit und vor allem eine massive Ablehnung des Zölibats durch die wenigen noch an der Kirche interessierten Gemeindemitglieder und Kirchgänger anführt: „Die Mehrheit der Gläubigen würde auf Nachfrage den Zölibat eher heute als morgen abschaffen“, erklärte Menke-Peizmeier. Das sei für angehende Priester "schon eine massive Anfrage, wenn nicht gar eine Erschütterung".

Das heißt: Nachdem die „vorkonziliaren“ Katholiken weitgehend ausgestorben (oder zu Gemeinden der Tradition vertrieben worden) sind und im kleinen Rest der eher 6 als 12% regelmäßigen Gottesdienstteilnehmer die „Wir-Sind-Kirche“-Anhänger (die weder Zölibat noch Priester überhaupt wollen) den Ton angeben, passt da überhaupt nichts mehr zusammen. Die Gemeinden bringen keine Berufungen hervor, und die wenigen Geweihten stoßen auf Kälte und Ablehnung, nicht nur wegen des Zölibats. Unter diesen Umständen – die sie fahrlässig mit herbeigeführt haben – bleibt den Regionalmanagern wenig mehr als die Konkursverwaltung mit Hoffnung auf eine vielleicht mögliche Umfirmierung. Katholisch.de ist dabei nach Kräften behilflich, denn davon hängt auch seine wirtschaftliche Existenz ab.

Nachtrag: Bis zum frühen Nachmittag war auf den Eingangsseiten von katholisch.de vom in wenigen Stunden beginnenden Pfingstfest nichts zu sehen.

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