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Ein wiedergefundener Schatz

Bild: Von der genannten Website VallisIm Vortragsprogramm zur römischen Wallfahrt „Summorum Pontificum“ der vergangenen waren als Redner unter anderen Peter Kwasniewski, Msgr Nicola Bux und der italienische Journalist Aldo Maria Valli aufgetreten. Einen zusammenfassenden Überblick der Vorträge gibt katholisches.info. Wir wollen einige dieser Vorträge in den kommenden Tagen übersetzen und beginnen dazu mit dem sehr langen, sehr emotionalen und äußerst lesenswerten Vortrag von Valli nach der heute auf Messainlatino veröffentlichten Fassung.

Die überlieferte Messe - ein wiedergefundener Schatz

Ich möchte zu Ihnen über die alte Messe sprechen – aber vielleicht wäre es besser, sie die heilige Messe aller Zeiten zu nennen, einen wiederentdeckten Schatz. Eine kostbare Perle, ein Schatz unschätzbaren Wertes, der Generationen von Katholiken – ich eingeschlossen – lange verborgen war, aber endlich doch durch göttliche Gnade und das Engagement vieler mutiger Gläubiger wieder zugänglich wurde.

Wir haben, weil man uns das so gesagt hatte, geglaubt, daß die „neue Messe“ nur eine Übersetzung der „alten“ Messe sei, um sie verständlich zu machen Doch wir entdeckten daß die Messe des Heiligen Pius V., die Messe aller Päpste bis auf Paul VI., überhaupt keiner Übersetzung bedurfte, weil sie mit ihren Gesten, ihren Zeichen, ihren erhabenen Texten, ihrem Schweigen direkt ins Herz ging. Da brauchte es keine Erklärung. Wie der brennende Dornbusch, wie die Flammen über den Aposteln zu Pfingsten, ist es ein offensichtliches Zeichen des Geheimnisses, das zu uns spricht. Geheimnis des Lichts und der Erlösung.

Wir haben auch festgestellt, daß die „neue“ Messe, die Messe von Paul VI., wenig zu sagen hat, obwohl sie in der Umgangssprache spricht. Denn es geht nicht um Worte, sondern um den Glauben. Für viele von uns war es eine schmerzhafte Entdeckung und wir haben uns gefragt, warum uns niemand so lange von dem verborgenen Schatz erzählt hat.

Hier geht es weiterMan hat die Messe nach dem Vetus ordo als "außergewöhnliche Form" bezeichnet, um ihr eine Randstellung zuzuweisen. Und doch ist die Formel paradoxerweise genau richtig, denn diese Messe ist tatsächlich nicht nur in der Form, sondern auch in der Substanz außergewöhnlich. Sie ist außergewöhnlich in ihrer Treue zu Lehre und Liturgie, und dazu ist sie außerordentlich schön, bedeutungsreich, ja bewegend. Während das andere "gewöhnlich" ist, da es sich um etwas Alltägliches handeln kann, dem schließlich keine allzu große Bedeutung und dem kein großer Wert beigemessen wird.

Wir finden diesen verborgenen Schatz, der den meisten Menschen verborgen ist, heute in fast unbekannten Kirchen versteckt und manchmal geheim gehalten, als ob die Teilnahme an diesem Ritus gefährlich wäre, als ob wir uns schämen würden. Doch trotz des religiösen und sozialen Stigmas, das seit fünfzig Jahren auf der Messe unserer Väter, unserer Vorfahren lastet, nähern sich ihr immer mehr Menschen und sagen, daß dieser einmal wiederentdeckte Schatz sie nicht mehr verlassen will. Sie sagen das mit dem ungläubigen Staunen der kleinen Leute, nicht mit dem Wortgeklingel der „Experten“. Und daraus gewinnen sie Gelassenheit, Freude, und ein Gefühl der Vollständigkeit, ein echtes Wachstum des Glaubens. Das genaue Gegenteil – ich sage dies mit großem Bedauern – der „neuen“ Messe, aus der wir oft traurig und rastlos herausgehen.

In der Messe des Vetus ordo, der Heiligen Messe aller Zeiten, ist alles heilig, alles spricht von Gott, alles wendet sich an Gott und kehrt kraftvoll zu Gott zurück. Alles ist außergewöhnlich, weil das eucharistische Opfer nichts Gewöhnliches ist und sein kann. Weil wir in eine andere, höhere, ernstere Dimension eintreten. Denn wir betreten jeden Tag einen Raum und eine Zeit, die nicht die Wochentage sind und nicht sein können. Denn vor dem eucharistischen Opfer knien wir spontan nieder und lassen das Mysterium selbst sprechen. Da gibt es kein menschliches Selbst-Tun-Wollen, wie das für die "neue" Messe charakteristisch ist, die dazu bestimmt ist, den Menschen zu feiern, nicht Gott zu ehren.

Ich möchte klarstellen, daß ich, Jahrgang 1958, in der nachkonziliaren Kirche aufgewachsen bin und viele Jahre nichts von der vorangegangene Messe gewusst habe. Ich erinnere mich vage an den Priester, der dem Tabernakel zugewandt war, mit dem Rücken zu den Gläubigen, und dann, im Moment der Predigt, erinnere ich mich daran, wie er oben auf der Kanzel stand, die später nicht mehr benutzt wurde. Aber das sind sehr vage Erinnerungen, weil ich ein Kind von wenigen Jahren war. Trotz allem war der Herr gut und erlaubte mir, gute Priester zu treffen, wie den Koadjutor des Oratoriums, das ich als Junge besuchte. Ich sage dies, um zu betonen, daß meine Beobachtungen nicht von Rachegefühlen oder Kontroversen motiviert sind. Tatsächlich bin ich dem Herrn dankbar für alles, was er mir gegeben hat, und dafür, daß er mir die Gnade gewährte, in der Kirche aufzuwachsen.

In meinem Blog Duc in altum habe ich zahlreiche Zeugnisse von Menschen gesammelt, die nach vielen Jahren die überlieferte Messe entdeckt haben, von der sie nichts gewusst oder nur vage gehört hatten. Auf mysteriösen und unvorhersehbaren Wegen führte die Vorsehung diese Menschen, so wie es mir widerfahren ist, zu einer Kirche, stellte sie einem Freund oder einem Priester vor, und hier ist das Wunder der Wiederentdeckung. Es sind Menschen jeden Alters und aller sozialen Schichten. Unterschiedliche Bildungsabschlüsse, unterschiedliche Herkunft. Es gibt Männer und Frauen, Menschen, die im Glauben aufgewachsen sind, und andere, die sich durch die Entdeckung des verborgenen Schatzes bekehrt haben. Sie alle reagieren auf die gleiche Weise: Es ist, als ob man nach Hause käme! Denn hier gibt es ein echtes Willkommen, nicht das derjenigen, die aus dem Willkommen eine Ideologie machen.

So, als Heimkehr, empfinden das oft auch gerade die Konvertiten die mir schreiben, um ihre Geschichten zu erzählen. Ich habe noch nie von einem Konvertiten gehört, daß er sich dank eines schönen pastoralen Programms oder im Anschluss an eine Bischofssynode oder aufgrund eines Diskurses über den Dialog oder die Kollegialität habe in die katholische Kirche annehmen lassen. Wir kehren zur katholischen Kirche zurück oder erreichen sie, weil wir Schönheit und Wahrheit suchen. Weil wir nach Gott suchen oder Gott uns vielleicht überrascht, wenn wir es am wenigsten erwarten. Und gerade in der Messe aller Zeiten fühlen sich diese Menschen wirklich willkommen.

Denen, die behaupten, Gott sei überall zu finden und deshalb sei die Liturgie doch nicht so wichtig, geben Konvertiten eine wirkungsvolle Antwort. Viele Zitate könnten zum Beispiel von Newman oder Chesterton könnten das belegen. Aber hier erinnere ich gerne an den Satz eines weniger bekannten Konvertiten, Thomas Howard, der schrieb: „Es ist in der physischen Welt, daß uns das Immaterielle begegnet.“ Ich glaube, daß der amerikanische Schriftsteller hier den Sinn von zweitausend Jahren Liturgie genau erfasst hat. Eben das, was die Neuerer nicht verstehen oder nicht verstehen wollen, die mit ihrer Vernachlässigung der Liturgie leicht in einen Spiritualismus verfallen, der nichts Christliches und vor allem nichts Katholisches hat.

Vor seiner Bekehrung, erklärt Howard, „glaubte ich, daß die christliche Wahrheit auf körperlose Weise bewahrt werden sollte. Es war für mein Herz, nicht für meine Augen.“ Aber wir sind Leib und Seele. Wie das beliebte Sprichwort sagt, will das Auge seinen Teil. Spiritisten, die Materie und Körperlichkeit verachten, wollen keinen reineren Menschen, näher bei Gott, weil er fast körperlos ist: Sie wollen einen „inneren Menschen“ nach ihrem Bild und Gleichnis erfinden.

Unter den vielen Zeugnissen, die ich über die Entdeckung der überlieferten Messe erhalten habe, befinden sich zahlreiche Aussagen junger Menschen. Sie sagen, daß die Entdeckung des verborgenen Schatzes manchmal aufgrund eines undeutlichen Anrufs erfolgte, manchmal aufgrund eines Gefühls der Unzufriedenheit und Unvollständigkeit. Irgend wann kommt dann ein Tag, an dem sie eine Kirche betreten, und dann die Überraschung: ein fremdartiger und scheinbar unverständlicher Ritus, aber genau die Antwort, die man gesucht hat. Etwas, das Erleichterung und spirituelle Führung gibt, etwas, das einen im Glauben wachsen lässt. Wie mir eine junge Frau einmal sagte, lassen selbst diejenigen, denen es normalerweise schwerfällt, sich zu konzentrieren und bei der Messe zu beten, bei der Entdeckung der überlieferten Messe vom Heiligen erfassen und aus der Zeit hinausgehoben werden. Es gibt nur Anbetung, Gebet, Danksagung.

Sogar scheinbar äußerliche Details haben Bedeutung. Die liturgischen Gewänder (keine Priester und Diakone mit Turnschuhen), die sorgfältig ausgearbeiteten Gesänge und so anders als die Alltagsmusik, die Frauen mit dem Schleier, die Gläubigen auf den Knien. „Ich war glücklich“, sagte die junge Frau zu mir. „Die Lieder, auch wenn ich ihre Bedeutung nicht verstand, stiegen mit solcher Anmut in den Himmel, daß ich sicher war, daß meine Gebete mit ihnen emporsteigen würden. Und die Predigt, auch wenn sie mich wie eine Ohrfeige getroffen hat, hat mir große Erleichterung gebracht.“

Und hier ist, was Anna sagt: „Als ich zum ersten Mal an der Vetus ordo-Messe teilnahm, spürte ich, wie eine Gefühl von Nostalgie in mir aufstieg. Aber nicht von etwas, das ich bereits gesehen hätte, weil ich diese Art von Messe noch nie besucht hatte. Die Nostalgie, die ich empfand, kam aus tiefstem Inneren, es war wie das Auftauchen von etwas, das schon immer in mir gewesen war. Der Ritus der alten Messe erreicht mehr das Herz als der der reformierten Messe. Es tut mir weh, es zu sagen, aber letztere fühlen sich leer an. Ich sage nicht, daß es so ist; Ich sage, es gibt mir dieses Gefühl. Ich habe sofort mit einigen Freunden darüber gesprochen und sie zur alten Messe mitgenommen, damit sie es auch versuchen können. Einige Ungläubige waren sehr beeindruckt und sagten mir, sie hätten eine Präsenz gespürt.

Und Andreas: „Es war mein Sohn, bis dahin nicht sehr religiös, der mich am 8. Dezember vor sechs Jahren anrief und sagte: „Papa, ich habe etwas Schönes gesehen!“ Es war die Heilige Messe im alten Ritus, die Messe, die zum Fest der Unbefleckten Empfängnis gesungen wurde. Wir begannen also, gemeinsam an der Vetus Ordo-Messe teilzunehmen, und jetzt gehe ich nicht mehr zu diesem Novus Ordo, der, insbesondere nach den 'wegen Covid’ eingeführten Possen wirklich unerträglich geworden sind“.

Und Piero: «Wenn ich kann, fahre ich achtzig Kilometer hin und genauso viele zurück, um an der überlieferten Heiligen Messe teilzunehmen. Etwas Geheimnisvolles umgibt mich und ich erhebe mich quasi "in die Wolken": nicht in die Welt der Wolken, um genau zu sein. Ich bin der Sohn einer rationalen Kultur und ich bin kein Sentimentalist. Ich begann, die wesentlichen Unterschiede zwischen dem Ritus aller Zeiten, meiner Vorfahren, und dem des sogenannten Novus ordo zu studieren, und ich verstand teilweise, warum ich, wenn ich an letzterem teilnehme, fast distanziert und oft angespannt bleibe. Andererseits verstehe ich nicht, wie viele Priester und schlimmer noch viele Bischöfe das alles nicht wahrnehmen.“

Ein letztes Zeugnis: „Die traditionelle Messe! Was für ein wunderbares Geschenk! Die Unterschiede, die ich zwischen der tridentinischen Messe und der nachkonziliaren Messe sah, die für mich zu (ermüdender) Routine geworden war, sprangen mir unmittelbar ins Auge: einerseits die Festlichkeit einer Feier, in der das eucharistische Opfer im Mittelpunkt steht; jede Geste des Alter Christus, jedes Wort und jedes Lied wird durch den Glauben vollendet. Auf der anderen Seite die jetzige Messe, in der nicht mehr das Opfer im Mittelpunkt steht, sondern die langweilige Predigt des "Vorsitzenden der Versammlung", in der die Gesänge nicht erheben sondern ablenken und irritieren, in der der Altar kein Opferaltar mehr ist, sondern zum Tisch wird, und die Kommunion wird im Stehen und in der Hand empfangen, ohne Respekt und Andacht. Und dann denkst du: „Aber wo habe ich bisher gelebt? Und was habe ich verpasst!“. Ich habe in diesen drei Jahren gesehen, wie sich die Zahl der Teilnehmer an der überlieferten Messe mindestens verdoppelt hat, und das überrascht mich nicht. Es gibt auch viele junge Leute und am Altar, mit dem feiernden Priester, vier bis sieben Ministranten, und wir wissen, daß es gar nicht so einfach ist, in einer Messe von St. Pius V. zu ministrieren.“

Ich könnte noch mehr solcher Zeugnisse anführen. Sie alle sind voller Staunen und Dankbarkeit, aber auch voller Bedauern über die Zeit, die bis zur Wiederentdeckung des Schatzes verstrichen ist. Es ist bemerkenswert, daß solche Überlegungen, obwohl sie von einfachen Gläubigen stammen, die meist keine besondere Vorbildung auf theologischem, lehrmäßigem und liturgischem Gebiet haben, in tiefem Einklang mit den Bedenken stehen, die unmittelbar 1969, also im Jahr der Promulgation des neuen Messbuch, von denen vorgetragen wurden, die den mit der Reform eingeleiteten Protestantisierungsprozess kritisierten und vor der bevorstehenden Katastrophe warnten.

Ich weise auch darauf hin, daß ich viele Anfragen von Menschen erhalte, die fragen, wo man die Mundkommunion empfangen kann und die sich darüber beschweren, daß in ihren Pfarreien diese oft unter offensichtlichem Missbrauch verweigert wird. Ich erinnere mich an den Brief einer Dame, die, nachdem sie den Priester gebeten hatte, die Zungenkommunion zu empfangen, dies nicht nur verweigert sah, sondern hörte, wie gesagt wurde: „Aber was habt ihr Traditionalisten nur? Warum seid Ihr so fanatisch?“ Worte, die für sich sprechen und vieles erklären, besonders was die Priesterausbildung betrifft.

Nun stellt sich die Frage: Warum bekämpfen sie die Messe aller Zeiten und versuchen, sie an den Rand zu drängen und zu vernichten, obwohl sie trotz aller Verfolgung weiterhin so schöne und reiche Früchte des Glaubens trägt? Warum wurde uns diese Messe von der Obrigkeit weggenommen? Darauf gibt es viele mögliche Antworten. Ich erinnere mich zunächst an das, was der Teufel Screwtape in C.S. Lewis’ „Dienstanweisungen“ an seinen Neffen Wormwood schreibt: „Einer unserer großen Verbündeten ist gegenwärtig die Kirche selbst“. Höchst wahrscheinlich wird die überlieferte Messe angegriffen, weil in dem Fall, daß man die reformierte Form einfach nur als Wahlmöglichkeit dazu gefügt hätte, früher oder später niemand mehr an dieser teilgenommen hätte. Die apostolische Messe aller Zeiten ist so zutiefst und authentisch katholisch, daß sie unweigerlich die Fälschungen hervorhebt, die von denen begangen werden, die behaupten, Katholiken zu sein, es aber nicht sind.

Bei der überlieferten Messe ist es nicht notwendig, besonders zur actuosa participatio einzuladen, und es gibt nichts zu animieren (wenn ich von der „Animation“ der Messe höre, muss ich bitter lächeln). In der überlieferten Messe ist es nur notwendig, vor dem Mysterium tremendum niederzuknien. Aber um niederzuknien, um uns als Sünder vor Gott anzuerkennen, müssen wir demütig sein und unseren Stolz, das Selbst-Tun-Wollen und die Eitelkeit loswerden, die uns dazu bringt, uns zu zeigen. Jenes Selbst-tun-Wollen also, das unangefochten das Feld der Moderne dominiert, geprägt vom Anspruch, Kirche zu „machen“. Aus diesem Grund bereitet die „neue“ Messe den „Reformern“ Unbehagen, sobald Gläubige die überlieferte Liturgie wiederentdeckt haben: Wir erleben gegenwärtig eine Verzerrung eine Karikatur. Und wir haben das Gefühl, nichts mit dieser leeren Sentimentalität zu tun zu haben, diesem Ritus, der oft stattzufinden scheint, um nicht Gott, sondern unter dem Vorwand Gottes den Menschen die Ehre zu geben.

Der Schatz, den wir, trotz aller Bemühungen derer, die ihn geheim halten wollten und wollen, wiederentdeckt haben, ist das Erbe der ganzen Kirche, aller Gläubigen und der ganzen Menschheit, die nach Wahrheit Liebe und Transzendenz dürstet. Daher müssen wir uns bewusst sein, daß wir einen Anspruch darauf haben, daß die Wahrheit und das Wahre wieder hergestellt wird. Wir dürfen nicht müde werden, auf die Ungerechtigkeit des Missbrauchs hinzuweisen, selbst wenn der Missbrauch von höchster Stelle ausgeht.

Ich möchte einige Passagen aus dem Brief zitieren, den die Kardinäle Alfredo Ottaviani und Antonio Bacci seinerzeit an Paul VI. geschrieben hatten, um ihre berühmte kurze kritische Untersuchung des „Novus ordo Missae“ vorzustellen. Die beiden Kardinäle schrieben, daß der Novus ordo „sowohl als Ganzes als auch im Detail eine auffällige Abkehr von der katholischen Theologie der Heiligen Messe darstellt, wie sie in der 11. Sitzung des Konzils von Trient formuliert wurde. Durch die endgültige Festlegung der "Canones" des Ritus wurde damals eine unüberschreitbare Barriere errichtet gegen jede Häresie, die die Integrität des Mysteriums verletzen könnte“. Sie präzisierten dann: „Die zur Rechtfertigung eines so überaus gravierenden Bruches angeführten pastoralen Gründe erscheinen nicht hinreichend, selbst wenn ihnen gegenüber dogmatischen Erwägungen eine Existenzberechtigung zuerkannt wird. Was in dem "Novus Ordo Missae" an Neuem erscheint und was dagegen an zeitlos Gültigem einen geringeren Rang oder ganz anderen Platz erhält, könnte die Vermutung, die sich leider in vielen Kreisen insgeheim ausbreitet, zur Gewißheit werden lassen, Wahrheiten, die vom christlichen Volk immer geglaubt wurden, könnten ohne Untreue gegenüber dem heiligen Depositum der Lehre, an das der katholische Glaube für immer gebunden ist, geändert oder verschwiegen werden.“

„Die kürzlich vollzogenen Reformen“ – so die beiden Kardinäle weiter – haben hinreichend bewiesen, daß weitere Neuerungen in der Liturgie zu nichts anderem führen würden als zur totalen Verwirrung der Gläubigen; diesen merkt man bereits an, daß sie die Änderungen nicht mehr ertragen können und an der Glaubenssubstanz unzweifelhaft Schaden leiden. Unter den Besten des Klerus zeigt sich dies in einer quälenden Gewissenskrise, wofür uns täglich zahlreiche Zeugnisse zugehen. “ (Nach der offiziellen deutschen Übersetzung).

Abschließend möchte ich etwas hervorheben, das mir sehr am Herzen liegt: „Immer hatten die Untertanen, zu deren Wohl ein Gesetz bestimmt ist, wenn es sich als schädlich erweist, das Recht, vom Gesetzgeber mit kindlichem Vertrauen die Aufhebung zu verlangen. Deshalb flehen wir Eure Heiligkeit an, uns in einem Moment solch schmerzlicher Verletzungen und immer größerer Gefahren für die Reinheit des Glaubens und die Einheit der Kirche, nicht die Möglichkeit zu nehmen, weiterhin auf die fruchtbare Integrität dieses Missale Romanum von St. Pius V. zurückzugreifen, das von Eurer Heiligkeit so hoch gelobt und von der gesamten katholischen Welt so tief verehrt und geliebt wird.

Wir erinnern uns an das Wort „Gott läßt seiner nicht spotten!“ Die schreckliche Warnung des heiligen Paulus ist überaus deutlich – und sie betrifft auch die Liturgie. Denjenigen, die immer noch argumentieren, daß "Latein nicht verstanden wird", antworte ich, daß es dazu viele Hilfsmittel gibt, und auf jeden Fall ist die Vorstellung, daß man in die Messe gehen muss, um sie zu "verstehen", die Frucht eines in die Kirche eingedrungenen Rationalismus, der uns daran hindert, in das Geheimnis der Eucharistie einzugehen und dem Vater die Ehre zu geben. Der Autor Giovannino Guareschi, berühmt für seinen Don Camillo, schrieb unvergessliche Seiten zur Verteidigung der Heiligen Messe in lateinischer Sprache, und er tat es mit bissigem Humor gegen die Erneuerer, die, wie Ottaviani sagte, dem „Kitzel der Veränderung verfallen“ sind.

„Latein – schrieb Guareschi unter anderem – ist eine präzise, aufs Wesentliche zielende Sprache. Sie wird aufgegeben, nicht weil sie den neuen Anforderungen des Fortschritts nicht mehr genügt, sondern weil die neuen Menschen ihr nicht mehr genügen werden. Wenn die Ära der Demagogen und Scharlatane beginnt, wird eine Sprache wie Latein nicht mehr gebraucht und jeder Tölpel ungestraft eine öffentliche Rede halten und so sprechen kann, ohne daß er von der Tribüne gejagt wird. Und das Geheimnis besteht darin, daß er mit einem ungefähren, schwer fassbaren und eingängigen Sprachstil eine Stunde lang sprechen kann, ohne etwas zu sagen. Mit Latein unmöglich."

Ganz ähnlich erklärte Kardinal Ottaviani, daß Latein „aufgrund seiner Struktur, seiner Fähigkeit zur integralen und echten Synthese, seiner Beständigkeit oder unverfälschten Kontinuität, seines Ausdruckswertes sehr geeignet ist, den echten Sinn jeder Lehre zu bewahren“, da es nicht "diesem Phänomen der gesprochenen Sprachen unterliegt, die sich im Laufe der Jahrhunderte verändern".

Ich möchte hinzufügen, daß Latein das Siegel der Tradition und der Universalität der Kirche ist, während die Umgangssprache den Weg für die Missbräuche und Eigenwilligkeiten derjenigen geöffnet hat, die die Kirche als eine menschliche Organisation betrachten, die ständiger Anpassung bedarf.

All diejenigen, die weiterhin gegen den alten Ordo Missae Partei ergreifen und immer brutaler Methoden erfinden, ihn zu bekämpfen, sollten sich eine einfache Frage stellen: Warum ist er trotz allem nicht verschwunden? Warum gibt es Priester und Gläubige, die daran festhalten und ihn energisch verteidigen? Und dann noch eine Frage: Warum verliert die Kirche trotz der Liturgiereform Gläubige und Berufungen? Und warum zieht im Gegenteil die alte Messe nach der Auskunft der gnadenlosen Statistik immer mehr Menschen an? Leider werden solche Fragen von denen, deren Blick auf die Realität – auch die der Kirche – von der Ideologie entstellt ist, nicht wahrgenommen.

Das sind meine bescheidenen Reflexionen als postkonziliarer Katholik, der durch die Gnade Gottes den großen verborgenen Schatz wiederentdeckt hat. Für dieses Geschenk - Deo gratias! Und für die Modernisten unser Gebet: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wenn sie es wissen, vergib ihnen trotzdem. Und lass sie aufhören, immer Sand ins Getriebe zu streuen.“

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