Dialog und Gleichwertigkeit der Religionen – ein neues Dogma?
23. September 2024
Shagufta Kiran - wegen angeblicher Mohammed-kritischer WhattsApp-Nachrichten zum Tode verurteilt
In die Diskussion darüber, ob die jüngsten Äußerungen von Franziskus zur Gleichwertigkeit aller Religionen als Wege zu Gott nicht nur eine Häresie darstellen, sondern auch Apostasie ausdrücken, wollen wir uns in keiner Weise einmischen. Gleichgültig, zu welchem Befund wir – oder andere – in dieser Sache kommen: Es gibt keine kirchenrechtliche Regelung dazu, wer befugt wäre, einen solchen Befund zu treffen und welche Folgen eine solche Feststellung hätte. Beiträge zum Thema wie der des amerikanischen Theologen Brian Harrison auf OnePeterFive: Francis Doubles Down – but Has He Apostatized? oder des deutschen Philosophen Vigilius (Pseudonym) Papst Franziskus im „Tunnel der Freundschaft“ sind lesenswert und erhellend – an dem, was in der Realität geschieht, ändern sie vor dem nächsten Konklave nichts. Und ob danach, ist auch noch höchst unsicher.
Die Realität ist derweil dadurch gekennzeichnet, daß in Nigeria und anderen zentralafrikanischen Ländern fast jeden Tag bewaffnete Horden, die unter dem Banner des Propheten agieren, Überfälle auf christliche Einrichtungen verüben, Priester und Ordensleute umbringen oder entführen und im besten Fall gegen Lösegeld freigeben. Schüler und Schülerinnen werden gekidnappt, vergewaltigt und nach einer meist mit einer Art Verkauf verbundenen Zwangsverheiratung in den Übertritt zum Islam gepresst. Gerade so, wie es vor 14 Jahrhunderten die die Horden des Propheten selbst praktizierten, als sie Nordafrika und Teile Spaniens dem Islam unterwarfen – nur damals ohne Handy.
An diese christenmordenden Raubzüge in Nigeria haben wir uns inzwischen gewöhnt, die Regierung in Afrika, aber auch in Europa, schauen angestrengt und durchaus erfolgreich in die andere Richtung, und aus Rom hört man, wenn überhaupt,noch ein Dialogangebot. Im Hintergrund werden Lösegelder gezahlt – zum Segen für die Freigekauften, aber auch zur Steigerung der Attraktivität des Geschäftsmodells.
Noch weniger Beachtung als diese bereits routinemäßig abgewickelten Christenverfolgungen in Afrika finden die haarsträubenden Akte der Christenverfolgung z.B. in Pakistan, wo nicht irgendwelche Räuberbanden, sondern der Staat und sein Justizapparat selbst als Mordbande agieren. Der englische Catholic Herald lenkt in seiner neuen Ausgabe die Aufmerksamkeit auf den Fall der 40 Jahre alten früheren Krankenschwester Shagufta Kiran, Mutter von vier Kindern, die vergangene Woche zum Tode verurteilt wurde, weil sie angeblich Mohammed-lästerliche Messages auf WhattsApp geteilt hat. Das war schon 2020 – damals stürmte aufgrund der Beschuldigung durch einen Muslim-Aktivisten eine Sonderabteilung der Geheimpolizei das Haus der Familie und brachte die Frau ins Gefängnis, wo sie seit drei Jahren eingekerkert ist. Grundlage des polizeilichen Vorgehens und der jetzt erfolgten Verurteilung ist Paragraph 295-C des pakistanischen Anti-Blasphemiegesetzes – das soweit wir sehen seitens der in der „Westlichen Wertegemeinschaft“ mit Pakistan verbündeten europäischen und nordamerikanisch Regierungen nicht mehr als ein diskretes Naserümpfen hervorgerufen hat.
Und der Vatikan? Wir hören nichts – aber vielleicht erfahren wir demnächst, daß Rom im Zeichen des allumfassenden und alles verzeihenden Dialoges auch mit Pakistan ein ähnliches Geheimabkommen abgeschlossen hat wie das mit China, das dem Staat alle Rechte und der Kirche nicht nur das Nachsehen gibt, sondern auch noch den Mund verbietet. Ein „Dialog mit Maulkorb“ sozusagen. Oder es gibt ein neues „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ wie die von Franziskus und dem Scheich des Azhar-Institutes unterzeichnete Erklärung von Dubai über die „Kultur des gegenseitigen Respektes“, der später von Franziskus in „Fratelli tutti“ lehramtliche Bedeutung beigemessen wurde.
Ob Franziskus als der Papst in die Kirche eingehen wird, der die Kirche gespalten hat, wissen wir nicht. Aber daß er das auch von Figuren wie Alexander VI. oder Urban VI. nicht angetastete „Lehramt“ ruiniert und um Glaubwürdigkeit und Verbindlichkeit gebracht hat, muß man wohl schon heute konstatieren. Von daher ist auch niemand im Gewissen an die neuen Dogmen der neuen Kirche gebunden.
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