Motu Proprio: Summorum Pontificum

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Zusatzinfo

Texte zur Liturgiereform

Die zweite Hälfte des 20. Jh. brachte für die katholische Kirche eine Liturgiereform, deren Ergebnisse offiziell zwar immer wieder in den höchsten Tönen gelobt wurden, die aber letztlich keine der in sie gesetzten Erwartungen erfüllen konnte: Die Bindungskraft der Kirche gegenüber ihren Mitgliedern und ihre Ausstrahlung auf die Gesellschaft, die bereits vor dem Reformjahr 1969 deutlich schwächer geworden waren, nahmen nicht nur ungehemmt, sondern mit zunehmender Beschleunigung ab. Kein geringerer als der damalige Kardinal Joseph Ratzinger sprach deshalb schon in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine ganz und gar unpopuläre Erkenntnis aus: "Ich bin überzeugt, daß die Kirchenkrise, die wir heute erleben, weitgehend auf dem Zerfall der Liturgie beruht". (1997)

Als Hauptgrund für das Scheitern der Reform identifizierten Ratzinger und andere Kritiker der verunglückten Reform den Umstand, daß diese Reform in vielem als radikaler Bruch mit der Vergangenheit erschien und oft auch so dargestellt wurde. Dieser Bruch wurde am deutlichsten sichtbar in dem fast völligen Verbot, das der damalige Papst Paul VI. auf Anraten seiner liturgischen Berater gegen jede weitere Verwendung der bisherigen Liturgie verhängte. Eine Maßnahme, die bei Joseph Ratzinger ebenfalls auf größtes Unverständnis stieß: "Eine Gemeinschaft, die das, was ihr bisher das Heiligste und Höchste war, plötzlich als strikt verboten erklärt und das Verlangen danach geradezu als unanständig erscheinen läßt, stellt sich selbst in Frage. Denn was soll man ihr eigentlich noch glauben? Wird sie nicht morgen wieder verbieten, was sie heute vorschreibt? (1996)"

Jetzt, da aus Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. geworden ist, hat er die geregelte Wiederzulassung der alten Liturgie als "außerordentliche Form" des Ritus der römischen Kirche verfügt und damit eine neue Phase der voreilig für beendeten erklärten Liturgiereform eingeleitet. Es könnte die entscheidende Phase werden. Der Papst versucht, den Bruch der 60er und 70er Jahre zu heilen und die reformierte Liturgie, ohne sie nun ihrerseits abzuschaffen oder ihre Legitimität in Frage zu stellen, wieder an die 2000 jährige Tradition der katholischen Kirche zurückzubinden. Damit stößt er freilich auf heftigen Widerspruch bei allen, die die Deutung der vergangenen Entwicklung als Bruch bejahen. Und er überzeugt noch lange nicht diejenigen Anhänger der Tradition, die überhaupt keine Notwendigkeit oder Möglichkeit von Entwicklung und Reform anerkennen wollen. Wir wollen auf dieser Website Informationen und Argumente zusammentragen, die dazu dienen können, die Absichten des Papstes zu unterstützen.


Auf den Seiten dieses Bereichs haben wir einige Texte von anerkannten Autoritäten und Sachkennern zusammengetragen, die sich mit der Liturgiereform bzw. der "Ritenfrage" befassen und verdeutlichen, warum es für die Kirche auf ihrem Weg in das 21. Jahrhundert so wichtig ist, auch in der Liturgie die brüchig gewordene Kontinuität zu den ersten beiden Jahrtausenden ihrer Geschichte wieder zu befestigen. An erster Stelle stehen natürlich Passagen aus Predigten und Büchern von Joseph Ratzinger selbst, der sich schon in seiner Zeit als Kardinal und Präfekt der Glaubenskongregation immer wieder intensiv mit dieser Frage befasst hat.

Bei den Liturgikern verzichten wir weitgehend darauf, noch einmal die der Modernisierer zu präsentieren, die in den letzten Jahrzehnten die Diskussion dominieren und eine scheinbar unüberwindliche Meinungsführerschaft etablieren konnten. In den Veröffentlichungen des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier ist das alles über Jahrzehnte hinweg gesammelt nachzulesen. Stattdessen lenken wir die Aufmerksamkeit auf einige der Stimmen, die ebenso wie Joseph Ratzinger - und die längste Zeit ebenso vergeblich wie dieser - vor dem Bruch in der liturgischen Tradition gewarnt haben.

Unter Diversa schließlich zitieren wir einige Stimmen von Nicht-Fachleuten, die sich seit zum Teil seit Jahrzehnten für den Erhalt des liturgischen Erbes der Kirche einsetzen und dabei oft größeren Weitblick und mehr "sentire cum ecclesia" gezeigt haben, als viele, die von Berufs oder von Amts wegen zum Erhalt dieses Patrimoniums angehalten gewesen wären.

Dokumente des Papstes oder vatikanischer Behörden werden Sie in diesem Bereich nur ausnahmsweise und dann meistens auch nur in zitierten Abschnitten vorfinden. Die meisten dieser Dokumente sind im Internet verfügbar, so daß wir sie durch Verweise unter Links/Dokumente am Originalstandort verlinkt haben.