11. 2. 2013: Heilgsprechung der Märtyrer von Otranto
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- 10. Februar 2013
Im Juli 1480, 27 Jahre nach der Eroberung Konstantinopels durch Mehmed II, landete eine 18 000 Mann starke Expeditionsarmee des Sultans beim süditalienischen Otranto und überrannte die Stadt unter schweren Opfern der Verteidiger. Ein Teil der Bevölkerung rettete sich in die Oberburg, die am 11. August ebenfalls eingenommen wurde. Die dorthin geflüchteten Frauen und Kinder wurden mit den anderen Gefangenen in die Sklaverei verkauft, die etwa 800 Männer wurden geköpft, einige Stadtoberhäupter auf bestialische Weise zu Tode gefoltert. Der siegreiche türkische Feldher Gedik Ahmed Pascha machte die Kathedrale der Stadt zum Pferdestall seiner Garnison, und Sultan Mehmed - nach dem übrigens auch in Deutschland mehrere türkische Moscheen benannt sind - kündigte an, der Peterskirche in Rom alsbald das gleiche Schicksal bereiten zu wollen.
Nach über einem Jahr gelang es einem christlichen Heer, die Stadt zurückzuerobern und das weitere Vordringen der moslemischen Invasoren auf dem Festland zu beenden. Den ständigen Angriffen und Beutezügen zur See setzte erst ein Jahrhundert später die Seeschlacht von Lepanto ein Ende. Die Rückeroberer von Otranto sammelten die vielfach unbestattet gebliebenen Überreste der bei der Eroberung und dem anschließenden Gemetzel getöteten Bewohner ein und setzten sie in einem Ossuarium der Kathedrale bei. 1771 erkannte Papst Clemens XIV. die 800 Märtyrer als Selige an und erlaubte ihre Verehrung in Otranto.
Historiker insbesondere in der Türkei bestreiten die Überlieferung und versuchen, die zahlreichen Todesopfer wegzuerklären. Ein 2007 von dem in Deutschland geborenen Historiker Hubert Houben veranstalteter Kongress in Palermo war bemüht, dieser Version auch internationale Anerkennung zu verschaffen. Im Juli des gleichen Jahres erkannte Papst Benedikt die 800 größtenteils namenlosen Toten aus der Zitadelle als Märtyrer des Glaubens an und unterzeichnete am 20 Dezember 2012 das Dekret für die heute erfolgende Heiligsprechung.