Una Voce Korrespondenz 2024 Nr. 3
24. OKTOBER 2024
Una Voce Korrespondenz 2024-3
Die soeben erschienene 3. Ausgabe der Una-Voce-Korrespondenz für das Jahr 2024 enthält als Schwerpunkt zwei Beiträge, die für die Besucher von Summorum-Pontificum von besonderen Interesse sein dürften: Kritische Überlegungen von Heinz-Lothar Barth zur „Allgemeinen Einführung in das neue Messbuch“ als konzentriertem Ausdruck der Reformberlegungen des Jahres 1979 und eine Abhandlung von Thore Stübner zur Geschichte und Funktion der geweihten und ungeweihten „Ministeria“ von den niederen Weiheämtern der frühchristlichen Zeit bis zu den „genderneutralen Beauftragungen“, die Paul VI. und Franziskus an deren Stelle setzen wollen.
Eine Besprechung von Sebastian Siegler stellt den soeben beim Lepanto-Verlag erschienenen spirituellen Reisebericht von Lothar C. Rillinger vor: „Auf der Suche nach dem Licht. Zeichen des Glaubens auf dem Weg von Aquilea nach Rom“. Dazu kommt ein außerordentlich schwergewichtiger Dokumentationsteil – unter anderem zum Brief der nigerianischen Bischöfe gegen Mißstände in der Liturgie und zum Aufruf der Initiative prominenter britischer Fürsprecher der überlieferten Liturgie - quasi einer „Neuauflage“ der Agatha-Christie-Initiative aus dem Jahr 1971. Den Abschluß bilden wie stets Miszellen zu aktuellen Gegenständen, darunter auch das skandalöse Interview von Andrea Grillo mit seiner unverholenen Forderung nach völligem Verbot der „alten Messe“.
Zu den beiden Hauptbeiträgen. Die „Allgemeine Einführung in das römische Messbuch“ des Novus Ordo wird vielfach als ein sehr spezieller Gegenstand betrachtet, der vielleicht für Zelebranten und Liturgieausschüsse von Interesse ist, aber der Öffentlichkeit wenig zu sagen hat. Diese Ansicht ist nicht völlig unzutreffend – aber Heinz-Lothar Barth betrachtet das Dokument eben nicht nur von seiner praktischen Seite her, sondern findet darin auch einen „roten Faden“, die viele Einzelaspekte der neugeschaffenen Liturgie Pauls VI. Zusammenbindet und damit wesentlich zum Verständnis der ganzen Sache beitragen kann. Und es wäre kein Artikel von H.- L. Barth, wenn sich die Abhandlung auf eine isolierte Herauspräparierung des roten Fadens beschränkte: Im Hintergrund wird das ganze Panorama des Unternehmens Liturgiereform sichtbar gemacht, so daß man den Beitrag auch als eine (mit 30 Seiten relativ kurzgefasste) Darstellung der Hauptmotive dieser „Reform“ lesen kann, die in Wirklichkeit auf „Revolution“ aus war und der Kirche keinen erkennbaren Gewinn, aber unermeßliche Schäden eingebracht hat.
Der zweite Hauptbeitrag von Thore Stübner bietet eine Einführung in das zu Unrecht auch bei Freunden der überlieferten Lehre und Liturgie wenig beachtete Thema der „Ordinate et Ordines“, die den nicht-geweihten Dienern des Altares in der Messliturgie, aber auch in anderen Bereichen des allgemeinen „Kirchendienstes“ zukommen. Stübner selbst ist Kantor und Schola-Leiter und weitet den Blick auch auf diese sonst weniger beachteten Bereiche des liturgischen Dienstes aus. Den Hauptteil seines Beitrages bildet eine lesenswerte Einführung in die Geschichte der „niederen Weihen“, die bis weit ins 3. Jahrhundert zurückreicht. Diakone und Priester/Bischöfe – letztere werden in der Frühzeit nicht eindeutig unterschieden – bilden den mit sakramentaler Weihe ausgestatteten Priesterstand der Kirche, nachgebildet dem aaronitischen Priestertum und dem Levirat Israels. Die ihnen vorgelagerten Dienstämter sind nicht durch das Sakrament der Weihe aus dem Volk Gottes hervorgehoben, sondern erhalten aus den Segnungen (Sakramentalien) ihrer jeweiligen Beauftragungen besondere Gnade, den an sie gestellten Anforderungen gerecht werden zu können.
Nachdem diese weitgehend praktisch verstandenen Anforderungen im Zug der historischen Entwicklung teils ihren Charakter verändert hatten und teilweise weggefallen waren, wurde das Verständnis dieser Weihestufen spirituell umgedeutet oder, wie vielleicht richtiger zu sagen wäre, erweitert. Sie markierten nun auf sinnfällige Weise Wachstums- und Entwicklungsstufen des geistigen Lebens der zukünftigen Priester und sollten die Seminaristen auf diesem Weg begleiten und unterstützen.
Mit der Abschaffung der Stufen vor dem Diakonat und der Beschränkung des Klerikerstandes auf Diakone und Priester unter Paul VI. Ist diese geistige Dimension der Ausbildungszeit weitgehend verloren gegangen und wurde durch eine funktionalistische Betrachtungsweise ersetzt. Diese spirituelle Dimension zumindest teilweise zurückzugewinnen, ist eines der Anliegen des Autors, das zweifellos größere Beachtung und zukünftige Vertiefung verdient.
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