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Wie der hl. Beda den Computer erfand
und die Steine zum Reden brachte

27. Mai 2024

3 - Tradition

Das Bild zeigt eine Manuskriptseite in frühmittelalterlicher Uzial-Schrift und einer dekorativen Initiale.

Initial-geschmückte Seite aus Bedas Historia.

Nach dem überlieferten Martyrologium Romanum ist der 27. Mai Gedenktag des Hl. Beda von Wearmouth (672 – 735), der seit alters her den Beinamen „Venerabilis“ „Der Ehrwürdige“ führt. Nach den aktuellen Ausgaben des Martyrologium fällt der Gedenktag auf den 25. Mai; andere Quellen datieren diesen „Geburtstag für den Himmel“ (Todestag) auf den 26. Mai. Die Umrechnung von Daten aus frühmittelalterlicher Zeit auf den heutigen Kalender ist nicht immer ohne Schwierigkeiten möglich. Und dabei hat der Benediktinermönch Beda selbst wie wenig andere dazu beigetragen, daß wir heute überhaupt so viel über Mittel­europa in der Zeit vor Karl dem Großen wissen, wie wir wissen oder zu wissen glauben.

In den letzten Jahren seines Lebens verfaßte Beda, der sich dabei neben vielen münd­lichen Überlieferungen auf die gut ausgestattete Bibliothek des Klosters von Wearmouth stützen konnte, die Historia ecclesiastica gentis Angelorum, die in über 160 erhaltenen Handschriften hervorragend überliefert ist. Die älteste davon ist noch in den letzten Lebensjahren oder wenige Jahre nach dem Tod des gelehrten Mönchs entstanden und wird heute in der russischen Nationalbibliothek von St. Petersburg aufbewahrt. Eine vollständige lateinische Version ist bei der LatinLibrary im Internet zugänglich.

Die Petersburger Handschrift ist das älteste europäische Manuskript überhaupt, das bebilderte Initialen mit inhaltlichem Bezug zum Text enthält – aus der Zeit vorher sind nur ornamental geschmückte Initialen bekannt, wie eine auch auf unserer Abbildung oben zu sehen ist.

Die Historia ist darüberhinaus eines der ältesten historischen Werke des Abendlandes, das mehr oder weniger erfolgreich die Angabe von Jahreszahlen „nach Christi Geburt“ unternimmt. Das war angesichts der Vielzahl kursierender Kalender und Jahreslisten ein äußerst schwieriges Unterfangen und konnte wie die oben erwähnten Datierungsvari­anten andeuten, bis auf den heutigen Tag nicht in allen Fällen zufriedenstellen gelöst werden – selbst bei dessen (Mit)Erfinder Beda nicht. Es ist wohl kein Zufall, daß die lateinische Bezeichnung für die damit zusammenhängenden Verfahren, nämlich „computare“ bzw. „computus“ später dazu herangezogen wurde, um den mechanischen bzw. elektronischen Rechenmaschinen ihren Namen zu geben.

Beda wurde während des hohen Mittelalter weit über die britischen Inseln hinaus als frommer Gelehrter fast im Rang eines Kirchenlehrers verehrt. Aus irgendeinem (oder vielleicht auch ohne besonderen) Grund wurde er jedoch erst 1899 von Papst Leo XIII. heiliggesprochen und tatsächlich in die Reihe der Kirchenlehrer aufgenommen. Bis dahin hatte ihm das fromme Volk (oder wahrscheinlicher die eifrig seine Schriften studieren­den Mönche in den Klosterschulen und Universitäten) längst den Beinamen „venerabilis“ verliehen – über dessen Herkunft die Leganda Aurea des Jacopo de Voragine (1229 – 1298) das Folgende zu berichten weiß:

Es begint ein Zitat

Der im hohen Alter erblindete Beda mußte bei seinen Predigtreisen von einem jungen Mönch geführt werden, um seine Wege zu bewältigen. Als sie so einmal durch ein Tal kamen, in dem viele große Felsen lagen, ließ ihn sein nichtsnutziger Begleiter anhalten und gab vor, dort hätten sich viele Men­schen schweigend versammelt, um der Weisheit des Alten zu lauschen. Darauf hin hub Beda mit Inbrunst zu predigen an (solche mittelalterlichen Predigten konnten beträchtliche Länge erreichen, worüber Jacopo freilich nichts zu berichten weiß.) Endlich schloß er den Vortrag nach seiner Gewohnheit mit einem „in alle Ewigkeit… “ — und die versammelten Steine antworteten darauf mit lauter Stimme: „... Amen, ehrwürdiger Vater!“

Heiliger Beda von von Wearmouth – bitte für uns.

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