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Das gewollt Häßliche ist gewollt böse

18. Oktober 2024

1 Liturgie

Blick auf den Altar während der Messe
Verkündigungskapelle Prag

Um Wahrheit, Schönheit und das Gute steht es nicht gut in unseren Zeiten. Statt Wahrheit regiert „fake“ – und jeder Machthaber erklärt seine „fakes“ zur einzig anzunehmenden Wahrheit. Vom „Guten“ müsen wir nicht reden – das ist zusammen mit der Wahrheit dem Belieben anheimgestellt worden. Und die Schönheit ist weltlicher­seits ebenso wie in weiten Regionen der Kirche abgeschafft – es regieren Hässlichkeit, Grobheit und Brutalismus. Womit sich ein gutes Stück „Wahrheit“ freilich nur durch die Hintertür wieder einschleicht.

Da ist es überaus erfreulich, daß es mit dem „Liturgical Arts Journal“ ein Internet-Magazin gibt, das sich nicht wie un­ser­eins und Mitstreiter wie einst Sisyphos am Kampf gegen Verlogenheit in der Kirchenpolitik und Schlechtigkeit in der Theologie abarbeitet, sondern versucht, das Wahre und Gute von der Seite der Schönheit her sichtbar zu machen. Und davon gibt es auch heute noch im Raum der Kirche mehr, als Vielen bewußt ist – auch wenn der größere Teil davon aus früheren Zeiten überkommen ist und oft genug unter dem Angriff der Kräfte steht, die auch sonst das Wahre und Gute bekämpfen.

Gründer und „Chefredakteur“ des LAJ ist Shawn Tribe, der vor nunmehr fast 20 Jahren das New-Liturgical-Movement Magazin ins Netz gebracht hat, das heute mit guten Gründen als das inhaltsreichste und seriöseste Web-Magazin zur überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche angesehen wird. Nachdem er dieses Projekt gut ans Laufen gebracht hatte, übergab Shawn Tribe es in andere Hände, um sich seinerseits der Gründung einer Familie und Aufbau einer beruflichen Position zu widmen. Und kaum lief es da eini­ger­maßen so, wie er sich das wohl vorgestellt hatte, begann er 2017 mit dem Liturgical Arts Journal, das in Geist und Stil dem NLM-Magazine ähnlich ist und sich vorzugsweise einem Bereich widmet, der dort eher etwas unterrepräsentiert ist.

Blick auf den Altar während der Messe
Kapelle der Verkündigung: Raum über dem Altar

Beiträge zu zwei Themenbereichen, beide zu den Gebieten „Architektur“ und „Kirchenmalerei“, beein­drucken uns immer wieder ganz besonders. Im Bereich „The other Modern“ stellen Shaw und Mitarbeiter Kirchen oder Ausstattungen vor, die in der Zeit von den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bis etwa zur Mitte des 20. Jh. entstanden sind. Kunst, die auf der einen Seite unverkennbar zeitgenössisch und „modern“ ist, auf der anderen Seite aber auch tief in der Tradition verwurzelt und nicht modisch/säku­laristisch dem Zeitgeist huldigt, sondern ganz zur höheren Ehre Gottes und zur Erhe­ung des Geistes der Gläubigen geschaffen ist.

Der andere Themenbereich läuft unter der Kategorie „Before and after“ und präsentiert Vergleichsphotos von in Nordamarika offenbar häufiger anzutreffenden gelungenen „Rück-Renovierungen“ von Kirchenräumen. Großenteils handelt es sich dabei um Kir­chen aus dem 19. Jh., die nachkonziliar einer „Wreckovation“ unterzogen wurden, bei der Wandbemalungen entfernt, Ornamente abgeschlagen und Altäre in jeder Hinsicht profa­niert worden waren. Jetzt nutzt man vielfach die Gelegenheit ohnehin fälliger Renovie­run­gen, um ihr Erscheinungbild mehr oder weniger dem früheren Stand anzunähern oder ihnen jedenfalls eine traditionsnähere Form zu geben. Es gibt erstaunlich viele Beispiele - und stets ist man als Deutscher geneigt, die vermeintlich modernere Form auch für die jüngere zu halten. Von wegen!

Blick auf den Altar während der Messe
Links 1971 - rechts 2023

Teilweise kann das LAJ in dieser Kategorie auch auf Beispiele von Kirchen verweisen, die überhaupt erst in den 50er – 70er Jahren im damals verbreiteten Gara­gen­stil erbaut worden waren, die aber jetzt wieder so renoviert worden sind, daß sie zumindest im Inneren wieder als katholische Gotteshäuser erkennbar sind. Oft werden dazu Altäre, Kanzeln oder Kommunion­bänke aus älteren Kirchen verwandt, die im Zuge des in USA heftigen demographischen Wandels aufgegeben oder abgerissen worden sind. Altäre werden dabei in der Regel so umgebaut, daß sie zwar die Zelebration „ad populum“ zulassen, aber zumindest aus der Achse des Kirchenraums gesehen wie ein traditioneller Altar mit der Mensa vor Reredos oder Retabel wirken.Die Botschaft ist eindeutig: Der Bildersturm der Nachkriegsjahre ist nicht das letzte Wort.

Es ist sicher kein Zufall, daß die Kirchen und Pfarreien, die das LAJ in dieser Kategorie zeigt, in aller Regel schon vor der "Rück-Renovierung" ihrer Gotteshäuser um eine würdige Liturgie - oft unter Einbezug einer oder mehrerer Sonntagsmessen in der Überlieferten Liturgie, aufgefallen sind.

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