Jahresämter für Papst Benedikt
und Kardinal Pell
11. Januar 2024
Mit (mindestens) drei feierlichen Jahresämtern gedachten der Tradition in Glaube und Lehre verbundene Katholiken in diesen Tagen zweier schwerer Verluste, die die Kirche Christi im verganenen Jahr betroffen haben: Des Todes von Papst Benedikt XVI. am letzten Tag des Jahres 2022 und des Todes von Cardinal Pell am 10. Januar 2023.
Am 31. Dezember feierte Erzbischof Gänswein das Jahresamt für Benedikt XVI. am Altar in der Peterskirche zu Rom. Der Raum zwischen dem Altar der Konfessio und dem Altar des Stuhles Petri war sehr gut besetzt. Die Zahl der in Choro teilnehmenden bzw. konzelebrierenden Priester und Bischöfe hielt sich demgegenüber sehr in Grenzen. Die vier teilnehmenden Mitrenträger – daruntr Kardinal Müller – waren sämtlich Kardinäle - „gewöhnliche“ amtierende Bischöfe sahen sich wohl außer Stande, quasi unter den Augen des gegenwärtig glücklos regierenden Papstes an der Gedenkmesse für seinen Vorgänger teilzunehmen. Die Messe wurde – selbstverständlich nach dem Novus Ordo – als gesungenes Amt in lateinischer und italienischer Sprache gefeiert. Welches Formular verwandt wurde, war nicht zu ermitteln. Während der Kommunion und anderen „Leerzeiten“ erklangen Weihnachtslieder, die liturgische Farbe war weiß – was nach den Rubriken des NO auch für ein Totenamt zulässig wäre. EWTN hat die Messe in ganzer länge dokumentiert und auf Youtube zugänglich gemacht.
Ein reguläres „Jahresamt“ für Papst Benedikt nach den Büchern der Liturgie von 1962 wurde am 8. Januar in der Kirche Corpus Christi at Maiden Lane in London gefeiert. Zelebrant war hier der der Gesellschaft verbundene Fr John Scott. Das ebenfalls der Gesellschaft verbundene Southwell Consort sang die Missa pro Defunctis von Palestrina. Joseph Shaw von der Latin Mass Society hat auf der Website seiner Organisation einen kleinen Bildbericht eingestellt.
Am 10 Januar fand dann schließlich in Rom in der bis auf den letzten Platz besetzten Kapelle des Domus Australia ein feierliches Requiem als Jahresamt für den vor einem Jahr unerwartet nach einer Operation verstorbenen australischen Kardinal Pell statt. (Bericht)
Auch diese Messe wurde nach den Büchern des Novus Ordo gefeiert – liturgische Farbe war hier violett. Hauptzelebrant war Kardinal Müller, unter den (wenigen) Konzelebranten waren mit Fr. Joseph Hamilton, dem früheren Sekretär des Kardinals, und Weihbischof Richard Umbers aus Sydney zwei weitere ehemalige enge Mitarbeiter Pells. Neben mehreren anderen Kardinälen und Bischöfen nahm (in Choro, als nicht als Konzelebrant) auch Raymond Cardinal Burke an der Messfeier teil.
Die Zelebration der Gedenkfeiern in beiden Formen der Liturgie der römischen Kirche und der „gemischte“ Kreis der Teilnehmer bringent ein weiteres Mal die Tatsache zum Ausdruck, daß die Krise, die gegenwärtig die Kirche bis an den Rand der Spaltung bringt, ihre eigentliche Ursache jedenfalls nicht in der Liturgie, sondern in tiefer liegenden Differenzen hat. Die Liturgie bietet nur den sinnfälligsten Ausdruck dieser Differenzen. In der Sache geht es, wie Franziskus in Traditionis Custodes selbst bestätigt hat, um durchaus gegensätzliche und letztlich unvereinbare theologische und philosophische Sichtweisen.
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