Woche 25: Von Schismatikern umzingelt
22. Juni 2024

1520: Martin Luther verbrennt die Bannbulle
Was für eine Woche: Schisma und Schismatiker rundum. Am großzügigsten mit der Verleihung dieses Titels – zu der er glücklicherweise ganz und gar nicht befugt ist – war der im Kampfmodus eingerastete Andrea Grillo, der die Anhänger der überlieferten Liturgie samt und sonders für Schismatiker und Sedisvakantisten hält. Dann sind da im fernen Indien die Syro-Malabarer, von denen einige dadurch ins Schisma geraten sein sollen, daß sie an der (ihrer Meinung nach) von „Dem Konzil“ angeordneten Zelebrationsrichtung festhalten will. Und dann die „schismatischen Nonnen“ in Spanien, die sich im Streit mit dem Ortsbischof um eine Immobilie (kommt in der letzten Zeit verdächtig oft vor) einem überaus zweifelhaften Vagantenbischof unterstellt haben.
In Deutschland sehen sich die Befürworter des synodalen Sonderwegs ebenso wie ihre Gegner ständig dem Vorwurf ausgesetzt, auf ein Schisma hinzusteuern. Hier drückt Rom beide Augen zu, obwohl die Berufung der „nichtbinären Person“ Mara Klein in den „synodalen Ausschuss“ dort eigentlich alle Alarmklingeln auslösen müsste. Auf so gnädige Zurückhaltung wird wohl Erzbischof Vigano nicht rechnen können, der jetzt von der Eröffnung eines offiziellen Verfahrens zur Feststellung seiner Exkommunikation informiert worden ist und damit ins Schisma gerät. Teilweise hat Vigano sich das selbst zuzuschreiben, weil er seine in der Sache oft berechtigte Kritik an Franziskus und dessen Kurie ebenso oft in einer Sprache vorgetragen hat, die kaum anders denn als Aufkündigung der Gemeinschaft verstanden werden kann. Da sind die deutschen Bischöfe mit ihrer ebenso diplomatischen wie unaufrichtigen Sprache gescheiter.
Daß sprachliche Zurückhaltung auch dann nicht viel hilft, wenn sie von den „Falschen“ praktiziert wird, dürfte wohl bald die Piusbruderschaft erfahren, die nichtoffiziell (immerhin aber aus dem Mund ihres französischen Distriktsoberen) wissen ließ, daß die Bruderschaft demnächst neue Weihbischöfe konsekrieren müsse, da die erste Generation vom Weihejahrgang 1988 aus Altersgründen und wegen schwacher Gesundheit ihren Pflichten nur noch begrenzt nachkommen kann. Rom hat sich zu der diese Woche bekannt gewordenen Mitteilung bisher noch nicht geäußert, aber bei häretisch.de ist schon Feuer am Dach: In ihrer recht kurzen Meldung zum Thema kommt das Wort „Schisma“ gleich vier mal vor; noch öfter ist von „illegal“, „unerlaubt“ und „rechtswidrig“ die Rede. Und natürlich darf auch der böse Williamson nicht fehlen: Rechts-Alarm!
Zum Abschluß noch kurze Hinweise auf zwei Meldungen/Ereignisse, die auf den ersten Blick nichts mit der von Franziskus bei seinem Amtsantritt in Aussicht gestellten und inzwischen weit gediehenen Spaltung der Kirche zu tun haben. Heute, Samstag 22. 6. 24, Vormittag, findet in Westminster Cathedral die Bischofsweihe des ersten aus dem Ordinariat ULF von Walsingham selbst kommenden Ordinariats-Bischofs David Wallner statt (Video). Als Hauptkonsekrator ist der Chef der Glaubenskongregation Kardinal Fernández selbst und höchstpersönlich aus Rom angereist. Nun rätselt man darüber, was das zu bedeuten hat: Will der Präfekt das Ordinariat gegenüber dem auch von einigen Seiten in der katholischen Kirche Englands gelegentlich ventilierten Vorwurf „separatistischer Bestrebungen“ in Schutz nehmen – oder will er das Ordinariat davor warnen, in der Ausübung seiner Selbständigkeit zu weit zu gehen?
Die zweite Meldung kommt aus den USA, wo im Juli in Indianapolis der 10. Eucharistische Kongress der USA stattfindet. Zu diesem Anlaß wird Erzbischof Cordileone ein (Pontifikal?)Amt in der überlieferten Liturgie in der Holy-Rosary Church zelebrieren, die der Ortsbischof den traditionsorientierten Gläubigen für ihre Gottesdienste zur Verfügung gestellt hat. Auch hier ist die Einschätzung schwierig: Einige sehen darin einen Versuch, auch in den USA vorhandene Spaltungen abzumildern, andere befürchten deren Vertiefung (), zumal parallel zum Eucharistischen Kongress auch einige Veranstaltungen betont romkritischer Katholiken stattfinden.
Wohin man auch schaut – überall in der Kirche liegt ein Geruch von Schisma und Scheiterhaufen in der Luft, und wenn dieser Qualm und Rauch sich in den letzten Jahren immer mehr verstärkt hat, wird man wohl Franziskus, der doch alles unter seinem Kommando zusammenzwingen will, einen guten Teil der Verantwortung dafür zuschreiben müssen.
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