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Zweierlei Bischöfe - zum zweiten

Bild: Catholic Times Columbus aus dem verlinkten ArtikelSchon vor fast einem Jahr hatten wir hier mehrfach darüber geschrieben, daß die aktuelle Kirchenkrise ihre Wurzeln – neben der alle „fortgeschrittenen westlichen Länder“ verheerenden Glaubenskrise – in einer Bischofskrise hat, wie sie die Kirche wohl seit der Arianerkrise der Antike nicht wieder erlebt hat. Diese Bischofskrise hat sich in den vergangenen Monaten enorm zugespitzt. Um auf die deutsche Szene zu schauen: Es ist einfach nicht mehr vorstellbar, wie der Graben zwischen der Handvoll glaubensbewahrender Bischöfe, die in Rom ihren Widerspruch zum „Synodalen Weg“ angemeldet haben, in einem Episkopat neben der Mehrheit koexistieren kann, die diesen Irrweg mit Zähnen und Klauen verteidigt, ja nach Kräften immer weiter in Richtung auf die Spaltung vorantreibt.

Es ist ja nicht nur der Aufsichtsratvorsitzende Bätzing, der wöchentlich in gerne gemeinsam mit der Vorsitzenden des Zentralkomitees herausgegebenen Erklärungen wissen läßt, wie weit er sich von Tradition und Lehre der Kirche „emanzipiert“ hat und daß er dabei auch den Konflikt mit Franziskus nicht scheut, der in einigen Punkten nicht so weit oder nicht so schnell vorangehen will wie der milde dreinschauende Berserker aus Limburg.

Da wäre der unglückselige Trierer Ackermann, der auf die Mitteilung eines seiner Dekane, er werden nun zum altkatholischen Reformklub übertreten, nicht etwa eine strenge Erinnerung an die weiterbestehende Kirchensteuerpflicht mit Drohung der faktischen Exkommunikation nachsendet, sondern verständnisvoll sein Bedauern über den Verlust einer wertvollen Fachkraft zu Protokoll gibt. Oder der Mainzer Lehmann-Erbe Kohlgraf, der gerne den Katechismus zur Wertschätzung homosexuellen Verhaltens hin ändern möchte und der seiner Professorenkollegin Dorothea Sattler bescheinigt, er könne sie sich „ganz hervorragend als Bischöfin“ vorstellen. Unsere Vorstellungskraft reicht demgegenüber nur dazu, sich den Wechsel beider zu den „Altkatholischen“ vorzustellen. Wie es die Handvoll glaubensbewahrender Bischöfe mit solchen Ackermännern und Kohlgrafen in einem Episkopat aushalten, übersteigt unsere Vorstellungskraft bei weitem.

Hier geht es weiterDie progressive „Theologin“ Claudia Danzel (immerhin kann sie einen Magister in Geschichte und Staatstheologie vorweisen) hat kürzlich in einem Buch versucht, zu erklären, wie sie es aushält, trotz der Präsenz von Dinosauriern wie Meier, Voderholzer oder Woelki noch „katholisch zu bleiben“, wenigstens noch „auf Zeit“. Wir können der reformbischöflich protegierten Dame tröstend mitteilen, daß sie sich da mal keine Sorgen machen soll: Katholisch ist sie – ebenso wie ein guter Teil der deutschen Mitrenträger, längst nicht mehr.

In anderen Ländern geht es nicht weniger kontrovers zu als in Deutschland. In der Schweiz will der Churer Landvogt Bonnemain mit der Androhung strenger Disziplinarmaßnahmen einen „Verhaltenskodex zum Umgang mit der Macht“ durchsetzen, der den Priestern und „Mitarbeitenden“ des Bistums abverlangt, „die sexuelle Selbstbestimmung der Menschen positiv zu würdigen“ und „auf negative Bewertungen von angeblich ‚unbiblischem Verhalten“‘zu verzichten. (Quelle)

In den Niederlanden hat der Utrechter Bischof und Kardinal Eijk jetzt gerade angekündigt, daß künftig – es ist die Rede von einer fünfjährigen Übergangsfrist – sonntags keine Wortgottesdienste mehr stattfinden, sondern überall die Teilnahme am heiligen Messopfer ermöglicht und gefördert werden soll. Prompt findet er heftigen Widerspruch bei progressistischen Theologen, Priestern und Funktionären, die sich ihre „Frau Pastorin“ am Altar der sonntäglichen Wortgottes-Feier nicht nehmen lassen wollen. War da nicht einmal etwas mit „die Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt des Christlichen Lebens“ (Lumen Gentium 11)? Papperlapapp – über das Konzil sind wir doch schon weit hinaus.

Es ist nicht nur Franziskus, der die Abrißkugel zur Zerstörung der Kirche von 2 Jahrtausenden reitet – da ist ein ganzes Heer von willigen Mittäter und Antreibern, die zumindest in Westeuropa wohl die Mehrheit der Mitrenträger stellen dürften.

Aber es gibt auch Gegenkräfte. Stärker als in Europa, wo Woelki und Eijk ziemlich alleine auf weiter Flur stehen, sind die Gegenkräfte auch innerhalb des Episkopats in Nordamerika sichtbar. In erster Linie ist da der Kampf einer großen Zahl von Bischöfen gegen die von dem Schaufenster-Katholiken Biden vorangetriebene Politik von Abtreibungserleichterung und Genderfluidität, die an die Wurzeln des christlichen Menschenbildes geht und genau dahin auch gehen soll. Auch auf anderen Kampffeldern läßt sich eine Mehrheit der Bischöfe dort nicht den Schneid abkaufen, wie im letzten Herbst durch die Wahl eines glaubenstreuen Konservativen zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz bestätigt wurde.

Dieser Tage konnten wir von dem listigen Ausweg berichten, mit dem Bischof Barron die Anweisung von Traditionis Custodes umzusetzen versucht, die an der Tradition festhaltenden Katholiken aus den Pfarrkirchen zu vertreiben. Auch von Erzbischof Cordileone und anderen werden ähnliche Versuche berichtet – die jetzt zu einem wütenden (und vermutlich über seine Befugnisse hinausgehenden) Eingreifen von Ober-Liturgieverderber Roche geführt haben. All das wird auch hierzulande durchaus zur Kenntnis genommen, freilich nicht von apostatisierenden Bistumsverwesern oder ihren ins Web ausgelagerten Kirchenblättern, sondern vom glaubenstreuen Rest.

Unter diesen Umständen muß es als erfreuliches Zeichen von Mut und Widerstandsgeist gelten, wenn der relativ junge (Jahrgang 1972) und vor knapp einem Jahr ernannte Bischof Earl Fernandes von Columbus, Ohio, nun in einer Kirche des Instituts Christus König einem feierlichen Hochamt „in Anwesenheit des Bischofs“ präsidierte, bei dem – wie man es von den Feiern des ICK gewohnt ist – der ganze Reichtum der liturgischen Tradition aufgeboten wurde. Einschließlich des Einzugs des Bischofs in die Kirche unter einem Baldachin, wie das zwar nicht apostolisch überliefert, aber doch bis zur „Weltenwende“ des Konzils allgemeine Praxis war.

Einen ausführlichen Bericht mit Bildern gibt es bei The Catholic Times Columbus. Freunde unter den Radikalinskis um Roche wird Bischof Fernandes sich damit nicht gemacht haben. Umso höher steigt er in unserer Achtung. Solche Ereignisse geben  Mut in einer Zeit, in der vielerorts die Mehrheit der Bischöfe – sei’s, weil sie selbst den Glauben verloren haben, sei's, weil ihnen Anpassung an den Zeitgeist über alles geht – jede Verbindung der Kirche mit ihrer Vergangenheit und ihren apostolischen Traditionen scheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Und das ist hier nicht nur ein abgedroschenes Sprachbild, sondern enthält eine zum Wesen der Dinge hinabreichende Wahrheit.

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Noch ein Hinweis für potentielle Nachahmungstäter: Das „Hochamt in Anwesenheit eines höheren Prälaten / Bischofs“ ist auch für Würdenträger ohne Erfahrung in der überlieferten Liturgie nicht allzu schwer zu absolvieren. Der „höhere Prälat“ zelebriert nicht selbst, sondern wohnt der Messe „vom Thron aus“ bei. Er ist umzingelt von Zeremoniaren, die ihn beim gelegentlichen Verlassen dieses sicheren Stützpunktes genau dahin führen, wohin er gehen soll, und ihm jeden Text, der zu sprechen ist, im geöffneten Buch vor Augen halten. Diese und andere Formen des Pontifikalamtes sind nicht, wie gerne behauptet wird, Zurschaustellung klerikaler Prachtentfaltung, sondern zeugen von der demütigen Bereitschaft, den Anforderungen eines hohen Amtes gerecht zu werden – auch da, wo sie dem Bewohner des 21. Jahrhunderts weniger verständlich erscheinen mögen.

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