Populus Summorum Pontificum 2024
28. OKTOBER 2024
Kardinal Müller beim Einzug in die Peterskirche
Auch in diesem Herbst fand wieder am letzten Wochenende im Oktober die traditionelle Wallfahrt des Populus Summorum Pontificum nach Rom statt. Zum 13. Mal in diesem Jahr – und einem bemerkenswerten Kontrast zum zeitgleich stattfindenden Abschlußmeeting der Synodensynode, die freilich von Franziskus nicht für abgeschlossen erklärt, sondern zu einer Art Dauerveranstaltung erklärt wurde.
Das Programm der Wallfahrt war gegenüber dem Vorjahr noch einmal leicht eingeschränkt, da die für die Basilika der Heiligen Celsus und Julian geplanten Gottesdienste wegen kurzfristig anberaumter „unvorhergesehener Reparaturarbeiten“ abgesagt werden mußten. Gottesdienstliches Zentrum der Wallfahrtstage waren die Eröffnungsvesper am Freitag Abend mit Bischof Marian Eleganti als Offizianten und die feierliche Eucharistische Anbetung am Samstag in der Peterskirche mit einer Predigt von Kardinal Müller. Stärkste öffentliche Aufmerksamkeit fanden ein Rosenkranzgebet vor der Celsus et Julianus-Basilika, bei dem die Fahnen von 95 Ländern gezeigt wurden, in denen gegenwärtig hl. Messen nach dem seit anderthalb Jahrtausenden bestehenden Ritus der „Göttlichen Liturgie des hl. Gregor“ gefeiert werden, sowie die daran anschließende Prozession zu St.. Peter, deren Teilnehmerzahl auf über 1000 Personen geschätzt wurde. Einen ersten Bildbericht dazu gibt es auf LifeSiteNews.
Vor der eigentlichen Anbetungs- und Segensliturgie in der Peterskirche hielt S.E. Gerhard Kardinal Müller eine Predigt, die derzeit noch nicht im Originaltext zugänglich ist. Wir übersetzen daher hier das Referat der Predigt, wie es Edward Pentin am Samstagabend auf National Catholic Register veröffentlicht hat.
Kardinal Müller begann seine Predigt mit dem Hinweis darauf, dass Papst Benedikt XVI. mehrfach darauf hingewiesen habe, wie wichtig es sei, zwischen Glaube und Ideologie zu unterscheiden.
Das Christentum, so der Kardinal, bringt „Wahrheit und Freiheit, Liebe und Leben“ und betont „die universelle Einheit aller Völker in der Liebe Christi“. Es ist keine abstrakte Theorie, sondern eine „Beziehung zu einer Person, der uns mit seiner Gnade ermöglicht, am Göttlichen Leben teilzuhaben.“
„Das ist der Grund, dass wir alle unsere Hoffnung auf ihn setzen können, im Leben wie im Tode. Der Sohn Gottes ist der einzige Erlöser der Welt, weil nur Gott in seiner Allmacht uns von Leiden, Sünde und Tod erlösen kann“, fügte er hinzu. „Kein Mensch, so genial er auch sei, kann uns alleine oder auch mit den vereinten Kräften der Fähigkeiten aller Menschen kann uns aus dem Abgrund der Endlichkeit herausziehen.“
Demgegenüber warnte Kardinal Müller vor der „existentiellen Versuchung“, unser Vertrauen auf Menschen statt auf Gott zu setzen, und fügte hinzu: „aufgrund der Säkularisierung glauben viele, dass man leben könne, als ob es keinen Gott gäbe“. Das führe zur Anbetung der „falschen Götter des Geldes, der Macht und der Begierden“ führte er weiter aus, und erinnerte daran, dass „alle atheistischen Ideologien unserer Zeit zusammen mit ihren selbst-erklärten Führern die Welt nur immer tiefer ins Unglück gestürzt haben.“
Als Beispiele nannte er die faschistischen und kommunistischen Regimes der Vergangenheit und ebenso den „kapitalistischen Konsumgeist und die Ideologien des Genderismus und des Transhumanismus“, die sämtlich „die Welt in eine Wüste des Nihilismus verwandelt haben“.
Das 20. Jahrhundert war voller Diktatoren und Ungeheuer, die ohne jede Rücksicht auf des Geschick von Millionen Menschen der Welt ihren Willen aufzwingen wollten. Sie glaubten, mit ihren Ideologien die Welt retten zu können und daß der neue Mensch nach ihrem Bild und Gleichnis ‚geschaffen‘ und in ihrem Geist ‚gesegnet‘ werden müsse.
„Auch heute erleben wir, wie Terroristen, Ausbeuter und skrupellose Machtpolitiker Haß und Gewalttat als Mittel zu einer besseren Welt der Zukunft propagieren. Die heutigen Supermächte betreiben gnadenlose Geopolitik ohne jede Rücksicht auf das Leben und die Würde von Kindern ebenso wie von Erwachsenen.“ Aber Gott „offenbart seine Macht gerade darin, dass er nicht andere für seine Eigenen Absichten opfert, wie das die Herren der Welt tun, sondern darin, dass er sich selbst dahingibt in seinem Sohn, der aus Liebe unser sterbliches Fleisch angenommen hat.“
Deshalb ist das Christentum im Gegensatz zu den „tödlichen Ideologien, die die Menschen mit Ihrer Propaganda verführen, die Religion der Wahrheit und Freiheit, der Liebe und des Lebens,“ und die Liebe, die Gott „uns allen im Überfluß zukommen läßt, führt zur Nächstenliebe gegenüber den Anderen und bringt die Erfüllung des menschlichen Seins“. Kardinal Müller hob die „großartigen Zeugnisse“, die eine „Synthese von Glaube und Vernunft“ repräsentieren und so auf der Grundlage der Inkarnation eine Einheit zwischen dem Dienst an Gott und der Verantwortung für die Welt darstellen. „Vom Christentum geht eine allumfassende Humanisierung der Welt aus, und die Christen sind dazu aufgerufen, in Worten und Werken zum Frieden zwischen den Völkern beizutragen“, betonte er.
Der Kardinal beschloss seine Predigt mit dem Aufruf-an die Zuhörer, „das Haus ihres Lebens nicht auf menschengemachte Ideologien zu bauen, sondern auf den Felsen persönlicher Freundschaft mit Christus in den göttlichen Tugenden – Glaube, Hoffnung und Liebe – um dann mit dem hl. Paulus sagen zu können: ‚Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.‘“ (Galater 2, 20) pontificum) veröffentlicht hat.
Soweit Edward Pentins Zusammenfassung der Predigt Kardinal Müllers, die man sehr wohl als Widerrede zu den Zeitgeistigkeiten in der Synodenaula verstehen kann. Der volle Text, jedoch als inoffizielle Arbeitsübersetzung, ist inzwischen bei kath.net erschienen.
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