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Fest der Auffindung des hl. Kreuzes

Bild: S. Anmerkung zum Text.Die Oktav der verlorenen Feste hat uns daran erinnert: Nach dem überlieferten Kalender wäre der 3. Mai das Fest der Auffindung des Hl. Kreuzes gewesen. Dieses Fest war auf Summorum-Pontificum schon mehrfach Thema: Hier über die legendäre Vorgeschichte des Kreuzesholzes vom Sprößling vom paradiesisschen Baum des Lebens auf dem Grabe Adams bis zur Verwerfung bei Salomos Tempelbau und Versenkung im Teich von Siloah. Dann über die Auffindung durch Helena und die anschließende wechselvolle Geschichte der Reliquie in Spätantike und Mittelalter. Lesenswert auch eine Meditation von P. Kilby von Silverstream Priory über die Liturgie dieses Tages.

Nachzutragen bleibt heute ein Detail der Legende von der Auffindung in der Version Jacopo de Voragines – wobei Helena selbst übrigens keine ganz so gute Figur macht: Durch Folter zwingt sie einen der jüdischen Bewohner von Colonia Aelia Capitolina (das war der Name, den die siegreichen Römer dem überwiegend heidnisch wiederbesiedelten Jerusalem nach der Zerstörung gegeben hatten), das in der jüdischen Gemeinde bekannte Versteck des Kreuzes zu verraten. Der Name dieses Juden wird passenderweise mit Judas angegeben. Tatsächlich findet man in dem von Judas als Versteck angegebenen alten Brunnen sogar drei Kreuze – die Kreuze der beiden Schächer sind mit dabei. Originaltext Legenda Aurea:

Nun mochten sie aber das Kreuz Christi von den Kreuzen der Schächer nicht unterscheiden, darum legten sie die Kreuze mitten in die Stadt und warteten, ob der Herr seine Macht erzeige. Und siehe, um die neunte Stunde trug man einen toten Jüngling vorüber; da hielt Judas die Bahre an und legte das erste und das zweite Kreuz über den Toten; aber er rührte sich nicht; aber da man das dritte auf ihn legte, ward der Tote alsbald lebendig. (...)

Als das aber geschehen war, schrie der Teufel in den Lüften: ‚O Judas, was hast du getan? Du hast gar ungleich getan meinem Judas: Der hat durch meinen Rat Christum verraten, du hast wider meinen Willen sein Kreuz gefunden; er hat mir viele Seelen gewonnen, durch dich werde ich die verlieren, die ich gewonnen hatte'.“

Und Jacopo weiß noch mehr: Judas wurde gläubig und ließ sich mit dem Namen Quiriacus taufen; später wurde er sogar Bischof von Jerusalem und starb unter Julian Apostata den Märtyrertod.

An der Historizität dieser Judas-Geschichte darf man getrost zweifeln. Man darf sie auch als einen Beleg für den sogenannten „Antijudaismus“ der Kirche des Mittelalters nehmen – wird dann aber nach dem Zeugnis Jacopos auch zugeben müssen, daß dieser „Antijudaismus“ nichts mit einem antisemitischen Rassismus zu tun hatte und auch die Juden nicht von der Errettung durch den verkannten Messias ausschloss.

Es kommt eben allein darauf an, das wahre Kreuz Christi zu finden und an den Erlöser zu glauben. Alles andere hat keine Bedeutung. Die Streichung des Festes von der Auffindung des hl. Kreuzes zu Jerusalem ist ein schwerer Verlust für die Kirche.

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Das Bild oben zeigt die Szene von der Ausgrabung der Kreuze auf dem Fresco in der Apsis von S. Croce in Gerusalemme in Rom. Gefunden in einer ausführlicheren Vorstellung des Gesamtgemäldes bei Sacerdos Viennensis.

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