Absurd: Franziskus „exkommuniziert“ seine Gegner und missbraucht damit seine päpstliche Macht.
Von P. Joachim Heimerl von Heimthal
26. November 2024
Heinrich IV - politisch exkommuniziert
Darf der Papst seine Gegner exkommunizieren? Sollten Sie diese Frage jetzt mit selbstverständlichem Kopfnicken beantworten, möchte ich Ihnen sagen: Nein, er darf es natürlich nicht, und er darf es schon gar nicht einfach so, um sich missliebige Kritiker vom Halse zu schaffen.
Vermutlich werden Sie nun einwenden, der Papst habe als Nachfolger des Heiligen Petrus von Christus die Binde- und Lösegewalt empfangen, und könne sie gebrauchen, wie es ihm gefällt.
Doch auch das ist ein Irrtum, denn Petrus hat diese Gewalt zuvorderst als positive und eben nicht als negative Gewalt erhalten; sie ist, anders gesagt, immer Teil seines Auftrags, die Herde Christi zu weiden, und dient keineswegs dazu, jemand aus dieser Herde „auszuschließen“. Dies übrigens schon gar nicht, wenn keine Apostasie vorliegt, also kein Abfall vom Glauben an Christus, oder - und dies wäre eine weitere Möglichkeit, die sich biblisch begründen ließe - kein schwerer Fall von Unzucht oder von Blutschande (vgl. 1 Kor. 5, 5).
Doch auch dagegen gibt es einen Einwand, nämlich den, der eine oder andere habe sich ja selber von der Herde Christi getrennt, er habe zum Beispiel ein Schisma hervorgerufen, etwa dadurch, dass er behauptet habe, Franziskus sei nicht der legitime Papst. Deshalb würde derjenige nicht mehr zur Gemeinschaft der Kirche gehören, und der Papst selbst stelle dies mit der Verhängung der Exkommunikation lediglich fest.
Aber auch hier würde ich vorsichtig sein, denn NIEMAND, der den Glauben der Kirche teilt, kann sich zugleich von ihr trennen, auch nicht durch die bloße Meinung (nichts anderes ist es) , Franziskus sein nicht der legitime Papst. Stattdessen steht diese Meinung jedermann frei, und Franziskus ist nicht der erste Papst, der sich - berechtigt oder nicht - einer solchen Meinung stellen muss.
Anders ausgedrückt: Die Legitimität eines einzelnen Papstes in Frage zu stellen, ist selbstverständlich KEINE Form der Apostasie, KEINE Häresie und auch KEIN Schisma. Dies bestünde stattdessen allenfalls dann, wenn jemand die Autorität des Papsttums insgesamt verleugnet, was die innerkirchlichen Kritiker des gegenwärtigen Papstes jedoch überhaupt nicht tun. Im Gegenteil: Sie bekennen sich alle uneingeschränkt zum katholischen Glauben. Die heterodoxen Lehren des gegenwärtigen Papstes weisen sie aber - zurecht - zurück und stellen darüber hinaus Anfragen an die Legitimität seines Pontifikats, was zwar nicht schön, aber gewiss kein „Verbrechen“ ist, wie man in Rom so gern behauptet.
Kurzum: Eine „Exkommunikation“ rechtfertigt dies nicht und dies gewiss umso weniger, wenn man bedenkt, dass Franziskus selbst weit davon entfernt ist, durchaus berechtigte Exkommunikationen zu vollziehen. Stattdessen erhebt er offensichtliche Häretiker in hohe Ämter und ehrt sie nicht selten mit der Kardinalswürde. Das veritable Schisma der deutschen Bischöfe hat er wohlwollend sogar ganz übersehen.
Schon daran erkennt man, dass die Exkommunikation kein geistliches, sondern ein rein politisches Mittel dieses Papstes ist, das er nach seinem Gutdünken gebraucht. - Leider haben dies die Päpste allerdings schon immer getan, und damit aus der Exkommunikation letztendlich einen „running gag“ gemacht.
Das verhält sich bei Franziskus genauso, der mit den Exkommunikationen seiner Kritiker letztlich nur all jene bestätigt, die ihn als lächerlichen „Diktator“ auf dem Stuhle Petri sehen, als einen, der noch immer den obsoleten Traum der Päpste träumt, nämlich den Traum von grenzenloser Macht.
Dieser Traum ließ viele Päpste zum Mittel der Exkommunikation greifen, und dies meist unter Missbrauch ihrer geistlichen Autorität. Das berühmteste Beispiel dafür ist Gregor VII., der 1076 König Heinrich IV. exkommunizierte.
Auch dabei ging es um die Legitimität des Papstes und insbesondere darum, dass sich Gregor gegen Heinrich behaupten wollte. Es ging darum, die Macht des Papstes über die des (künftigen) Römischen Kaisers zu stellen, und das klappte wenigstens dieses eine und einzige Mal: Heinrich IV. tat 1077 in Canossa öffentlich Buße, und Gregor löste ihn dafür zähneknirschend vom Bann.
Im Laufe des Hochmittelalters wandten die Päpste diese Praxis immer öfter an, allerdings mit immer weniger Erfolg. Rasch wurde die Exkommunikation zum stumpfen Schwert, das niemand mehr scheute, und die Päpste zur Witzfigur degradierte. Kaum ein König blieb von ihrem Bann verschont und kaum einer scherte sich darum.
Heute ist das nicht anders, und allenfalls Hyperpapalisten nehmen die willkürlichen Strafaktionen unter Franziskus tatsächlich ernst. Für alle Anderen sind sie dagegen höchstens noch wie eine Wette auf der Pferderennbahn.
Inzwischen braucht man die Legitimität von Franziskus nicht einmal mehr zu bezweifeln, um von ihm ausgiebig bestraft zu werden. Es genügt schon, den Glauben der Kirche (und nicht den privaten Glauben des Papstes) zu bekennen, um sich eine entsprechende Sanktion zuzuziehen. Das kann die „Entfernung“ aus dem Bischofs- und Priesteramt bedeuten und /oder eben die Exkommunikation. Beispiele dafür gäbe es genug, und mittlerweile ist man geneigt, die Betroffenen als Propheten anzusehen, die wie alle Propheten Verfolgung leiden, oder als unblutige Märtyrer.
Es ist ein Paradox, aber unter Franziskus ist die „Exkommunikation“ inzwischen zu etwas wie einem Gütesiegel für aufrechte Katholiken geworden. Erzbischof Viganò bezeichnete zum Beispiel die seine als „Ehre“ und rief damit keinerlei Widerspruch hervor, dafür aber nur allzu beredtes Schweigen.
Aber wie dem auch sei: Gläubige Menschen zu „exkommunizieren“ war schon immer eine absurde Idee, und um dies zu erkennen, brauchte es wohl ein absurdes Pontifikat.
Vermutlich werden Sie nun denken, ich werde sicher der Nächste sein, den der Bannstrahl dieses Papstes trifft. Doch seien sie versichert, darum geht es nicht. Wenn Franziskus noch lange Papst ist, wird es eines Tages nämlich nur noch darum gehen, wen er noch nicht exkommuniziert hat, und vor diesen Leuten würde ich mich an Ihrer Stelle hüten - erst recht, wenn es sich dabei um „Kardinäle“ handelt.
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