Die große amerikanische Krise
28. November 2023
Dia Kardinäle Pierre und Burke - das passt nicht zusammen
Er ist mein Feind. Ich nehme ihm die Wohnung weg und streiche ihm die Bezüge“. So soll Franziskus vor den Kurienhäuptern getobt haben, nachdem Kardinal Burke (75) altersentsprechend sein letztes vatikanisches Amt niederlegen mußte – um darin durch den 81-jährigen Jesuiten und Papstfreund Ghirlanda abgelöst zu werden. (Mehr zum Fall beim Beiboot Petri) Nach der Entlassung von Bischof Strickland als Ordinarius von Tyler ist das innerhalb eines Monats der zweite spektakuläre Fall, mit dem der angebliche Papst der Barmherzigkeit und der Öffnung der Kirche „für alle“ zu erkennen gibt, wie sehr er die amerikanischen Katholiken verabscheut und – falls sie sich ihm nicht bedingungslos unterwerfen – aus SEINER Kirche herauszudrängen versucht.
Gut, weder Kardinal Burke noch Bischof Strickland repräsentieren den Mainstream der US-Kirche, der teilweise durchaus aufgeschlossen gegenüber modernistischen Vorstellungen ist. Aber eben nur teilweise. Die Hauptströmung im US-Katholizismus ist nach wie vor darum bemüht, an den Grundsätzen der Lehre festzuhalten – die Bergoglio selbst offenbar nur noch als Hindernisse zur Verwirklichung seiner Vorstellung von Kirche betrachtet. Anders als der globalistische Ideologe Franziskus konzentriert sich die Mehrheit des US-Klerus pragmatisch auf ihren unmittelbaren Arbeitsbereich. Das läßt sie einerseits Konfrontationen mit Politikern scheuen, die etwa beim Thema Abtreibung kirchenfeindliche Positionen vertreten, fördert aber andererseits auch ihre Bereitschaft, die Anhänger der alten Liturgie gewähren zu lassen – wenn diese volle Kirchen haben, wo modernistische Kasperl-Theater-Liturgien die Gläubigen vertreiben.
Die Fälle Burke und Strickland oder die skandalösen Kardinalsernennungen von Franziskus in den letzten Jahren markieren nur die Spitze eines Eisbergs. Das Verhältnis zwischen der großen Mehrheit der amerikanischen Bischöfe – fast noch mehr als bei den „normalen Gläubigen“ – und dem Vatikan ist schwer zerrüttet. So schwer, daß nun auch hinsichtlich der USA immer öfter vom drohenden oder bereits verdeckt eingetretenen Schisma die Rede ist – wenn auch mit einem anderen Hintergrund als dem, den wir von der deutschen Kirche kennen. Zweifellos trägt Papst Franziskus selbst mit seinem despotischen Amtsstil, vielfältigen die überlieferte Lehre der Kirche untergrabenden Aussagen und Signale und nicht zuletzt durch seine ständigen Beschimpfung von Gläubigen und Klerus in den USA die Hauptverantwortung für die sich zuspitzende Krise. Doch für die amerikanische Kirche, und hier wieder insbesondere die Bischöfe, hat die Krise noch ein zweites Gesicht: Das des ebenso klerikal-arrogant wie inkompetent und glücklos agierenden Nuntius Christophe Pierre.
Pierre hat es sich zur Gewohnheit gemacht, die Bischöfe des Landes, in dem er das Pontifikat der Barmherzigkeit und Herzensweite repräsentieren sollte, des öfteren einzeln oder in Gruppen vorzuladen und in einer Weise zu maßregeln, die sich heute kein Behördenleiter oder Firmenchef gegenüber seinen Untergebenen erlauben könnte. Bischof Strickland kann da reichhaltige Erfahrungen vorweisen. Schon vor zwei Jahren habe ihn der Nuntius einbestellt und aufgefordert, von seiner allzu strikten Verteidigung der Lehre der Kirche hinsichtlich „Wiederverheiratung“ und „Homoehe“ abzulassen und lieber die (maßgeblich von Bergoglio mitverfaßten) Dokumente der fünften Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe von 2007 in Aparecida zur Richtschnur seiner Pastoral zu machen. Rückwirkendes Lehramt, sozusagen. Vor der Herbstversammlung der US-Bischofskonferenz habe Pierre ihn ausdrücklich aufgefordert, nicht an den Sitzungen teilzunehmen – obwohl er als Emeritus satzungsmäßig durchaus über Teilnahme- und Rederecht, wenn auch kein Stimmrecht verfügt, und obwohl ihn die Konferenz auch ausdrücklich zur Teilnahme eingeladen hatte. Auf der Konferenz selbst ließ der Botschafter dann keine Gelegenheit aus, die versammelten Ortsbischöfe weiter gegen sich und seinen römischen Chef aufzubringen.
Schon bei der Eröffnungsversammlung kam es zu einem mittelschweren Eklat, nachdem der päpstliche Oberbriefträger die vatikanische Kritik an den US-Katholiken, die er bereits zuvor in einem Beitrag für das ultralinke Jesuitenmagazin „America“ veröffentlicht hatte, vor dem Plenum in anklagendem Ton wiederholte. Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz antwortete darauf zwar ohne seinerseits in Polemik zu verfallen, ließ aber keinen Zweifel daran, daß die Kirche in den USA nicht bereit ist, den synodalen Umbauplänen der Bergoglianer zu folgen. Die – zum Teil außerhalb des Plenums ausgetragenen – Auseinandersetzungen zwischen Pierre und seinen (wenigen) amerikanischen Adjutanten nahmen so scharfe Formen an, daß selbst Prälaten, die sonst gerne ihre Nähe zu Bergoglio betonen – genannt werden hier die von Bergoglio zu Kardinälen erhobenen Bischöfe McElroy und Cupich – vorsichtig auf Distanz gingen.
Am Rande der amerikanischen Bischofsversammlung kam eine bemerkenswerte Detailinformation zum Vorschein, die möglicherweise zumindest zum Teil erklären kann, warum das bergoglianische Rom so schlecht auf die amerikanischen Katholiken zu sprechen ist: Von den 194 amerikanischen Diözesen (eine bemerkenswerte Zahl angesichts von ca. 70 Millionen eingetragenen Kirchenmitgliedern) haben es „über 100“ bisher versäumt, die Richtlinien von Traditionis Custodes zur Isolierung und Strangulierung der Gemeinden des alten Ritus umzusetzen. Immer noch verfügen z.B. die Petrusbruderschaft über etwa 50 und das Institut Christus König über etwa 20 Gottesdienstorte im Land, immer noch gibt es Diözesanpriester, die – mit Wissen und Duldung ihres Bischofs, aber ohne große öffentliche Bekanntmachung – in einer dem Bistum unterstehenden Kirche die überlieferte Liturgie feiern und die Sakramente spenden.
Da die Bergoglianer in der überlieferten Liturgie den stärksten Anker sehen, der die Kirche mit ihrer apostolischen Vergangenheit verbindet, sind sie über diese Resilienz des amerikanischen Episkopats besonders erbost. Wie es heißt, werden derzeit in Rom neue Instrumente bereitgelegt, um die trotz und entgegen Traditionis Custodes und Responsa ad Dubia nach wie vor genutzten „halb-freien“ Räume für die Gemeinden der Tradition weiter einzuschränken. Das dürfte übrigens auch Bischof Ackermann von Trier demnächst erfahren, dessen großzügige Richtlinie zum Erhalt von fünf seit vielen Jahren bestehenden Messorten in Rom dem Vernehmen nach veritable Wutanfälle ausgelöst hat. Weitaus heftigere, als die Sturheit der Bätzing-Konferenz im Beharren auf ihrem Synodalen Irrweg – aber das wäre ein anderes Thema.
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