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Beten in der Sprache der Heiligen

Porträtphoto vom Blog der Diözese MiamiIn den englischsprachigen Blogs der katholischen Tradition macht derzeit ein Bericht die Runde, die junge katholische amerikanische Journalistin Blanca Therese Morales über ihre ersten Besuche der hl. Messe in der überlieferten Liturgie verfasst hat. Sie besucht die Messe, die dort wöchentlich von einem Priester der Erzdiözese Miami zelebriert wird, in der Missionskirche des hl. Franziskus und der hl. Clara in Miami. Ihr Bericht, der eine ganz wunderbar gelungene Einführung in die Teilnahme an der alten Liturgie darstellt, erschien im offiziellen Blog der Erzdiözese.

Falls die Website oder Sonntagszeitung einer deutschen Diözese unsere - gegebenenfalls noch leicht zu überarbeitende - Übersetzung übernehmen will, steht sie selbstverständlich kostenfrei zur Verfügung.

Es beginnt ein langes ZitatEs war die reine Neugier, die mich zu meinem ersten Besuch der hl. Messe in der außerordentlichen Form brachte. Ich hatte von Missa Cantata, Hochamt, Tridentinischem Ritus oder traditionelle lateinische Messe gehört, aber wusste nicht, daß das alles das gleiche bedeutete: die Feier der hl. Messe in der ehrwürdigen Tradition vergangener Jahrhunderte.

Ich wusste sehr wenig über die traditionelle lateinische Messe, die nach dem 2. vatikanischen Konzil außer Gebrauch gekommen war. Ich wusste auch nicht, daß Papst Benedikt XVI. 2007 in seinem Motu Proprio Summorum Pontificum die Feier der Lateinischen Messe erleichtert hatte. In seinem Begleitschreiben hatte Papst Benedikt XVI. angemerkt, daß die Form der hl. Messe, die so viele Heilige hervorgebracht hatte, in größerem Umfang zugänglich gemacht werden solle, obwohl der Wert und die Heiligkeit der neueren Form, die heute in unseren meisten Pfarreien gefeiert wird, weiterhin anzuerkennen seien. Den neuen Ritus als Illegitim abzutun, bedeute einen Selbst-Widerspruch, wie er sagte.

Da ich zu der Generation gehöre, die viele als die JP2_Generation" bezeichnen, kannte ich die Messe nur in der nach dem 2. Vativanum eingeführten „ordentlichen" (normalen) Form, die eine Menge jugend-freundliche Neuerungen wie etwa zeitgenössische Lobpreis-Lieder mit bringt. Und so betrat ich auf der Suche nach etwas Neuem und Andersartigen die seltsame im hispanisierenden Stil gehaltene Kirche der hl. Franziskus und Clara mit den vorgefertigten Vorstellungen von der Lateinischen Messe, wie sie von den Medien verbreitet werden.

Umso größer war meine Überraschung, als die große Mehrheit der Teilnehmer Leute aus meiner eigenen Generation waren. Tatsächlich hatte Papst Benedikt angemerkt, daß das Verlangen nach freierem Gebrauch des Missales von 1962 nicht nur von denen kam, die damit aufgewachsen waren, sondern auch von Jüngeren, die sich davon angezogen fühlten und darin „eine Form der Begegnung mit dem Geheimnis der allerheiligsten Eucharistie fanden, die ihnen besonders entspricht".

Als die Messe anfing, wurde ich gleich auf mehrfache Weise in dieses Geheimnis hereingezogen.

Da ich mit dieser Form der Messe überhaupt keine Erfahrung hatte, stolperte ich durch das Gebetbuch und versuchte, dem lateinischen Text und der englischen Übersetzung zu folgen. Das war etwas frustrierend. Denn die neue Liturgie kannte ich in- und auswendig, aber nun fühlte ich mich, wie sich wohl Konvertiten fühlen müssen, die erstmals an einer Messe teilnehmen: verwirrt.

In einer Zeit und einer Epoche, wo wir es schätzen, volle Kontrolle über unsere Umgebung zu haben, war es mir sehr unangenehm, nicht zu wissen, was ich tun sollte. Ich war es nicht gewöhnt, mich den Dingen einfach unterzuordnen – doch das war genau das, was ich tun sollte. Ich schloss das Gebetbuch und legte es zur Seite. Ich entschloss mich, mich der Messe einfach hinzugeben – und damit wurde alles anderes.

Ich hörte die auf Latein gesungenen Gebete, sah die Weihrauchschwaden in der Luft und wie der Priester das Messopfer darbrachte, und da wurde mir klar: So haben Jahrhunderte von Katholiken die Messe gefeiert. Plötzlich fühlte mich aus den Begrenzungen von Raum und Zeit herauskatapultiert. Ich wusste zwar, daß wir Katholiken in der Eucharistie vereint sind, aber in der lateinischen Messe gewann der Ausdruck „allumfassende Kirche" eine weitere und tiefere Bedeutung.

Bei einer Messe wie dieser sprachen die hl. Theresa von Lisseux oder der sl.. Pier Giorgio Frassati das gleiche Credo, beteten das gleiche Pater Noster und antworteten mit dem gleichen „et cum spiritu tuo". Mehr als je zuvor fühlte ich mich da in die Gemeinschaft der Heiligen einbezogen: Ich betete in der gleichen Sprache, in der sie gebetet hatten, und nun schienen sie nicht mehr so weit weg zu sein.

Während ich mich an diesen Geheimnissen erbaute, kam als größter Moment der Hingabe die Zeit der Kommunion. In der Lateinischen Messe ist es Tradition, sich zur Kommunion niederzuknien und die Hostie auf die Zunge zu empfangen.

Das verursacht mir etwas Panik. Ich hatte nur gelernt, wie man die Kommunion auf die Hand empfängt. Aber hier gab es keine Alternative. Ich konnte die Dinge nicht so haben, wie ich das wollte, als ob die Messe ein Schnellrestaurant wäre. Als ich durch den Mittelgang zum Altar ging, fühlte ich mich so nervös wie eine Braut in der Hochzeitsnacht, die zum ersten Mal ihren Bräutigam empfängt. Und genau das geschah ja auch: Ich sollte den Bräutigam in einer Weise empfangen, die ich noch nie erfahren hatte.

Da hörte ich einfach auf zu denken und konzentrierte mich ganz allein auf Ihn.Ich machte mir keine Gedanken mehr um meien Umgebung oder darüber, ob ich wußte, was ich tat. Einfach loslassen und alles Gott überlassen, und so tat ich das einzige, was zu tun war, und gab mich dem hin.

Und als es dann geschah, war es überhaupt nicht irgendwie komisch, wie ich erwartet hatte, und tatsächlich war das Gefühl der Hingabe in dieser ersten Erfahrung so befreien, daß ich jetzt die Kommunion lieber in dieser Weise empfange.

In den folgenden Wochen besuchte ich dann wieder die lateinische Messe, so hatte mich die unbeschreibliche Schönheit der Tradition, der Musik und der Ehrfurcht angezogen. Langsam aber sicher lerne ich jetzt auch die Gebete und die Antworten, bei jedem Besuch erweitert sich mein lateinischer Wortschatz. Ich erfahre die tiefere Wahrheit von der Feier des Mahls des Lammes. Und jetzt weiß ich auch, warum der Priester in meinem Kindergebetbuch „in die falsche Richtung schaute", wie mir das als Kind vorgekommen war.

Ich weiß nicht, ob ich mich zu einer „traditionalistischen" Katholikin entwickeln werde. Ich gehe in keiner Weise vor den novus ordo zurück, der die Messe den Völkern in einer Sprache gebracht hat, die sie kennen. Aber ich kann sagen, daß die Teilnahme an der Lateinischen Messe wie das Auffinden einer verborgenen Schatzkiste mit all der darin verborgenen Schönheit ist. Sie ist in jeder Beziehung etwas außerordentliches.

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