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Ein „Brief von der Synode“
zum Thema „Diakonat“

05. OKTOBER 2024

6 Kirchenpolitik

Blick in den Synodensaal mit den voll besetzten 'runden Tischen'

Die runden Tische der Synode 2023

Pünktlich zum Beginn der 4. und (hoffentlich) letzten Session der Großen Römischen Syno­densynode, hat der in Erinnerung an einen Vorgänger aus der Zeit des II. Vatikanums unter dem Namen Xavier Rynne schreibender Anony­mus seine Berichterstattung über diese vielfach schon als „Ersatzkonzil“ gefeierte buntgemischte Zusammenkunft wieder aufgenommen. Das erspart es uns, diese nach den drei vorangehenden Sessionen doch sehr unersprießlich erscheinende Veranstaltung aus der Ferne selbst zu beobachten: Rynne II ist näher dran.

Die erste Synodenwoche bestand großenteils aus dem Vortrag der in Vorbereitungsgrup­pen erarbeiteten Ausgangsthesen – einigermaßen zum Verdruß von Leuten, sie sich hauptsächlich selbst gerne reden hören. Eine dieser Vorbereitungsgruppen hatte sich mit dem Thema Diakonat beschäftigt, und der Berichterstatter – kein Geringerer als Franziskus’ oberster Glaubensverwalter Fernández – konfrontierte das Plenum mit unerwarteten Botschaften. Im Zitat Rynnes:

Es begint ein Zitat

Wir wollen ganz klar mitteilen, daß aufgrund unserer bisherigen Untersu­chung, die auch die Arbeit der beiden von Papst Franziskus eingesetzten Kommissionen über ein Frauen-Diakonat einbezogen hat, das Dikasterium zu dem Urteil gekommen ist, daß es immer noch keinen Raum für eine positive Entscheidung des Lehramtes hinsichtlich des Zugangs von Frauen zu einem Diakonat gibt, das als ein Grad des Weihesakramentes zu verstehen wäre.Ende des Zitats

Rynne II selbst fährt dann kommentierend fort:

Es begint ein Zitat

Man könnte einwenden, daß dieses „Urteil“ noch eine kleine Möglichkeit für künftige Diskussionen dieses Themas offen läßt – wenn es von „bisherigen Untersuchungen“ und „noch keinen Raum“ spricht, aber der Bezug auf ein „Diakonat, das als ein Grad des Weihesakraments zu verstehen wäre“, scheint das auszuschließen. Denn wie Papst Johannes Paul II in Ordinatio Sacerdo­ta­lis abschließend gelehrt hat, hat die Kirche keine Autorität, Frauen die priesterliche Weihe zu erteilen“. Wenn aber, wie der Kardinal bekräftigt, das Priestertum ein Bestandteil des einen Weihesakramentes ist, dann ist, wie schon viele dargelegt haben, die Weihe von Frauen zum Diakonat und zum Bischofsamt, den beiden anderen Graden der heiligen Weihe, durch die Unmöglichkeit der Weihe von Frauen zum Priestertum ausgeschlossen.

Damit ist möglicherweise die Diskussion über die Frage nach einer Art des Diakonats für Frauen aufgeworfen, das nicht „als ein Grad des Weihesakra­ments zu verstehen wäre“. Es ist jedoch unwahrscheinlich, daß irgendeine Diskussion in dieser Richtung jene zufriedenstellen könnte, die die Diskus­sion über den Frauendiakonat angetrieben haben, denn das eigentliche Ziel dieser Diskussion schien doch immer darin zu bestehen, einen Spalt für die Weihe von Frauen zu Priestern und letztlich auch zu Bischöfen nach dem anglikanischen Vorbild zu öffnen. Und genau das war die Entwicklung, die den zunächst erfolgversprechend scheinenden anglikanisch-katholischen Dialog krachend auf Grund laufen ließ, indem es die gesamte Debatte über die Weiheämter durch die allgegenwärtige Verwendung des Begriffs „Ermäch­tigung“ in eine falsche Richtung lenkte.Ende des Zitats

Im Folgenden lenkt Rynne II den Blick darauf, daß der Bericht von Kardinal Fernández einen Tag nach einer feierlichen Diakonenweihe von 15 amerikanischen Seminaristen im Petersdom erfolgte. Das gibt ihm den Anlaß, die ganze Predigt von Erzbischof Sample zu diesem Anlaß zu dokumentieren. Diese Predigt, deren Lektüre sehr zu empfehlen ist, kreist im Wesentlichen um den Begriff des Dienstes und des Dienens, zu dem der Diakon aufgerufen ist, Dabei teilt der Bischof eine bemerkenswerte Überlegung hinsichtlich der beim Levitenamt im traditionellen Ritus üblichen Übernahme der Rolle des Diakons durch einen geweihten Priester mit:

Es begint ein Zitat

Dieses Dienstamt wird sich auch in eurem Priestertum fortsetzen. Deshalb ist es sehr weise von der Kirche, daß sie verlangt, daß Männer, die zum Priester­amt geweiht werden sollen, eine Zeit als Diakone amtieren: Um euch zu erin­nern, daß es zuerst und in erster Linie darum geht, zu dienen. Es geht um den Dienst am Volk Gottes und an Christus dem Herrn, und insoweit euer Dienst­amt sich bis ins Priestertum fortsetzt, werdet ihr immer Diakone bleiben. Früher hat bei einem feierlichen Hochamt ein Priester den Dienst des Dia­kons versehen, um daran zu erinnern, daß der Priester immer ein Diakon, ein Diener, bleibt. Ende des Zitats

Und wir können das durch die andere Beobachtung ergänzen, daß der Bischof beim feierlichen Pontifikalamt unter der Kasel des Zelebranten zusätzlich die Dalmatik des Diakons und die Tunicella des Subdiakons trug – ein „vorkonziliares“ Verständnis des dreigliedrigen Weiheamtes, nach dem sich der Bischof nur in der Vollmacht, nicht aber im Grad des Weiheamtes, von den Priestern unterscheidet.

Weiterhin dokumentiert Rynne II zum 4. Oktober einen Abschnitt aus dem Synoden­ta­gebuch des hier gelegentlich zitierten (oder auch kritisierten) amerikanischen Theologen Larry Chapp, dem wir eine interessante autobiographische Randbemerkung entnehmen:

Es begint ein Zitat

Ich selbst bin ein laisierter Diakon, der in seiner Jugend (inzwischen ist Chapp pensionierter Professor) kurz vor der Priesterweihe die Bremse gezogen hat, als mir klar wurde, daß ich irgendwann in der Zukunft lieber heiraten und eine Familie haben würde. Und doch saß ich bei den gestrigen Weihen nicht in irgendwelche Ressentiments vertieft entfremdet da, und ich dachte kein einzi­ges Mal: Wenn die Kirche sich doch von ihrer mittelalterlichen Fixierung aufs Zölibat befreien könnte, wäre ich auch bis zur Priesterweihe gekommen. Tatsächlich dachte ich eher in die entgegengesetzte Richtung und verspürte freudigen Stolz auf diese jungen Männer, die bereit waren, das aufzugeben, das nicht aufzugeben ich gewählt hatte.

Meine Frau ist Dr. der Theologie und leitet eine Abteilung an einem höheren Seminar. Auch sie war gestern von Glaubensfreude erfüllt und fühlte sich, wie ich ihnen versichern kann, keinen Moment lang von dem Ereignis als „patri­archalistische sakramentale Unterdrückung“ abgestoßen, weil keine Frauen geweiht wurden. Sie unterstützt die Lehre der Kirche in dieser Angelegenheit und empfand die Weihezeremonie daher nicht als einen schmerzhaften Schlag für ihre Taufwürde, sondern als den verschwenderischen Ausdruck einer göttlichen Großzügigkeit, die keine Grenzen kennt. Sie empfand Freu­de, Freude auch in dem Wissen, daß sie vielleicht eines Tages von einem dieser Männer die Sakramente empfangen würde…Ende des Zitats

Als drittes Dokument bringt Rynne II einen ebenfalls aus Anlaß der Diakonenweihe ge­schriebenen Beitrag von George Weigel über seinen ersten Besuch in St. Peter 1964 in der Pause zwischen zwei Sitzungsperioden des Konzils. Ihm war der Anlaß lebhaftes Zeug­nis dafür, daß es in der Kirche eben nicht so zugeht oder zumindest zugehen soll wie nach der von ihm so genannten „Cowboy-und-Indianer-Hermeneutik“, mit der die Welt­presse damals das Konzil begleitete und als einen Kampf zwischen guten Progressiven und bösen Traditionalisten darstellte.

Sein Wort zu Gottes Gehör.

Lesenswert ist auch Weigels Beitrag, und das nicht nur weil er davon spricht, daß die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils ihre autoritative Interpretation in der Lehre der beiden Konzilsteilnehmer und späteren Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. gefunden hätten.

Die bisher bei „First Things“ erschienenen Beiträge von Rynne II zur aktuellen Sitzungsperiode:

Letters from the Synod 2024-1
Letters from the Synod 2024-2
Letters from the Synod 2024-3

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