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Und immer wieder die Frage:
Ist der Papst noch katholisch?

06. Juni 2024

6 - Kirchenkrise

DDie Montage von LifesiteNews zeigt im Hintergrund eine Aufnahme vom Treffen und im Vordergrund Franziskus vor einer Fahne der LGBT-Bewegung

"Der Papst hört zu" — Montage von LifeSiteNews zu dem im Text zitierten Artikel.

Die Bemerkung von Papst Franziskus über „ausufernde Schwuchtelei“ an einigen Priesterseminaren entsprach im Tonfall nicht ganz dem, was man von der Würde des Papst­amtes erwarten möchte – in der Sache war sie jedoch keineswegs falsch. Hätte es dazu einer besonderen Bestätigung bedurft – der laute Aufschrei der internationalen Pink-Mafia hat sie geliefert. Viele konservative „papsttreue Franziskuskritiker“, und von denen gibt es insbesondere in den USA eine ganze Menge, wollten in der flapsigen Bemerkung sogar einen Hinweis darauf erkennen, der Papst wolle endlich von seinem bereits kurz nach der Amtsübernahme mit dem „wer bin, um zu urteilen“ ausgerufenen Wackelkurs in Sachen Morallehre abrücken und wieder katholisch werden.

Eine Bestätigung für diese Vermutung erblickte der amerikanische „kritische Papsttreue“ Robert Royal in einer anderen etwa gleichzeitig mit der „Schwuchtelei“-Geschichte gemachten Bemerkung von Franziskus in einem Interview mit CBS-News. Dort hatte er im Zusammenhang mit den Segnungen für „irreguläre Paare“ und dem irregulären Dokument Fiducia Supplicans“ etwas geäußert, das sich so anhörte, als halte er derartige Segnungen – für ausgeschlossen: „Das hat der Herr selbst so festgelegt.“

Ist Franziskus also bereit, wieder auf den festen Boden der überlieferten Morallehre zurückzukehren, wie Royal und andere das dieser Tage mit großer Erleichterung ver­kün­det haben? Wie es scheint, war das Aufatmen verfrüht – das einzige, worauf man sich bei diesem Papst verlassen kann ist, daß man sich nicht auf ihn verlassen kann. Die Seufzer der Erleichterung waren noch nicht verklungen, da unternahm Franziskus eine Reihe von Schritten, die unübersehbar machten: Hier hat sich überhaupt nichts geändert; Ambivalenz, offener Selbstwiderspruch und dem entsprechende haarsträubende Personalentscheidungen bleiben nach wie vor Grundelemente seines Pontifikats – ganz egal, was „der Herr selbst so festgelegt hat“ oder nicht.

Als erstes schickte er Ende Mai einem Seminaristen, der wegen homosexueller Nei­gun­gen (oder waren es mehr als Neigungen?) aus einem italienischen Priesterseminar entlassen worden war, ein Handschreiben (!), das neben der üblichen wüsten Kritik an den „rigiden Klerikalisten“ die Ermutigung enthielt: „Bruder – geh’ weiter den Weg Deiner Berufung.“ (Quelle). Da das aber offenbar noch nicht genug Beschwichtigungs­geste gegenüber der immer noch wegen der „Schwuchtelei“ lautstark protestierenden LGBTQN+++-Gemeinde war, steuerte er für das neueste Buch des prominenten amerikanischen Homo-Predigers P. James Martin S.J. ein Vorwort bei, in dem er so ziemlich alles in Frage zu stellen scheint, was bisher als Grundlage der Kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre gegolten hat. Den Text des Vorworts und eine kurze Einschätzung gibt es bei Messa in Latino. Kurz danach fand dann im Vatikan ein weiteres Treffen von Franziskus mit Vertretern der „Schwulen- und Transgender-Gemeinde“ statt – wohl zum „Hören und Lernen“, wie man dieser Tage in Rom so gerne sagt.

Der heftigste Schlag von allen aber war die Ankündigung neuer Mitglied: Wohl zur Rückenstärkung für den theologisch allzu unbedarften Glaubenspräfekten Fernandez ernannte Franziskus drei seiner getreuesten Mitstreiter zu weiteren Mitgliedern der Glaubensbehörde: Die Kardinäle José Tolentino de Mendonça, Präfekt des Dikasteriums für Kultur und Erziehung, und Marcello Semeraro, Präfekt des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, sowie Msgr. Bruno Forte, Erzbischof von Chieti-Vasto in Italien. Alle drei sind nicht nur machtpolitische Adjutanten Bergoglios – sie stehen auch voll auf der Linie seiner „alles ist relativ, alles ist möglich“-Theologie – auch und gerade in Sachen Sexualmoral. Die beiden nun Fernandez beigeordneten Präfekten behalten selbstverständlich den Vorsitz ihres jeweiligen Dikasteriums.

Doppelmitgliedschaften in den Kongregationen sind eine alte und durchaus sinnvolle Einrichtung – aber so wie Franziskus das praktiziert, bildet sich damit ein enges Geflecht von relativ wenigen Vertrauensleuten, die in mehr oder weniger allen Behörden nicht nur Mitglied sind, sondern auch den Ton angeben. Nur wenig überspitzt ausgedrückt: Ganz gleichgültig, welches Dikasterium gerade tagt: In der ersten Reihe sieht man immer die gleichen Gesichter, die Präfekten bleiben da unter sich.

Eine ausführliche Würdigung der „Leistungen“ der neuen Kongregationsmitglieder für die bergoglianische Verunklarung der Glaubens- und Sittenlehre der Kirche brachte der NationalCatholicRegister bereits am Tage nach der Bekanntgabe der Ernennungen - man war wohl vorgewarnt worden. Auf Deutsch findet man eine ähnliche Zusammenstel­lung bei katholisches.info.

OneePeterFive bringt seinen am 5. 6. erschienenen Artikel zum Thema unter der Überschrift: “Franziskus beauftragt Homosex-Ideologen mit der Formung der Lehre – alle drei neuen Spitzen der Glaubensverwaltung haben schon Kapitulationsbereitschaft gegenüber der Homolobby erklärt.“ Die in dieser Überschrift ausgedrückte Konzen­tration auf das Homo-Thema greift vielleicht etwas zu kurz: Alle Gebiete des Glaubens und der Moral stehen für die neuen Männer zur Disposition für eine zeitgeistgefällige Anpassung – nicht unbedingt durch direkte Umformulierung, sondern durch gezielte Verunklarung. Die Herren sind sozusagen hochqualifizierte Fachkräfte für den Einbau von Hintertüren und Schiebekulissen.

Nebenbei signalisiert Franziskus mit den neuen Ernennungen auch seinen und seiner Mitstreiter unbedingten Willen, die „Errungenschaften“ dieses Pontifikats auch in das nächste hinüberzuretten. Ob er das schafft, wird sich zu gegebener Zeit herausstellen. Daß er mit seinem üblen Plan gescheitert ist, werden wir dann wissen, wenn niemand mehr fragt: „Ist der Papst noch katholisch?“

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