„Jetzt muss es wieder ohne Rom gehen“
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- 13. November 2013
Eine zutiefst pessimistische, aber sicher nicht rundum unrealistische Sicht auf die aktuelle Entwicklung rund um die überlieferte Liturgie präsentiert Martin Mosebach in einem INterview, das jetzt auf der deutschen Website von Paix Liturgique erschienen ist. Sein Ausgangspunkt ist die Vermutung:
Papst Benedikt hat die Situation offensichtlich vollständig falsch eingeschätzt. Er hat offensichtlich nicht gesehen, wie tief der Geist der antiliturgischen Häresie schon in den hohen Klerus eingedrungen war. (...) Wahrscheinlich war eine „Reform der Reform“ von Anfang an ein aussichtsloses Projekt. Bei der allgemeinen liturgischen Unbildung und Verständnislosigkeit des Klerus war es hoffnungslos, für die Rückkehr einzelner sakramentaler Formen zu werben, die erst aus dem Gesamten des sakramentalen Corpus ihren Sinn und ihre Bedeutung empfangen. Papst Benedikts Scheitern in dieser Frage bestätigt, daß das Maximalprogramm der „Uneinsichtigen“ und „zu keinem Kompromiss Bereiten“, das Realistischste war: die vorbehaltlose Rückkehr zur Überlieferung.“
Auf die Frage, ob von der liturgischen Reform Papst Benedikts denn überhaupt nichts mehr übrig geblieben sei, antwortet der Schriftsteller:
Grundsätzlich ist das vorstellbar. Wir sehen zum Beispiel beim Eingreifen des Vatikans in das Ordensleben der Immaculata-Franziskaner, dass jede traditionelle geistliche Gemeinschaft, in der nicht ein ungebrochener gemeinsamer Wille alle Mitglieder vereint, in ihrem Bestand gefährdet ist. Auf der anderen Seite dürfen wir natürlich feststellen, dass die offizielle Kirche in Westeuropa insgesamt viel schwächer geworden ist und deshalb auch nicht mehr ohne Weiteres über die Kraft verfügt, mit der sie in den 70er- und 80er-Jahren ihr Zerstörungswerk betreiben konnte. Und auf der anderen Seite sind die Traditionsgruppen stärker geworden; man kann sie nicht mehr einfach einschüchtern und wegfegen, wie das so viele Bischöfe „im Geist des Konzils“ getan haben.
Die Chancen für die Tradition stehen nicht so schlecht, wenn sie sich darauf konzentriert, im Inneren stark zu bleiben, sich nicht in Streitereien zu verzetteln und vor allem junge Leute, junge Priester, für sich zu gewinnen. Wir hatten eine kurze Rekreationszeit, jetzt muss es wieder ohne Rom gehen; aber das kennen wir ja schon.“
Das ganze Interview finden Sie - in deutscher Sprache - auf der Website von Paix Liturgique.