Die keusche Susanna
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- 18. März 2023
Die Lesung des letzten Tages der dritten Fastenwoche bringt die Erzählung von „Susanna im Bade“, die ebenfalls zum kleinen Grundbestand der Texte aus dem Alten Testament gehört, die sich auch heute noch einer gewissen Bekanntheit bei Gläubigen und Ungläubigen erfreuen. Nicht zuletzt wegen der zahllosen Illustrationen, die im Lauf der Jahrhunderte um die keusche Susanna und die lüsternen Greise entstanden sind. Der Text ist überlieferten im 13. Buch Daniel, das zwar in der Septuaginta enthalten ist, nicht aber in der masoretisch-hebräischen Tradition, die mit Daniel 12 endet.
Der rote Faden der in Daniel 13; 1 – 62 nachgerade novellenartig ausgebreiteten Geschichte ist schnell erzählt: Schon seit längerem stellen zwei ehrenwerte Gemeindeälteste der schönen Susanna nach, und eines Tages gelingt es ihnen, in den Garten einzudringen, in dem Susanna, vor fremden Blicken vermeintlich sicher, ihr Bad, nimmt. Es folgt ein klassisches Erpressungsmanöver: „Siehe, die Tür des Gartens ist verschlossen und keiner sieht uns. Sei uns zu willen und sündige mit uns – wenn nicht, werden wir gegen Dich aussagen, daß ein Jüngling mit dir war“. Susanna weigert sich unter ausdrücklicher Berufung auf das göttliche Gebot, die Gemeindeältesten schreien laut „Skandal! Skandal!“ – und am nächsten Tag kommt es zu einem Prozess vor der ganzen Gemeinde. Die um ihr Vergnügen gekommenen Würdenträger bringen wie angedroht ihre Beschuldigung vor. „Die Menge glaubte ihnen als den Ältesten und Richtern des Volkes und man verurteilte Susanna zum Tode.“
Doch dann greift der Herr ein und erweckt Daniel zu ihrem Retter, der in einem mit geradezu salomonischer Weisheit geführten Verfahren die Lustgreise der Lüge überführt.
Wasser des zeitlichen und des ewigen Lebens
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- 17. März 2023
Im Mittelpunkt der Perikope des Freitag in der dritten Fastenwoche steht die Erzählung vom Wunder am Haderwasser, wo Israel, das schon seit vielen Jahren durch die Wüste irrt und sich vom Verdursten bedroht sieht, ein weiteres Mal mit dem Herrn und seinen Propheten Moses und Aaron hadert. Bis Moses mit seinem Stab an den Felsen schlägt und daraus genug Wasser hervorquillt, daß das ganze Volk Israel mitsamt dem dem Vieh seinen Durst stillen kann. Dieser Teil der Geschichte ist selbst denen bekannt, die wenig vom alten Testament wissen – aber es gibt ein Vorspiel und einen Nachtrag, die dem allgemeinen Berwußtsein weniger gegenwärtig sind. Beide werden in dieser Perikope mit dem Wasserwunder zusammengefasst und bilden mehr noch als die Wundererzählung selbst den Kern dessen ab, worum es in dieser Geschichte geht.
Als das Murren des durstenden Volkes zu einem veritablen Aufstand zu werden droht, nehmen Moses und Aaron – wie wohl schon oft auf dieser Wanderschaft – ihre Zuflucht zum Herrn. Sie gehen in das Bundeszelt, den transportaben Vorläufer des Tempels, und bitten Gott inständig, das Geschrei des Volkes zu erhören und ihm Wasser zu schaffen. „Da erschien die Herrlichkeit des Herrn über ihnen, und der Herr redete zu Moses: ‚Nimm den Stab und versammle das Volk, du und dein Bruder Aaron, gebietet vor ihren Augen dem Felsen, so wird er wasser geben‘“. Eine noch feierlichere Form des Rettungsversprechens ist kaum vorstellbar – und dennoch lassen Mose und Aaron, nachdem sie wie aufgetragen das Volk versammelt haben, Zweifel anklingen, wenn sie die Menge anreden: Ob wir Euch wohl aus diesem Felsen Wasser hervorströmen lassen können?
Haltet die Gebote, sonst...
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- 16. März 2023
Die Lesung des Donnerstags schließt mit einer Perikope aus dem 7. Kapitel des Buches Jeremia unmittelbar an die Verkündung der Gebote auf dem Sinai an, von der am Vortag die Rede war und deren Einhaltung es fordert. Dieses Kapitel ist eine einzige große Rede der Klage und der Anklage an die gottvergessene Gesellschaft Israels. Es steht – wie die ganze Predigttätigkeit von Jeremia – in engem Zusammenhang mit den Reformbestrebungen von König Josiah im ausgehenden 7. Jahrhundert.
Im überlieferten Ritus zitiert die Perikope die Anfangsverse 1 – 7, in denen Jeremiah den Auftrag des Herrn erhält, sich an das Tempeltor zu stellen un allen, die dort eintreten, seine unbequeme Mahnung zu verkünden: Es reicht nicht, der Form halber den Tempel des Herrn zu besuchen und dort mit dem Munde zu beten – das eigentliche Gebet muß darin bestehen, „einen guten Wandel zu führen und recht zu handeln“ (Vers 5). Die Communio des Tages greift das auf und zitiert aus dem langen Gesetzes-Psalm (118, 4-5) die Verse „Du hast befohlen, treu Deine Gesetze zu halten. Auf die Einhaltung deiner Gesetze sei mein Wandel stets gerichtet“.
Neben dieser Mahnung enthält der erste Teil von Kapitel 7 auch eine Aufzählung der Sünden, die Jeremia seinen Zeitgenossen vorzuwerfen hat:
Die wunderbare Ölvermehrung
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- 14. März 2023
Nach dem Montag in der dritten Fastenwoche bringt auch der Dienstag eine der Erzählungen um Elisäus, und zwar aus dem 4. Kapitel des IV. Buches der Könige, das eine kleine Sammlung von Wundergeschichten um den Propheten enthält. Man muß sich das Leben solcher Propheten – zumindest, solange sie nicht die Gunst eines Fürsten erlangt hatten und an dessen Hof berufen worden waren – wie das eines Einsiedlers oder auch Wanderpredigers vorstellen, der nach seiner Berufung eine kleine Gemeinde um sich versammelte, von deren Gaben, und erforderlichenfalls auch unter deren Schutz, er lebte. Ähnlichkeiten mit dem, was wir über die Lebensumstände des Vorläufers Johannes ( Joh. 1, 21) oder von Jesus selbst (Joh. 1, 23), wissen, sind keinesfalls zufällig und durchaus erwünscht. Zu einem solchen Propheten mit Namen Elisäus kam also eines Tages die Witwe eines Mannes aus der Gemeinde, der seiner Frau nichts als Schulden hinterlassen hatte und dessen Gläubiger nun drohte, die beiden Söhne der Frau in die Schuldknechtschaft zu verkaufen. Eine Witwe ohne Söhne – das bedeutete ein schweres Schicksal. Grund also für Elisäus – der der Frau möglicherweise nie zuvor begegnet war, denn Propheten waren Männersache – sich der Frau zu erbarmen und auf Hilfe zu sinnen.
Aber wie? Geld hatte er nicht – niemand vom einfachen Volk hatte damals nennenswert Geld, es war schon schwer genug, die in Münze zu errichtende Steuer aufzutreiben. Und Elisäus war, wie aus der vorhergehenden Perikope zu erfahren war, allen irdischen Reichtümern abgeeneigt.
Die Heilung des Aussätzigen
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- 13. März 2023
Die dritte Fastenwoche bietet ein bemerkenswertes Programm von Lesungen aus dem Alten Testament, die – mit einer Ausnahme vielleicht am Mittwoch – alle um das Thema kreisen: Wem gewährt Gott seine Gnade und Rettung – und wer hat sie verwirkt, so daß er vergebens darauf hoffen muß. An den meisten Tagen stützt auch das Evangelium den Gedanken der Lesung – oder eher ist umgekehrt: Erst im Wort und Geist des Evangeliums wird das, was die Propheten gesagt haben, in seinem ganzen Umfang verständlich. Wir wollen versuchen, dem hier an jedem Tag der Woche etwas näher zu kommen.
Der Montag bringt die Perikope aus dem 4. Buch der Könige (5, 1-15) von der Heilung des Naaman, General des Königs von Syrien. Dieser Naaman war vom Aussatz befallen – was ihn anders als bei den Israeliten nicht daran hinderte, ein hohes Amt zu bekleiden, aber doch empfindlich beeinträchtigte. Im Haushalt des Naaman gab es eine jüdische Sklavin, die von den Wundertaten der Propheten Israels berichtete, so daß Naaman beschloss, schwer beladen mit Silber und Gold nach Israel zu reisen. Das war der erste Irrtum des Naaman – als ob man Gottes Gnade mit Geld kaufen könnte. In Israel angekommen wandte er sich an den König – offenbar in der Meinung, der König, den er wohl nach syrisch/heidnischer Vorstellung als Gottkönig ansah, sei für solche Heilungen zuständig. Das war der zweite Irrtum des Naaman. König Joram fasst das Ansinnen Naamans nachgerade als Beleidigung auf, denn sein Amtsverständnis ist ein ganz anderes: „Bin ich denn Gott? Kann ich töten und wieder lebendig machen?“
Letztlich gelangt Naaman zum Propheten Elisäus, und der läßt ihm ausrichten: „Bade dich siebenmal im Jordan, dann wird Dein Leib wieder gesund.“
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Stationskirchen
Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.