Die Slawenapostel Kyrill und Method
- Details
- 07. Juli 2023
Zum heutigen Datum richtet unser Martyrologium von 1930 den Blick zwar nicht wie in den vergangenen drei Tagen ganz nach Osten ins Land Israel und die Zeit der Propheten, aber doch in jeder Hinsicht weit über Rom und die „Kirche von heute“ hinaus: Der 7. Juli ist danach der Festtag der Brüderpaares Kyrill und Method, der „Apostelgleichen“ – so der ihnen von der Orthodoxie verliehene Ehrentitel – Missionare der sklavischen Völker. Geboren wurden die beiden zu Anfang des 9. Jh. in Thessaloniki, einem der Hauptorte des oströmischen Kaisertums, der freilich zu dieser Zeit bereits stark an Glanz verloren hatte: Seit dem 7. Jahrhundert hatten die – von Thessaloniki aus gesehen – im Norden wohnenden slawischen Völker den byzantinischen Einfluß stark zurückgedrängt und im heutigen Bulgarien, Serbien und Slowenien mit der Bildung eigener Staaten begonnen. Die dort wohnenden Völkerschaften waren weitgehend heidnisch und stellten für Ostrom eine große militärische, wirtschaftliche und kulturelle Herausforderung dar. In Thessaloniki wurde dieser Druck besonders stark spürbar, auch das noch byzantinisch beherrschte Umland war weitgehend von Slawen bewohnt, und so ist es kein Wunder, daß der Blick junger Männer aus vornehmen Familien sich diesen Gebieten zuwandte.
Bei Kyrill und Method kamen noch familiäre Motive dazu: Der Vater hatte eine hohe Position in der byzantinischen Militäradministration, die Mutter entstammte einem der slawischen Völker in der Umgebung; ihre Kinder wuchsen, wie man das heute nennen würde, zweisprachig auf.
Eine Woche der alten Heiligen
- Details
- 06. Juli 2023
Geht es nach dem „vorkonziliaren“ Martyrologium Romanum, ist die erste Woche im Juli geradezu eine Gedenkwoche der Heiligen des Alten Bundes: Am ersten Juli erinnert die hier vorliegende Ausgabe von 1930 an den „hl. Aaron, den ersten von den Priestern nach der Ordnung der Leviten, der auf dem Berge Hor begraben ist“. Am 4. folgen dann die Gedenktage des heiligen Propheten Hosea, des Kämpfers gegen den Götzendienst aus dem 8. Jh., und des hl. Haggai, der sich im 6. Jh. nach dem Exil kraftvoll und letzten Endes erfolgreich für den Wiederaufbau des von den Babyloniern zerstörten ersten Tempels auf dem Zionsberg eingesetzt hatte. Der heutige 6. Juli schließlich ist der Festtag des hl. Propheten Jesajas, vermutlich aus dem 7. Jh., von dem das Martyrologium zu berichten weiß, daß er „unter der Herrschaft des Königs Manasse entzwei gesägt wurde und bei der Eiche Rogel nahe dem Wasserfall begraben liegt“.
Der Bericht über das Martyrium des Jesajas – der von einem dem König wohlgefälliger prophezeienden falschen Propheten verleumdet worden sein soll – ist nicht in den Jesajas selbst zugeschriebenen Schriften überliefert, sondern in der frühchristlichen „Ascensio Jesaiae“ aus dem späten 3. Jh., die ihrerseits auf eine spätjüdische Vorlage vermutlich aus dem 1. vorchristlichen Jahrhundert zurückgeht.
Selbst im härtesten Bruch – und welcher Bruch könnte härter sein als der über Anerkennung oder Leugnung des Messias – blieben im Christentum viele jüdische Traditionen erhalten oder wurden „organisch“ transformiert.
Eine Wende im Genderwahn?
- Details
- 29. Juni 2023
Der Genderwahn in all seinen Erscheinungen ist für Summorum Pontificum normalerweise kein Thema – erstens, weil die Seuche in Europa (noch) nicht gar so heftig wütet wie in Nordamerika, und zweitens, weil Katholiken, selbst wenn sie nur Teilbestände des Glaubens bewahrt haben, dieser Epidemie gegenüber doch relativ immun sind. Was nicht verhindert, daß die Seuche insbesondere in synodalistischen Kreisen – deutschen ebenso wie vatikanischen – auch schon zahlreiche Opfer gefordert hat – bis hin zu den Verfassern des neuesten Instrumentum Laboris. Doch am nordamerikanischen Ursprungsort beginnen sich jetzt Gegenkräfte zu formieren, und deshalb halten wir den im Folgenden übersetzten Artikel von Jayd Henricks aus TheCatholicThing vom 29. 6. auch für deutsche glaubenstreue Katholiken für lesenswert.
Der Artikel enthält zahlreiche Links zum Beleg einzelner Aussagen oder zu vertiefenden Hinweisen. Wer gut und gerne Englisch liest, ist gut beraten, die Originalfassung zu lesen.
Wir alle sind darauf angelegt, nach Sinn zu suchen – und diese Suche war in der bisherigen Geschichte vom Glauben angeleitet. Allerdings ist die Religion in den letzten Jahrzehnten mit zunehmender Geschwindigkeit aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Indem der Glaube aus der Kultur, der Politik und der Bildung herausgedrängt wurde, hat er in zahllosen Herzen und Geistern Leere hinterlassen. Die Natur läßt es nicht zu, daß irgendwo ein Vakuum besteht, und das Bedürfnis nach Sinngebung äußert sich derzeit oft im Kampf für soziale Gerechtigkeit. Die Gegenstände dieses Kampfes wechseln naturgemäß, aber die letzten zehn Jahre waren vor allem von dem Kampf darum geprägt, der jeweils selbst bestimmten sexuellen Identität Anerkennung zu verschaffen oder diese nach Kräften zu fördern.
Jede gegen den gesellschaftlichen Konsens angehende Bewegung, besonders, wenn sie etwas so tief Verwurzeltes wie die Religion verdrängen will, beginnt damit, Toleranz für sich einzufordern, erweitert diese Forderung dann allmählich in Richtung Anerkennung und Gutheißung und verlangt schließlich ausdrückliche Akklamation. LGBT+ ist inzwischen zu einer Art Staatsreligion geworden, die die Anerkennung jeder sexuellen Identität verlangt, welcher Art auch immer, und sei sie noch so sehr gegen die individuellen Überzeugungen anderer gerichtet.
Lauda sion salvatorem
- Details
- 08. Juni 2023
Fronleichnam 2023
Deinem Heiland, deinem Lehrer,
Deinem Hirten und Ernährer,
Sion, stimm ein Loblied an.
Preis nach Kräften seine Würde,
da kein Lobspruch, keine Zierde
seinem Ruhm genügen kann.
Dieses Brot sollst du erheben,
welches lebt und gibt das Leben,
das man heut‘ den Christen weist.
Dieses Brot, mit dem im Saale
Christus bei dem Abendmahle
die zwölf Jünger hat gespeist.
Laut soll unser Lob erschallen
und das Herz in Freude wallen,
denn der Tag hat sich genaht,
Da der Herr zum Tisch der Gnaden
uns zum ersten Mal geladen
und dies Mahl gestiftet hat.
Fr Hunwicke zum Kirchenkauf
- Details
- 04. Juni 2023
Nicht, daß Fr. Hunwicke sich konkret zu unseren Überlegungen zum Erwerb von Kirchen für die „sichere“ Zelebration der überlieferten Liturgie geäußert hätte. Aber in England gibt es offenbar ähnliche Überlegungen – und historische Vorbilder und Anregungen dazu. Und so schreibt Fr. Hunwicke am 2. Juni:
Anscheinend gibt es da irgend ein dummes Gerücht, daß der katholische Bischof von East Anglia die Feier der Messe im authentischen Ritus in der Wallfahrtskirche von Walsingham verboten haben könnte. Ich kan keine verläßliche Quelle finden, was da geschehen ist – wenn überhaupt etwas geschehen sein sollte. Wahrscheinlich ist gar nichts passiert! Das hoffe ich jedenfalls! Und deshalb meide ich im Folgenden auch mit größter Sorgfalt alles, was irgendwie kritisch gegenüber seiner Exzellenz erscheinen und die aktuelle Lage am Ende nicht korrekt wiedergeben könnte. Vivat Episcopus!
Um ehrlich zu sein, habe ich die „Versöhnungskirche“ außerhalb von Walsingham nie besonders gemocht, und die dazu gehörende „Sandalenkapelle“ war schließlich nie dazu gedacht, als Wallfahrtskirche genutzt zu werden. Gesetzt den Fall, wir Anhänger der authentischen Form des römischen Ritus würden tatsächlich vom Gebrauch dieser Anlage ausgeschlossen, würde das mich persönlich nur sehr wenig berühren.
Wir kennen – in einem allgemeineren Sinne gesprochen – das alles doch schon seit langem. Nichts wiederholt sich in der Geschichte auf genau die gleiche Weise, aber ich muß unwillkürlich daran denken, wie einst der (anglikanische) Bischof von Norwich vom damaligen Pfarrer von Walsingham, Hope Patten (1885 – 1958), verlangte, die Statue zu entfernen und den Wallfahrtsbetrieb einzustellen, die dieser in seiner (anglikanischen) Kirche eingeführt hatte. Hochwürden befolgte diese Anordnung, aber Stil und Art der „Entfernung“ verliefen möglicherweise nicht genau so, wie das gute Strohköpfchen Bischof Pollock (1863 – 1943) sich vorgestellt hatte:
Eine Prozession von über 1000 Gläubigen, alle mit einer brennenden Kerze, viele Frauen in blauen Schleiern, kleine Kinder in weiß, die Blumen streuten, Ordenschwestern und Mönche im dunklen Habit, über hundert Priester in Chorkleidung, der Abt von Pershore und Bischof O’Rorke mit Mitra voran. Dahinter viele hundert Menschen, die Marienlieder sangen, und in der Mitte der Menge hoch auf einem Tragegestell auf den Schulern von vier Klerikern in Dalmatik und überragt von einem blau-goldenen Baldachin, die Statue der hoch verehrte Lieben Frau, gekleidet in golddurchwirkten Stoff und mit der Silbernen Krone von Oxford gekrönt.
Pfarrer Patten hatte im Ort eine Replik des mittelalterlichen „Heiligen Hauses“ bauen lassen, und dort wurde die „entfernte“ Statue feierlich in einer Nische über dem Altar aufgestellt…“
Was also wäre zu tun, wenn – was Gott verhüten möge – jemals der Versuch unternommen werden sollte, den Gebrauch der authentischen Form in der Wallfahrtskirche zu untersagen? Die alte Anglo-Katholische Lösung, wie sie von der pro-römischen Generation von Fynes Clyton (1875 – 1959) durchgesetzt worden wäre, hätte vermutlich darin bestanden, im Ort eine bescheidene private Einrichtung mit ein oder zwei Altären zu schaffen, die vor dem Zugriff des Bischofs sicher gewesen wäre. Priester könnten dann in besagter Einrichtung einen Termin für die Feier der Authentischen römischen Liturgie vereinbaren und im Übrigen entweder die anglikanische Kirche oder die Ruinen des alten Klosters für zusätzliche Andachten oder Veranstaltungen nutzen.
Aber wahrscheinlich entspräche das denn doch ein wenig zu sehr dem zupackenden und lebendigen Geist der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.
*
Anmerkung:
Wallfahrtskirchen (shrine) erfüllen in England und den USA eine etwas andere Funktion und haben eine offiziellere Stellung als in Mitteleuropa. Und die „Sandalenkapelle“ liegt eine Meile vor der nach der englischen Reformation zerstörten eigentlichen Wallfahrtskirche unserer Lieben Frau von Walsingham und hat ihren Namen davon, daß die mittelalterlichen Pilger dort ihre Wanderschuhe auszugen und das letzte Stück des Weges barfuß oder eben in Sandalen zurücklegten. Eine lesenswerte Einführung in Die Geschichte von Walsingham bietet John Sonnen im Liturgical Arts Journal. Dort fanden wir auch das oben gezeigte Photo.
Weitere aktuelle Beiträge...
Unterkategorien
-
Stationskirchen
Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.