Zum Beginn der Fastenzeit
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- 25. Februar 2023
Zum Beginn der Fastenzeit hielt Dom Jean Pateau, Abt des Benediktinerklosters von Fontgombault, am Aschermittwoch eine Predigt, die wir - in unserer Übersetzung nach der englischen Version auf Rorate Caeli - hier im vollen Wortlaut wiedergeben.
Miserere mei, Deus - Ps. 56, 2
Liebe Brüder und Schwestern, meine lieben Söhne.
Der moralische Niedergang der Menschheit und der daraus folgende schwindende Respekt vor jedem menschlichen Leben; endlose Skandale, die die respektabelsten Institutionen erschüttern; die Viren und Seuchen – all das verursacht ein unbestimmtes, aber dennoch tiefgehendes Gefühl von Unruhe und Verzweiflung. Gibt es in der heutigen Situation der Menschheit noch irgendetwas Beneidenswertes? Kann man die Menschheit lieben? Kann der Mensch sich selbst lieben? Oder besteht der einzige Ausweg darin, sich denen anzuschließen, deren Religion alleine in der Bewahrung der Natur und dem Schutz aller Tiere bis zu deren natürlichem Tode besteht? Kann man den Menschen immer noch lieben?
Diese Frage ist es wert, zum Beginn der Fasten- und Bußzeit gestellt zu werden. Diese Zeit beginnt mit der zeichenhaften Zeremonie der Auflegung des Aschenkreuzes unter der Formel: „Bedenke Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. Ist der Staub liebenswert? Die Asche wird in fast allen alten Religionen mit dem Staub zusammen gedacht – so bezeugt es auch die griechische Übersetzung der Bibel aus dem Hebräischen, die Septuaginta, so genannt, weil sie von 72 Schriftgelehrten fast drei Jahrhunderte vor der Geburt Christi ausgeführt wurde. Im Hebräischen klingen die Worte ‘âphâr, “Staub”, und ’éphèr, “Asche”, sehr ähnlich. Das entspricht dem Genius der hebräischen Sprache, die gerne ein- und denselben Gedanken mit zwei in der Bedeutung sehr nahestehenden Worten ausdrückt – und das umso lieber, je ähnlicher sie klingen.
Die Asche ist ein Symbol für die Sünden des Menschen und seiner Schwäche.
Kein Gehorsam gegen die Tradition!
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- 01. Februar 2023
Der amerikanische katholische Journalist und Autor Taylor Marshall und sein in Rom stationierter Kollege Matt Gaspers haben in einem etwa einstündigen Gespräch auf Gaspers' Youtube-Kanal den aktuellen Stand der erstmals hier am 13. 1. publik gemachten Pläne zur Verschärfung von Traditionis Traditores diskutiert. Sie gehen davon aus, daß die am 13. noch unter Vorbehalt weitergegebenen Vorhaben, die seitdem mehrfach von anderer Seite aufgegriffen und bestätigt worden sind, den Inhalt des zu erwartenden Dokuments im Großen und Ganzen zutreffend beschreiben. Und sie haben aufgrund der in Rom kursierenden Informationen einen höchst wahrscheinlichen Veröffentlichungstermin genannt: Den 3. April (Montag in der Karwoche); 53. Jahrestag der Apostolischen Konstitution „Missale Romanum“, mit der Paul VI. sein (noch gar nicht fertiggestelltes) Reformmessbuch zum Gesetz für die Kirche erklärte und für dessen Inkrafttreten den 30. November (1. Adventssonntag) bestimmte.
Den wesentlichen Inhalt des Gesprächs, das insbesondere die rechtliche Situation um die überlieferte Liturgie eingehend beleuchtet, hat Matt Gaspers auf seiner Website CatholicFamilyNews in 5 Punkten zusammengefasst, die wir hier in deutscher Übersetzung wiedergeben:
- Das Konzil von Trient: Wenn jemand behauptet, daß die überlieferten und zugelassenen Riten der katholischen Kirchen, die gewöhnlich bei der feierlichen Spendung der Sakramente verwandt werden von den Spendern nach eigenem Wohldünken frei missbilligt oder verkürzt oder von irgendeinem Hirten der Kirche zu neuen Riten verändert werden könnten, so sei dieser ausgestoßen (anathema). Quelle: Konzil von Trient, Session VII, 3. März 1547, can 13, Denzinger-Hünermann Nr.1613.
- Papst Pius IV.: Ich stehe fest zu den apostolichen Traditionen der Kirche und all ihren Gesetzen und Gebräuchen. Ich bekenne mich dazu, daß es nach dem Neuen Gesetz wahrhaft und tatsächlich sieben Sakramente gibt, die der Herr Jesus Christus eingesetzt hat und die für die Rettung des Menschengeschlechtes notwendig sind. Außerdem bekenne ich mich zu den Riten, die die Kirche empfangen und zur feierlichen Anwendung der genannten Sakramente verbindlich gemacht hat. Quelle: Bulle Iniunctum Nobis vom 13. Nov. 1564, Tridentinisches Glaubensbekenntnis, (D.H. 1863-1864)
- Papst Pius IX.: Ich erkenne und halte unerschütterlich die apostolischen Traditionen der Kirche und alle ihre anderen Gebräuche und Gesetze. Ich erkenne an, daß es nach dem neuen Gesetz sieben Sakramente gibt, die man zu Recht so bezeichnet, die der Herr Jesus Christus selbst als zur Erlösung notwendig eingesetzt hat. Ebenso bekenne ich mich zu den Riten, die die Kirche empfangen und zur feierlichen Anwendung der genannten Sakramente verbindlich gemacht hat. (I. Vatikan. Konzil, Session II, 6. Januar 1870, Professio Fidei)
- Hl. Thomas v. Aquin: „Wenn der Glaube in Gefahr wäre, sollte auch ein gewöhnlicher Gläubiger seinen vorgesetzten Seelsorger öffentlich zurechtweisen. Auch Paulus, der dem Petrus untergeordnet war, wies ihn öffentlich zurecht, als eine unmittelbare Gefahr für den Glauben drohte, und wie eine Anmerkung von Augustinus zum Galaterbrief 2, 11, ausführt, „Gab Petrus damit den Oberen ein Beispiel, daß sie, falls sie irgendwann einmal vom rechten Weg abwichen, eine Zurechtweisung durch ihre Untergebenen bereitwillig annehmen sollten. (Summa Theologiae II-II, q. 33, a. 4, ad 2, hier englisch)
- Hl. Robert Bellarmin: „so, wie es gerechtfertigt wäre, einem Papst bei einem körperlichen Angriff Widerstand zu leisten, so ist es auch zulässig, ihm Widerstand zu leisten, wenn er die Seelen angreift oder einen Staat in Aufruhr versetzt, und das gilt noch viel mehr, wenn er daran gehen sollte, die Kirche zu zerstören. Ich sage, es ist zulässig, ihm Widerstand zu leisten, indem man seine Anordnungen nicht ausführt und ihn zurückweist. Aber es ist nicht zulässig, ihn zu verurteilen, zu bestrafen oder gar abzusetzen, denn er ist und bleibt ein Vorgesetzter. (On the Roman Pontiff (trans. Ryan Grant), Book II, Ch. 29; bei Mediatrix Press, 2016)
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Soviel von Gaspers Website. Das hier angesprochene Thema des Gehorsams zum Papst und den von ihn eingesetzten Oberhirten der Kirche wird eines der entscheidenden Kampffelder der kommenden Jahre sein. Immer mehr dieser Oberhirten widersprechen öffentlich zentralen Aussagen des überlieferten Glaubens, und immer öfter weckt auch der Papst selbst Zweifel an seiner Treue zu diesen Aussagen – entweder durch Sachaussagen wie in der berüchtigten Fußnote zum Kommunionempfang für „wiederverheiratete Geschiedene“ oder durch unverständliche Personalentscheidungen wie die Ernennung von Kardinal Hollerich zum Verantwortlichen für die römische Bischofssynode. Während Franziskus die deutsche Synode selbst kritisiert oder durch seine Spitzenbeamten teilweise scharf kritisieren läßt, ist Hollerich mehrfach öffentlich als Befürworter der dort diskutierten (und noch weitergehender Vorhaben) aufgetreten.
Wie könnte man einem Papst gehorsam sein, der die Ampeln gleichzeitig auf rot und auf grün setzen läßt?
Es geht um die Zukunft der Tradition
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- 16. Januar 2023
Wenn wir annehmen, daß die aus Rom gerüchteweise bekannt gewordenen neuen Vorschriften zum (Nicht-)Gebrauch des überlieferten Messbuchs tatsächlich Gesetz werden – und das erscheint uns sehr wahrscheinlich, weil sie eine logische Fortsetzung der bisherigen Linie des Roche-Grillo-Bergoglio Kurses darstellen – versucht Franziskus, die Uhr auf das Jahr 1969 zurückzustellen. Anders als bei Humanae Vitae sieht er sich hier als treuen Testamentsvollstrecker von Paul VI. Ja, sogar noch strenger als dieser, der sich immerhin das Agatha-Christie-Indult abringen ließ. Damit soll jetzt Schluss sein. Alle Erleichterungen, Dispense und Indulte zur überlieferten Liturgie sollen aufgehoben werden. Künftig soll nur noch die reformierte Liturgie erlaubt sein; Ausnahmen davon gäbe es nur für gelegentliche Messfeiern, die strengsten zeitlich und örtlichen Beschränkungen unterworfen würden. Zeitliche Beschränkung heißt, daß nicht nur die kontinuierliche Zelebration an aufeinanderfolgenden Sonntagen untersagt würde, sondern selbst diese höchst eingeschränkte Möglichkeit nur für eine Übergangszeit von vielleicht 3 oder 5 Jahren legal sein soll. Danach, so die Hoffnung der Bergoglianer, soll die überlieferte Liturgie (und mit ihr ein entscheidender Anker für das Festhalten an der überlieferte Lehre) in der reformierten Synodalkirche keinen Platz mehr haben.
Der böse Wille, die Brutalität und auch die Anmaßung hinter diesen Plänen sind nicht zu übersehen. Auch dann nicht, wenn die Crew von der liturgischen Zwangsverwaltung Liturgie und Gottesdienst noch davor zurückschreckt, das zu unternehmen, was selbst in ihren Augen kaum möglich ist: Die Liturgie der Kirche von 1500 Jahren rundum zu verbieten und für abgeschafft zu erklären.
Zur Erscheinung des Herrn ...
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- 06. Januar 2023
.. im sterblichen Fleisch können wir auch in diesem Jahr nichts tiefergehendes anbieten als das, was wir bereits 2019 zum zentralen Gedanken des Festes und 2021 zu deren liturgischem Ausdruck geschrieben haben. Nur vielleicht noch den Hinweis auf den bereits zu Weihnachten gebrachten Vierzeiler des (protestantisch erzogenen und ausgebildeten) Barock-Dichters Andreas Gryphius (1616 - 1654), der das Geheimnis von Schuld, Inkarnation und Erlösung in unerhörter Tiefe und Prägnanz zum Ausdruck bringt:
Der Mensch war Gottes Bild.
Weil dieses Bild verloren,
Wird Gott als Menschenbild
In dieser Nacht geboren."
Alle heiligen Patriarchen und Propheten - bittet für uns
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- 22. Dezember 2022
Am gestrigen 21. Dezember gedachte die Kirche des hl. Propheten Micha (lat. Michaeas) – zumindest ist es so im Martyrologium Romanum von 2005 vermerkt. Die unsererseits genutzte Ausgabe von 1922 verzeichnet als seinen Gedenktag den 15. Januar – Michas teilt das Los vieler Heiliger, deren Gedenktage nach der Liturgiereform einen neuen Platz zugewiesen bekamen. In seinem Fall kann man dagegen wenig einwenden. Micha ist einer der „kleineren“ Propheten des Zwölf-Prophetenbuches und dementsprechend weniger bekannt. Es gibt keine genauere Daten aus seinem Leben; seine „aktive“ Zeit läßt sich nach dem Inhalt der unter seinem Namen überlieferten Schriften auf die Jahre 750 – 700 schätzen. Für uns Heutige taucht Micha nur an einer Stelle aus dem Nebel auf, der das alten Testament in unserer Wahrnehmung umgibt: Von ihm (Micha 5,2f) stammt die bei Matthäus (2, 5f) aus dem Rat der Schriftgelehrten von Herodes zitierte Aussage „Du, Bethlehem Efrata, bist zwar wenig bedeutend unter den Städten in Juda, doch aus dir soll der kommen, der in Israel herrscht und der von Ewigkeit her gewesen ist.“
Micha ist nicht der einzige der Propheten, die nach dem Martyrologium traditionell einen eigenen Gedenk- oder Feiertag haben. Eine sorgfältige Suche käme wahrscheinlich zu dem Ergebnis, daß jeder von ihnen zumindest in irgend einer Ausgabe des Martyrologiums einen eigenen Tag hat. Fr. Zuhlsdorf, dem wir den Hinweis auf den gestrigen Gedenktag Michas verdanken, macht darauf aufmerksam, daß das Martyrologium von 2005 bei seiner Platzierung der Propheten-Gedenktage nicht wahllos vorgegangen ist, sondern eine ganze Reihe von denen, die nicht begründbar mit einem anderen Datum verbunden waren, in den Wochen des Advents versammelt hat: So sollen und können sie auch im Kirchenjahr den Auftrag erfüllen, der ihnen zu Lebzeiten anvertraut war: Das Volk Gottes auf die Ankunft des Erlösers vorzubereiten.
Es wäre ein eigenes Thema, einmal der Frage nachzugehen, wann und warum die Propheten des alten Testaments (wie letztlich das Alte Testament insgesamt) so weitgehend aus dem Bewußtsein der Gläubigen geschwunden sind. Es hat wohl etwas mit den Eigenarten des modernen Denkens und vermeintlichen Ansprüchen von Wissenschaftlichkeit zu tun, die auch die glaubenstreuen Katholiken der letzten Jahrhunderte vielfach ihren Wurzeln entfremdet haben. Die alte Kirche hat ihr Erbe aus dem alten Bund – trotz entschiedener Abgrenzung vom (rabbinischen) Judentum – nie verleugnet. Die meisten Kirchenlehrer konnten es an Kenntnis der Bücher der Propheten mit jedem Schriftgelehrten aufnehmen. Das Glaubensbekenntnis von Nizäa/Konstantinopel hat nicht nur den Platz des Heiligen Geistes in der einen und unteilbaren Dreifaltigkeit dargelegt, sondern im gleichen Atemzug auch die hohe und heilige Stellung der Propheten bekräftigt: – „qui locutus est per Prophetas“. Durch die Propheten hat der Geist zum Volk Israels gesprochen, sie sind Seine Stimme. Zwar erscheint diese Stimme nach zwei-einhalb Jahrtausenden uns heute manchmal noch unverständlicher als den schom inmmer schwerhörigen Menschenohren damals – der wissenschaftliche Hochmut und die Mißachtung, mit der viele moderne Bibelwissenschaftler dieser Stimme begegnen, ist dennoch unentschuldbar.
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Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.