Und schon wieder: Anglikaner zelebrieren in römischer Kirche
29. Januar 2024
Justin Welby bei der Predigt am 25. Januar.
Erneut konnte in einer traditionsreichen römischen Kirche ein anglikanischer Gottesdienst stattfinden – mit päpstlicher Erlaubnis, versteht sich. Diesmal war es sogar das Oberhaupt der Anglikaner, Erzbischof Welby von Canterbury, der in San Bartolomeo all’Isola eine Art „Pontifikalamt“ feierte, simulierte, vorführte – wer weiß das schon. Bilder von der Veranstaltung die Justin Welby dort mit Mitra amtierend zeigen, können wir leider nicht bringen – sie sind vom Bilderkonzern Getty monopolisiert und nur gegen dreistellige Beträge lizenzierbar. Wer will, kann sie ja auf der entsprechenden Seite in Gettys Web-Katalog kostenlos betrachten.
Wir hatten die Problematik der Zelebration von Vertretern erklärtermaßen „schismatischer“ Kirchen und Gemeinschaften ja bereits im vergangenen Jahr ausführlich behandelt. Auch der Umstand, daß insbesondere anglikanische Häretiker offene Kirchentüren finden, wo Vertreter der katholischen Tradition ausgesperrt bleiben, wurde bereits thematisiert. Daher soll der neueste römische Vorfall jetzt in zwei anderen Richtungen etwas näher ausgeleuchtet werden:
Zum einen: Die offenen Türen für die Anglikaner erklären sich ja nicht zuletzt daher, daß insbesondere in der „Church of England“ schon vieles von dem verwirklicht ist, zu dem sich die Bergoglianer derzeit mehr oder weniger verschämt und verschleiert äußern: Verheiratete Priester, Segnungen homosexueller Paare bis zur förmlichen Ehesimulation, Plaudersynoden im Überfluss, Abstimmung der Lehre mit der staatlichen Gesetzgebung – was könnte sich ein Bätzing oder ein Fernandez mehr wünschen. Man fragt sich täglich, warum diese merkwürdigen Figuren nicht längst ihre eigene Episkopalkirche nach englischem Muster aufgebaut haben – aber sie arbeiten ja daran. Noch ein Franziskus, und das gelobte Land ist in greifbarer Nähe.
Nur, daß dieses gelobte Land nicht gerade von Milch und Honig fließt, sondern wegen rasanten Gläubigenschwundes (und islamischer Einwanderung und Mission) nur noch „eine Generation entfernt vom Aussterben“ ist, wie der Vorgänger Welbys schon vor 8 Jahren warnte. Die anglikanische Welt weist tiefgehende Brüche auf. Vor noch nicht einmal einem Jahr haben zwölf bedeutende Gruppierungen der anglikanischen Tradition in der südlichen Welthälfte formell die Gemeinschaft mit dem Erzbischof von Canterbury aufgekündigt. Der Grund und letzter Anstoß: Die Genehmigung der Church of England von Segensgebeten für gleichgeschlechtliche Paarungen. Die offene Spaltung der Anglikaner über dieses Thema hat freilich die Bergoglianer unter dem erotomanen Glaubensverderber Fernandez nicht daran gehindert, den gleichen Weg zu beschreiten, wenn auch vorerst noch verschämt kriechend – und schon zeichnen sich in der römischen Kirche die gleichen Bruchlinien ab wie bei den Anglikanern.
Ist das gewollt? Nur noch eine Generation vom Aussterben entfernt? Und deshalb Einladung zur Zelebration in San Bartolomeo?
Die zweite Überlegung geht in eine ganz andere Richtung. Anders als bei den Orthodoxen ist bei den Anglikanern die Frage der Gültigkeit ihrer Weihen und der Wirksamkeit der Sakramente seit Apostolica Cura Leos XIII. mehr als zweifelhaft, weil die Apostolische Sukzession unterbrochen ist. Zwar hat die Church of England mit einem Trick den Einwendungen von Papst Leo einen Teil ihrer Grundlage entzogen: Seit Jahrzehnten wirkt bei anglikanischen Bischofsweihen stets auch ein Bischof aus der schismatischen „Utrechter Union“ mit – deren Apostolische Sukzession anerkannt ist. Das ist der mit leicht blasphemischem Beiklang so genannte „Dutch Touch“. Ob das tatsächlich so „funktioniert“ und dann am Ende auch gar bei Bischöfinnen-Weihen, steht dahin. Gemeinsam haben jedenfalls auch die möglicherweise gültig geweihten anglikanischen Bischöfe mit den Orthodoxen, daß sie von Rom als „Bischöfe“ anerkannt werden, obwohl – und das ist ein sehr großes „Obwohl“ – obwohl sie ohne Auftrag und ohne Zustimmung des römischen Papstes geweiht wurden. Ebenso übrigens auch immer mehr Bischöfe der „Patriotischen Chinesischen Staatskirche“.
Das festzuhalten ist deshalb von großer Bedeutung, weil im bergoglianischen Rom immer wieder Forderungen laut werden, die Gültigkeit von Bischofsweihen zusätzlich zur Apostolischen Sukzession des Weihenden auch von der Ernennung oder Zustimmung seitens des Papstes abhängig zu machen. Die Gültigkeit – nicht „nur“ die rechtliche Erlaubtheit. Das wäre natürlich ein scharfes Schwert im unermüdlichen Kampf gegen die „schismatischen“ Traditionalisten, insbesondere gegen die Piusbruderschaft, die derzeit als einzige der traditionellen Gemeinschaften über „eigene“ Weihbischöfe verfügt. Würden deren Bischöfe nicht mehr anerkannt, könnte man darauf hoffen, daß die glaubenstreuen Traditionalisten zumindest gleichzeitig aussterben würden wie die Anglikaner der Church of England oder die Bergoglianer der Church of Rome.
Allerdings wären mit einer solchen Bindung der Gültigkeit von Bischofsweihen an eine „römische Sendung“ auch alle Voraussetzungen des ökumenischen Betriebs in Rom und ebenso für das Geheimabkommen mit Peking entfallen – ein schwerer Schlag für tragende Stützen des Pontifikats. Nun fürchten sich die Bergoglianer ja bekanntlich nicht vor logischen Unmöglichkeiten – es würde ihnen vermutlich nicht das Geringste ausmachen, die Bischöfe von Canterburys, Utrechts oder Pekings Gnaden weiterhin zu hofieren, und denen mit Apostolischer Sukzession, aber unerwünschter Traditionstreue, die Anerkennung zu bestreiten. Wofür haben sie denn ihre jesuitischen Haarspalter.
Wie weit und ob überhaupt sie damit durchkämen, würde sich im Fall des Falles herausstellen. Viele Katholiken, die nicht dazu bereit sind, den von den Anglikanern vorgezeichneten und in Rom nachgeahmten Weg des „Aussterbens“ bis zum bitteren Ende mitzugehen, würden den Betrug wohl rechtzeitig durchschauen. Die apostolische Sukzession ist ebenso wie die Apostolische Tradition nicht den Eingebungen eines irrlichternden Papstes unterworfen. Und das „Aussterben“ ist nicht der Weg, den Christus seiner Kirche vorgezeichnet hat.
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