Suspendiertes Lehramt zum Xten
- Details
- 04. Juli 2022
Andrea Gagliarducci bringt heute in seinem Montagskommentar (deutsch beim Beibot Petri) erhellende Ausführungen darüber, wie Papst Franzikus în seinem Regierungsstil persönliche und amtliche Formen vermischt und damit versucht, ein streng zentralistisches – andere nennen es ‚despotisch’ – Regiment auszuüben, ohne den schreienden Kontrast zu der von ihm in Worten immer wieder proklamierten „synodalen Kirche des Zuhörens“ allzu offenbar werden zu lassen. Dieser Analyse können wir weitgehend folgen – allerdings nicht bis zu der von Gagliarducci gezogenen Konsequenz, damit würden die persönlichen Ansichten des Papstes lehramtlich.
Im Gegenteil. In Anschluß an Fr. John Hunwicke – der sich dabei auf keinen Geringeren als den hl. John Henry Newman stützen kann – gehen wir davon aus, daß durch den von Gagliarducci zutreffend beschriebenen Regierungsstil des Argentiniers das päpstliche Lehramt sich derzeit in einem Zustand der Suspension befndet. Der Papst redet und schreibt viel – manches davon stimmt mit dem traditionellen Lehramt der Kirche überein. Anderes widerspricht ihm direkt, und wieder anderes entzieht sich wegen der ihm innewohnenden Inkohärenz einer unmittelbaren Einordnung. Mit dieser Situation umzugehen ist für Katholiken zwar ungewohnt und höchst irritierend, aber keinesfalls unmöglich, und zwar ohne der von Franziskus erzeugten Illusion eines „Lehramtes in ständigem Wandel“ aufzusitzen.
Sehr verkürzt gesagt: Wenn Franziskus etwas wiederholt, was die Kirche seit jeher lehrt, hören wir das gerne, ohne darin ein eigenes Lehramt dieses Papstes zu erkennen. Es ist nichts als die ungebrochene Tradition. Wo er etwas sagt, was dem überkommenen Lehramt und der Tradition direkt widerspricht, nehmen wir das bekümmert als seine persönliche Ansicht zur Kenntnis – eine Meinung, die Katholiken jedoch in keiner Weise bindet. Und wo er etwas sagt, das unverständlich oder widersprüchlich erscheint, werden wir darin – im besten Fall – einen Anstoß zum Nachdenken erkennen.
Bei diesem Nachdenken über päpstliche Widersprüchlichkeiten werden wir uns jedoch auf keinen Fall von der aberwitzigen Zumutung seine Jesuitenkollegen Spadaro leiten lassen, „in der Theologie“ könne „2 + 2 auch 5 ergeben“. Theologie ist keine Mathematik, das ist schon richtig – aber „2 + 2 = 5“ ist in jedem Fall Unsinn, Unwahrheit und daher eine Lästerung der göttlichen Ordnung. Derlei wird auch dann nicht Inhalt des kirchlichen Lehramtes, wenn es ein Papst sagen sollte.