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Wie viele römische Riten gibt es?

Bild: ScreenshotDer von Oktober bis November im Church Life Journal der Notre Dame University in fünf Folgen erschienene Artikel der Professoren Cavidini, Healy und Weinandy zur Unterstützung und Verteidigung von Traditionis Custodes wird in den USA nach wie vor intensiv diskutiert. Er ist jetzt auch als zusammenhängender Text erschienen, was Lektüre und Diskussion deutlich erleichtert. Die Wirkung des Artikel beruht weniger auf inhaltlichen Qualitäten – die sind selbst mit der Lupe kaum aufzufinden. Sie beruht auf dem schieren Umfang und der Tatsache, daß der Artikel erstmals eine Art Gesamtbild der Positionen der Befürworter der Liturgiereform Pauls IV und Annibale Bugninis entwirft und sich rückhaltlos hinter den Versuch von Franziskus stellt, die liturgische Tradition auszulöschen.

Das Bild, das die drei Autoren da zeichnen, ist völlig unbeeindruckt ist von den enormen Rückschlägen in der pastoralen Praxis, die die Kirche seit Durchsetzung des Novus Ordo hinnehmen mußte; ein Bild, das sich ausschließlich an den proklamierten Zielen der Reformvertreter orientiert und an keiner Stelle von der Überlegung getrübt ist, ob die proklamierten Ziele überhaupt mit den eingesetzten Mitteln erreichbar wären. Letztlich ein Phantasiebild, das keiner Beachtung wert wäre – wenn es nicht allzu exakt den Phantasien und Phobien des gegenwärtigen Papstes entsprechen würde, der die endgültige Durchsetzung der Reform von 1969 offenbar zu einem der Hauptziele seiner Politik gemacht hat.

Eric Sammons vom Crisis-Magazine hat jetzt ein über einstündiges Video-Interview mit Peter Kwasniewski gemacht, in dem die beiden Traditionsvertreter dem Rundumschlag der drei Notre-Dame-Autoren ein mehr den Realitäten entsprechendes Bild vom Kampfplatz – so muß man es wohl nennen – Liturgie und Tradition entgegenstellen. Wir referieren oder übersetzen daraus einige besonders lesenswerte Abschnitte, die freilich die Lektüre des Gesamttextes – Crisis Magazine hat dankenswerterweise dem Video ein vollständiges Transskript zur Seite gestellt – nicht ersetzen können.

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St. Nikolaus der Wundertäter

Bild: Wikimedia CommonsZum heutigen Fest des hl. Nikolaus bringt Rorate Caeli einen Artikel von Matthew Hazell, der beschreibt, wie die neue Liturgie Pauls VI. systematisch alle Erinnerungen an die Wunder getilgt hat, die diesem eben wegen dieser Wunder im Volk seit 1700 Jahren so beliebten Heiligen zugeschrieben werden.

Beim Tagesgebet sieht das so aus:

O Gott, Du hast den heiligen Bischof Nikolaus durch zahllose Wunder verherrlicht; gib, wir bitten Dich, daß wir durch seine Verdienste und Fürbitten vor den Flammen der Hölle bewahrt werden. (Erster Beleg dieses Textes in einem Missale aus dem 11. Jh.)

Der Novus Ordo hat folgendes Tagesgebet:

Demütig bitten wir o Herr, um Dein Erbarmen, daß Du uns durch die Fürsprache des heiligen Bischofs Nikolaus in allen Gefahren beschützen und den Weg des Heils weit eröffnen mögest.

Eine ähnliche Säuberung erfolgte beim Eintrag des Heiligen im Martyrologium. In den vorkonziliaren Ausgaben des 20. Jh. lautet der Eintrag:

Zu Myra, der Hauptstadt von Lykien, die Geburt des heiligen Bischofs und Bekenners Nikolaus, von dem unter anderen Wundern berichtet wird, daß er, obwohl er sich weit entfernt von Kaiser Konstantin aufhielt, diesem in einer Vision erschien und ihn zur Barmherzigkeit gegenüber einigen zum Tode Verurteilten bewog, die seine Hilfe angerufen hatten.

In der Version von 2004 ist davon übriggeblieben:

Sankt Nikolaus, Bischof von Myra in Lykien, berühmt wegen seiner Frömmigkeit und seiner Fürsprache am Thron der göttlichen Gnade.

In beiden Fällen geben die Änderungen einen verheerenden Eindruck von der Blutarmut und Lebensferne, die den unter das Joch des modernen Rationalismus gebeugten Novus Ordo generell auszeichnet. Da ist nichts Konkretes und nichts Individuelles mehr – beide Texte ließen sich ohne Änderung für eine große Zahl anderer Heiliger verwenden, sie sind nicht mehr als frömmelnder Stehsatz.

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Gibt es eine Messe des Konzils?

Bild: Wikipedia CommonsKomische Frage – natürlich gibt es die. Es ist die Messe, die an allen Konzilstagen von 10 000 teilnehmenden Priestern und Bischöfen zelebriert wurde, und vom römischen Klerus ebenfalls: Die Messe, deren Ordo nach dem Konzil von Trient in dessen Auftrag von einigen Irrtümern der damals modernen Zeit gesäubert und so 1570 von Papst Pius V. promulgiert worden war. Nicht als „neues“ Missale – in vielem eher auf den Stand des 13. Jh. zurückgeführt – und erst recht nicht als neue und ausschließliche Form der lex orandi des römischen Ritus, sondern als die Heilige Messe, wie sie seit unvordenklichen Zeiten (Papst Damasus im 4., Papst Gregor im 6. Jahrhundert) gewesen war und auch künftig immer sein sollte.

Aber wenn diese Messe die „Messe des Konzils“ war, wenn all die Bischöfe und Priester sie täglich andächtig feierten, um das Erlösungsopfer des Herrn auf unblutige Weise gegenwärtig zu setzen, wie könnte dann in der Konzilsaula und später in dessen Dokumenten ein anderer „Geist“ gewaltet haben als eben der, den die Konzilsväter jeden Morgen im „Veni, sanctificator omnipotens“ herabgefleht haben? Was muten uns diese Rochegrillos denn zu, wenn sie ohne vor Scham im Boden zu versinken behaupten, die Konzilsväter hätten morgens einen Geist mit Verfallsdatum angerufen und nachmittags dann dem der Zukunft gelauscht? Ist der heilige Geist denn etwa schizophren? Oder sind es nicht eher die bergoglianischen Meisterdenker, die uns ihre Erfindung der nicht mehr kompatiblen lex orandi verkaufen wollen. Und dabei wollen sie sie ja noch nicht einmal „verkaufen“ oder sonstwie schmackhaft machen. Sie wollen sie uns mit Zwang eintrichtern, unter eklatantem Mißbrauch ihrer Amtsmacht aufzwingen, wie es nie zuvor in der Kirche unternommen worden ist.

Aber: Wenn die so für sakrosankt und alleinseligmachend erklärte Messe des Novus Ordo von 1969/70 nicht die Messe des Konzils ist – was ist sie dann? Das ist nun eine wirklich gute Frage – was man schon daran erkennt, daß sie nicht leicht zu beantworten ist. Um an der Oberfläche anzufangen: Der Novus Ordo ist ein neuer Ritus, der von der 1964 von Paul VI. unter Leitung des umstrittenen Hannibal Bugnini eingesetzten Kommission des „Consilium ad exsequendam Constitutionem de Sacra Liturgia“ entwickelt und dann vom Papst 1969 promulgiert wurde. Es ist ein offizieller Ritus der römischen Kirche - allerdings nicht mehr der römische Ritus, wie er von Gregor dem Großen bis Johannes XXIII. zelebriert wurde. Er wurde 1969 in Kraft gesetzt,  obwohl die Voraussetzungen dafür noch gar nicht geschaffen waren. Es gab noch nicht einmal für Italienisch ein reguläres Messbuch. Die Legalität des Rechtsaktes Pauls VI. kann dennoch schwerlich bestritten werden – ein Papst müßte schon in drastischer Weise gegen jedes geltende Recht verstoßen, um ein solches Urteil zu begründen. Aber es bleiben starke Zweifel an der Legitimität und der Prudentia seines Vorgehens.

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Kardinal Zuppi und die wütende Grille

Bild: Edward Pentin, NCRMit Kardinal Matteo Zuppi hat ein bedeutender römischer Würdenträger – schließlich ist Zuppi nicht allein Erzbischof von Bologna, sondern auch Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz – anläßlich der Wallfahrt „Summorum Pontificum“ in der römischen Kirche des Pantheons eine Vesper im überlieferten Ritus gefeiert. Das scheint einige Leute mehr aufzuregen als die im gleichen Zusammenhang erfolgte Zelebration eines Levitierten Hochamtes im Petersdom.

Fragt man sich, warum, drängen sich zwei Überlegungen in den Vordergrund: Die Messe im Petersdom konnte nach einer ordentlichen Anfrage der Wallfahrtsorganisatoren stattfinden und hatte die Genehmigung der zuständigen Verwaltung. Andererseits war sie nicht wie in vorhergehenden Jahren ein Pontifikalamt, sondern „nur“ ein levitiertes Hochamt. Der Vorgang verweist einerseits auf die Bereitschaft der Anhänger der überlieferten Liturgie, trotz ihrer überaus rüden und auch gesetzlosen Behandlung durch die römischen Machthaber an den Grundregeln des innerkirchlich Gebotenen festzuhalten. Ebenso darauf, daß es auch im Rom noch Leute gibt, die diese Regeln zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt ebenfalls einhalten wollen. Solange es nach ihren Bedingungen geht, denn anscheinend war „von oben“ eine Weisung ergangen, daß man im Zusammenhang mit der Wallfahrt keine Mitra sehen möchte – soviel Diskriminierung muß sein.

Falls das tatsächlich die Absicht „von oben“ war, hat der Kardinal aus Bologna mit der Pontifikalvesper diese Absicht durchkreuzt.

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Herr Papst - es wird Ihnen nicht gelingen!

Bild: Screenshot RemnantAm vergangenen Wochenende fand im amerikanischen Pittsburgh die Catholic Identity Conference 2022 (hier zum Programm) statt. Gründer und Träger der seit einigen Jahren stattfindenden Veranstaltung ist die Zeitschrift „the Remnant“, es ist jedoch nicht zu übersehen, daß sich unter den Teilnehmern und Rednern ein immer breiteres Spektrum von Personen aus den traditionstreuen Abteilungen der Kirche abzeichnet. Unter den Rednern waren in diesem Jahr Angehörige der Pius- und der Petrusbruderschaft sowie des Instituts Bon Pasteur, dazu Vertreter des Diözesanklerus und Sprecher aus Publizistik und Wissenschaft. Beherrschende Themen waren in diesem Jahr Traditionis Traditores (TC) und seine Folgen sowie der Widerspruch gegen die globalistische Agenda von Papst Franziskus.

Besonders große Beachtung fand der Vortrag von Weihbischof Athanasius Schneider, dessen wesentlichen Inhalt wir hier nach der Wiedergabe auf LifeSiteNews übersetzt haben. Als kostenpflichtiges Angebot sind beim Remnant auch  die vollständigen Video-Aufzeichnungen sämtlicher Vorträge verfügbar.

Ausgangspunkt der Überlegungen von Weihbischof Schneider ist die Feststellung, daß „jede Einschränkung oder jedes Verbot der überlieferten Liturgie gegenstandslos“ ist, „denn der Heilige Geist widerspricht sich nicht selbst“. Von daher bedeuten sowohl TC als auch die von Kardinal Roche nachgeschobenen „Responsa ad dubia“ einen „groben Mißbrauch des päpstlichen Amtes“. In diesem Zusammenhang sprach der Weihbischof davon, die Kirche befinde sich in einem Kampf „gegen den altehrwürdigen überlieferten Ritus der hl. Messe, den alle unsere Heiligen zumindest der letzten tausend Jahre geliebt und als Priester oder Bischöfe voller Ehrfurcht und mit großem geistigen Ertrag zelebriert haben.“ Trotz der großen liturgischen Umbrüche in den vergangenen 60 Jahren habe Rom „keine Vollmacht, eine Form des römischen Ritus, die seit fast einem Jahrtausend kaum Veränderungen erfahren hat, nun als schädlich hinzustellen und diskriminierende Maßnahmen gegen dessen Zelebration zu verhängen.“

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