Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Drei Jahre Summorum Pontificum

Erfahrungsbericht 1:
Ein Segen für die Kirche und das gläubige Volk

12. 7. 2010

Seit dem 7.7.2007 habe ich schon in meiner zu Ende gehenden Seminarzeit die forma extraordinaria zu erlernen versucht und mein liturgisches Wissen, bzw. meine liturgische Formung aus der Quelle der Tradition gespeist. Auch ist mein Diözesanbischof Dr. Gregor M. Hanke OSB ein Förderer der forma extraordinaria.

Am Tage nach meiner Primiz habe ich meine erste "eigene" Alte Messe in der Form des Requiems gefeiert. Dies war in meiner Heimatgemeinde - die von einem modernistisch orientierten Pfarrer geleitet wird (er schaffte das Knien während der hl. Messe völlig ab) eine ganz eigene Erfahrung. Die erste Alte Messe seit der Liturgiereform. Die Reaktion der Gläubigen war durch die Bank weg positiv. Es wurde - gerade auch Jüngeren - bewusst, was alles verloren gegangen war. Ältere Gemeindemitglieder baten mich, wenn Sie gestorben seien, dass ich für Sie eine Heilige Messe in dieser Form lesen möchte.

Seit meiner Weihe versuche ich regelmäßig in der überlieferten Liturgie zu zelebrieren. Immer, am freien Tag, wenn ich keine hl. Messe mit Gemeinde habe, feiere ich die Alte Form. Wenn möglich, kommen hierzu Gläubige, denen ich dies vorher gesagt habe und die Interesse daran haben. Durch dieses Wirken im Kleinen habe ich 25 Personen die entweder regelmäßig an der Alten Messe teilnehmen gewonnen, die vorher nur peripher oder überhaupt keinen Kontakt zu dieser Messform hatten. Das Durchschnittsalter liegt bei 23 Jahren, die meisten sind Abiturienten oder im Gymnasium in der oberen Stufe.

Einer aus diesem Kreis hat den festen Vorsatz ein Spätberufenenseminar zu besuchen, um später Priester werden zu können. Sein Herz ist auch für den alten Ritus geöffnet worden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Ritus extraord. meine persönliche, sowie meine objektiv priesterliche Spiritualität mehr als positiv befruchtet. Durch die Zelebration dieser Form wird mir immer mehr bewusst, was der Priester ist und was meine Aufgaben sind. Der NOM muss, um dies ebenso zu bewirken sehr eng am VOM angelegt gefeiert werden. Ich kann mir seit ich mich mit der Materie beschäftigt habe, nur sehr schwer vorstellen, jemals z. B. die "Hochgebete für besondere Anliegen" auszuwählen, obgleich aprobiert, meine ich, eine andere Ekklesiologie dort zu spüren. Auch die Verwendung des II. Hochgebetes kommt sehr sehr selten vor; in der Regel ist es mir ein Bedürfnis den Canon Romanus auch als selbstverständlich im NOM zu wählen. Eigentlich ist es der Normalfall geworden. Ich führe dies auf die Alte Messe zurück und auf den Wunsch des Hl. Vaters, dass die Riten sich gegenseitig befruchten sollen.

Weniger gefällt mir und macht mir auch pastorale Schwierigkeiten, die rechtlichen Unklarheiten, die von Rom immer noch nicht (nach drei Jahren Verheißungen von Ausführungsbestimmungen) geklärt wurden: so z. B. Handkommunion in der Alten Messe. Wo ist hier ein verbindliches Dokument des Verbotes? Eine einfache Note der Kommission Ecclesia Dei in Antwort auf eine private Anfrage erscheint mir keine kirchenrechtliche Grundlage im Blick auf das Motu Proprio von Paul VI. der die Handkommunion ja schon erlaubte, bevor die Liturgiereform in Kraft trat. Hier besteht dringender Klärungsbedarf.

Ebenso muss dringend die Kalenderfrage geklärt werden. Denn wenn der Ritus in die Pfarreien gehört (und dies ist meine Meinung) ist eines der größten pastoralen Hindernisse die VErwendung von zwei Kalendern. Es wäre ein leichtes, hier Angleichungen vorzunehmen. Die Verwirrung bei den Gläubigen ist hierbei immens. Ich denke, es ist notwendig, dass der Alte Ritus aus seinem Nischendasein herauskommt, und dies will ja eben der Heilige Vater.

Die Leseordnung erscheint mir da weniger schwierig; wenngleich auch hier eine Angleichung im NOM wünschenswert wäre, gerade im Blick auf Vollständigkeit der Verkündigung. So ist z. B. am Fronleichnamsfest die selbe Pauluslesung in VOM und NOM, jedoch fehlt im NOM ein einziger Satz, nämlich der letzte: Wer dieses Brot nicht unterscheidet (...) isst sich das Gericht.". Hier wird bewusst eine Unterlassung gesetzt, die sich pastoral und liturgiepraktisch verheerend auswirkt im Bewusstsein der Gläubigen. Dieser Satz Pauli kommt nämlich KEIN EINZIGES MAL im NOM (Drei Lesejahrszyklus) vor, nicht einmal an Werktagen. Das bedeutet, hier wurde systematisch eine Veränderung durch Verschweigen erwirkt. Sicher ist die desolate Kommunionpraxis nicht nur allein auf das Fehlen dieser Stelle zurückzuführen, jedoch ergibt sich ein Gesamtbild wie bei einem Puzzle.

Summa Summarum denke ich, ist das MP Summorum Pontificum ein nicht zu unterschätzender Segen für die Kirche und das gläubige Volk. Das Gottesvolk ist bei weitem - auch bei den jungen Christen - sehr offen dafür und hat weniger, VIEL weniger Probleme mit dem Alten Ritus als uns medial und durch manche deutsche (Ideologen-)bischöfe suggeriert wird. Im Gegenteil. Das Volk Gottes möchte einfach genau das, was das Konzil in der Liturgiekonstitution fordert: Mystagogische Katechese, also ERKLÄRUNG des Ritus in Predigt und Katechese. Sie möchten wissen, warum etwas so ist. Und wenn dies kommt, dann nehmen die Gläubigen guten Willens - und auf die kommt es an - diese Formen bereitwillig auf, und sie sind sehr dankbar dafür, dass man ihnen diesen Schatz nicht vorenthält.